Gemeinsame Ziele setzen

Die Ziele von heute sind die Gegenwart von morgen. Deswegen gehört die gemeinsame Zielsetzung und Zieldefinition zu den wichtigsten Motivationsmaßnahmen in einer Mannschaft. Nur wenn Sportler ihre Ziele selbst definieren oder zumindest akzeptieren, übernehmen sie dafür auch die Verantwortung. Darauf sollten Trainer ihr Team jeweils vor einem Spiel oder auch in einer Besprechung einschwören. Es ist eine wesentliche Erkenntnis, dass man nicht nur ein gemeinsames Ziel hat, sondern in der Erreichung dieses Ziels auch voneinander abhängig ist. Das vergessen nämlich viele Spieler oft.

Per WOOP zum Saisonziel

Es gibt wohl kaum ein Team, welches sich vor Saisonbeginn nicht damit auseinandergesetzt hat, was an deren Ende herauskommen soll. Allerdings werden beim Entwickeln, Setzen und Formulieren der Ziele oft Fehler gemacht – und hier kann die WOOP-Methode helfen. Entwickelt hat diese Strategie die Psychologie-Professorin Gabriele Oettingen. Mittels ihrer Methode können Menschen ihre Wünsche zunächst identifizieren, um dann ihre Verhaltensweisen gezielt zu verändern und so ihre Ziele erreichen. Positives Denken allein reicht nämlich nicht aus, um an seine Ziele zu gelangen. Ganz im Gegenteil: Es hindert sogar mehr, als dass es hilft! Erst wenn wir wissen, welche inneren Hindernisse der Umsetzung entgegenstehen, können wir die nötige Kraft für deren Überwindung aufbringen. Wir müssen nur anders als gewohnt mit ihnen umgehen. Besonders hilfreich ist es dabei, sogenannte Wenn-dann-Pläne zu erstellen, die die Selbstregulationsfähigkeit fördern. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass mit Wenn-dann-Plänen ausgestattete Ziele eine höhere Erfolgsrate aufweisen als Ziele ohne solche Pläne.

Anwendung der WOOP-Methode

Der Trainer sucht das Gespräch mit dem Spieler. Dies kann zu einem gesonderten Termin stattfinden oder ins Mannschaftstraining eingebunden werden. Darin erfolgt nach der WOOP-Methode eine Planerstellung in vier Schritten:

    Der Spieler soll sich auf einen konkreten Wunsch oder auf ein Ziel konzentrieren, welches er als wichtig und herausfordernd empfindet. Er sollte innerhalb eines absehbaren Zeitrahmens erfüllbar sein. Er soll sich den Wunsch gedanklich ganz genau vorstellen.
    Trainer: „Was wünschst du dir am meisten, wenn du an die kommenden Wochen oder an die nächste Saison denkst?"
    Spieler: „Ich wünsche mir, dass neben und auf dem Platz besser kommuniziert wird. Das war in der vergangenen Saison katastrophal. Ich denke, dass uns die schlechte Kommunikation Punkte kostet."
    Es folgt die konkrete Formulierung des Ergebnisses für den Fall der Wunscherfüllung – so lebendig wie möglich. Hier darf der Spieler seiner Fantasie freien Lauf lassen.
    Trainer: „Was wäre der schönste 'Outcome' für dich, wenn sich dein Wunsch erfüllt?" Spieler: „Weniger Missverständnisse und Fehler, schnellere und zielgerichtete Teamprozesse. Höhere Zufriedenheit und eine Leistungssteigerung, die sich positiv auf die Platzierung auswirkt."
    Danach geht der Trainer mehr in die Tiefe. Problematisch könnten z. B. alte Verhaltensweisen und vorgefasste Meinungen einiger Teamkollegen oder auch ganz banale Dinge sein.
    Trainer: „Was könnte verhindern, dass du und deine Mannschaft das Ziel erreicht?"
    Spieler: „Die Zeit für die Umsetzung, denn wann sollen wir das neben dem Training machen? Hinzu kommen die niedrige Motivation einiger jüngerer Spieler und der Altersunterschied, den ich als schwierig empfinde. Manchmal kommt es mir vor, als würden wir im Team zwei Sprachen sprechen."
    Trainer: „Siehst du ein Hindernis, wenn du an deine konkrete Rolle im Team denkst?"
    Spieler: „Da ist ein Angstgefühl, dass die Intervention nichts bringt und ich an dieser Stelle als Vorbild in den Augen des Teams versage."
    Beide tragen alle denkbaren Hindernisse zusammen und betrachten am Ende die größten Hürden.
    Zunächst nennt der Spieler mögliche Lösungen für die genannten Probleme: Wie er präventiv vorgehen kann, um Hindernisse noch im Vorfeld zu vermeiden, und wie er handeln kann, wenn Hindernisse auftauchen.
    Trainer: „Was kannst du gegen dein Angstgefühl tun, dass du scheitern könntest?"
    Spieler: „Den Mannschaftskollegen im Vorfeld vernünftig mitteilen, weshalb es wichtig ist, mehr zu kommunizieren."

Bei den letzten beiden Schritten handelt es sich um das Erarbeiten eines Wenn-Dann-Plans. Hier wird der Spieler nicht nur auf die schwierigen Situationen, sondern auch auf deren Bewältigung vorbereitet. Wenn-dann-Pläne sind eine effektive Strategie, um Selbstregulationsprobleme, denen ein Sportler auf dem Weg zum Ziel begegnen kann, erfolgreich zu lösen.


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