Sportdirektor Dutt: "Nicht auf dem Status Quo ausruhen"

Seit dem 1. August 2012 ist Robin Dutt der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - am Donnerstag wird er ein halbes Jahr im Amt sein, auf den Tag genau. Die ersten Monate hat Dutt genutzt, um detailliert zu analysieren, Optimierungsansätze zu entwickeln und eine zukunftweisende Konzeption für die Talentförderung zu entwickeln.

In der Bilanz seiner ersten sechs Monate beim DFB bringt Dutt seine Gedanken, sein Wirken und seine Visionen auf eine zentrale Formel: EsA - Erfolg sind ALLE. "Mein Ziel war es, etwas auszuarbeiten, in dem sich alle deutschen Fußballer wiederfinden", sagt Dutt und konkretisiert: "Es geht nicht darum, meine Trainings- und Spielphilosophie in ein Buch zu bündeln." Zufällig und passend stehen die Buchstaben in Versalien dabei für: Auswahlmannschaften, Leistungszentren, Landesverbände und Eliteschulen.

Mit dem Status quo des Fußballs in Deutschland ist Dutt zufrieden, in der Zufriedenheit sieht er allerdings eine Gefahr. "Es darf nicht so sein, dass wir erst nach Rückschlägen etwas ändern", sagt Dutt. Aktuell gehöre die A-Mannschaft zu den besten der Welt, Dutt will, dass dies so bleibt. Deswegen müsse der Verband neue Wege gehen und alle Ressourcen nutzen. "Die anderen Nationen werden aufholen", sagt er. Und weiter: "Wenn wir jetzt nichts tun, werden es eines Tages zehn, zwölf Nationen sein, die sich um die Plätze in den Halbfinals bewerben." Damit sinke für Deutschland die Wahrscheinlichkeit eines Titelgewinns.

"Eine solche Struktur hat weltweit keine andere Nation"

Um dies zu verhindern, hat sich Dutt in den vergangenen Monaten intensiv mit den Akteuren des deutschen Fußballs ausgetauscht. Er hat Vereine und Landesverbände besucht, Stützpunkte, Eliteschulen und Nachwuchsleistungszentren. Er hat mit Spielern, Vereins- und Verbandstrainern und mit Trainerausbildern gesprochen. So hat er neue Sichtweisen auf den Fußball kennengelernt, und immer mehr hat sich diese Frage als entscheidende herauskristallisiert: In welchen Bereichen hat Deutschland einen Vorteil gegenüber anderen Nationen?

Bei der Beantwortung war seine Vita hilfreich. Als Spieler und Trainer hat Dutt bei kleinen und später bei ambitionierten Amateurvereinen agiert. Bei den Landesverbänden hat er seine B- und A-Lizenz gemacht, später beim DFB die Lizenz zum Fußball-Lehrer. Als Trainer hat er im professionellen Bereich gearbeitet, in der 2. Bundesliga, dann in der Bundesliga und schließlich in der Champions League. "Ich durfte die gesamte Fußballfamilie durchlaufen", sagt Dutt. "Und wenn sehe, wie wichtig für mich persönlich jeder einzelne Baustein war, dann sehe ich, welche Qualität wir im System in Deutschland haben. Da steckt ein Wissen drin - eine solche Struktur hat weltweit keine andere Nation."

Bei den vielen Gesprächen hat Dutt realisiert, wie vielfältig und umfassend das Wissen im deutschen Fußball ist. Produkt der Überlegungen des Sportdirektors ist deswegen weniger ein sportliches als vielmehr ein Kommunikationskonzept: "Wir müssen es schaffen, dieses Wissen zu bündeln, vernetzen, zusammenzufassen und für jeden zugänglich zu machen. Dann können wir eine Qualitätsdynamik bekommen, aus der sich ein Wissen ergibt, das für andere Nationen nicht zu bewerkstelligen ist."

"Qualität findet immer ihren Weg"



[bild1]

Seit dem 1. August 2012 ist Robin Dutt der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - am Donnerstag wird er ein halbes Jahr im Amt sein, auf den Tag genau. Die ersten Monate hat Dutt genutzt, um detailliert zu analysieren, Optimierungsansätze zu entwickeln und eine zukunftweisende Konzeption für die Talentförderung zu entwickeln.

In der Bilanz seiner ersten sechs Monate beim DFB bringt Dutt seine Gedanken, sein Wirken und seine Visionen auf eine zentrale Formel: EsA - Erfolg sind ALLE. "Mein Ziel war es, etwas auszuarbeiten, in dem sich alle deutschen Fußballer wiederfinden", sagt Dutt und konkretisiert: "Es geht nicht darum, meine Trainings- und Spielphilosophie in ein Buch zu bündeln." Zufällig und passend stehen die Buchstaben in Versalien dabei für: Auswahlmannschaften, Leistungszentren, Landesverbände und Eliteschulen.

Mit dem Status quo des Fußballs in Deutschland ist Dutt zufrieden, in der Zufriedenheit sieht er allerdings eine Gefahr. "Es darf nicht so sein, dass wir erst nach Rückschlägen etwas ändern", sagt Dutt. Aktuell gehöre die A-Mannschaft zu den besten der Welt, Dutt will, dass dies so bleibt. Deswegen müsse der Verband neue Wege gehen und alle Ressourcen nutzen. "Die anderen Nationen werden aufholen", sagt er. Und weiter: "Wenn wir jetzt nichts tun, werden es eines Tages zehn, zwölf Nationen sein, die sich um die Plätze in den Halbfinals bewerben." Damit sinke für Deutschland die Wahrscheinlichkeit eines Titelgewinns.

