Wiesinger: "Club ist eine besondere Adresse"

Michael Wiesinger ist zurück beim 1. FC Nürnberg. Der 46-Jährige machte beim "Club" seine ersten Schritte im Profifußball, bevor er mit dem FC Bayern München zweimal Deutscher Meister sowie Champions League-Sieger wurde. Nun ist er Gesamtleiter des Leistungszentrums beim FCN. Michael Wiesinger spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Rückkehr.

DFB.de: Nach sechs Jahren sind Sie wieder beim 1. FC Nürnberg. Mit welchen Gefühlen sind Sie zum "Club" zurückgekehrt, Herr Wiesinger?

Michael Wiesinger: Mit positiven. Der 1. FC Nürnberg ist für mich eine besondere Adresse. Als Spieler habe ich hier meine Profikarriere begonnen. Mein Lebensmittelpunkt ist seitdem immer Nürnberg. Nach meiner aktiven Laufbahn bin ich als Trainer im Nachwuchsbereich zurückgekehrt, habe dann sogar die Profis in der Bundesliga trainiert. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem Klub.

DFB.de: Was hat sich beim 1. FC Nürnberg in der Zwischenzeit verändert?

Wiesinger: Ein Fußballverein ist immer in Bewegung. Vor allem im Bereich der Infrastruktur hat sich viel getan. So sind weitere Trainingsplätze hinzugekommen, das Internat wird demnächst auch noch mehr Platz bieten. Der Weg zur Arbeit ist aber immer noch der gleiche. Dadurch habe ich schon das Gefühl, nach Hause zu kommen.

DFB.de: Sportvorstand Robert Palikuca sprach bei Ihrer Vorstellung davon, dass Sie das "Club-Gen" in sich tragen. Wie würden Sie das beschreiben?

Wiesinger: Spieler wie Javier Pinola waren Publikumslieblinge, weil sie immer alles gegeben haben, auf und neben dem Platz authentisch waren. Als ehemaliger Spieler weiß ich, was es bedeutet, für den "Club" aufzulaufen. Für diese Werte will ich im Verein und im Nachwuchsleistungszentrum die Sinne schärfen. Egal, ob ein Spieler seine Karriere bei uns oder einem anderen Verein fortsetzt: Es soll erkennbar sein, dass er beim 1. FC Nürnberg ausgebildet wurde.

DFB.de: Wie sieht Ihr neues Aufgabenfeld als Gesamtleiter des Leistungszentrums aus?

Wiesinger: Das ist ein komplexes Themenfeld. Letztlich laufen bei mir alle Drähte vom Sportlichen Leiter Daniel Wimmer und von Oscar Cuquejo, Organisatorischer Leiter unseres Nachwuchsleistungszentrums, zusammen.

DFB.de: Sie standen mehr als 40 Jahre lang als Spieler oder Trainer auf dem Fußballplatz. Fällt da die Umgewöhnung auf eine administrative Aufgabe nicht schwer?

Wiesinger: Nein, da ich als ehemaliger Nachwuchstrainer die Arbeit in einem NLZ kenne. Ich bin beim FC Ingolstadt 04 und auch beim 1. FC Nürnberg jeweils als vorheriger Trainer der zweiten Mannschaft in den Profibereich aufgerückt. Es gab keinen Karriereplan, dass ich unbedingt in die Bundesliga oder 2. Bundesliga will. Diese Erfahrung kann ich nun aber weitergeben.

DFB.de: Haben Sie mit der Tätigkeit als Trainer abgeschlossen?

Wiesinger: Nach meiner Zeit beim KFC Uerdingen 05 hatte ich knapp eineinhalb Jahre, um meine bisherigen Stationen zu reflektieren. Beim 1. FC Nürnberg ging für mich eine neue Tür auf. Im NLZ kann ich meine Stärken am besten einbringen. Daher stellt sich für mich aktuell nicht die Frage, ob ich noch einmal als Trainer arbeiten werde. Den Drang, wieder täglich mit einer Mannschaft auf dem Trainingsplatz zu stehen, habe ich noch nicht.

DFB.de: Mit Marek Mintal als U 21-Trainer und Dieter Nüssing als Chefscout sind zwei weitere Vereinsidole in der Nachwuchsarbeit in wichtigen Positionen tätig. Wie sehen Sie die Einbindung ehemaliger Spieler?

