"HaKis": Fußball gemeinsam und für alle

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. In der Kategorie Handicapfußball sind das die Handicap Kickers Hannover.

Die Handicap Kickers Hannover ("HaKis") zeigen, wie es geht - Inklusion im Sport im allerbesten Sinne. Der Klub aus dem Niedersächsischen Fußballverband hat es sich auf die Fahne geschrieben, allen Interessierten das Fußballspielen zu ermöglichen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, gesellschaftlicher Status oder die persönlichen Fähigkeiten spielen dabei keine Rolle. "Unser Angebot richtet sich zwar in erster Linie an Kinder und Jugendliche", sagt Gründerin und Vorsitzende Sabrina Rathing, "aber wir haben ziemlich schnell festgestellt, dass wir auch problemlos junge Erwachsene in unsere Gruppe einbinden können. Viel wichtiger ist es, Interessierte erst einmal willkommen zu heißen und individuell zu schauen, ob es für alle Beteiligten passt. Und das finden wir nur heraus, indem wir uns kennenlernen", so Rathing weiter.

Diversität wird gelebt

Die Entwicklung hin zu so viel Diversität ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung. Die Anfänge des Vereins gehen auf zehn Gründerinnen zurück, die 2013 einfach Lust auf Fußball in einem Verein hatten, der anders tickt als die meisten. "Wir haben uns gefragt, warum es eigentlich immer nur Fußballmannschaften für Frauen oder Männer gibt, aber keine, bei denen beide Geschlechter zusammenspielen können. Warum müssen alle immer ungefähr das gleiche Alter haben? Warum müssen immer Gleichstarke zusammenspielen?", erläutert Rathing. "Auf dem Bolzplatz ist das ja auch nie so. Wir wollten einen Verein, in dem alle gemeinsam kicken können. Ohne Leistungsdruck, dafür mit umso mehr Spaß. Und das geht", unterstreicht die Vorsitzende.

Vor allem ging es den Gründerinnen darum, einen Verein zu schaffen, der divers aufgestellt ist, wie Rathing betont: "Als wir angefangen haben, waren wir alle weiblich, zwischen 20 und 30 Jahre alt und aktive Fußballerinnen - tatsächlich also wenig divers und noch weniger inklusiv. Das zu ändern, war eines unserer ersten und bis heute bestehenden Ziele. Denn aus unseren Zeiten als Spielerinnen und Trainerinnen wussten wir bereits um die verbindende Kraft des Fußballs, von der wir uns sicher waren, dass sie auch Menschen, die weitaus unterschiedlicher sind als wir, zu einem Team formen wird."

Keine Berührungsängste

Und genau so geschah es auch. Die Chemielaborantin und ehemalige Auswahlspielerin Julia, der Lehramt-Student Torben, der Lizenztrainer mit Fluchtbiografie Riad gehören genauso zum Team wie die zweifache "Vollzeit-Oma" und Fußballerin der ersten Frauenfußballstunde Sylvia.

Mittlerweile zählt der Klub mehr als 150 Mitglieder*innen, von denen der Großteil aktiv am wöchentlichen Trainingsbetrieb teilnimmt. An drei Tagen in der Woche wird in Hemmingen, Burgdorf, Bennigsen und Hildesheim gedribbelt, gepasst, geflankt, geschossen und geköpft. Berührungsängste? Vorsichtiges Herantasten? Kein Stück. Dass bei den "HaKis" Kinder und Jugendliche ohne und mit den unterschiedlichsten Behinderungen aufeinandertreffen, ist kein Thema und erst recht kein Problem. Warum auch? Die "HaKis" einen die Freude am Fußball. Und nur das zählt auf dem Platz.

Kein Inselverein

Der Verein verzichtet ganz bewusst auf eine eigene Sportanlage. Stattdessen kooperieren die Verantwortlichen mit etablierten Klubs in der Region, die bereits gute Rahmenbedingungen beispielsweise im Hinblick auf Barrierefreiheit mitbringen, und nutzen deren Anlagen. "Das hat für uns den Vorteil, dass wir kein isolierter Inselverein sind, dessen Setup bereits bedingt, dass sich der Fokus von Beginn an vor allem nach innen richtet", sagt Rathing. "Mit unserer Struktur vermeiden wir es, zu viel im eigenen Saft zu köcheln und sorgen mit dem Kooperationsmodell für eine Austauschroutine mit unseren Partnern, sodass unser inklusiver Leitgedanke über unsere eigene Organisation hinaus Strahlkraft für die Partnerorganisationen hat."

