Von 2008 bis 2018

Ausbildungsleiter: Frank Wormuth

"Wer lehrt, der lernt" - dieser Leitsatz von Frank Wormuth bestimmte wesentliche Teile der reformierten Fußball-Lehrer-Ausbildung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Wormuth übernahm Anfang 2008 als Nachfolger des langjährigen DFB-Chefaubilders Erich Rutemöller die Leitung der Trainer-Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln (jetzt Standort Hennef).

Der frühere Zweitligaprofi des SC Freiburg und von Hertha BSC Berlin ist ausgebildeter Diplom-Betriebswirt, erwarb 1996 an der Universität Basel sein Diplom als Sportlehrer und 1997 mit der Note "sehr gut" die Fußball-Lehrer-Lizenz an der Sporthochschule Köln. Als Trainer arbeitete er zunächst mit dem heutigen Bundestrainer Joachim Löw bei Fenerbahce Istanbul, anschließend beim SC Pfullendorf, dem SSV Reutlingen, dem 1. FC Union Berlin sowie von 2005 bis 2007 beim VfR Aalen.

Der vor kurzem abgeschlossene 55. Lehrgang mit prominenten Teilnehmern wie dem aktuellen Zweitliga-Trainer und Lehrgangsbesten Holger Stanislawski oder dem früheren Nationalspieler Steffen Freund war der erste unter der alleinigen Verantwortung des damals 48-jährigen Wormuth.

Mehr Zeit und Praxis für angehende Fußball-Lehrer

Und der erste mit deutlich erweitertem Lehrplan, den Wormuth mit seinem Team ausgearbeitet hat. Wer die höchste deutsche Trainer-Lizenz - gleichbedeutend mit der UEFA-Pro-Lizenz - erwerben will, musste dafür zuletzt nach erfolgreichem Eignungstest elf statt wie zuvor sechs Monate büffeln, ehe die Prüfungsphase ansteht. Ab dem im Sommer startenden, leicht angepassten 56. Lehrgang sind es dann zehn Monate Ausbildungszeit.

Dabei müssen sich die künftigen Fußball-Lehrer einer deutlich praxisbezogeneren Ausbildung als in früheren Jahren unterziehen. "Wir haben die Praktikumsphasen deutlich erweitert", erläutert Wormuth. Insgesamt vier Praktika absolvieren die Lehrgangsteilnehmer. In den DFB-Landesverbänden werden sie vor Verbandssportlehrern ebenso die modernen Erkenntnisse der Fußball-Lehrer-Ausbildung präsentieren und vermitteln wie danach in den diversen Nachwuchsleistungszentren. Lernen durch Lehren, ganz nach dem Wunsch von Wormuth.

Das verstärkt praxisorientierte Denken impliziert freilich keine Abkehr von der klassischen akademischen Wissensvermittlung. Die Basisausbildung in Fächern wie Trainingswissenschaft, Psychologie und Pädagogik, Kommunikation und Rhetorik oder Sportmedizin ist weiterhin unverzichtbar - allenfalls hier und da mit einer neuen Gewichtung. "Weniger Sportmedizin, mehr Fußball-Lehre", sagt Wormuth beispielhaft, "denn der Fußball muss immer der Rote Faden der Ausbildung sein."

Externe Fachleute und hochkarätige Experten im Ausbildungsteam

Zudem ist es dem Lehrgangsleiter wichtig, über den Tellerrand zu schauen und Experten aus ganz verschiedenen Fachgebieten zu Rate zu ziehen. "Daher haben wir ein Wissenschaftsgremium etabliert, dem die Dozenten der vier Lehrbereiche ebenso angehören wie externe Fachleute", so Wormuth. "Beispielsweise Nationalmannschaftsarzt Professor Dr. Tim Meyer für die Sportmedizin. Außerdem laden wir regelmäßig hochkarätige Experten zu Gastvorträgen ein." So waren 2008 namhafte Referenten wie Bundestrainer Joachim Löw oder Hoffenheims Bundesligacoach Ralf Rangnick zu Gast an der Hennes-Weisweiler-Akademie.

Im Spitzenbereich gehört auch der verstärkte Einsatz von Technik dazu. Deshalb wurde in Köln ein ganz neues Medialabor eingerichtet, um zielgerichtetes Beobachten und danach die genaue Analyse zu ermöglichen. Das sieht dann im Unterrichtsalltag zum Beispiel so aus, dass zwei angehende Fußball-Lehrer für eine Übungseinheit verantwortlich sind: Einer leitet sie auf dem Feld, der andere filmt. Gemeinsam wird die Einheit später im Medialabor seziert und für die Vorführung aufbereitet. Tags darauf zeigen die beiden Aspiranten allen Kursteilnehmern in einem etwa 15-minütigen Zusammenschnitt die wichtigsten Erkenntnisse auf.

Und so lernen und lehren die Trainer-Schüler, bis die anspruchsvollen Prüfungen in Köln anstehen. Wer dann besteht und nach Möglichkeit bald als Fußball-Lehrer Arbeit findet, soll laut Wormuth weiter wissbegierig und aufnahmefähig sein: "Trainer müssen ihr Leben lang lernen."