Fit und in Form: Medizincheck für Amateurfußballer*innen

Trotz Rundum-Betreuung durch medizinische Fachkräfte kommt es bei den Profis in aller Regelmäßigkeit zu Verletzungen. Dabei handelt es sich nicht selten um Folgeschäden aus älteren Blessuren. So kann ein instabiles Sprunggelenk beispielsweise zu höheren Belastungsspitzen im Knie führen, welches dadurch wiederum verstärkt in Mitleidenschaft gezogen und anfälliger für Verletzungen wird.

Auch im Amateurbereich sind viele Spieler*innen von einem solchen Verschleiß betroffen und klagen daher immer wieder über Schmerzen. Doch wohin mit den Problemen, wenn es keine Physio- und Rehaabteilung gibt? Für die Verletzungsprophylaxe gibt es einige Selbsttests und Möglichkeiten eigeninitiativ tätig zu werden und so für einen weitestgehend reibungslosen Saisonverlauf zu sorgen.

Herz- und Kreislauferkrankungen ausschließen

Sportmedizinische Untersuchungen sind längst nicht nur für Leistungs- und Berufssportler*innen bedeutend. Auch Amateure und Sportanfänger*innen können mit einem Besuch in der Kardiologie oder Sportmedizin unerkannte Herz- und Kreislauferkrankungen ausschließen lassen. Die Kosten für eine solche Untersuchung werden inzwischen von vielen Krankenkassen übernommen. Neben einer typischen Anamnese umfasst die sportmedizinische Untersuchung in der Regel eine körperliche Untersuchung, Echokardiografie, Ruhe-EKG und Blutdruckmessung, sowie ein Belastungs-EKG. Daher sind Sportsachen und ein ausgeruhter Zustand unerlässlich, um ein möglichst präzises Ergebnis zu erhalten.

Überbelastung vorbeugen durch Beweglichkeitstests

Immer wieder ist von "verkürzten" Fußballer*innen die Rede. Dieser Eindruck kommt durch die häufig zu beobachtende, verhältnismäßig geringe Beweglichkeit im Bereich der unteren Extremitäten zustande. Um dieser vorzubeugen, sollte eine gewissenhafte Mobilisierung Bestandteil einer jeden Aufwärmphase im Training sein. Mit Hilfe einfacher Tests kann die funktionelle Beweglichkeit in Fuß-, Knie- und Hüftgelenk bei Fußballer*innen leicht überprüft werden.

Zur Überprüfung der Beweglichkeit im Sprunggelenk kann beispielsweise der "Knee-to-Wall" Test durchgeführt werden. Dabei nehmen die Spieler*innen in zehn Zentimetern Abstand zu einer Wand oder zum Torpfosten eine Schrittstellung ein, in der das vordere Knie und der vordere Fuß die Wand bzw. den Pfosten berühren. Nun wird der Fuß so weit nach hinten geführt, dass die Ferse noch gerade den Boden berührt. Die weitestmögliche Entfernung zur Wand bzw. zum Pfosten, ohne dass die Ferse abhebt, wird notiert.

Die Beweglichkeit der hinteren Oberschenkel- und unteren Rückenmuskulatur lässt sich mit dem "Sit-and-Reach" Test überprüfen. Dabei sitzen die Spieler*innen im Langsitz mit durchgestreckten Knien auf dem Boden und stemmen die Füße aufrecht gegen eine Bank. Nun beugen sich die Spieler*innen maximal nach vorne und versuchen den Endpunkt zur Messung kurz zu halten. Reicht die Fingerspitze des Mittelfingers nicht bis zur Fußspitze, so werden negative Werte gemessen. Positive Werte werden dann notiert, wenn die Fingerspitze des Mittelfingers über die Fußspitze hinausreicht.

Für die Überprüfung der Beweglichkeit in den Hüftgelenken kann ein Hüftrotations-Test herangezogen werden. Dabei sitzen die Spieler*innen aufrecht auf einem Stuhl oder einer Bank. Nun wird auf der zu testenden Seite das Bein aktiv nach innen bzw. außen rotiert, ohne dass die Hüfte auf der anderen Seite nach oben gezogen wird. Überprüft wird der Winkel (im Idealfall >45°) vom Unterschenkel zum Boden, sowie etwaige Dysbalancen zwischen den beiden Seiten.

Die Beweglichkeit der vorderen Oberschenkelmuskulatur wird mit Hilfe der Ferse-Gesäß-Abstand Messung überprüft. Dabei legen sich die Spieler*innen auf den Bauch und winkeln das zu überprüfende Bein maximal an. Durch passiven Zug sollen sie nun die Ferse so nah wie möglich an das Gesäß heranführen, ohne dass die Hüfte dabei abhebt.

Verletzungsprophylaxe durch Stabilität

Eine gut ausgebildete Muskulatur kann vielen strukturellen Verletzungen vorbeugen und die Gelenke und Bänder zumindest teilweise entlasten. Daher bieten sich für die Vorbereitung neben der sportmedizinischen Untersuchung und den Beweglichkeitstests auch Tests zur Überprüfung der Stabilität an. Besonders Rumpf- und Beinachsenstabilität sind für Fußballer*innen von großer Bedeutung und sollten daher im Zentrum einer solchen Überprüfung stehen. Neben Maximalkrafttests, wie (einbeiniger) Kniebeuge, können auch Reaktiv- und Sprungkrafttests, wie Drop- und Counter-Movement-Jumps durchgeführt werden. Darüber hinaus helfen Balance-Tests bei der Beurteilung der Beinachsenstabilität.

Keine falsche Eitelkeit

Wenn ihr euch entscheidet, eine solche Testbatterie mit eurer Mannschaft durchzuführen, sollte bei allen Übungen auf eine gewissenhafte Durchführung und Auswertung geachtet werden. Weist eure Spieler*innen auf Auffälligkeiten hin und zieht im Zweifel Expert*innen aus dem Physio- oder sportmedizinischen Bereich hinzu. In der Folge sollten die Spieler*innen gezielt an ihren Schwächen arbeiten, um langfristigen Verletzungen vorzubeugen und gesund durch die Spielzeit zu kommen. Darüber hinaus können die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit auch ein Wegweiser für die zukünftige Trainingsplanung sein und Hinweise darauf geben, wo fortan Schwerpunkte gesetzt werden müssen, um die Mannschaft allgemein und nachhaltig fitter zu machen.


Eine vollumfängliche Testbatterie zur Verletzungsprophylaxe und Reintegration von Spieler*innen nach einer Verletzung, mit Anleitung und Vordrucken, liefert die Unfallversicherung der Verwaltungs- Berufsgenossenschaft. Neben den beschriebenen Beweglichkeits- und Stabilitätstest, findet ihr dort weitere fußballspezifische Tests für Ausdauer, Agilität und Regeneration. Des Weiteren umfasst der Leitfaden umfangreiche Informationen zu den Themen "Erste Hilfe" und "Psychische Gesundheit". Der komplette Leitfaden "Diagnostik und Betreuung im Fußball" ist zum Download angehängt.