Express-Trainingstipps: "Effizienz vor dem Tor"

Jede/r Trainer*in hat es vermutlich bereits erlebt, dass trotz drückender Überlegenheit zum Schluss das Resultat nicht stimmt. Ursache hierfür ist häufig eine mangelhafte Effizienz, "Coolness" und Cleverness vor dem gegnerischen Tor. Selbst "klarste" Torchancen werden vergeben. Sicherheit, Präzision und Variabilität bei Torschüssen sind eben ein wichtiger Erfolgsfaktor! Nun gibt es keine Patentrezepte dafür, dass Spieler*innen plötzlich Torjäger-Qualitäten zeigen. Aber es existieren durchaus einige Erfolgsregeln für ein Training, das schrittweise die Abschlussqualitäten verbessert.

Wir präsentieren ausgewählte Inhalte und Trainingspraxis, die das Prinzip des neuen Fußballtraining EXPRESS bestmöglich transportieren. Die bei philippka erschienene neue Fachbuchreihe liefert schnelle, unkomplizierte Lösungskonzepte für typische Herausforderungen in den Amateurklassen und ist somit ein wertvoller Begleiter für jeden Trainer in diesem Bereich!

Schwere Zeiten für Torjäger*innen!

Die Faszination des Fußballs machen schon immer perfekt herausgespielte und dann erfolgreich abgeschlossene Torchancen aus. Ein noch so perfektes Angriffsspiel bleibt letztlich "brotlose Kunst", wenn es nicht durch erfolgreiche Torabschlüsse veredelt wird. Jedoch werden die Aktionsräume für Angreifer*innen vor allem um den und im Strafraum immer enger! Wenn sich dann eine Möglichkeit zum Torschuss ergibt, kann sie sich in Bruchteilen von Sekunden bereits wieder erledigt haben, falls die betreffenden Spieler*innen nur einen Moment zögern und nicht das richtige Rezept finden.

Wie aber werden Treffer im Fußball vorbereitet und verwertet? Analysen aus dem Spitzen- und Amateurbereich liefern hierzu hilfreiche Informationen. Kernaussage ist dabei: Die meisten Treffer fallen innerhalb des Strafraums aus einer "goldenen Zone". Vor allem im Bereich zwischen Torraumlinie und Elfmeterpunkt sind Angreifer extrem erfolgreich. Nach einer Langzeitanalyse wurden demnach in der Bundesliga seit 2014 etwa 85 Prozent(!) aller Treffer aus dieser Zone erzielt. Der Anteil an Treffern, der aus Distanzschüssen von außerhalb des Strafraums resultierte, ist dagegen vergleichbar gering.

Konsequenzen für ein erfolgreiches Torschusstraining

Wichtig ist es, alle Aufgaben exakt auf die Anforderungen des Spiels abzustimmen! Also nicht in gekünstelten, mitunter viel zu komplexen und komplizierten Torschussübungen etwas trainieren, was so im Spiel überhaupt nicht vorkommt! In einem solchen Fall verwundert es nicht, wenn für das Spiel die Lerneffekte ausbleiben und die Spieler*innen in aussichtsreichen Situationen falsch reagieren!

Aus unserer Sicht müssen deshalb im Training – egal welcher Spiel- und Altersklasse – variantenreiche Torschuss-Spiele eindeutig dominieren! In immer neuen, aber stets wettspielorientierten Situationen müssen die Spieler und Spielerinnen unter Zeit-, Raum- und Gegnerdruck zum Torerfolg kommen. Das macht nicht nur den größten Spaß, sondern hat auch die besten Lern- und Trainingseffekte! Diese Überzeugung schließt gelegentliche Torschussübungen ausdrücklich nicht aus – aber eben immer in einer ausgewogenen Mischung und aus spieltypischen Abschlusszonen!

