Ballsack vergessen? Kindgemäßes Aufwärmen geht auch ohne Ball

'Kurz' und 'knackig' lauten die Schlagwörter für ein effektives und freudvolles Aufwärmprogramm im Kinderfußball. Dabei gilt: Finger weg von Inhalten und Verhaltensweisen der Rituale vor einem Erwachsenen-Spiel. Vielmehr lautet das Gebot, den Kids Spaß zu bereiten und das Gefühl zu vermitteln, für die anstehenden Aufgaben des Spiels gut vorbereitet zu sein. Marc Kuhlmann, DFB-Stützpunkttrainer, zeigt auf, wie das Aufwärmen auch ohne Ball gestaltet werden kann.


Kurzinterview mit Marc Kuhlmann

"Zunächst das Wichtigste vorab: Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren benötigen aufgrund ihrer muskulären Strukturen noch keine systematische Erwärmung. Vielmehr können wir die zur Verfügung stehende Zeit dazu nutzen, dass sie sich gut auf das anstehende Spiel vorbereitet und eingestimmt fühlen. Und was in meinen Augen noch viel wichtiger ist: Das Warm-Up kann zu einer komprimierten, kleinen und zusätzlichen Trainingseinheit ausgestaltet werden, in der die Spieler sich auch am Spieltag weiterentwickeln können – sozusagen eine Art Bonustraining!"
"Der Trainer muss vor allem dafür Sorge tragen, dass ihm am Spieltag immer eine kleine Auswahl an Material zur Verfügung steht. Das Allerwichtigste ist natürlich ein gut gefüllter Ballsack, in dem zumindest für jeden zweiten Spieler im Kader ein Ball vorhanden ist. Bedeutet: Wenn ich mit zehn Kindern plane, sollten nach Möglichkeit auch fünf Bälle dabei sein. Gleiches gilt für Leibchen – hier reicht in der Regel eine Farbe. Dazu ein kleiner Stapel Markierungshütchen mit etwa zehn bis 15 Hütchen. All diese Dinge passen gut in einen Ballsack, den ich mir vor der Saison für Wett- und Vergleichsspiele oder Turniere jeglicher Art beiseite lege. Mit diesem Set bewahre ich mir als Trainer eine große Flexibilität, was die Auswahl der Erwärmungsspiele angeht, und zwar ohne jedes Mal den halben Materialschrank des Vereins ausräumen und ins Auto legen zu müssen. Doch auch wenn der Trainer die Bälle mal vergisst, kann ein zielführendes Aufwärmen gestaltet werden!"
"Meine Faustformel lautet, nicht länger als ein Viertel der Wettspielzeit dafür aufzuwenden. Wenn F-Junioren also 40 Minuten spielen, sollte die Phase der Erwärmung 10 Minuten nicht übersteigen. Bei D-Junioren mit einer Spielzeit von 60 Minuten erhöht sich die Zeit für das Warm-Up dann auf 15 Minuten. In diesen recht kurzen Zeitfenstern reichen dann in der Regel zwei verschiedene Trainingsformen aus. Ich persönlich finde es immer gut, wenn diese dann eine ähnliche Intensität wie das folgende Wettspiel aufweisen."


Aufwärmformen ohne Bälle

Organisation

  • Ein 15 x 10 Meter großes Feld markieren.
  • 1 oder 2 Spieler als Fänger (Jäger) und 1 bzw. 2 Spieler als Läufer (Hase) bestimmen.
  • Die übrigen Kinder verteilen sich frei im Feld und gehen als ‘Kohlköpfe’ in die Hocke.

Ablauf

  • Auf ein Kommando versucht der Jäger (s. Spot), den Hasen zu fangen.
  • Wird es für den Hasen brenzlig, weil der Jäger kurz davor ist, ihn zu fangen, kann er sich dem Abschlag entziehen, indem er sich schnell neben einen Kohlkopf hockt.
  • Sofort wechselt das Angriffsrecht und beide müssen schnell umschalten: Der Kohlkopf steht auf und wird Jäger. Der Jäger wird Hase und muss nun selbst weglaufen usw.
  • Fängt der Jäger den Hasen, bevor dieser sich neben einen Kohlkopf hocken kann, wechseln die Rollen sofort.

Organisation

  • Ein 20 x 15 Meter großes Feld markieren.
  • An beiden Stirnseiten des Feldes je ein 8 Meter breites Stangentor aufstellen.
  • 2 Mannschaften à 5 bis 6 Spieler bilden.

Ablauf

  • Freies Spiel mit einem imaginären Ball: Der Ballbesitzer wird jeweils durch Zuruf bestimmt: Tom hat den imaginären Ball, ruft »Tim!«. Tim sucht den nächsten freien Spieler und findet Alex usw.
  • Tippt ein gegnerischer Spieler den ‘Ballbesitzer’ an, wechselt sofort das Angriffsrecht.
  • Treffer können erzielt werden, indem der ‘Ballbesitzer’ durch das gegnerische Stangentor läuft, ohne zuvor von einem Gegner abgeschlagen worden zu sein.
  • Es sind nur Pässe über maximal 10 Meter erlaubt.

Organisation

  • Ein 15 x 15 Meter großes Feld markieren.
  • 2 Fänger (einer davon kann gegebenenfalls auch der Trainer sein) bestimmen.
  • Alle anderen Kinder haben ein Leibchen als ‘Schwänzchen’ hinten im Hosenbund stecken.

Ablauf

  • Die Fänger versuchen, möglichst viele Schwänzchen zu fangen.
  • Erwischen die Fänger in 1 Minute alle Schwänzchen?

Variationen

  • Alle Kinder stecken sich ein Leibchen hinten in den Hosenbund.
  • Jedes Kind versucht, möglichst viele Leibchen von anderen Kindern zu ergattern, aber gleichzeitig das eigene zu verteidigen.
  • Eroberte Leibchen werden in den Hosenbund gesteckt.


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