Markus Hirte: "Eigeninitiative der jungen Spieler fördern"

Trends im Weltfußball, positionsspezifische Analysen und initiative Spieler. Hinter Markus Hirte, Leiter des DFB-Talentförderprogramms, liegen vier intensive Tage voller Vorträge und Diskussionen. Der 55-Jährige war für die Fortbildungen mit den Ansprechpartnern der Leistungszentren verantwortlich, die am Donnerstag endete und die Zielgruppen U 14-/U 15-, U 16-/U 17- und U 19-Spieler im Blick hatte.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler spricht der Fußball-Lehrer über den Austausch mit den Vereinen und wichtige Aspekte im Nachwuchsfußball. Dazu erklärt er, wie Deutschland wieder mehr kreative Spieler entwickeln und fördern kann.

DFB.de: Herr Hirte, nach der Weltmeisterschaft in Russland hatte man teilweise das Gefühl, der DFB und die Leistungszentren ziehen nicht an einem Strang. Wurde das in der am Donnerstag endenden Fortbildung thematisiert?

Markus Hirte: Es ist richtig, dass in der Öffentlichkeit oder in einigen Medien dieses Bild zuletzt gezeichnet wurde. Intern hatten und haben wir eine ganz andere Sichtweise, denn wir arbeiten bereits seit 2004 ganz eng mit den Leistungszentren zusammen, haben mehrere Sitzungen im Jahr. Dazu besuchen unsere U-Trainer außerhalb der Abstellungsperioden permanent die Vereine, halten Vorträge und tauschen sich regelmäßig aus.

DFB.de: Wie zufrieden waren Sie mit den Fortbildungen in Dortmund?

Hirte: Wir haben die letzten vier Tage intensiv genutzt und uns mit den Kollegen aus den Vereinen sehr gut ausgetauscht. Das Wichtigste ist, dass wir uns stets auf Augenhöhe begegnen und miteinander statt übereinander reden. Natürlich gibt es Themen, bei den wir als DFB Verbesserungspotenzial in den Leistungszentren sehen. Diese konstruktiv anzusprechen und miteinander an den Herausforderungen zu arbeiten, das ist das Ziel von uns allen.

DFB.de: Welchen Schwerpunkt hatten Sie in den unterschiedlichen Gruppen?

Hirte: Unser Hauptthema hieß "Entscheidungen treffen: Initiative Spieler als Ziel der Ausbildung", das gerade nach der WM öffentlich intensiv diskutiert wurde. Uns wird ja vorgeworfen, dass wir diese Spieler in Deutschland nicht mehr haben und in unserer Ausbildung auch nicht fördern. Wichtig war, dass wir uns zunächst darüber austauschen und uns dabei offen die Fragen stellen: Was machen wir in der Ausbildung? Machen wir vielleicht sogar zu viel? Überfordern wir die Jungs?

DFB.de: Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Hirte: Dass wir schon sehr vieles richtig machen und auch in der Vergangenheit richtig gemacht haben. Aber, dass wir auch offen sind für neue Ansätze, zum Beispiel, die Spieler mehr zu beteiligen und ihre Eigeninitiative zu fördern. Über Ansätze, wie das gehen soll, haben wir gemeinsam diskutiert.

DFB.de: Fehlen uns denn diese initiativen, kreativen Spieler in Deutschland zurzeit?

Hirte: Die Quantität an hochtalentierten kreativen Spielern ist aktuell tatsächlich nicht so hoch. Deshalb ist es unser Ziel, den Jungs auf und neben dem Platz mehr Eigenverantwortung zu geben. Allerdings ist das nicht nur eine Frage des Fußballs, sondern auch des Umfeldes und sogar der Gesellschaft. Wir müssen in unserem Bereich den Einfluss nutzen, den wir haben. Das werden wir auch machen, müssen uns aber bewusst sein, dass Entwicklungen auch Zeit benötigen. Nur weil wir heute etwas in der Ausbildung ändern, bedeutet es nicht, dass wir morgen davon profitieren können. Deshalb muss alles mit Augenmaß gemacht werden.

DFB.de: Welche Rolle nimmt der DFB bei dieser Entwicklung ein?

Hirte: Unsere Aufgabe ist es, die Trainer dafür zu sensibilisieren, ihren Einfluss geltend zu machen und die Entwicklung des jeweiligen Spielers in den Vordergrund zu stellen. Nur so werden wir auch in Zukunft qualitativ hochwertige Spieler haben. Dazu müssen wir auf die notwendige Zeit aufmerksam machen, die die Entwicklung benötigt. Und wenn es sich um eine nachhaltige Entwicklung handeln soll, dann darf ich den Spieler nicht mit Informationen überfordern, sondern muss ihm die Möglichkeit geben, sich Dinge selbst zu erarbeiten. Wir müssen gemeinsam an diesem Prozess arbeiten, aber auch jeder für sich in seinem Bereich. Genau für dieses Verständnis sind solche Veranstaltungen unglaublich wertvoll.

