Heidrun Beckenbauer: "Wir wollen den Menschen helfen"

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. Die Franz Beckenbauer-Stiftung erhielt den erstmals vergebenen und mit 15.000 Euro dotierten Sonderpreis in der Kategorie Fußball-Stiftung.

Kurz vor dem WM-Achtelfinale 2006 heirateten sie damals, der Boulevard sprach von Blitzhochzeit. Heidrun Beckenbauer wollte nie "Kaiserin" oder First Lady des Fußballlandes werden, stattdessen strahlt sie Disziplin und Klarheit aus, ohne dabei das Lachen zu vergessen. Bedingt auch durch die Erkrankungen Franz Beckenbauers übernimmt seine Frau zunehmend die Geschäfte der Stiftung, die nun in Berlin für ihr jahrzehntelanges Wirken mit dem Sepp-Herberger-Award ausgezeichnet wurde.

DFB.de: Frau Beckenbauer, wie ist die Stiftung durch die Pandemie gekommen?

Heidrun Beckenbauer: Die Franz Beckenbauer-Stiftung generiert ihre Spendengelder traditionell über Charity-Golfturniere. In den vergangenen zwei Jahren war das überhaupt nicht möglich. Wir mussten uns auf vertraute Spender verlassen und sind so einigermaßen über die Runden gekommen. Wir haben es sogar geschafft, die Anträge ungefähr im gleichen Volumen wie in den Vorjahren zu begünstigen. Insgesamt hat die Stiftung im Laufe der Jahre über 20 Millionen Euro an einzelne bedürftige Menschen ausgegeben. Immerhin ist uns mit dem KaiserCup in Bad Griesbach ein großes Turnier geblieben. Und wir werden in diesem Jahr eine Charity-Veranstaltung zum 40-jährigen Stiftungsjubiläum organisieren.

DFB.de: Die Franz Beckenbauer-Stiftung fördert einzelne bedürftige Menschen. Das ist immer sehr konkret. Der Umbau eines Badezimmers für eine Rollstuhlfahrerin, die Finanzierung von Freizeiten für verhaltensauffällige Jugendliche. Gibt es Projekte aus den vergangenen Jahren, die Sie besonders bewegt haben?

Beckenbauer: Wir prüfen alle Anträge sehr sorgfältig. Bei uns melden sich Menschen, die sich nicht mal eine neue Brille oder Matratze leisten können. Es handelt sich immer um Einzelfälle, oft geht es gar nicht um große Summen. Und so wollte es Franz auch. Oft unterstützen wir alleinerziehende Mütter von Kindern mit Behinderung. Wo der Staat aussteigt, da wollen wir übernehmen. Angesichts der aktuellen Preisspirale wird die Not bei ärmeren Menschen gerade wieder akuter. Ich fahre jetzt häufiger zu einzelnen Menschen, um im Gespräch herauszufinden, wie wir bestmöglich unterstützen können.

DFB.de: Wer spendet besonders großherzig?

Beckenbauer: Das weiß ich nicht, ob die Spender überhaupt öffentlich genannt werden wollen. Viele wollen einfach etwas Gutes tun und sicher sein, dass ihr Geld in guten Händen ist. Wir sind allen Spendern sehr dankbar, zumal aufgrund der Niedrigzinspolitik beim Stiftungskapital kaum Zugewinne erwirtschaftet werden können.

DFB.de: Wie kam es 1982 zur Stiftungsgründung?

Beckenbauer: Damals fand das Abschiedsspiel von Franz beim HSV statt. Er bekam einen Anteil der Einnahmen, das waren damals 800.000 Mark. Franz hat dann die Stiftung mit seinem damaligen Manager Robert Schwan gegründet, das Gründungskapital betrug eine Million DM. Wir waren nach der Sepp-Herberger-Stiftung tatsächlich die zweite Fußballstiftung in Deutschland.

DFB.de: Hat die Herkunft aus dem Arbeiterviertel Giesing Ihren Mann ein Leben lang geprägt?

Beckenbauer: Ich denke schon. Obwohl er viel erreicht hat, ist er bis heute ein sehr bodenständiger Mensch geblieben. Franz ist nie abgehoben. Er hat immer hart gearbeitet, aber er hatte auch Glück im Leben. Für meinen Mann stand immer fest, dass er den Menschen helfen will, denen es nicht so gut geht, oder die von Krankheiten oder anderen Schicksalsschlägen ereilt werden.

DFB.de: Wie sehen Sie die Zukunft der Franz Beckenbauer-Stiftung?

Beckenbauer: Wir müssen neue Wege entwickeln, wie wir mögliche Spender ansprechen können. Mein Mann ist gesundheitlich doch etwas angeschlagen und nun ja auch schon etwas älter. Franz möchte einfach nicht mehr so viel unterwegs sein. Deshalb widme ich mich jetzt deutlich intensiver der Spendenakquise. Als Stiftungsrätin hatte ich vorher schon Einblicke gewonnen, seit ein paar Monaten überlege ich, was wir innovativ machen können, um mögliche Spender, aber auch Antragsteller besser zu informieren. Wir wollen noch transparenter werden. Und ich will Netzwerke aufbauen und mit anderen Stiftungen intensiver zusammenarbeiten. Letztlich mit einem großen Ziel: den bedürftigen Menschen helfend zur Seite zu stehen und unseren Stiftungszweck, Menschen mit Behinderungen und Personen, die krank oder unverschuldet in Not geraten sind, zu unterstützen.

Weitere Informationen zur Franz Beckenbauer-Stiftung finden Sie hier.