Die "HaKis" sehen sich dabei keinesfalls als kleiner Nischenverein, der ausschließlich Kinder und Jugendliche mit Behinderungen anzieht. "Zu uns kommen auch Fußballer*innen, die mit ihren Geschwistern oder Nachbarskindern altersübergreifend in einem Team spielen wollen", erzählt Rathing. "Auch Kinder, die lieber noch Saxophonunterricht nehmen, anstatt dreimal in der Woche auf dem Fußballplatz zu stehen, denen der Ehrgeiz im Verein um die Ecke zu schaffen macht, oder denen der Ton in der Kabine zu fordernd ist."

Eine von Willkommensgefühl geprägte Vereinskultur

Die "HaKis" haben ein Regelwerk als Grundlage und Rahmen für eine von Willkommensgefühl geprägte Vereinskultur geschaffen. Diese Leitlinien bilden die Wertebasis für das Handeln aller Mitglieder*innen und dienen dem Vorstand als Navigationshilfe bei strategischen Fragen. Leitgedanken sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel "Alle machen mit" und "Leistung und Erfolg neu denken". Weil die Arbeit in einem so besonderen und wachsenden Verein anspruchsvoll und zeitintensiv ist, suchen die Verantwortlichen ständig nach ehrenamtlichen Unterstützer*innen, die sich ebenfalls gerne einbringen wollen. Das Aufgabenfeld ist vielfältig und die Engagementmöglichkeiten sind flexibel je nach Talenten, Zeit und Interesse anpassbar. Auch hier gilt natürlich: Alter, Geschlecht oder gesellschaftlicher Status spielen dabei keine Rolle.

Die Handicap Kickers Hannover belegen den ersten Platz in der Kategorie Handicap-Fußball und freuen sich über 12.500 Euro Preisgeld. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die BSV Viktoria Bielstein aus dem Fußball-Verband Mittelrhein und der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna aus dem Fußballverband Niederrhein.

[sw]

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. In der Kategorie Handicapfußball sind das die Handicap Kickers Hannover.

Die Handicap Kickers Hannover ("HaKis") zeigen, wie es geht - Inklusion im Sport im allerbesten Sinne. Der Klub aus dem Niedersächsischen Fußballverband hat es sich auf die Fahne geschrieben, allen Interessierten das Fußballspielen zu ermöglichen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, gesellschaftlicher Status oder die persönlichen Fähigkeiten spielen dabei keine Rolle. "Unser Angebot richtet sich zwar in erster Linie an Kinder und Jugendliche", sagt Gründerin und Vorsitzende Sabrina Rathing, "aber wir haben ziemlich schnell festgestellt, dass wir auch problemlos junge Erwachsene in unsere Gruppe einbinden können. Viel wichtiger ist es, Interessierte erst einmal willkommen zu heißen und individuell zu schauen, ob es für alle Beteiligten passt. Und das finden wir nur heraus, indem wir uns kennenlernen", so Rathing weiter.

Diversität wird gelebt

Die Entwicklung hin zu so viel Diversität ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung. Die Anfänge des Vereins gehen auf zehn Gründerinnen zurück, die 2013 einfach Lust auf Fußball in einem Verein hatten, der anders tickt als die meisten. "Wir haben uns gefragt, warum es eigentlich immer nur Fußballmannschaften für Frauen oder Männer gibt, aber keine, bei denen beide Geschlechter zusammenspielen können. Warum müssen alle immer ungefähr das gleiche Alter haben? Warum müssen immer Gleichstarke zusammenspielen?", erläutert Rathing. "Auf dem Bolzplatz ist das ja auch nie so. Wir wollten einen Verein, in dem alle gemeinsam kicken können. Ohne Leistungsdruck, dafür mit umso mehr Spaß. Und das geht", unterstreicht die Vorsitzende.

