"Coaching U" mit Meister: Der Einfluss des "Spielbeschleunigers"

Sieben männliche deutsche U-Nationalmannschaften sind für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Start, von der U 15 bis zur U 21. Sobald sie an einer WM oder EM teilnehmen, rücken sie in den Fokus. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Welche Aufgaben übernehmen die U-Trainer neben den Lehrgängen mit den Mannschaften? Und wie entwickeln sie den deutschen Nachwuchsfußball dabei weiter? Die Antwort gibt "Coachin' U" - ein monatlicher Blog, von Trainern für Fans. Heute mit Marc-Patrick Meister, Cheftrainer U 15-Nationalmannschaft.

Die tägliche Zusammenarbeit und der Austausch mit meinen Trainer-Kollegen in den Leistungszentren zeigen mir, dass wir regelmäßig an denselben Themen arbeiten. Während wir die Maßnahmen unserer U 15-Nationalmannschaft dafür nutzen, unsere Spieler mit Elementen des Fußballs wie Defensivlust, Präzision, Intensität oder eben auch Dynamik zu konfrontieren, passiert dies ebenfalls in der täglichen Arbeit in den Vereinen. Nicht nur in den Lizenzvereinen, sondern genauso in den Amateurvereinen. Die U-Nationalspieler erfahren in den DFB-Lehrgängen ein neues Niveau, gemessen an der Spielschnelligkeit, der Aktionsdichte im Angreifen und Verteidigen und im Wettkampf mit anderen Nationen. Auf diesem Niveau merken sie dann, wo sie Entwicklungspotenzial haben. Dazu tauschen wir uns dann intensiv mit den Vereinstrainern aus.

Oft landen wir in unseren Gesprächen dann beim Begriff "Dynamik", der uns allen sehr wichtig ist: Jeder erfreut sich an der Schnelligkeit des modernen Fußballs, alle warten auf Überraschungsmomente, die häufig zu Torabschlussaktionen führen. Doch was bedeutet Dynamik eigentlich? Ich sage gerne "Spielbeschleuniger" dazu, die mit und ohne Ball möglich und wichtig für unser Spiel sind. Damit ist nicht nur die motorische Schnelligkeit, also das "Losrennen" gemeint, - sondern auch andere Dinge. Wie schaffen es die Spieler, Dynamik auszulösen, das Spiel zu beschleunigen? Was benötigen sie, damit Dynamik auf dem Fußballplatz entsteht und im besten Falle bis zum gegnerischen Tor führt? Und natürlich: Wie können wir diesen wichtigen Themenkomplex auf dem Fußballplatz vermitteln?

Wichtig ist mir bei solch übergeordneten Schwerpunkten die Meinung meiner Altersspezialisten, die in ganz Deutschland jeden Tag mit Spielern trainieren. Im Rahmen von Vereinsbesuchen u.a. beim FC Bayern München oder bei Union Berlin, aber auch beim aktuellen Lehrgang der neuen A+ Lizenz, der mit tollen Fachleuten besetzt ist, durfte ich den "Spielbeschleuniger" bereits thematisieren. Genauer: Wir haben es diskutiert. Und uns schließlich auf die zentralen Punkte festgelegt, die wir Trainer im Hinterkopf haben müssen, wenn es um unsere Spieler und die Dynamik geht.

Wahrnehmen - Entscheiden - Umsetzen

Grundsätzlich kann jede Aktion im Fußball in drei Phasen unterteilt werden: Wahrnehmen - Entscheiden - Umsetzen. Dieses Spielkompetenzmodel hilft uns dabei, Aktionen zu strukturieren und zu analysieren, wo Stärken und Potenziale des Spielers liegen. Wir sind uns einig, dass spielentscheidende Momente im Fußball regelmäßig Situationen sind, in denen es eng zugeht: wenig Raum, wenig Zeit, viele Beine. Umso besser sich der Spieler in seiner unmittelbaren Umgebung orientiert, desto leichter wird er klare, offensive und schnelle Lösungen finden.

