DFB-Nachwuchsförderung: Talente aus der Tiefe des Raumes

Die zweigleisige Nachwuchsförderung des DFB/BFV im Auswahlbereich sorgt für Furore. Die DFB-Camps in den Sportschulen Bad Blankenburg (Thüringen) und Kaiserau (Westfalen) für die Junioren-Auswahlteams U 14 der 21 Fußball-Landesverbände sind die erste breite Sichtungsgrundlage zur Bildung einer jährlich neuen Nachwuchs-Nationalmannschaft U 15.

Im Juli vergangenen Jahres standen sich in Bad Blankenburg im entscheidenden Spiel um den Turniersieg des Jahrgangs 1998 der Leistungskader des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), bestehend aus Spielern der Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga- und Zweitliga-Klubs, und der Förderkader des BFV, gebildet aus Talenten der 64 bayerischen DFB-Stützpunkte, die systematisch kreuz und quer in der Tiefe des weiträumigen Flächenstaates verankert sind, gegenüber. DFB-Stützpunktkoordinator Michael Köllner, der den Förderkader betreut hatte, stellte nach der finalen 1:3-Niederlage gegen den Leistungskader kurz und trocken fest: „Wir haben uns praktisch selbst gekillt“. Die martialische Aussage bezog sich auf die Tatsache, dass die drei Siegtorschützen des Leistungskaders ursprünglich im Förderkader geglänzt hatten, dann aber vorzeitig zu den Bundesligisten in München und Nürnberg gewechselt waren.

Auch von den sechs bayerischen Spielern, die DFB-Trainer Frank Engel für die ersten U 15-Länderspiele der Saison 2012/13 gegen Südkorea nominiert oder auf Abruf gestellt hatte, stammen vier aus dem Förderkader des BFV. Südbayerns DFB-Stützpunktkoordinator Peter Wimmer legt sogar noch eine imposantere Bilanz vor: Schon in den Altersstufen von der U 12 bis zur U 14 sind allein aus dem südbayerischen Förderkader des Jahrgangs 1998 insgesamt 26 Spieler in die Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs gewechselt, vier weitere dann in der Altersklasse U 15. Darüber hinaus stellte Wimmer in seinen statistischen Aufzeichnungen fest, dass von 34 Drittliga-Spielern der SpVgg Unterhaching, die vor der Wintertransferperiode dem aktuelle Aufgebot angehörten, nicht weniger als 27 über die Schiene des BFV-Förderkaders ihren Weg gefunden hatten.

Anfangs herrschte große Skepsis

Als der Bayerische Fußball-Verband erstmals mit dem Jahrgang 1990, aus dem Torhüter Rene Vollath (Wacker Burghausen) hervorgegangen ist, einen Förderkader aufmachte, war die Skepsis bei den Lizenzliga-Vereinen nicht gerade gering, schätzten sie doch das Leistungsvermögen ihrer eigenen Spieler um einiges höher ein, als das begabter Nachwuchskicker von kleineren Amateurklubs. Nachdem die Förderkader des BFV jedoch inzwischen bei den Regionalturnieren des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV) schon des Öfteren als Sieger ausgezeichnet wurden im Wettkampf mit den anderen SFV-Landesverbänden, die mit ihrer ersten Garnitur aus den Nachwuchsleistungszentren des VfB Stuttgart (Württemberg) von Eintracht Frankfurt (Hessen), 1899 Hoffenheim (Baden) und des SC Freiburg (Südbaden) angetreten waren, wuchsen der Respekt und die Wertschätzung für das duale System schnell. Auch bei Vertretern anderer Flächenstaaten: „Die finden das hochinteressant“, weiß Ostbayerns DFB-Stützpunktkoordinator Michael Köllner.

Das Geheimnis der Erfolgsstory des Förderkaders ist neben der gründlichen Sichtung in der Tiefe des Raumes und einer intensiven sportlichen Förderung vor allem die Stärkung der Persönlichkeitsstruktur. „Wir müssen den Spielern vom flachen Land immer wieder das Selbstvertrauen vermitteln, damit sie ihren Altersgenossen aus den Nachwuchsleistungszentren auf Augenhöhe begegnen, denn sie haben nicht weniger Talent“, betont Michael Köllner.

Manch einer braucht aus den verschiedensten Gründen eben länger

Ist durch den Weggang der besten Spielern zu den Profiklubs die „erste Sahne“ abgeschöpft aus dem Förderkader, beginnt sofort wieder die Suche nach neuen „Fettaugen“ in der Provinz. Peter Wimmer veranschaulicht das System: „1860 München hat jetzt den Jahrgang 1998 noch einmal ordentlich durchgemischt. 13 Spieler verlassen den Verein, neun Neue kommen. Das heißt für uns aber, nicht nur wieder zusätzliche Spieler zu entdecken, sondern auch zu versuchen, diejenigen, die bei 1860 München ausgeschieden sind, nach Möglichkeit wieder in den Förderkadern einzugliedern.



[bild1]

Die zweigleisige Nachwuchsförderung des DFB/BFV im Auswahlbereich sorgt für Furore. Die DFB-Camps in den Sportschulen Bad Blankenburg (Thüringen) und Kaiserau (Westfalen) für die Junioren-Auswahlteams U 14 der 21 Fußball-Landesverbände sind die erste breite Sichtungsgrundlage zur Bildung einer jährlich neuen Nachwuchs-Nationalmannschaft U 15.