[th]

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. Die Franz Beckenbauer-Stiftung erhielt den erstmals vergebenen und mit 15.000 Euro dotierten Sonderpreis in der Kategorie Fußball-Stiftung.

Kurz vor dem WM-Achtelfinale 2006 heirateten sie damals, der Boulevard sprach von Blitzhochzeit. Heidrun Beckenbauer wollte nie "Kaiserin" oder First Lady des Fußballlandes werden, stattdessen strahlt sie Disziplin und Klarheit aus, ohne dabei das Lachen zu vergessen. Bedingt auch durch die Erkrankungen Franz Beckenbauers übernimmt seine Frau zunehmend die Geschäfte der Stiftung, die nun in Berlin für ihr jahrzehntelanges Wirken mit dem Sepp-Herberger-Award ausgezeichnet wurde.

DFB.de: Frau Beckenbauer, wie ist die Stiftung durch die Pandemie gekommen?

Heidrun Beckenbauer: Die Franz Beckenbauer-Stiftung generiert ihre Spendengelder traditionell über Charity-Golfturniere. In den vergangenen zwei Jahren war das überhaupt nicht möglich. Wir mussten uns auf vertraute Spender verlassen und sind so einigermaßen über die Runden gekommen. Wir haben es sogar geschafft, die Anträge ungefähr im gleichen Volumen wie in den Vorjahren zu begünstigen. Insgesamt hat die Stiftung im Laufe der Jahre über 20 Millionen Euro an einzelne bedürftige Menschen ausgegeben. Immerhin ist uns mit dem KaiserCup in Bad Griesbach ein großes Turnier geblieben. Und wir werden in diesem Jahr eine Charity-Veranstaltung zum 40-jährigen Stiftungsjubiläum organisieren.

DFB.de: Die Franz Beckenbauer-Stiftung fördert einzelne bedürftige Menschen. Das ist immer sehr konkret. Der Umbau eines Badezimmers für eine Rollstuhlfahrerin, die Finanzierung von Freizeiten für verhaltensauffällige Jugendliche. Gibt es Projekte aus den vergangenen Jahren, die Sie besonders bewegt haben?

Beckenbauer: Wir prüfen alle Anträge sehr sorgfältig. Bei uns melden sich Menschen, die sich nicht mal eine neue Brille oder Matratze leisten können. Es handelt sich immer um Einzelfälle, oft geht es gar nicht um große Summen. Und so wollte es Franz auch. Oft unterstützen wir alleinerziehende Mütter von Kindern mit Behinderung. Wo der Staat aussteigt, da wollen wir übernehmen. Angesichts der aktuellen Preisspirale wird die Not bei ärmeren Menschen gerade wieder akuter. Ich fahre jetzt häufiger zu einzelnen Menschen, um im Gespräch herauszufinden, wie wir bestmöglich unterstützen können.

DFB.de: Wer spendet besonders großherzig?

Beckenbauer: Das weiß ich nicht, ob die Spender überhaupt öffentlich genannt werden wollen. Viele wollen einfach etwas Gutes tun und sicher sein, dass ihr Geld in guten Händen ist. Wir sind allen Spendern sehr dankbar, zumal aufgrund der Niedrigzinspolitik beim Stiftungskapital kaum Zugewinne erwirtschaftet werden können.

DFB.de: Wie kam es 1982 zur Stiftungsgründung?

Beckenbauer: Damals fand das Abschiedsspiel von Franz beim HSV statt. Er bekam einen Anteil der Einnahmen, das waren damals 800.000 Mark. Franz hat dann die Stiftung mit seinem damaligen Manager Robert Schwan gegründet, das Gründungskapital betrug eine Million DM. Wir waren nach der Sepp-Herberger-Stiftung tatsächlich die zweite Fußballstiftung in Deutschland.

DFB.de: Hat die Herkunft aus dem Arbeiterviertel Giesing Ihren Mann ein Leben lang geprägt?

Beckenbauer: Ich denke schon. Obwohl er viel erreicht hat, ist er bis heute ein sehr bodenständiger Mensch geblieben. Franz ist nie abgehoben. Er hat immer hart gearbeitet, aber er hatte auch Glück im Leben. Für meinen Mann stand immer fest, dass er den Menschen helfen will, denen es nicht so gut geht, oder die von Krankheiten oder anderen Schicksalsschlägen ereilt werden.

DFB.de: Wie sehen Sie die Zukunft der Franz Beckenbauer-Stiftung?

Beckenbauer: Wir müssen neue Wege entwickeln, wie wir mögliche Spender ansprechen können. Mein Mann ist gesundheitlich doch etwas angeschlagen und nun ja auch schon etwas älter. Franz möchte einfach nicht mehr so viel unterwegs sein. Deshalb widme ich mich jetzt deutlich intensiver der Spendenakquise. Als Stiftungsrätin hatte ich vorher schon Einblicke gewonnen, seit ein paar Monaten überlege ich, was wir innovativ machen können, um mögliche Spender, aber auch Antragsteller besser zu informieren. Wir wollen noch transparenter werden. Und ich will Netzwerke aufbauen und mit anderen Stiftungen intensiver zusammenarbeiten. Letztlich mit einem großen Ziel: den bedürftigen Menschen helfend zur Seite zu stehen und unseren Stiftungszweck, Menschen mit Behinderungen und Personen, die krank oder unverschuldet in Not geraten sind, zu unterstützen.

Weitere Informationen zur Franz Beckenbauer-Stiftung finden Sie hier.

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