Beim Güstrower SC ist die Kommunikation jung und digital

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. In der Kategorie "Fußball Digital" ist das der Güstrower SC.

2017 ging ihnen ein Licht auf. Als der Bau der LED-Flutlichtanlage über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert werden konnte, kam es einer Erleuchtung gleich. Neue Wege, neue Gedanken brachen sich Bahn. "Statt wie immer über Aushänge oder die Vereinsseite zu kommunizieren, hatten wir über Facebook zur Crowdfunding-Kampagne aufgerufen. Das lief dann blendend", berichtet Fußball-Abteilungsleiter André Schubert stolz.

Die bessere Lichtausbeute bei den abendlichen Trainingseinheiten auf den Kunstrasenplätzen des Güstrower SC 09, einem der größten Mehrspartenvereine in Mecklenburg-Vorpommern, sorgt seitdem für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes und geringere Wartungskosten. Manche meinen, auch der Fußball sei noch besser geworden. "Kostensparend und umweltfreundlich", bilanziert Schubert strahlend, "aber ohne unsere neue Art hätten wir es nicht geschafft." Der 43-Jährige hat seit 2017 nicht mehr aufgehört, die Kommunikation seiner Abteilung zu modernisieren. Ihm zur Seite steht seitdem der 38-jährige André König: Selten sah Amateurfußball so gut aus wie auf Königs Bildern. Die Fotografie ist ein markantes Qualitätsmerkmal der GSC-Auftritte.

Vielseitige digitale Medien im Einsatz

Knapp 40 Kilometer sind es von der 30.000 Einwohner-Stadt Güstrow, an dessen Inselsee zu Beginn des letzten Jahrhunderts Ernst Barlach seine Werkstatt hatte, bis nach Rostock und an die Ostseeküste. Da ist eine Segel-Abteilung Pflicht. Die meisten aber wollen Fußball spielen. 450 Mitglieder sind in Schuberts Fußballabteilung angemeldet, 20 Mannschaften, die 1. Herren spielen in der Verbandsliga. Der Sportclub ist vor allem auch ein Fußballklub.

Regelmäßig treten die Spieler der Verbandsliga-Mannschaft zu Quizduellen an, die Videos laufen auf dem GSC-YouTube-Kanal. "Die Gesichter des Vereins", eine Videodoku-Serie auf TV-Niveau, stellt verdiente Aktive und Ehrenamtlerinnen vor. Als es zu einem Einbruch kam, erreichte die Meldung darüber 35.000 Menschen. Die Diebe konnten nicht gefasst werden, aber es meldete sich ein Sicherheitstechniker, der die Vereinslage einbruchsicher machte. Weil man digitale "Solitickets" für das jährliche Hallenturnier in der Güstrower Sport- und Kongresshalle erfolgreich verkaufte und aus dem Erlös Ehrenamtspauschalen der Nachwuchs-Trainer finanzieren konnte, wurde Facebook aufmerksam und wies auf die bemerkenswerte Güstrower Aktion hin.

"Ohne starke Social-Media-Kanäle kommt man nicht weit"

Beide Macher, Schubert und König, wollen den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen. "Die Reichweite ist so viel größer", sagt Schubert. "Ohne starke Social-Media-Kanäle kommt man heutzutage auch als Verein im Amateurfußball nicht weit. Auch die städtischen Sponsoren legen Wert darauf." Wer aber meint, Social Media sei ein Selbstläufer, liegt falsch, warnt König. "Man muss sich schon mit Fotografie, Video, Interaktivität und vielen anderen Dingen intensiv beschäftigen. Sonst stimmt die Qualität nicht. Und nichts passiert sofort. Auf den langen Atem kommt es an."

Auch gesellschaftspolitisch setzt man Akzente, etwa durch die Kampagne #wirallesindfußball, unter anderem mit einem stark gefilmten Anti-Gewalt-Video, in dem differenziert über Vorfälle und die Grenzen der Prävention berichtet wird.

Als man 2021 mittels Facebook und Twitter zum Impftermin einlud, kamen 400 Güstrower. Dreimal mehr als bei den erfolgreichsten anderen Terminen, staunte der vom Gesundheitsamt geschickte Impfarzt. Anschließend aber posteten Impfgegner Anschuldigungen und ihre kruden Theorien auf dem Vereinskanal. "Da musste ich die Kommentarfunktion für ein paar Tage ausschalten. Ehrenamtlich konnten wir nicht immer reagieren und unkommentiert wollten wir manche Kommentare auch nicht auf unserer Plattform stehen lassen." Klar ist, die nächste Aktion wird schon vorbereitet. Beim Güstrower SC denken sie stetig die Vereinsarbeit neu - dank des kreativen Einsatzes digitaler Möglichkeiten.

Der zusammen mit der SAP mit 12.500 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie Fußball Digital geht an den Güstrower SC aus dem Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern. Auf dem zweiten Platz landet der SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen 1912 aus dem Fußball-Landesverband Brandenburg. Den dritten Rang belegt der FC Teutonia 05 aus dem Hamburger Fußball-Verband.

