Kern: "Bei mir laufen die Fäden zusammen"

Werner Kern ist der „Mr. Nachwuchs“ beim FC Bayern München. Als Leiter der Jugendabteilung, dem sogenannten „junior team“, koordiniert der 63-Jährige alle Junioren-Mannschaften beim Deutschen Rekordmeister. Das erklärte Ziel: möglichst viele Talente an den Profi-Fußball heranführen.

Kern schätzt, dass aktuell rund 50 Spieler der Bundesliga und 2. Bundesliga während seiner Amtszeit für die Nachwuchsteams der Bayern am Ball waren. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels und Christian Lell sind nur einige prominente Beispiele.

Seit 1998 ist Werner Kern Leiter der Jugendabteilung des FCB. Der gelernte Realschullehrer spielte selbst bei verschiedenen Amateurvereinen und war von 1972 bis 1977 Co-Trainer beim FC Bayern, wurde in dieser Zeit mit Bayern dreimal Meister, einmal Weltpokalsieger und dreimal in Folge Europapokal-Sieger der Landesmeister.

Im Anschluss führte er Wormatia Worms – noch während des Lehrgangs zum Fußball-Lehrer – in die 2. Bundesliga. Mit dem 1. FC Nürnberg stieg er 1978 in die Bundesliga auf, später stand er bei Eintracht Trier an der Seitenlinie. Von 1983 bis 1998 war er Manager für weltweite Fußballpromotion bei Adidas. Seine Maxime: „Ich muss immer versuchen, mein Potenzial voll auszuschöpfen.“ Das gibt er nun an die jungen Spieler des FC Bayern weiter. Wie er das macht, verrät Werner Kern im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit dem Journalisten Thomas Ziehn.

Frage: Das „Flaggschiff“ Ihrer Abteilung, die zweite Mannschaft, schlägt sich in der 3. Liga wacker. Wie beurteilen Sie die Leistungen der Bayern-Reserve bisher?

Werner Kern: Der gute Saisonstart hat vieles erleichtert. Unsere jungen Spieler haben gleich gemerkt, dass sie mithalten können. Wir spielen in der Liga eine vernünftige Rolle, und ich denke nicht, dass wir noch Probleme bekommen werden. Sicher wird es noch den einen oder anderen Rückschlag geben. Aber die Mannschaft ist stabil genug, um das wegzustecken - wie das gestrige 2:1 gegen Aufstiegskandidat Paderborn gezeigt hat.

Frage: Welchen Stellenwert hat die zweite Mannschaft als Bindeglied zu den Profis?

Kern: Beim FC Bayern markiert die U 23 das Ende der Ausbildung. Nach der U 19 geben wir unseren Spielern noch zwei Jahre Zeit, um sich weiter zu entwickeln. Das ist unsere Philosophie. Andere Vereine gehen einen anderen Weg. Bei ihnen endet die Ausbildung nach der A-Jugend, im Anschluss leihen sie gute Spieler häufig aus. Es ist jedoch nicht gesagt, dass sie dann auch Spielpraxis bekommen. Wir können das mit unserem System steuern, und außerdem bleiben die Talente direkt vor der Haustür. Mit Hermann Gerland verfügen wir außerdem über den idealen Mann auf der Trainerposition. Wer sich bei ihm durchsetzt, kann es überall schaffen.



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Werner Kern ist der „Mr. Nachwuchs“ beim FC Bayern München. Als Leiter der Jugendabteilung, dem sogenannten „junior team“, koordiniert der 63-Jährige alle Junioren-Mannschaften beim Deutschen Rekordmeister. Das erklärte Ziel: möglichst viele Talente an den Profi-Fußball heranführen.

Kern schätzt, dass aktuell rund 50 Spieler der Bundesliga und 2. Bundesliga während seiner Amtszeit für die Nachwuchsteams der Bayern am Ball waren. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels und Christian Lell sind nur einige prominente Beispiele.

Seit 1998 ist Werner Kern Leiter der Jugendabteilung des FCB. Der gelernte Realschullehrer spielte selbst bei verschiedenen Amateurvereinen und war von 1972 bis 1977 Co-Trainer beim FC Bayern, wurde in dieser Zeit mit Bayern dreimal Meister, einmal Weltpokalsieger und dreimal in Folge Europapokal-Sieger der Landesmeister.