[ps]

Trends im Weltfußball, positionsspezifische Analysen und initiative Spieler. Hinter Markus Hirte, Leiter des DFB-Talentförderprogramms, liegen vier intensive Tage voller Vorträge und Diskussionen. Der 55-Jährige war für die Fortbildungen mit den Ansprechpartnern der Leistungszentren verantwortlich, die am Donnerstag endete und die Zielgruppen U 14-/U 15-, U 16-/U 17- und U 19-Spieler im Blick hatte.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler spricht der Fußball-Lehrer über den Austausch mit den Vereinen und wichtige Aspekte im Nachwuchsfußball. Dazu erklärt er, wie Deutschland wieder mehr kreative Spieler entwickeln und fördern kann.

DFB.de: Herr Hirte, nach der Weltmeisterschaft in Russland hatte man teilweise das Gefühl, der DFB und die Leistungszentren ziehen nicht an einem Strang. Wurde das in der am Donnerstag endenden Fortbildung thematisiert?

Markus Hirte: Es ist richtig, dass in der Öffentlichkeit oder in einigen Medien dieses Bild zuletzt gezeichnet wurde. Intern hatten und haben wir eine ganz andere Sichtweise, denn wir arbeiten bereits seit 2004 ganz eng mit den Leistungszentren zusammen, haben mehrere Sitzungen im Jahr. Dazu besuchen unsere U-Trainer außerhalb der Abstellungsperioden permanent die Vereine, halten Vorträge und tauschen sich regelmäßig aus.

DFB.de: Wie zufrieden waren Sie mit den Fortbildungen in Dortmund?

Hirte: Wir haben die letzten vier Tage intensiv genutzt und uns mit den Kollegen aus den Vereinen sehr gut ausgetauscht. Das Wichtigste ist, dass wir uns stets auf Augenhöhe begegnen und miteinander statt übereinander reden. Natürlich gibt es Themen, bei den wir als DFB Verbesserungspotenzial in den Leistungszentren sehen. Diese konstruktiv anzusprechen und miteinander an den Herausforderungen zu arbeiten, das ist das Ziel von uns allen.

DFB.de: Welchen Schwerpunkt hatten Sie in den unterschiedlichen Gruppen?

Hirte: Unser Hauptthema hieß "Entscheidungen treffen: Initiative Spieler als Ziel der Ausbildung", das gerade nach der WM öffentlich intensiv diskutiert wurde. Uns wird ja vorgeworfen, dass wir diese Spieler in Deutschland nicht mehr haben und in unserer Ausbildung auch nicht fördern. Wichtig war, dass wir uns zunächst darüber austauschen und uns dabei offen die Fragen stellen: Was machen wir in der Ausbildung? Machen wir vielleicht sogar zu viel? Überfordern wir die Jungs?

DFB.de: Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Hirte: Dass wir schon sehr vieles richtig machen und auch in der Vergangenheit richtig gemacht haben. Aber, dass wir auch offen sind für neue Ansätze, zum Beispiel, die Spieler mehr zu beteiligen und ihre Eigeninitiative zu fördern. Über Ansätze, wie das gehen soll, haben wir gemeinsam diskutiert.

DFB.de: Fehlen uns denn diese initiativen, kreativen Spieler in Deutschland zurzeit?

Hirte: Die Quantität an hochtalentierten kreativen Spielern ist aktuell tatsächlich nicht so hoch. Deshalb ist es unser Ziel, den Jungs auf und neben dem Platz mehr Eigenverantwortung zu geben. Allerdings ist das nicht nur eine Frage des Fußballs, sondern auch des Umfeldes und sogar der Gesellschaft. Wir müssen in unserem Bereich den Einfluss nutzen, den wir haben. Das werden wir auch machen, müssen uns aber bewusst sein, dass Entwicklungen auch Zeit benötigen. Nur weil wir heute etwas in der Ausbildung ändern, bedeutet es nicht, dass wir morgen davon profitieren können. Deshalb muss alles mit Augenmaß gemacht werden.

DFB.de: Welche Rolle nimmt der DFB bei dieser Entwicklung ein?

Hirte: Unsere Aufgabe ist es, die Trainer dafür zu sensibilisieren, ihren Einfluss geltend zu machen und die Entwicklung des jeweiligen Spielers in den Vordergrund zu stellen. Nur so werden wir auch in Zukunft qualitativ hochwertige Spieler haben. Dazu müssen wir auf die notwendige Zeit aufmerksam machen, die die Entwicklung benötigt. Und wenn es sich um eine nachhaltige Entwicklung handeln soll, dann darf ich den Spieler nicht mit Informationen überfordern, sondern muss ihm die Möglichkeit geben, sich Dinge selbst zu erarbeiten. Wir müssen gemeinsam an diesem Prozess arbeiten, aber auch jeder für sich in seinem Bereich. Genau für dieses Verständnis sind solche Veranstaltungen unglaublich wertvoll.

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