Alle gleich behandeln – und doch jeden anders!

Der Mix aus den jungen Neuankömmlingen und den erfahrenen Spieler*innen stellt Trainer*innen im Seniorenbereich häufig vor eine schwierig händelbare Situation. Einerseits versucht er/sie die aufrückenden Nachwuchsspieler*innen behutsam in die neue Umgebung zu integrieren, andererseits bleibt sportlich nur wenig Zeit, sie an die oft steigenden Spielanforderungen und hohen Belastungen heranzuführen. Nicht nur der technisch-taktische Standard liegt weitaus höher, auch die konditionellen Anforderungen sind intensiver und der mentale "Druck" im neuen Teamgefüge sorgt für weiteren Stress. Umso wichtiger ist es, die aufstrebenden Spieler*innen im Teamkomplex möglichst individuell zu begleiten. Trainer*innen sind somit nicht nur sportlich orientiert, sondern besonders kommunikativ gefordert um die verschiedenen Spielergruppen zu fusionieren.

Ein Team formen

Viele Trainer*innen sind bereits durch ihre eigene aktive Zeit mit dem Übergang zu den Senior*innen vertraut. Viele mussten sich an Sätze, wie „Die Jungen tragen die Tore!“ gewöhnen und diese Phasen größtenteils selbst durchleben. Diese Erfahrungen sind zwar nicht unbedingt vonnöten, können aber bei der Integration der Spieler*innen durchaus hilfreich sein.

Sportlich entfacht ein neuer Konkurrenzkampf im Team. Interessenskonflikte und Generationsunterschiede sollten Trainer*innen daher bei der inhaltlichen Gestaltung möglichst immer berücksichtigen. Hierbei gilt es, auch die „Etablierten“ und Führungsspieler*innen in die Pflicht zu nehmen und ihnen gleichzeitig Vertrauen und Verantwortung zu übertragen. So wächst einer gesunde Teamdynamik, die auch im Training ein entscheidender Faktor sein kann.

Die Spieler*innen gezielt weiterentwickeln

Bei den Senior*innen nimmt ein funktionierendes und erfolgreiches Mannschaftsspiel im Vergleich zur individuellen sportlichen Weiterentwicklung ein deutlich ausgeglicheneres Verhältnis ein, als dies im Juniorenbereich der Fall ist. Entsprechend richten sich die Trainingsinhalte deutlich mehr nach den konkreten Anforderungen des bevorstehenden Wochenendes.

Trotzdem darf die Individualität der Spieler*innen nicht zu kurz kommen. Junge Spieler*innen benötigen Anpassungszeit an die neuen Spielanforderungen und gegebenenfalls auch an neue Positionsaufgaben. Spielformen und Wettkämpfe helfen dabei, sich an das intensivere Spielgeschehen zu gewöhnen und bieten Trainer*innen die Chance, z. B. durch Einfrieren oder mittels Provokationsregeln auch taktische Erläuterungen einfließen zu lassen.

Werden Führungsspieler*innen in diesen Vermittlungsprozess integriert, entlasten sie nicht nur die Trainer*innen, sondern festigen darüber hinaus auch selbst die ihnen bereits bekannten technisch-taktischen Inhalte. Die Unbefangenheit der aufrückenden Spieler*innen fordert zudem im Training auch die etablierten Spieler*innen heraus, sich nun wieder beweisen zu müssen.

Um technische Inhalte auch im Seniorenbereich weiter festigen und Regenerationszeiten z. B. nach Spielen sinnvoll nutzen zu können, sollten auch Übungsformen immer wieder auf der Trainingsagenda auftauchen. Gleichzeitig sollten im Saisonverlauf stets auch die konditionellen Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Trainer*innen im Seniorenbereich sind also mit der Aufgabe konfrontiert, im Training das komplette Spektrum der fußballspezifischen Inhalte abzudecken – und das im Amateurbereich häufig in nur sehr geringer Trainingszeit pro Woche. Um dies zu gewährleisten, bietet sich das sogenannte Komplextraining an, mit dem die Trainer*innen in einer einzelnen Einheit sogar gleich mehrere Themen auf einmal behandeln können.

Diese Form des Trainings bildet die Wettkampfrealität im Seniorenfußball bestmöglich ab, denn auch im Spiel sind nicht einzelne Themen isoliert gefordert. Die Mannschaft, die in der Gesamtheit der fußballspezifischen Anforderungen besser aufgestellt ist, gewinnt am Wochenende das Spiel. Und genau hierfür sollen Seniorenspieler*innen ja in der Woche trainieren!

Nachfolgend haben wir die verschiedenen Aufgaben des/der Seniorentrainer*in noch einmal kompakt zusammengestellt:

  • Für eine erhöhte Individualisierung im Training sorgen.
  • Intensiv, aber dennoch dosiert belasten. Aktive Pausen einbauen.
  • Eine ausreichende Spielpraxis sicherstellen.
  • Für eine schnelle Integration junger Spieler*innen sorgen.
  • An den Top-Spielern der Spielklasse orientieren!
  • Automatismen wenn nötig, Kreativität wenn möglich!
  • In der Mannschaft positionieren und in die Hierarchie einordnen.
  • Stellung im Team für diese Spieler genau definieren.
  • Vorbildfunktion der Spieler definieren und einfordern.
  • Individuell angelegte Regenerationsphasen einplanen.
  • Sich regelmäßig mit älteren Spielern austauschen.