Im Anschluss führte er Wormatia Worms – noch während des Lehrgangs zum Fußball-Lehrer – in die 2. Bundesliga. Mit dem 1. FC Nürnberg stieg er 1978 in die Bundesliga auf, später stand er bei Eintracht Trier an der Seitenlinie. Von 1983 bis 1998 war er Manager für weltweite Fußballpromotion bei Adidas. Seine Maxime: „Ich muss immer versuchen, mein Potenzial voll auszuschöpfen.“ Das gibt er nun an die jungen Spieler des FC Bayern weiter. Wie er das macht, verrät Werner Kern im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit dem Journalisten Thomas Ziehn.

Frage: Das „Flaggschiff“ Ihrer Abteilung, die zweite Mannschaft, schlägt sich in der 3. Liga wacker. Wie beurteilen Sie die Leistungen der Bayern-Reserve bisher?

Werner Kern: Der gute Saisonstart hat vieles erleichtert. Unsere jungen Spieler haben gleich gemerkt, dass sie mithalten können. Wir spielen in der Liga eine vernünftige Rolle, und ich denke nicht, dass wir noch Probleme bekommen werden. Sicher wird es noch den einen oder anderen Rückschlag geben. Aber die Mannschaft ist stabil genug, um das wegzustecken - wie das gestrige 2:1 gegen Aufstiegskandidat Paderborn gezeigt hat.

Frage: Welchen Stellenwert hat die zweite Mannschaft als Bindeglied zu den Profis?

Kern: Beim FC Bayern markiert die U 23 das Ende der Ausbildung. Nach der U 19 geben wir unseren Spielern noch zwei Jahre Zeit, um sich weiter zu entwickeln. Das ist unsere Philosophie. Andere Vereine gehen einen anderen Weg. Bei ihnen endet die Ausbildung nach der A-Jugend, im Anschluss leihen sie gute Spieler häufig aus. Es ist jedoch nicht gesagt, dass sie dann auch Spielpraxis bekommen. Wir können das mit unserem System steuern, und außerdem bleiben die Talente direkt vor der Haustür. Mit Hermann Gerland verfügen wir außerdem über den idealen Mann auf der Trainerposition. Wer sich bei ihm durchsetzt, kann es überall schaffen.

Frage: Welche Rolle spielt dabei die neue 3. Liga?

Kern: Wir mussten in der abgelaufenen Saison kämpfen, um die Qualifikation zu schaffen. Allerdings wäre unsere Arbeit auch in der Regionalliga ganz normal weitergegangen. Es ist jedoch optimal, dass wir uns in der eingleisigen dritten Spielklasse mit Vereinen wie Paderborn, Braunschweig oder Dresden vor großen Kulissen messen können. Das ist für junge Spieler die beste mentale Erfahrung mit Blick auf eine Profikarriere. Die 3. Liga birgt für uns aber auch ein Risiko: Wenn wir zwei schlechte Jahrgänge in Folge haben, wird es schwer, die Klasse zu halten. Denn andere Vereine geben ihre U 23-Talente bestimmt nicht ab. Zudem wollen wir mit unserem Geld weiter gut haushalten.

Frage: Wie sehen die Ziele des FC Bayern mit der Drittliga-Mannschaft aus?

Kern: Die aktuelle Mannschaft von Hermann Gerland besteht fast ausnahmslos aus Spielern, die aus der eigenen A-Jugend kommen. Das wollen wir beibehalten. Über allem steht – und das gilt für den gesamten Jugend-Bereich – das Heranführen von Talenten an die Profis.

Frage: Insgesamt unterstehen Ihnen elf Juniorenmannschaften. Wie behalten Sie bei so vielen Spielern den Überblick?

Kern: Das ist leicht. Ich kenne jeden Spieler von der U 15 bis zur U 23 persönlich. Jedes Wochenende bin ich auf Fußballplätzen unterwegs und mache mir ein Bild von unseren Mannschaften. Das ist Pflicht. Jeden Montag gibt es außerdem eine Trainersitzung. Den Bereich von der U 8 bis zur U 14 koordiniert Hermann Hummels, Vater des ehemaligen Bayern-Spieler Mats, der sein Geld inzwischen bekanntlich bei Borussia Dortmund verdient.

Frage: Welche Voraussetzungen muss ein junger Spieler erfüllen, damit er für den FC Bayern in Frage kommt?

