Drei Preise – drei elementare Werte: Integration, Fair-Play und Anti-Diskriminierung

Der SV Türkgücü Kassel, Till Bartlog und der SJC Hövelriege – sie alle haben eines gemeinsam: sie sind Preisträger der gesellschaftspolitischen Auszeichnungen des Deutschen Fußball-Bundes - dem Integrationspreis, der Fair Play-Medaille sowie dem Julius Hirsch Preis.

Dass die drei Sieger allesamt von der Fußball-Basis stammen ist dabei kein Zufall – schließlich steht die Mehrheit der 6,8 Mitglieder des DFB nicht nur jedes Wochenende als aktive Kicker auf dem Platz, mehr als 1,7 Millionen von ihnen engagieren sich zudem ehrenamtlich in ihren Vereinen. Einen großen Teil dieses Engagements erbringen die Ehrenamtlichen dabei im gesellschaftspolitischen Bereich, wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung der Verantwortung und der Vorbildfunktion des deutschen Fußballs leisten. Sie engagieren sich dabei um die Integration von Flüchtlingen, den Kampf gegen Rechtsextremismus oder Homophobie sowie den Einsatz für faires Verhalten gegenüber dem Gegner.

Ohne Ihren unermüdlichen Einsatz würde der organisierte Fußball in seiner jetzigen Form kaum weiterbestehen können. Deshalb würdigt der DFB mit seinen gesellschaftspolitischen Preisen jährlich die vorbildlichsten Projekte und Aktionen, um auch denjenigen eine Bühne zu verleihen, die sich nahezu täglich im Schatten des Profi-Fußballs für das Weiterbestehen der Werte und die Weiterentwicklung unseres Fußballs einsetzen.

Vielfalt als Erfolgsgarant der Zukunft

Mit ihrer Integrationsarbeit tragen Vereine wie der SV Türkgücü Kassel nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Gewinnen des Nachwuchses bei, sondern auch zum Entdecken der Talente von morgen, sprich den dauerhaften Erfolgen unserer Nationalmannschaften. Schließlich haben laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 35% - also über ein Drittel - der 10-15-Jährigen in Deutschland einen Migrationshintergrund (Stand 2014). Beim Gewinn des Weltmeistertitels in Brasilien standen 11 Spieler mit Migrationshintergrund im Kader der Deutschen Nationalmannschaft - Tendenz steigend. Mit dem Integrationspreis, den der DFB jedes Frühjahr gemeinsame mit seinem Generalsponsor Mercedes-Benz verleiht, will der Verband nicht nur zeigen, dass sich solches Engagement auszahlt, sondern auch weitere Vereine – sowie Schulen und Träger – zu demselben Einsatz motivieren.

Fair Play als Selbstverständlichkeit

Ganz ohne extrinsische Motivation kam jedoch das faire Verhalten von Till Bartlog zustande, für welches er in der Saison 2014/15 mit der Fair-Play Medaille ausgezeichnet wurde. Der damalige D-Jugendspieler wunderte sich sogar noch über die Auszeichnung und fragte im Rahmen der Ehrungsveranstaltung in Nürnberg: „Wieso? Das war doch ganz normal." Im Sinne des fairen Sportgeistes wartete Till in aussichtsreicher Position mit seinem Torabschluss, als seinem Gegenspieler die Brille zu Boden fiel.

Solche und andere, kleine wie auch große, Gesten des Fair Play, die weit über das bloße Entschuldigen nach einem Foul hinausgehen, zeichnet der DFB bereits seit 1997 mit der Fair Play-Medaille aus. Die Verleihung des Preises soll dazu beitragen, dass faires Verhalten nicht als erfolgshemmendes Element des Spiels gesehen wird, sondern als das Prinzip, das wie kein anderes für die Werte unseres Fußballs steht. Und das funktioniert. Seit der ersten Verleihung gingen beim DFB und seinen Regional- und Landesverbänden weit über 8.000 Meldungen ein. 8.000 Vorbilder, die alle in Anerkennung ihres vorbildlichen Verhaltens auf und neben dem Platz mit der offiziellen Fair Play-Urkunde des DFB ausgezeichnet wurden. Und Einige von ihnen darüber hinaus mit der Fair Play-Medaille.

Gegen das Vergessen und gegen Rassismus

Von Jahr zu Jahr mehr Aufmerksamkeit erfährt auch der Julius Hirsch Preis, mit dem der DFB seit 2005 an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892 - 1943) und an alle, insbesondere die jüdischen, Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsstaates erinnert. Ausgezeichnet werden Personen, Initiativen und Vereine, die sich als Aktive auf dem Fußballplatz, als Fans im Stadion, im Verein und in der Gesellschaft gegen Antisemitismus und Rassismus aussprechen und sich dabei für Verständigung und für die Vielfalt aller Menschen einsetzen. 2013 ehrte die Jury beispielsweise die Demokratieerziehung des SJC Hövelriege, bei dem sich 40 Spieler aus der Jugendabteilung erst theoretisch mit den Gräueltaten des NS Regimes befassten und anschließend die Gedenkstätten in Kalavrita und Distormo besuchten.