Oft entstehen Torchancen, indem der Ball direkt zum gut positionierten Mitspieler weitergeleitet wird, ohne dass der Gegner in den Zweikampf kommt. "Wie hat er diesen Spieler nur gesehen?", fragt man sich. Die Lösung: Indem er sich kurz vor dem Weiterleiten des Balles umgesehen hat. Ein zweiter Aspekt, mindestens genauso wichtig: die Komponente Mut. Wir alle wünschen uns mutige Spieler, denn ohne das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten gibt es den torgefährlichen Pass nur selten. Wir stellen fest, dass wir noch zu oft und ohne Not nach hinten spielen, um den Ballbesitz zu sichern, anstatt nach vorne, um anzugreifen.

Deshalb ist es unsere Aufgabe, im Dialog mit unseren Talenten bessere Möglichkeiten herauszuarbeiten, um sich dann zu trauen, diese kreativen und oft risikobehafteten Entscheidungen zu treffen, mit denen nur wenige rechnen. Wir brauchen selbstbewusste Spieler, die wissen: "Ich kann Spielbeschleuniger sein" und dies auch ausstrahlen. Zum Beispiel auf den Rückpass verzichten, sich für den Sohlenzieher entscheiden und dann unseren tief positionierten Stürmer in Szene setzen.

Weiterentwicklung im Austausch mit Spielern

Nehmen wir die Orientierungsfähigkeit und den Mut unserer Spieler als Basis, so schließen hier die Dinge an, die man auf dem Fußballplatz sehen bzw. hören kann: koordinative Fähigkeiten, wie z.B. die Schnelligkeit und die Technik am Ball, die wir gerne "Kreativität" nennen. Gruppentaktische Elemente, wie z.B. Timing und gegenseitiger Support sowie unterschiedliche Arten der Kommunikation, ohne die es nur selten funktioniert. Mittlerweile ist klar, dass man neben den "engen" Spielsituationen auch langsame, scheinbar kontrollierbare Spielsituationen mit und ohne Ball beschleunigen und so komplett verändern kann - und muss! Der auf die Ballaktion abgestimmte Sprint in die gegnerische Abwehrreihe kann den Gegner genauso überraschen und überfordern wie der Pass, durch den mehrere Gegenspieler überspielt werden und eine völlig neue Situation entsteht. Was es dazu braucht? Natürlich Spieler, die mit Überzeugung und hoher Flexibilität Finten beherrschen, mit denen sie in Sekunden die Spielrichtung ändern und dorthin spielen können. So entstehen in neuen Räumen neue Zahlenverhältnisse an Spielern, womit wir gegnerische Teams "stressen" wollen. Die Herausforderung für uns Trainer? Nicht selten ist es so, dass der Spieler auf dem Platz die Situation ganz anders wahrnimmt als der außen positionierte Coach. Deshalb kann die Weiterentwicklung nur gemeinsam mit den Spielern im Austausch passieren.

Kann man das Thema des "Spielbeschleunigers" in wenigen Sätzen zusammenfassen? Ein Versuch: Nicht alle Spieler sind dazu in der Lage, eine Spielsituation blitzschnell zu verändern. Die Spieler, die es können, sich aber noch zu selten trauen, wollen wir erreichen, stärken und gemeinsam auf ein neues Niveau bringen. Wir wollen sie im Training an ihr großes Repertoire an Finten und Täuschungen erinnern, die sie als Kind eifrig trainiert und weswegen sie angefangen haben, sich für Fußball zu begeistern. Spielentscheidend, unberechenbar und torgefährlich sein - das sind die Merkmale, die das Fußballspielen mit und ohne Ball ausmacht! Hierbei unsere Spieler zu bestärken, das ist zentrale Aufgabe von uns Trainern. Zusammenfassend basieren Spielbeschleuniger auf guter Orientierung (ständige Beobachtung der eigenen Umgebung), Mut (Fehler erlauben, Selbstvertrauen geben, zu offensiven Lösungen animieren) und Basiselementen (koordinative Fähigkeiten, die "Technik am Ball", die auch gestandene Profis täglich üben und anwenden müssen).