Wiesinger: Mit Andreas Wolf, Tomas Galasek, Dieter Frey und Reinhold Hintermaier arbeiten weitere ehemalige Profis mit dem Nachwuchs. Unsere jungen Spieler profitieren tagtäglich von dieser Erfahrung. Gemeinsam mit jungen und dynamischen Trainern sind wir gut aufgestellt. Alle können voneinander lernen.

DFB.de: Die U 19 des 1. FC Nürnberg spielt erstmals seit der Saison 2013/2014 nicht in der A-Junioren Bundesliga. Welche Auswirkungen hat das auf die Ausbildung der Spieler?

Wiesinger: Keine Frage: Der Verein und auch die Spieler wollen sich am liebsten auf höchstem Niveau mit der Konkurrenz messen. Deshalb ist auch die schnelle Rückkehr in die A-Junioren Bundesliga unser Ziel. Dass wir mit der U 19 nicht in der höchsten Spielklasse vertreten sind, ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass weniger Spieler den Sprung nach oben schaffen. Mit den A-Junioren sind wir jetzt in der Bayernliga in jedem Spiel der Favorit. Auch dort müssen sich die Spieler gegen Widerstände behaupten. Die Bundesliga-Rückkehr ist kein Selbstläufer.

DFB.de: Die B-Junioren warten nach fünf Spieltagen in der Bundesliga Süd/Südwest noch auf ihren ersten Sieg. Wie bewerten Sie dort die sportliche Lage?

Wiesinger: Die U 17 hat bislang noch nicht in die Saison hineingefunden. Damit wir nicht lange der Konkurrenz hinterherlaufen, sollten bald Punkte her. Am Samstag haben wir ein wichtiges Spiel gegen den Tabellennachbarn Stuttgarter Kickers. Wir reden die Situation nicht schön. In unseren regelmäßigen Sitzungen mit den Nachwuchstrainern arbeiten wir gemeinsam an Lösungen, damit es wieder aufwärts geht.

DFB.de: Wie bekommt man den Spagat aus Ergebnisdruck und Ausbildung unter einen Hut?

Wiesinger: Die Spieler bekommen von uns den Raum und die Zeit, sich technisch und taktisch weiterzuentwickeln. Im Gegenzug erwarten wir von ihnen, eine Siegermentalität an den Tag zu legen, wenn sie das Trikot des 1. FC Nürnberg tragen.

[mspw]

Michael Wiesinger ist zurück beim 1. FC Nürnberg. Der 46-Jährige machte beim "Club" seine ersten Schritte im Profifußball, bevor er mit dem FC Bayern München zweimal Deutscher Meister sowie Champions League-Sieger wurde. Nun ist er Gesamtleiter des Leistungszentrums beim FCN. Michael Wiesinger spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Rückkehr.

DFB.de: Nach sechs Jahren sind Sie wieder beim 1. FC Nürnberg. Mit welchen Gefühlen sind Sie zum "Club" zurückgekehrt, Herr Wiesinger?

Michael Wiesinger: Mit positiven. Der 1. FC Nürnberg ist für mich eine besondere Adresse. Als Spieler habe ich hier meine Profikarriere begonnen. Mein Lebensmittelpunkt ist seitdem immer Nürnberg. Nach meiner aktiven Laufbahn bin ich als Trainer im Nachwuchsbereich zurückgekehrt, habe dann sogar die Profis in der Bundesliga trainiert. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit dem Klub.

DFB.de: Was hat sich beim 1. FC Nürnberg in der Zwischenzeit verändert?

Wiesinger: Ein Fußballverein ist immer in Bewegung. Vor allem im Bereich der Infrastruktur hat sich viel getan. So sind weitere Trainingsplätze hinzugekommen, das Internat wird demnächst auch noch mehr Platz bieten. Der Weg zur Arbeit ist aber immer noch der gleiche. Dadurch habe ich schon das Gefühl, nach Hause zu kommen.

DFB.de: Sportvorstand Robert Palikuca sprach bei Ihrer Vorstellung davon, dass Sie das "Club-Gen" in sich tragen. Wie würden Sie das beschreiben?

Wiesinger: Spieler wie Javier Pinola waren Publikumslieblinge, weil sie immer alles gegeben haben, auf und neben dem Platz authentisch waren. Als ehemaliger Spieler weiß ich, was es bedeutet, für den "Club" aufzulaufen. Für diese Werte will ich im Verein und im Nachwuchsleistungszentrum die Sinne schärfen. Egal, ob ein Spieler seine Karriere bei uns oder einem anderen Verein fortsetzt: Es soll erkennbar sein, dass er beim 1. FC Nürnberg ausgebildet wurde.

