Ziegler: "Neuer ist eine große Inspiration für unsere Arbeit"

In regelmäßigen Abständen lädt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Mitarbeiter aus den 54 Leistungszentren zu Fortbildungen und inhaltlichem Austausch ein. Zuletzt kamen die Torwarttrainer der Talente in Frankfurt zusammen. Neben Markus Hirte, Sportlicher Leiter der Talentförderung, war der ehemalige Bundesligatorwart und heutige DFB-Torwartkoordinator Marc Ziegler maßgeblich für das Programm verantwortlich. Im Interview spricht der 41-Jährige mit Mitarbeiter Philipp Grabowski über die Tagung, die DFB-Philosophie sowie die psychologische Komponente im Torwartspiel.

DFB.de: Herr Ziegler, in der vergangenen Woche fand die erste DFB-Fortbildung für die Torwarttrainer der Leistungszentren statt. Wie lautet Ihr Fazit zu der Veranstaltung?

Marc Ziegler: Die Eindrücke sind sehr positiv und ich habe schon viele Nachrichten von Teilnehmern per SMS oder Mail erhalten. Es war eine tolle Veranstaltung um sich weiterzubilden und sich in größerer Expertenrunde tiefgehender auszutauschen. Aus meiner Erfahrung sind solche Austausche ein riesiger Mehrwert und es wurde Zeit solch eine Plattform im Torhüterbereich zu starten.

DFB.de: Welche Ziele sollten erreicht werden?

Ziegler: Wir wollten neue Ideen und Impulse zur Fortbildung in torwartspezifischen Themen wie Technik und Taktik vermitteln, sowie einen Rahmen zur Kommunikation unter den Torwarttrainern schaffen. Zudem stand die Präsentation von DFB-Themen wie der geplanten Akademie im Vordergrund. Wir haben präsentiert, was wir machen und wie wir es durch die DFB-Philosophie umsetzen.

DFB.de: Wie sieht die DFB-Philosophie für Nachwuchstorhüter aus?

Ziegler: Es ist entscheidend, wie man bei der Sichtung der Spitzentalenten vorgeht und wie sie bei den Turnieren, Lehrgängen und Maßnahmen betreut werden. Dieses Wissen wollten wir den Torwarttrainern der Leistungszentren vermitteln, da sie bei der Ausbildung die Hauptarbeit im ganz wichtigen Tagesgeschäft leisten. Wir beim DFB wollen dabei helfen, diese hervorragende Ausbildung zu unterstützen und den Jungs durch das internationale Messen mit den besten Mannschaften der Welt, einen Feinschliff in ihrer Entwicklung zu geben. Durch die gemeinsame Arbeit mit den Vereinen streben wir eine bestmögliche, umfassende Ausbildung an. Der bisherige Austausch mit den Vereinen ist dabei außerordentlich gut.

DFB.de: Welcher Torhüter konnte durch diese Philosophie in diesem Jahr einen großen Entwicklungsschritt nehmen?

Ziegler: Ich denke da zum Beispiel an U19-Nationaltorwart Luca Plogmann, der eine deutliche Entwicklung als Torhüter und Persönlichkeit genommen hat. Durch das Trainingslager in La Manga, dem Algarve-Cup in Portugal, den Eliterunden bis hin zu großen internationalen Turnieren wie U 17-EM und -WM, hat Luca ganz besondere Erfahrungswerte sammeln können. Diese Turniere waren für seine Entwicklung eine riesige Bereicherung und Mehrwert.

DFB.de: Gilt Manuel Neuer als das große Leitbild in der Ausbildung?

Ziegler: Wir haben das Glück mit Manuel Neuer den weltbesten Torhüter in unseren Reihen zu haben, der natürlich eine große Inspiration für unsere Arbeit ist. Sein Typus als Torhüter und als Persönlichkeit entsprechen exakt unserem Torwart-Leitfaden, indem Techniken und Taktiken in einem Dokument gebündelt werden. Diese Broschüre haben wir an die Torwarttrainer der Leistungszentren weitergegeben.

DFB.de: Wie wichtig ist die psychologische Komponente in der Torhüterausbildung im Hinblick auf die Charakterbildung?

Ziegler: Es spielt eine ganz wichtige Rolle. Wir wollen den Spielern unsere Leitlinien und Prinzipien vermitteln, aber sie auch als eigenständige Persönlichkeiten fördern. Gerade wenn man erstmalig eine Elite-Runde spielt, bei der es auf jedes Spiel und Tor ankommt, kann die Psyche den entscheidenden Faktor spielen, um diese Situationen zu verarbeiten.

