Früher war alles anders – oder doch nicht?

Umschalten, Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit, Vororientierung – alles Begriffe die man direkt in den modernen Fußball einordnen würde. Bei einem Blick auf das gestrige Spiel in Mönchengladbach und die Geschichte des Duells Borussia Mönchengladbach gegen Real Madrid stellen wir uns die Frage, ob das zwangsläufig stimmen muss.

Die Elf vom Niederrhein mehr als auf Augenhöhe

Zwei hochverdiente 2:2-Unentschieden haben die Gladbacher Borussen in der Champions League Gruppe B gegen zwei absolute Giganten des europäischen Fußballs ergattern können: Inter Mailand und Real Madrid. Eine ordentliche Ausgangsposition für die Rheinländer, auch wenn die Mannschaft von Marco Rose ohne späte Gegentore durchaus auch vier oder sechs Punkte auf dem Konto haben könnte. Nichtsdestotrotz haben sie bisher ordentlich Eindruck bei ihren namhaften Gegnern hinterlassen. Interessant an der Gladbacher Gruppenkonstellation ist, dass die "Fohlen" sich in den 70er- und 80er-Jahren heiße Duelle gegen diese beiden europäischen Spitzenteams geliefert haben.

Der Spielmacher – gibt es ihn noch?

Blickt man zurück, wurde damals durchaus etwas anders Fußball gespielt als heute: Libero, Spielmacher, Manndecker und Vorstopper sind Positionen, die die heutige Generation von Jugendspielern nur noch vom Hörensagen kennt. Um den Bogen zurück zu Gladbach und Real Madrid zu spannen, fragen wir uns heute, was den einen klassischen "Spielmacher" wie Günther Netzer, der sowohl für Borussia Mönchengladbach (1963 bis 1973) als auch für Real Madrid (1973 bis 1976) am Ball war, früher ausgezeichnet hat. Sind diese Fähigkeiten auch im heutigen Fußball noch gefragt?

Einen klassischen Spielmacher zeichnet natürlich die "feine Klinge" und ein präzises Passspiel aus. Schnittstellenpässe, 50-Meter-Flugbälle, Pässe mit dem Außenrist oder mit der Pike hat er genauso im Repertoire wie Chip-Bälle und No-Look-Pässe. Ballsicherheit, ein großes Portfolio an Tricks und Finten und eine gute Schusstechnik sind weitere Attribute, die man dem "klassischen Zehner" zuschreiben würde.

Da der Spielmacher eine zentrale Rolle im Offensivspiel einnimmt, muss er in der Lage sein, schwierige Situationen kreativ zu lösen. Er setzt seine Stürmer in Szene, kann aber auch selbst Abschlusssituationen und bespielbare Räume erkennen. Da sich die gegnerische Mannschaft oft in Manndeckung um den Spielmacher kümmert, muss er clever Wege finden, sich aus dieser Bewachung zu befreien. Er muss dann schnell die richtige Lösung erkennen, um Torchancen für sich und seine Mitspieler zu kreieren. Das bedeutet auch, dass er Vorgaben manchmal ignoriert, und lieber seinem Instinkt vertraut.

Der Spielmacher beherrscht den ruhenden Ball wie kein Zweiter. Er bringt Ecken punktgenau auf den Mann und kann Freistöße direkt verwandeln oder für Mitspieler perfekt servieren. Durch seine Kreativität löst er eine Standardsituation auch mal unorthodox und ist ein sicherer Elfmeterschütze.

Der Fußball ist schneller und athletischer geworden

Schaut man sich Fußballspiele aus den 70er-Jahren rückblickend an, fällt natürlich auf, dass das Spiel inzwischen deutlich schneller und athletischer geworden ist. Nahezu alle Spieler einer Mannschaft haben inzwischen auch Defensivaufgaben zu erfüllen. Das war für den Spielmacher früherer Tage oftmals nur begrenzt der Fall. Auch Trainingsmethoden, Ausbildungskonzepte und taktische Herangehensweisen haben sich stark verändert. Trotzdem sind "Spielmacher"-Fähigkeiten auch heute noch auf vielen Positionen absolut gefragt. Ob man sich allerdings heutzutage noch im DFB-Pokalfinale selbst einwechseln kann, wie Günter Netzer dies 1973 gegen den 1. FC Köln getan hat, ist eher fraglich.

Wer ein echter "Spielmacher" sein möchte, der sollte also besonders motiviert an seinen Fähigkeiten arbeiten. Hierzu haben wir geeignete Inhalte unter "Themenverwandte Links" zusammengestellt: Dabei geht es unter anderem darum, wie man sein Passsspiel verbessern oder an Handlungsschnelligkeit und Standardsituationen feilen kann. Wir sind dann gespannt, wer dann in den nächsten Jahrzehnten so alles wie gegen Real Madrid auftrumpfen wird.