Kern: Er muss in erster Linie Talent mitbringen. Bis zur U 15 legen wir aber auch großen Wert darauf, dass er im S-Bahn-Bereich Münchens wohnt. Sonst bleiben die Jungs vorerst in ihren Vereinen und stoßen erst später zu uns. Wir wollen, dass unsere Nachwuchsspieler heimatverbunden ausgebildet werden. Erst in den späteren Jahrgängen bieten wir Plätze in unserem Internat an.

Frage: Wo finden Sie die passenden Spieler?

Kern: Das ist ganz unterschiedlich. Wir haben zwei ehrenamtliche Scouts, die auf den Plätzen in der Umgebung unterwegs sind. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Talenttage an der Säbener Straße. Außerdem ist jeder Trainer aufgefordert, gute gegnerische Spieler zu notieren.

Frage: Ab der D-Jugend wird bei den Bayern ein einheitliches System gespielt. Wie genau sieht das aus, und was sind die Gründe dafür?

Kern: Wir spielen eine Art 4-4-2. Es gibt zwei Innenverteidiger, die Außenverteidiger sind etwas vorgezogen. Der Sechser arbeitet eng mit den Innerverteidigern zusammen und ist wichtig für die Spieleröffnung. Im Mittelfeld gibt es weiter zwei Spieler auf den Halbpositionen und einen Mann hinter den beiden Spitzen. Wir spielen also im Mittelfeld eine Raute. Wir sind der Meinung, dass dieses System junge Spieler optimal vorbereitet und vor allem flexibel macht. Wenn man das beherrscht, kann man eigentlich jedes andere System auch spielen.

Frage: Wie hat sich die Einführung der A- und B-Junioren-Bundesligen auf die Nachwuchsförderung ausgewirkt?

Kern: Das war eine sehr gute Entscheidung, denn dies führte zu einer Leistungskonzentration. Und durch die Dreiteilung blieb der Aufwand im Rahmen. Unsere Talente werden noch stärker gefordert und gefördert. Da die Reisen sich aber in Grenzen halten, werden sie – und das ist in diesem Alter ganz wichtig – nicht überfordert.

Frage: Wie würden Sie Ihre Aufgaben beschreiben?

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Kern: Das ist unheimlich vielfältig. Ich koordiniere alle Dinge, bei mir laufen die Fäden zusammen. Ich führe Verhandlungen, kümmere mich um Medienangelegenheiten und bin auch für die Lizenzen unserer Mannschaften zuständig. Ich habe in meinem Leben schon einige Jobs ausgeübt. Aber dieser Beruf ist der schönste, den ich je gemacht habe. Natürlich habe ich sehr viel zu tun, meine Woche besteht meist aus sieben Arbeitstagen. Doch wenn man gut sein will, muss man auch viel dafür leisten.

Frage: Sie waren in den 80er-Jahren selbst Bundesliga-Trainer. Was hat sich in den letzten Jahren im Fußball-Geschäft am meisten geändert?

Kern: Es gibt viel mehr Spezialisierungen. Als ich bei den Bayern Co-Trainer von Udo Lattek und Dettmar Cramer war, habe ich mich außerdem noch um das Torwarttraining, Scouting und die Spielbeobachtung gekümmert. Außerdem war ich für die zweite Mannschaft verantwortlich. Heute gibt es viel mehr Leute für diese Aufgaben. Das Training ist viel moderner geworden, der Fußball schneller und athletischer. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Nach wie vor muss man wissen, wo seine Stärken und Schwächen liegen und an ihnen immer wieder arbeiten.

Frage: Seit 2003 sind Sie auch für die Frauen-Abteilung verantwortlich. Gibt es Unterschiede zum Ausbildungsverlauf bei den Männern?

Kern: Ich treffe in diesem Bereich eher die strategischen Entscheidungen, bin sonst nicht so sehr involviert. Karin Danner koordiniert den Frauen-Sektor und leistet hervorragende Arbeit. Ich finde es wichtig, dass die Klubs den Frauenfußball fördern.

Frage: Der Erfolg gibt Ihnen Recht: Bayern München kämpft auch in der Frauen-Bundesliga um die Meisterschaft.

Kern: Bei uns sollen sich die Talente aus Bayern für die nationale Spitze empfehlen. Dafür ist eine gute Ausbildung notwendig, die wir hier ermöglichen. Natürlich ist es angenehm, dass die Bundesliga-Mannschaft oben mitmischt. Wir würden aber vor einer Saison als Vorgabe nie den Gewinn der Meisterschaft ausgeben.