[dfb]

Sieben männliche deutsche U-Nationalmannschaften sind für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Start, von der U 15 bis zur U 21. Sobald sie an einer WM oder EM teilnehmen, rücken sie in den Fokus. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Welche Aufgaben übernehmen die U-Trainer neben den Lehrgängen mit den Mannschaften? Und wie entwickeln sie den deutschen Nachwuchsfußball dabei weiter? Die Antwort gibt "Coachin' U" - ein monatlicher Blog, von Trainern für Fans. Heute mit Marc-Patrick Meister, Cheftrainer U 15-Nationalmannschaft.

Die tägliche Zusammenarbeit und der Austausch mit meinen Trainer-Kollegen in den Leistungszentren zeigen mir, dass wir regelmäßig an denselben Themen arbeiten. Während wir die Maßnahmen unserer U 15-Nationalmannschaft dafür nutzen, unsere Spieler mit Elementen des Fußballs wie Defensivlust, Präzision, Intensität oder eben auch Dynamik zu konfrontieren, passiert dies ebenfalls in der täglichen Arbeit in den Vereinen. Nicht nur in den Lizenzvereinen, sondern genauso in den Amateurvereinen. Die U-Nationalspieler erfahren in den DFB-Lehrgängen ein neues Niveau, gemessen an der Spielschnelligkeit, der Aktionsdichte im Angreifen und Verteidigen und im Wettkampf mit anderen Nationen. Auf diesem Niveau merken sie dann, wo sie Entwicklungspotenzial haben. Dazu tauschen wir uns dann intensiv mit den Vereinstrainern aus.

Oft landen wir in unseren Gesprächen dann beim Begriff "Dynamik", der uns allen sehr wichtig ist: Jeder erfreut sich an der Schnelligkeit des modernen Fußballs, alle warten auf Überraschungsmomente, die häufig zu Torabschlussaktionen führen. Doch was bedeutet Dynamik eigentlich? Ich sage gerne "Spielbeschleuniger" dazu, die mit und ohne Ball möglich und wichtig für unser Spiel sind. Damit ist nicht nur die motorische Schnelligkeit, also das "Losrennen" gemeint, - sondern auch andere Dinge. Wie schaffen es die Spieler, Dynamik auszulösen, das Spiel zu beschleunigen? Was benötigen sie, damit Dynamik auf dem Fußballplatz entsteht und im besten Falle bis zum gegnerischen Tor führt? Und natürlich: Wie können wir diesen wichtigen Themenkomplex auf dem Fußballplatz vermitteln?

Wichtig ist mir bei solch übergeordneten Schwerpunkten die Meinung meiner Altersspezialisten, die in ganz Deutschland jeden Tag mit Spielern trainieren. Im Rahmen von Vereinsbesuchen u.a. beim FC Bayern München oder bei Union Berlin, aber auch beim aktuellen Lehrgang der neuen A+ Lizenz, der mit tollen Fachleuten besetzt ist, durfte ich den "Spielbeschleuniger" bereits thematisieren. Genauer: Wir haben es diskutiert. Und uns schließlich auf die zentralen Punkte festgelegt, die wir Trainer im Hinterkopf haben müssen, wenn es um unsere Spieler und die Dynamik geht.

Wahrnehmen - Entscheiden - Umsetzen

Grundsätzlich kann jede Aktion im Fußball in drei Phasen unterteilt werden: Wahrnehmen - Entscheiden - Umsetzen. Dieses Spielkompetenzmodel hilft uns dabei, Aktionen zu strukturieren und zu analysieren, wo Stärken und Potenziale des Spielers liegen. Wir sind uns einig, dass spielentscheidende Momente im Fußball regelmäßig Situationen sind, in denen es eng zugeht: wenig Raum, wenig Zeit, viele Beine. Umso besser sich der Spieler in seiner unmittelbaren Umgebung orientiert, desto leichter wird er klare, offensive und schnelle Lösungen finden.