Tipps zum Trainingsschwerpunkt "Effizienz vor dem Tor"

  • Das Torschusstraining regelmäßig einplanen! Aufgaben zu anderen Technik-/Taktik-Schwerpunkten mit einer Abschlussaktion verknüpfen!
  • Besser noch: Komplette Trainingswochen zum Schwerpunkt "Torschuss" einplanen! Das sichert stabile Trainingseffekte!
  • Spielformen im und um den Strafraum herum sind dabei der Trainingskern – auch als Positionsangriffe auf das Tor organisiert!
  • In diesen Torschuss-Spielen variantenreiche Abschlüsse durch spezielle Spielregeln fördern und fordern!
  • Je nach Können und Qualität der Abläufe die Spielaufgaben erleichtern bzw. erschweren!
  • Viele Aktionen für alle Spieler*innen sicherstellen! Eventuell zwei parallele Spielfelder mit kleineren Teams organisieren!
  • Präzision, Konzentration und Dynamik bei allen Abläufen fordern!
  • Kurze, intensive Spielphasen wechseln mit längeren, aktiven Pausen!

Organisation

  • Ein 40 x 30 Meter großes Feld mit Toren abgrenzen.
  • Vor jedem Tor eine Endzone von 10 Metern Länge markieren.
  • 2 Teams zu je 6 Spielern plus Torhüter einteilen.

Ablauf

  • 2-mal 1 gegen 1 in den Endzonen, die übrigen Spieler spielen 4 gegen 4 in der Mittelzone.
  • Aufgabe ist es, aus dem 4 gegen 4 in der Mittelzone dem Mitspieler in der Endzone zuzupassen, der aus dem 1 gegen 1 abschließen soll.
  • Weitere Tormöglichkeit: Der "Zielspieler" in der Endzone legt zum direkten Torschuss in die Mittelzone zurück.
  • Spielzeit: 4 Minuten.
  • Anschließend neue Angreifer für die Endzonen bestimmen.

Organisation

  • Eine Spielfeldhälfte vom Mittelkreis bis zur Seitenlinie auf beiden Seiten diagonal "abschneiden".
  • 3 Minitore auf den Seitenlinien aufstellen.
  • Defensiv-Team Rot formiert sich zu einer Viererkette plus 2 "Sechsern" davor.
  • Offensiv-Team Blau agiert mit 2 zentralen Angreifern, 2 Flügelspielern und 2 "Achtern" in den Halbpositionen.

Ablauf

  • Der Trainer leitet jede neue Angriffsaktion (nach einem Tor bzw. Tor- oder Seitenaus) mit einem Zuspiel auf eine offensive Halbposition ein.
  • Aufgabe: Mit einem Positionsangriff Torchancen herausspielen und verwerten!
  • Tore aus dem Strafraum doppelt werten!
  • Team Rot hat nach einer Balleroberung eine Konterchance auf die Minitore.
  • Spielzeit: 8 Minuten. Danach eine aktive Pause einbauen.

Organisation

  • In einer Hälfte vor einem Tor mit Torhüter ein 50 x 50 Meter großes Feld markieren.
  • Auf der Mittelinie 2 kleine Tore aufbauen.
  • An der Strafraumgrenze eine etwa 6 Meter tiefe Schusszone abstecken.
  • Team A (Defensive): 5 Spieler.
  • Team B (Offensive): 7 Spieler
  • Die Spieler jeweils positionsspezifisch einteilen.

Ablauf

  • 7 gegen 5 auf das Tor mit Torhüter.
  • Jede neue Aktion (nach einem Tor, Tor- und Seitenaus) startet von der Mittellinie aus.
  • Aufgabe für die Angreifer ist es, in die Schusszone zu kombinieren. Die torferne Linie der Schusszone ist auch die Abseitslinie.
  • Gelingt ein Pass in die Schusszone, darf der betreffende Angreifer ungestört auf das Tor abschließen.
  • Gelingt ein Pass in die Schusszone, darf der betreffende Angreifer ungestört auf das Tor abschließen.
  • Spielzeit: 7 Minuten. Danach eine aktive Pause einbauen.

Trainingsformen flexibel steuern!