DFB.de: Sie haben im Jahre 1995 im Alter von 19 Jahren vor 28.000 Zuschauern Ihr Bundesligadebüt für den VfB Stuttgart gegen KFC Uerdingen gefeiert, bei dem Sie den Stammtorhüter Eike Immel beerbt haben. Wie geht ein Spieler mit solchen Situationen um?

Ziegler: Ich habe viele Jahre täglich auf diesen Traum hingearbeitet, aber man weiß nicht wann sich eine Chance bietet und ins kalte Wasser geworfen wird. Es ist wichtig seinen Mann zu stehen, geduldig zu bleiben und wenn sich die Gelegenheit ergibt, sie zu ergreifen und zu nutzen. Gerade auf den Turnieren mit den Junioren-Nationalmannschaften sammeln die Torhüter wertvolle, internationale Erfahrungen, um auf den Profifußball vorbereitet zu werden.

DFB.de: Wie lehrt ein Trainer dem Spieler den gesunden Umgang mit Misserfolgen oder Drucksituationen?

Ziegler: Der große Bereich der Sportpsychologie besitzt ein riesiges Entwicklungspotenzial für die Zukunft, bei denen wir unsere Trainer weiter schulen und unterstützen wollen. Ein ganz wichtiger Faktor bei Misserfolgen oder Drucksituationen ist die gezielte, individuelle Betreuung des Spielers. Jeder Mensch verarbeitet solche Situationen unterschiedlich, sodass uns am zweiten Tagungstag wichtig war, sich mit den Vertretern der Vereine auch über die Verbesserungspotenziale in psychologischen Bereichen auszutauschen.

DFB.de: Sie haben über 100 Bundesligaspiele bestritten, wurden mehrfacher Meister in Österreich und haben den DFB-Pokal gewonnen. Mit all Ihrer Erfahrung: Was ist der Schlüssel, um den Sprung von den Junioren zu den Profis zu schaffen und sich durchzusetzen?

Ziegler: Es sind mehrere Punkte auf die es ankommt. Neben der taktischen, technischen und spielerischen Klasse, sind gewisse Tugenden absolute Grundvoraussetzung. Mit Offenheit, Fleiß, Lernwilligkeit, Disziplin, dem unbändigen Willen und vor allem Leidenschaft ist ein junger Torhüter gut vorbereitet, wenn es darum geht, den Traum vom Fußballprofi zu verwirklichen.

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In regelmäßigen Abständen lädt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Mitarbeiter aus den 54 Leistungszentren zu Fortbildungen und inhaltlichem Austausch ein. Zuletzt kamen die Torwarttrainer der Talente in Frankfurt zusammen. Neben Markus Hirte, Sportlicher Leiter der Talentförderung, war der ehemalige Bundesligatorwart und heutige DFB-Torwartkoordinator Marc Ziegler maßgeblich für das Programm verantwortlich. Im Interview spricht der 41-Jährige mit Mitarbeiter Philipp Grabowski über die Tagung, die DFB-Philosophie sowie die psychologische Komponente im Torwartspiel.

DFB.de: Herr Ziegler, in der vergangenen Woche fand die erste DFB-Fortbildung für die Torwarttrainer der Leistungszentren statt. Wie lautet Ihr Fazit zu der Veranstaltung?

Marc Ziegler: Die Eindrücke sind sehr positiv und ich habe schon viele Nachrichten von Teilnehmern per SMS oder Mail erhalten. Es war eine tolle Veranstaltung um sich weiterzubilden und sich in größerer Expertenrunde tiefgehender auszutauschen. Aus meiner Erfahrung sind solche Austausche ein riesiger Mehrwert und es wurde Zeit solch eine Plattform im Torhüterbereich zu starten.

DFB.de: Welche Ziele sollten erreicht werden?

Ziegler: Wir wollten neue Ideen und Impulse zur Fortbildung in torwartspezifischen Themen wie Technik und Taktik vermitteln, sowie einen Rahmen zur Kommunikation unter den Torwarttrainern schaffen. Zudem stand die Präsentation von DFB-Themen wie der geplanten Akademie im Vordergrund. Wir haben präsentiert, was wir machen und wie wir es durch die DFB-Philosophie umsetzen.

DFB.de: Wie sieht die DFB-Philosophie für Nachwuchstorhüter aus?