Im Juli vergangenen Jahres standen sich in Bad Blankenburg im entscheidenden Spiel um den Turniersieg des Jahrgangs 1998 der Leistungskader des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), bestehend aus Spielern der Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga- und Zweitliga-Klubs, und der Förderkader des BFV, gebildet aus Talenten der 64 bayerischen DFB-Stützpunkte, die systematisch kreuz und quer in der Tiefe des weiträumigen Flächenstaates verankert sind, gegenüber. DFB-Stützpunktkoordinator Michael Köllner, der den Förderkader betreut hatte, stellte nach der finalen 1:3-Niederlage gegen den Leistungskader kurz und trocken fest: „Wir haben uns praktisch selbst gekillt“. Die martialische Aussage bezog sich auf die Tatsache, dass die drei Siegtorschützen des Leistungskaders ursprünglich im Förderkader geglänzt hatten, dann aber vorzeitig zu den Bundesligisten in München und Nürnberg gewechselt waren.

Auch von den sechs bayerischen Spielern, die DFB-Trainer Frank Engel für die ersten U 15-Länderspiele der Saison 2012/13 gegen Südkorea nominiert oder auf Abruf gestellt hatte, stammen vier aus dem Förderkader des BFV. Südbayerns DFB-Stützpunktkoordinator Peter Wimmer legt sogar noch eine imposantere Bilanz vor: Schon in den Altersstufen von der U 12 bis zur U 14 sind allein aus dem südbayerischen Förderkader des Jahrgangs 1998 insgesamt 26 Spieler in die Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs gewechselt, vier weitere dann in der Altersklasse U 15. Darüber hinaus stellte Wimmer in seinen statistischen Aufzeichnungen fest, dass von 34 Drittliga-Spielern der SpVgg Unterhaching, die vor der Wintertransferperiode dem aktuelle Aufgebot angehörten, nicht weniger als 27 über die Schiene des BFV-Förderkaders ihren Weg gefunden hatten.

Anfangs herrschte große Skepsis

Als der Bayerische Fußball-Verband erstmals mit dem Jahrgang 1990, aus dem Torhüter Rene Vollath (Wacker Burghausen) hervorgegangen ist, einen Förderkader aufmachte, war die Skepsis bei den Lizenzliga-Vereinen nicht gerade gering, schätzten sie doch das Leistungsvermögen ihrer eigenen Spieler um einiges höher ein, als das begabter Nachwuchskicker von kleineren Amateurklubs. Nachdem die Förderkader des BFV jedoch inzwischen bei den Regionalturnieren des Süddeutschen Fußball-Verbandes (SFV) schon des Öfteren als Sieger ausgezeichnet wurden im Wettkampf mit den anderen SFV-Landesverbänden, die mit ihrer ersten Garnitur aus den Nachwuchsleistungszentren des VfB Stuttgart (Württemberg) von Eintracht Frankfurt (Hessen), 1899 Hoffenheim (Baden) und des SC Freiburg (Südbaden) angetreten waren, wuchsen der Respekt und die Wertschätzung für das duale System schnell. Auch bei Vertretern anderer Flächenstaaten: „Die finden das hochinteressant“, weiß Ostbayerns DFB-Stützpunktkoordinator Michael Köllner.

Das Geheimnis der Erfolgsstory des Förderkaders ist neben der gründlichen Sichtung in der Tiefe des Raumes und einer intensiven sportlichen Förderung vor allem die Stärkung der Persönlichkeitsstruktur. „Wir müssen den Spielern vom flachen Land immer wieder das Selbstvertrauen vermitteln, damit sie ihren Altersgenossen aus den Nachwuchsleistungszentren auf Augenhöhe begegnen, denn sie haben nicht weniger Talent“, betont Michael Köllner.

Manch einer braucht aus den verschiedensten Gründen eben länger

Ist durch den Weggang der besten Spielern zu den Profiklubs die „erste Sahne“ abgeschöpft aus dem Förderkader, beginnt sofort wieder die Suche nach neuen „Fettaugen“ in der Provinz. Peter Wimmer veranschaulicht das System: „1860 München hat jetzt den Jahrgang 1998 noch einmal ordentlich durchgemischt. 13 Spieler verlassen den Verein, neun Neue kommen. Das heißt für uns aber, nicht nur wieder zusätzliche Spieler zu entdecken, sondern auch zu versuchen, diejenigen, die bei 1860 München ausgeschieden sind, nach Möglichkeit wieder in den Förderkadern einzugliedern.

[bild2]

So manch einer braucht aus den verschiedensten Gründen eben länger, um am Ende eines zweiten Anlaufs doch noch groß heraus zu kommen. Michael Köllner nennt als Beispiel Wolfgang Hesl, den aktuellen Bundesliga-Torhüter der SpVgg Greuther Fürth: „Er kam aus Amberg erst als 18-Jähriger über den Förderkader in den Leistungskader, mit dem er beim DFB-Turnier in Duisburg positiv auffiel, Junioren-Nationalspieler wurde und schließlich beim Hamburger SV landete“. Keinen aufgeben, viele auffangen oder neu entdecken. Peter Wimmer und Michael Köllner, die beiden Dienst ältesten DFB-Stützpunktkoordinatoren im Bereich des BFV sind im Verbund mit ihren Kollegen aus West-und Nordbayern rast- und ruhelos unterwegs, gemäß dem Leitspruch des ehemaligen Fußball-Weltenbummlers Detmar Cramer: „Talent ist weder an Ort noch Zeit gebunden.“ Den beträchtlichen Aufwand, der betrieben wird, empfinden sie indes nicht als Bürde. Den Inhalt der Motivationsspritze für den Antrieb verrät Michael Köllner: „Wir sind ständig gefordert und das hält uns jung“.