Vor allem ging es den Gründerinnen darum, einen Verein zu schaffen, der divers aufgestellt ist, wie Rathing betont: "Als wir angefangen haben, waren wir alle weiblich, zwischen 20 und 30 Jahre alt und aktive Fußballerinnen - tatsächlich also wenig divers und noch weniger inklusiv. Das zu ändern, war eines unserer ersten und bis heute bestehenden Ziele. Denn aus unseren Zeiten als Spielerinnen und Trainerinnen wussten wir bereits um die verbindende Kraft des Fußballs, von der wir uns sicher waren, dass sie auch Menschen, die weitaus unterschiedlicher sind als wir, zu einem Team formen wird."

Keine Berührungsängste

Und genau so geschah es auch. Die Chemielaborantin und ehemalige Auswahlspielerin Julia, der Lehramt-Student Torben, der Lizenztrainer mit Fluchtbiografie Riad gehören genauso zum Team wie die zweifache "Vollzeit-Oma" und Fußballerin der ersten Frauenfußballstunde Sylvia.

Mittlerweile zählt der Klub mehr als 150 Mitglieder*innen, von denen der Großteil aktiv am wöchentlichen Trainingsbetrieb teilnimmt. An drei Tagen in der Woche wird in Hemmingen, Burgdorf, Bennigsen und Hildesheim gedribbelt, gepasst, geflankt, geschossen und geköpft. Berührungsängste? Vorsichtiges Herantasten? Kein Stück. Dass bei den "HaKis" Kinder und Jugendliche ohne und mit den unterschiedlichsten Behinderungen aufeinandertreffen, ist kein Thema und erst recht kein Problem. Warum auch? Die "HaKis" einen die Freude am Fußball. Und nur das zählt auf dem Platz.

Kein Inselverein

Der Verein verzichtet ganz bewusst auf eine eigene Sportanlage. Stattdessen kooperieren die Verantwortlichen mit etablierten Klubs in der Region, die bereits gute Rahmenbedingungen beispielsweise im Hinblick auf Barrierefreiheit mitbringen, und nutzen deren Anlagen. "Das hat für uns den Vorteil, dass wir kein isolierter Inselverein sind, dessen Setup bereits bedingt, dass sich der Fokus von Beginn an vor allem nach innen richtet", sagt Rathing. "Mit unserer Struktur vermeiden wir es, zu viel im eigenen Saft zu köcheln und sorgen mit dem Kooperationsmodell für eine Austauschroutine mit unseren Partnern, sodass unser inklusiver Leitgedanke über unsere eigene Organisation hinaus Strahlkraft für die Partnerorganisationen hat."

Die "HaKis" sehen sich dabei keinesfalls als kleiner Nischenverein, der ausschließlich Kinder und Jugendliche mit Behinderungen anzieht. "Zu uns kommen auch Fußballer*innen, die mit ihren Geschwistern oder Nachbarskindern altersübergreifend in einem Team spielen wollen", erzählt Rathing. "Auch Kinder, die lieber noch Saxophonunterricht nehmen, anstatt dreimal in der Woche auf dem Fußballplatz zu stehen, denen der Ehrgeiz im Verein um die Ecke zu schaffen macht, oder denen der Ton in der Kabine zu fordernd ist."

Eine von Willkommensgefühl geprägte Vereinskultur

Die "HaKis" haben ein Regelwerk als Grundlage und Rahmen für eine von Willkommensgefühl geprägte Vereinskultur geschaffen. Diese Leitlinien bilden die Wertebasis für das Handeln aller Mitglieder*innen und dienen dem Vorstand als Navigationshilfe bei strategischen Fragen. Leitgedanken sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel "Alle machen mit" und "Leistung und Erfolg neu denken". Weil die Arbeit in einem so besonderen und wachsenden Verein anspruchsvoll und zeitintensiv ist, suchen die Verantwortlichen ständig nach ehrenamtlichen Unterstützer*innen, die sich ebenfalls gerne einbringen wollen. Das Aufgabenfeld ist vielfältig und die Engagementmöglichkeiten sind flexibel je nach Talenten, Zeit und Interesse anpassbar. Auch hier gilt natürlich: Alter, Geschlecht oder gesellschaftlicher Status spielen dabei keine Rolle.

Die Handicap Kickers Hannover belegen den ersten Platz in der Kategorie Handicap-Fußball und freuen sich über 12.500 Euro Preisgeld. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die BSV Viktoria Bielstein aus dem Fußball-Verband Mittelrhein und der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna aus dem Fußballverband Niederrhein.

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