DFB.de: Wie sieht Ihr neues Aufgabenfeld als Gesamtleiter des Leistungszentrums aus?

Wiesinger: Das ist ein komplexes Themenfeld. Letztlich laufen bei mir alle Drähte vom Sportlichen Leiter Daniel Wimmer und von Oscar Cuquejo, Organisatorischer Leiter unseres Nachwuchsleistungszentrums, zusammen.

DFB.de: Sie standen mehr als 40 Jahre lang als Spieler oder Trainer auf dem Fußballplatz. Fällt da die Umgewöhnung auf eine administrative Aufgabe nicht schwer?

Wiesinger: Nein, da ich als ehemaliger Nachwuchstrainer die Arbeit in einem NLZ kenne. Ich bin beim FC Ingolstadt 04 und auch beim 1. FC Nürnberg jeweils als vorheriger Trainer der zweiten Mannschaft in den Profibereich aufgerückt. Es gab keinen Karriereplan, dass ich unbedingt in die Bundesliga oder 2. Bundesliga will. Diese Erfahrung kann ich nun aber weitergeben.

DFB.de: Haben Sie mit der Tätigkeit als Trainer abgeschlossen?

Wiesinger: Nach meiner Zeit beim KFC Uerdingen 05 hatte ich knapp eineinhalb Jahre, um meine bisherigen Stationen zu reflektieren. Beim 1. FC Nürnberg ging für mich eine neue Tür auf. Im NLZ kann ich meine Stärken am besten einbringen. Daher stellt sich für mich aktuell nicht die Frage, ob ich noch einmal als Trainer arbeiten werde. Den Drang, wieder täglich mit einer Mannschaft auf dem Trainingsplatz zu stehen, habe ich noch nicht.

DFB.de: Mit Marek Mintal als U 21-Trainer und Dieter Nüssing als Chefscout sind zwei weitere Vereinsidole in der Nachwuchsarbeit in wichtigen Positionen tätig. Wie sehen Sie die Einbindung ehemaliger Spieler?

Wiesinger: Mit Andreas Wolf, Tomas Galasek, Dieter Frey und Reinhold Hintermaier arbeiten weitere ehemalige Profis mit dem Nachwuchs. Unsere jungen Spieler profitieren tagtäglich von dieser Erfahrung. Gemeinsam mit jungen und dynamischen Trainern sind wir gut aufgestellt. Alle können voneinander lernen.

DFB.de: Die U 19 des 1. FC Nürnberg spielt erstmals seit der Saison 2013/2014 nicht in der A-Junioren Bundesliga. Welche Auswirkungen hat das auf die Ausbildung der Spieler?

Wiesinger: Keine Frage: Der Verein und auch die Spieler wollen sich am liebsten auf höchstem Niveau mit der Konkurrenz messen. Deshalb ist auch die schnelle Rückkehr in die A-Junioren Bundesliga unser Ziel. Dass wir mit der U 19 nicht in der höchsten Spielklasse vertreten sind, ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass weniger Spieler den Sprung nach oben schaffen. Mit den A-Junioren sind wir jetzt in der Bayernliga in jedem Spiel der Favorit. Auch dort müssen sich die Spieler gegen Widerstände behaupten. Die Bundesliga-Rückkehr ist kein Selbstläufer.

DFB.de: Die B-Junioren warten nach fünf Spieltagen in der Bundesliga Süd/Südwest noch auf ihren ersten Sieg. Wie bewerten Sie dort die sportliche Lage?

Wiesinger: Die U 17 hat bislang noch nicht in die Saison hineingefunden. Damit wir nicht lange der Konkurrenz hinterherlaufen, sollten bald Punkte her. Am Samstag haben wir ein wichtiges Spiel gegen den Tabellennachbarn Stuttgarter Kickers. Wir reden die Situation nicht schön. In unseren regelmäßigen Sitzungen mit den Nachwuchstrainern arbeiten wir gemeinsam an Lösungen, damit es wieder aufwärts geht.

DFB.de: Wie bekommt man den Spagat aus Ergebnisdruck und Ausbildung unter einen Hut?

Wiesinger: Die Spieler bekommen von uns den Raum und die Zeit, sich technisch und taktisch weiterzuentwickeln. Im Gegenzug erwarten wir von ihnen, eine Siegermentalität an den Tag zu legen, wenn sie das Trikot des 1. FC Nürnberg tragen.

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