Ziegler: Es ist entscheidend, wie man bei der Sichtung der Spitzentalenten vorgeht und wie sie bei den Turnieren, Lehrgängen und Maßnahmen betreut werden. Dieses Wissen wollten wir den Torwarttrainern der Leistungszentren vermitteln, da sie bei der Ausbildung die Hauptarbeit im ganz wichtigen Tagesgeschäft leisten. Wir beim DFB wollen dabei helfen, diese hervorragende Ausbildung zu unterstützen und den Jungs durch das internationale Messen mit den besten Mannschaften der Welt, einen Feinschliff in ihrer Entwicklung zu geben. Durch die gemeinsame Arbeit mit den Vereinen streben wir eine bestmögliche, umfassende Ausbildung an. Der bisherige Austausch mit den Vereinen ist dabei außerordentlich gut.

DFB.de: Welcher Torhüter konnte durch diese Philosophie in diesem Jahr einen großen Entwicklungsschritt nehmen?

Ziegler: Ich denke da zum Beispiel an U19-Nationaltorwart Luca Plogmann, der eine deutliche Entwicklung als Torhüter und Persönlichkeit genommen hat. Durch das Trainingslager in La Manga, dem Algarve-Cup in Portugal, den Eliterunden bis hin zu großen internationalen Turnieren wie U 17-EM und -WM, hat Luca ganz besondere Erfahrungswerte sammeln können. Diese Turniere waren für seine Entwicklung eine riesige Bereicherung und Mehrwert.

DFB.de: Gilt Manuel Neuer als das große Leitbild in der Ausbildung?

Ziegler: Wir haben das Glück mit Manuel Neuer den weltbesten Torhüter in unseren Reihen zu haben, der natürlich eine große Inspiration für unsere Arbeit ist. Sein Typus als Torhüter und als Persönlichkeit entsprechen exakt unserem Torwart-Leitfaden, indem Techniken und Taktiken in einem Dokument gebündelt werden. Diese Broschüre haben wir an die Torwarttrainer der Leistungszentren weitergegeben.

DFB.de: Wie wichtig ist die psychologische Komponente in der Torhüterausbildung im Hinblick auf die Charakterbildung?

Ziegler: Es spielt eine ganz wichtige Rolle. Wir wollen den Spielern unsere Leitlinien und Prinzipien vermitteln, aber sie auch als eigenständige Persönlichkeiten fördern. Gerade wenn man erstmalig eine Elite-Runde spielt, bei der es auf jedes Spiel und Tor ankommt, kann die Psyche den entscheidenden Faktor spielen, um diese Situationen zu verarbeiten.

DFB.de: Sie haben im Jahre 1995 im Alter von 19 Jahren vor 28.000 Zuschauern Ihr Bundesligadebüt für den VfB Stuttgart gegen KFC Uerdingen gefeiert, bei dem Sie den Stammtorhüter Eike Immel beerbt haben. Wie geht ein Spieler mit solchen Situationen um?

Ziegler: Ich habe viele Jahre täglich auf diesen Traum hingearbeitet, aber man weiß nicht wann sich eine Chance bietet und ins kalte Wasser geworfen wird. Es ist wichtig seinen Mann zu stehen, geduldig zu bleiben und wenn sich die Gelegenheit ergibt, sie zu ergreifen und zu nutzen. Gerade auf den Turnieren mit den Junioren-Nationalmannschaften sammeln die Torhüter wertvolle, internationale Erfahrungen, um auf den Profifußball vorbereitet zu werden.

DFB.de: Wie lehrt ein Trainer dem Spieler den gesunden Umgang mit Misserfolgen oder Drucksituationen?

Ziegler: Der große Bereich der Sportpsychologie besitzt ein riesiges Entwicklungspotenzial für die Zukunft, bei denen wir unsere Trainer weiter schulen und unterstützen wollen. Ein ganz wichtiger Faktor bei Misserfolgen oder Drucksituationen ist die gezielte, individuelle Betreuung des Spielers. Jeder Mensch verarbeitet solche Situationen unterschiedlich, sodass uns am zweiten Tagungstag wichtig war, sich mit den Vertretern der Vereine auch über die Verbesserungspotenziale in psychologischen Bereichen auszutauschen.

DFB.de: Sie haben über 100 Bundesligaspiele bestritten, wurden mehrfacher Meister in Österreich und haben den DFB-Pokal gewonnen. Mit all Ihrer Erfahrung: Was ist der Schlüssel, um den Sprung von den Junioren zu den Profis zu schaffen und sich durchzusetzen?

Ziegler: Es sind mehrere Punkte auf die es ankommt. Neben der taktischen, technischen und spielerischen Klasse, sind gewisse Tugenden absolute Grundvoraussetzung. Mit Offenheit, Fleiß, Lernwilligkeit, Disziplin, dem unbändigen Willen und vor allem Leidenschaft ist ein junger Torhüter gut vorbereitet, wenn es darum geht, den Traum vom Fußballprofi zu verwirklichen.

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