[th]

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. In der Kategorie "Fußball Digital" ist das der Güstrower SC.

2017 ging ihnen ein Licht auf. Als der Bau der LED-Flutlichtanlage über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert werden konnte, kam es einer Erleuchtung gleich. Neue Wege, neue Gedanken brachen sich Bahn. "Statt wie immer über Aushänge oder die Vereinsseite zu kommunizieren, hatten wir über Facebook zur Crowdfunding-Kampagne aufgerufen. Das lief dann blendend", berichtet Fußball-Abteilungsleiter André Schubert stolz.

Die bessere Lichtausbeute bei den abendlichen Trainingseinheiten auf den Kunstrasenplätzen des Güstrower SC 09, einem der größten Mehrspartenvereine in Mecklenburg-Vorpommern, sorgt seitdem für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes und geringere Wartungskosten. Manche meinen, auch der Fußball sei noch besser geworden. "Kostensparend und umweltfreundlich", bilanziert Schubert strahlend, "aber ohne unsere neue Art hätten wir es nicht geschafft." Der 43-Jährige hat seit 2017 nicht mehr aufgehört, die Kommunikation seiner Abteilung zu modernisieren. Ihm zur Seite steht seitdem der 38-jährige André König: Selten sah Amateurfußball so gut aus wie auf Königs Bildern. Die Fotografie ist ein markantes Qualitätsmerkmal der GSC-Auftritte.

Vielseitige digitale Medien im Einsatz

Knapp 40 Kilometer sind es von der 30.000 Einwohner-Stadt Güstrow, an dessen Inselsee zu Beginn des letzten Jahrhunderts Ernst Barlach seine Werkstatt hatte, bis nach Rostock und an die Ostseeküste. Da ist eine Segel-Abteilung Pflicht. Die meisten aber wollen Fußball spielen. 450 Mitglieder sind in Schuberts Fußballabteilung angemeldet, 20 Mannschaften, die 1. Herren spielen in der Verbandsliga. Der Sportclub ist vor allem auch ein Fußballklub.

Regelmäßig treten die Spieler der Verbandsliga-Mannschaft zu Quizduellen an, die Videos laufen auf dem GSC-YouTube-Kanal. "Die Gesichter des Vereins", eine Videodoku-Serie auf TV-Niveau, stellt verdiente Aktive und Ehrenamtlerinnen vor. Als es zu einem Einbruch kam, erreichte die Meldung darüber 35.000 Menschen. Die Diebe konnten nicht gefasst werden, aber es meldete sich ein Sicherheitstechniker, der die Vereinslage einbruchsicher machte. Weil man digitale "Solitickets" für das jährliche Hallenturnier in der Güstrower Sport- und Kongresshalle erfolgreich verkaufte und aus dem Erlös Ehrenamtspauschalen der Nachwuchs-Trainer finanzieren konnte, wurde Facebook aufmerksam und wies auf die bemerkenswerte Güstrower Aktion hin.

"Ohne starke Social-Media-Kanäle kommt man nicht weit"

Beide Macher, Schubert und König, wollen den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen. "Die Reichweite ist so viel größer", sagt Schubert. "Ohne starke Social-Media-Kanäle kommt man heutzutage auch als Verein im Amateurfußball nicht weit. Auch die städtischen Sponsoren legen Wert darauf." Wer aber meint, Social Media sei ein Selbstläufer, liegt falsch, warnt König. "Man muss sich schon mit Fotografie, Video, Interaktivität und vielen anderen Dingen intensiv beschäftigen. Sonst stimmt die Qualität nicht. Und nichts passiert sofort. Auf den langen Atem kommt es an."

Auch gesellschaftspolitisch setzt man Akzente, etwa durch die Kampagne #wirallesindfußball, unter anderem mit einem stark gefilmten Anti-Gewalt-Video, in dem differenziert über Vorfälle und die Grenzen der Prävention berichtet wird.

Als man 2021 mittels Facebook und Twitter zum Impftermin einlud, kamen 400 Güstrower. Dreimal mehr als bei den erfolgreichsten anderen Terminen, staunte der vom Gesundheitsamt geschickte Impfarzt. Anschließend aber posteten Impfgegner Anschuldigungen und ihre kruden Theorien auf dem Vereinskanal. "Da musste ich die Kommentarfunktion für ein paar Tage ausschalten. Ehrenamtlich konnten wir nicht immer reagieren und unkommentiert wollten wir manche Kommentare auch nicht auf unserer Plattform stehen lassen." Klar ist, die nächste Aktion wird schon vorbereitet. Beim Güstrower SC denken sie stetig die Vereinsarbeit neu - dank des kreativen Einsatzes digitaler Möglichkeiten.

Der zusammen mit der SAP mit 12.500 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie Fußball Digital geht an den Güstrower SC aus dem Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern. Auf dem zweiten Platz landet der SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen 1912 aus dem Fußball-Landesverband Brandenburg. Den dritten Rang belegt der FC Teutonia 05 aus dem Hamburger Fußball-Verband.

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