"Eine solche Struktur hat weltweit keine andere Nation"

Um dies zu verhindern, hat sich Dutt in den vergangenen Monaten intensiv mit den Akteuren des deutschen Fußballs ausgetauscht. Er hat Vereine und Landesverbände besucht, Stützpunkte, Eliteschulen und Nachwuchsleistungszentren. Er hat mit Spielern, Vereins- und Verbandstrainern und mit Trainerausbildern gesprochen. So hat er neue Sichtweisen auf den Fußball kennengelernt, und immer mehr hat sich diese Frage als entscheidende herauskristallisiert: In welchen Bereichen hat Deutschland einen Vorteil gegenüber anderen Nationen?

Bei der Beantwortung war seine Vita hilfreich. Als Spieler und Trainer hat Dutt bei kleinen und später bei ambitionierten Amateurvereinen agiert. Bei den Landesverbänden hat er seine B- und A-Lizenz gemacht, später beim DFB die Lizenz zum Fußball-Lehrer. Als Trainer hat er im professionellen Bereich gearbeitet, in der 2. Bundesliga, dann in der Bundesliga und schließlich in der Champions League. "Ich durfte die gesamte Fußballfamilie durchlaufen", sagt Dutt. "Und wenn sehe, wie wichtig für mich persönlich jeder einzelne Baustein war, dann sehe ich, welche Qualität wir im System in Deutschland haben. Da steckt ein Wissen drin - eine solche Struktur hat weltweit keine andere Nation."

Bei den vielen Gesprächen hat Dutt realisiert, wie vielfältig und umfassend das Wissen im deutschen Fußball ist. Produkt der Überlegungen des Sportdirektors ist deswegen weniger ein sportliches als vielmehr ein Kommunikationskonzept: "Wir müssen es schaffen, dieses Wissen zu bündeln, vernetzen, zusammenzufassen und für jeden zugänglich zu machen. Dann können wir eine Qualitätsdynamik bekommen, aus der sich ein Wissen ergibt, das für andere Nationen nicht zu bewerkstelligen ist."

"Qualität findet immer ihren Weg"

Den Weg dorthin hat Dutt in seinem Konzept zusammengefasst. "Es gelingt uns nicht, wenn wir alle acht Wochen eine Tagung in unterschiedlichen Zusammensetzungen organisieren", sagt Dutt. Viel wichtiger sei es, eine Ebene des permanenten sozialen Austausches zu kreieren. Vorbild für Dutt ist dabei die Kommunikation in den Nachwuchsleistungszentren. "Dort sitzen die Verantwortlichen jeden Tag zusammen und diskutieren über Fußball", sagt Dutt. Manche Ideen werden aufgeworfen und wieder verworfen, andere hätten sich durchgesetzt, sagt er: "Qualität findet immer ihren Weg."

So müsse es auch beim DFB sein. Deswegen will Dutt ein Sportkompetenzteam bilden, das sich unter anderem aus den hauptamtlichen Trainern aller Mannschaften des DFB, aus Spezialisten in den einzelnen Kompetenzbereichen und den Trainerausbildern zusammensetzt. Dieses Team solle jeweils zu Beginn der Woche für zwei, drei Tage zusammenkommen, das Wochenende analysieren und sich über Fußball unterhalten.

Seine Vorstellungen für den zweite Wochenhälfte erläutet Dutt wie folgt: "Die Leute gehen raus, sie sollen bei den Vereinen und Verbänden sein." Dafür nennt er Beispiele: Der U 17-Trainer des DFB solle sich mit den U 17-Trainern der Bundesligisten vor Ort unterhalten. Dies gelte für alle Jahrgangstufen. Wichtig sei es, soziale Bindungen aufzubauen. "Dann unterhält man sich anders über Fußball, und dadurch entsteht eine neue und große Qualität."

[bild2]

Sandrock zum Sportkompetenz-Zentrum: "Qualität geht vor Zeit"

Baustein der Zukunft kann ein zentrales Sportkompetenz-Zentrum sein. "Ein solches Zentrum kann viele wichtige Funktionen abdecken", sagt Dutt. "Aus meiner Sicht ist wichtig, dass wir eine sportliche Heimat für unsere hauptamtlichen Mitarbeiter haben."

Für sein Konzept hat der Sportdirektor die volle Rückendeckung des Verbandes. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock spricht für das gesamte DFB-Präsidium, wenn er sagt: "Wir folgen dem inhaltlich voll und ganz. Wissensmanagement und Zentralisierung von Know-how ist eine unserer Kernaufgaben."

Was die Realisierung eines Sportkompetenz-Zentrums angehe, sagt Sandrock: "Qualität geht vor Zeit". Außerdem weist der Generalsekretär auf die parlamentarischen Abläufe eines solchen Großprojektes hin: "Wir werden die beschriebenen Anforderungen analysieren und eine Machbarkeitstudie vorlegen, über die dann im Präsidium entschieden werden muss."