Oft entstehen Torchancen, indem der Ball direkt zum gut positionierten Mitspieler weitergeleitet wird, ohne dass der Gegner in den Zweikampf kommt. "Wie hat er diesen Spieler nur gesehen?", fragt man sich. Die Lösung: Indem er sich kurz vor dem Weiterleiten des Balles umgesehen hat. Ein zweiter Aspekt, mindestens genauso wichtig: die Komponente Mut. Wir alle wünschen uns mutige Spieler, denn ohne das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten gibt es den torgefährlichen Pass nur selten. Wir stellen fest, dass wir noch zu oft und ohne Not nach hinten spielen, um den Ballbesitz zu sichern, anstatt nach vorne, um anzugreifen.

Deshalb ist es unsere Aufgabe, im Dialog mit unseren Talenten bessere Möglichkeiten herauszuarbeiten, um sich dann zu trauen, diese kreativen und oft risikobehafteten Entscheidungen zu treffen, mit denen nur wenige rechnen. Wir brauchen selbstbewusste Spieler, die wissen: "Ich kann Spielbeschleuniger sein" und dies auch ausstrahlen. Zum Beispiel auf den Rückpass verzichten, sich für den Sohlenzieher entscheiden und dann unseren tief positionierten Stürmer in Szene setzen.

Weiterentwicklung im Austausch mit Spielern

Nehmen wir die Orientierungsfähigkeit und den Mut unserer Spieler als Basis, so schließen hier die Dinge an, die man auf dem Fußballplatz sehen bzw. hören kann: koordinative Fähigkeiten, wie z.B. die Schnelligkeit und die Technik am Ball, die wir gerne "Kreativität" nennen. Gruppentaktische Elemente, wie z.B. Timing und gegenseitiger Support sowie unterschiedliche Arten der Kommunikation, ohne die es nur selten funktioniert. Mittlerweile ist klar, dass man neben den "engen" Spielsituationen auch langsame, scheinbar kontrollierbare Spielsituationen mit und ohne Ball beschleunigen und so komplett verändern kann - und muss! Der auf die Ballaktion abgestimmte Sprint in die gegnerische Abwehrreihe kann den Gegner genauso überraschen und überfordern wie der Pass, durch den mehrere Gegenspieler überspielt werden und eine völlig neue Situation entsteht. Was es dazu braucht? Natürlich Spieler, die mit Überzeugung und hoher Flexibilität Finten beherrschen, mit denen sie in Sekunden die Spielrichtung ändern und dorthin spielen können. So entstehen in neuen Räumen neue Zahlenverhältnisse an Spielern, womit wir gegnerische Teams "stressen" wollen. Die Herausforderung für uns Trainer? Nicht selten ist es so, dass der Spieler auf dem Platz die Situation ganz anders wahrnimmt als der außen positionierte Coach. Deshalb kann die Weiterentwicklung nur gemeinsam mit den Spielern im Austausch passieren.

Kann man das Thema des "Spielbeschleunigers" in wenigen Sätzen zusammenfassen? Ein Versuch: Nicht alle Spieler sind dazu in der Lage, eine Spielsituation blitzschnell zu verändern. Die Spieler, die es können, sich aber noch zu selten trauen, wollen wir erreichen, stärken und gemeinsam auf ein neues Niveau bringen. Wir wollen sie im Training an ihr großes Repertoire an Finten und Täuschungen erinnern, die sie als Kind eifrig trainiert und weswegen sie angefangen haben, sich für Fußball zu begeistern. Spielentscheidend, unberechenbar und torgefährlich sein - das sind die Merkmale, die das Fußballspielen mit und ohne Ball ausmacht! Hierbei unsere Spieler zu bestärken, das ist zentrale Aufgabe von uns Trainern. Zusammenfassend basieren Spielbeschleuniger auf guter Orientierung (ständige Beobachtung der eigenen Umgebung), Mut (Fehler erlauben, Selbstvertrauen geben, zu offensiven Lösungen animieren) und Basiselementen (koordinative Fähigkeiten, die "Technik am Ball", die auch gestandene Profis täglich üben und anwenden müssen).

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