So begegnen Sie Konflikten

In nahezu jedem Mannschaftsgefüge entstehen immer wieder mal Situationen, in denen Trainer durch störendes und undiszipliniertes Verhalten der Kinder irritiert werden. Solche Momente können durchaus anstrengend und verzwickt sein – für den Trainer, weil es an den Nerven zehrt, für die anderen Spieler, weil sie Gefahr laufen, sich davon ablenken zu lassen.

Um mit der Situation angemessen umzugehen, kann es helfen, die eigene Wahrnehmung und Bewertung möglichst klar zu benennen. Denn: Beobachtung setzt sich aus Wahrnehmung (z. B. ein Kind hört nicht zu) und der Bewertung der Wahrnehmung („Das stört mich!“) zusammen.

Was ein Mensch wahrnimmt, geschieht zumeist vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen. So kommt es dazu, dass verschiedene Trainer das gleiche Ereignis unterschiedlich wahrnehmen können. Wahrnehmungen sind deshalb niemals objektiv! Ob gewollt oder ungewollt: Wir bewerten das Verhalten genauso wie die sportlichen Leistungen der Kinder als erwünscht bzw. unerwünscht. Manchmal geschieht es sogar, dass sie in eine ‘Schublade’ gesteckt werden (Etikettierung): „Sascha ist eben schüchtern!“, oder „Ben ist beim Spiel immer nervös!“ Das hilft den Kindern aber nicht, ihr Verhalten zu verändern – im Gegenteil: Je größer die Erwartungshaltung eines Trainers ist, dass z. B. Ben „immer nervös“ ist, desto wahrscheinlicher wird Ben auch das erwartete Verhalten an den Tag legen, unabhängig davon, ob das als positiv oder negativ eingeschätzt wird (Sich-selbst-erfüllende-Prophezeiung).

  • Wie erkläre ich mir das Verhalten des Kindes? Was möchte es möglicherweise erreichen?
  • Wie bewerte ich dieses Verhalten?
  • Was fühle ich dabei? Wie geht es mir dabei? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, sollte eine pädagogische Maßnahme auf den Plan gerufen werden!

Bewusstes Reflektieren der eigenen Wahrnehmung und Bewertung kann helfen! So können Trainer erkennen, wie sie durch ihre Reaktion auf bestimmte Ereignisse dazu beitragen, dass eine Situation zum Konflikt wird. Ein offener Umgang mit Wahrnehmung und Bewertung gegenüber den Kindern öffnet das Thema für unterschiedliche Bewertungsformen – und das kann die Kinder durchaus schon entlasten.


Was kann der Trainer tun?

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  • Positive Fähigkeiten auffälliger Kinder wahrnehmen!

  • An Regeln und Erwartungen appellieren!

  • Das Verhalten aus mehreren Blickwinkeln betrachten!

  • Vorschnelle Schuldzuschreibungen vermeiden!


Regeln geben Sicherheit

Um die Erwartungen an das Verhalten der Kinder klarzustellen, sollten Trainer Grenzen setzen. Absprachen und Regeln geben der Mannschaft eine Struktur, die allen Beteiligten Sicherheit vermittelt. Für Kinder ist die Berechenbarkeit von Situationen (auf A folgt B) und eindeutige Positionen sowie Konstanz im Verhalten der erwachsenen Bezugspersonen sehr wichtig und hilfreich.

    Klare Absprachen und Regeln wirken vorbeugend gegen Konflikte, weil im günstigsten Fall alle Kinder der Gruppe wissen, wer wann und warum etwas Bestimmtes tun oder lassen soll!

Mit der Zeit lernen die Kinder, ihr Verhalten selbst zu steuern, weil sie die Regeln verinnerlichen und Wertmaßstäbe entwickeln, die das Handeln im Training und Wettspiel spürbar erleichtern. Aber: Grenzen werden immer mal wieder überschritten, weil dies auch zur ‘Lebensaufgabe’ der Kinder gehört. Grenzüberschreitungen sind oft ein Zeichen an den Trainer! Um die Glaubwürdigkeit zu erhalten, kommt er daher um das Aussprechen von Konsequenzen nicht herum.


'Regeln' für Regeln!

Wenige wichtige und gerechte Regeln genügen:

Ein Team benötigt meist zwischen drei und sechs Regeln. Die Anzahl muss überschaubar bleiben!

Regeln müssen verständlich und logisch sein:

Eine Regel sollte aus Einsicht befolgbar sein. Der Trainer muss jederzeit begründen können, warum sie wichtig ist!

Regeln unter Mitwirkung der Kinder aufstellen:

Wenn Kinder an deren Entstehung beteiligt werden, befolgen sie sie später leichter. Das aktive Einbinden verbessert zudem die Beziehung zwischen Kind und Trainer!

Regeln immer positiv formulieren:

Regeln sollten eine unmissverständliche Aussage darüber treffen, was Kinder tun sollen – nicht darüber, was sie nicht tun sollen!

Regeln sind veränderbar:

Regeln müssen von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand. Wenn sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen, aus welchen Gründen auch immer, dann gehören sie verändert oder ggf. sogar abgeschafft!

Kinder beim Einhalten der Regeln 'erwischen':

All diejenigen, die sich an die Vorgaben halten, sollten öfter gelobt werden. Damit wird auch deutlich: Das positive Verhalten wird bemerkt. Es lohnt sich, sich an die Regeln zu halten!