Ein vorbereiteter Inhalts- und Ablaufplan als "roter Faden" der Trainingseinheit ist ein Muss! Dennoch läuft nicht jede Trainingsform wie geplant. Anders als zunächst einkalkuliert, ist die ausgesuchte Spiel-Variante möglicherweise doch zu schwer. Oder Spieler*innen verletzen sich im Training, müssen abbrechen und die ursprünglich einkalkulierten Teamgrößen für die Spielformen passen plötzlich nicht.

Vermutlich lassen sich noch viele andere Störfaktoren nennen. Hier sind dann die Flexibilität und ein gewisses Improvisationsgeschick der Trainer*innen gefragt. Dabei können sie jedoch zur Anpassung der Abläufe auf eine große Palette an Steuerungsmitteln zurückgreifen. Durch Aufgaben-Variationen, Anpassungen der Felder-Größen, zusätzliche Spielregeln usw. können Trainer*innen nicht nur auf Störungen im Trainingsablauf reagieren, sondern aktiv effizientere Abläufe und Trainingseffekte provozieren. Wir möchten einige dieser Steuerungsmittel an einer ausgesuchten Trainingsform praxisorientiert veranschaulichen!


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Organisation und Ablauf

  • Vor einem Tor mit Torhüter ein 45 x 40 Meter großes Feld markieren.
  • Hinter der gegenüberliegenden Grundlinie eine 5 Meter tiefe Anspielerzone markieren.
  • 3 Teams zu je 4 Spielern einteilen.
  • 2 Mannschaften postieren sich in der Mittelzone, das dritte Team verteilt sich als neutrale Anspieler an den Seitenlinien bzw. in der neutralen Zone.
  • 4 gegen 4 plus 4 Anspieler auf das Tor mit Torhüter.
  • Aufgabe für Angreifer-Team Blau ist es, zusammen mit den Anspielern, die maximal 2 Kontakte haben, aus der Mittelzone in den Strafraum zu passen, um dort abzuschließen.
  • Erobert Rot den Ball und passt zu einem Anspieler in der gegenüberliegenden neutralen Zone, erfolgt ein direkter Aufgabenwechsel beider Teams usw.
  • Spielzeit: 5 Minuten.
  • Anschließend die Anspieler wechseln.

Erleichtern

  • Freie Kontaktzahl für das Zusammenspiel der Angreifer und Anspieler.
  • Die Verteidiger dürfen nicht in den Strafraum nachsetzen, sodass der angespielte Angreifer nach seinem Tiefenlauf ungestört abschließen kann.

Erschweren

  • Die 4 Anspieler dürfen nur direkt spielen.
  • Mit 2 Pflichtkontakten für das Zusammenspiel der Angreifer! Lediglich ein Pass in den Strafraum darf direkt erfolgen.
  • Nach einem Pass in den Strafraum muss der Torabschluss spätestens mit dem zweiten Kontakt erfolgen.

Zusätzliche/weniger Spieler

  • Gleicher Ablauf als 5 gegen 5 plus 5 Anspieler (bzw. 3 gegen 3 plus 3 Anspieler) auf das Tor mit Torhüter.
  • Zusätzliche Spieler als Neutrale in der Mittelzone einbauen (weiterer Vorteil für die Angreifer beim Herausspielen der Torchancen).

Zusätzlicher "Fun-Faktor"

  • Einen Team-Wettbewerb organisieren: Welche Mannschaft hat am Ende die meisten Treffer erzielt?
  • Nach einem Treffer hat das erfolgreiche Team die Chance, per Strafstoß einen weiteren Treffer zu erzielen.

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Die Lösung: Keine intensive Taktik-Schulung! Sorge stattdessen bei eigenem Ballbesitz für eine möglichst große Kombinationssicherheit unter "Druck" und schaffe damit die Chance für erfolgreiche Angriffsaktionen. Natürlich kommt es auch auf eine größtmögliche Effizienz beim Abschluss an!

Der Weg: Festige die offensiven Basisqualitäten aller Spieler*innen deines Teams und bringe sie so auf ein immer höheres Level. Der Fußballtraining EXPRESS zeigt dir, wie das gehen kann!