Julius Hirsch Preis 2020: Wegen der Pandemie gab es leider keine persönliche Verleihung © 2019 Getty Images
Julius Hirsch Preis 2020: Wegen der Pandemie gab es leider keine persönliche Verleihung

Julius Hirsch Preisträger 2020

HAWAR.help e.V., Berlin

Erster Preis: Der Verein HAWAR.help bietet mit seinem Projekt Scoring Girls seit 2016 in Köln Fußballtrainings und begleitende Programme für Mädchen mit und ohne Fluchterfahrung und vermittelt den Teilnehmerinnen dabei wichtige Impulse, um selbstbewusst und selbstbestimmt ihre Persönlichkeit, ihre Stärken und ihre Chancen entdecken und entwickeln zu können. Rund 60 Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren nehmen unter der Leitung der ehemaligen Bundesligaspielerin Tuğba Tekkal (unter anderem 1. FC Köln) daran teil. Der von der Journalistin Düzen Tekkal gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, auf den Genozid und die Menschenrechtsverletzungen an der jesidischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam zu machen. Er setzt sich für Menschenrechte weltweit ein, in Krisenregionen, aber auch in Deutschland.

Spirit of Football e.V. und der Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz, Erfurt

Zweiter Preis: Unter dem Titel "Fairplay?! Damals, heute, auf dem Platz und im Alltag" bietet der Verein Spirit of Football Workshops und Integrationskurse für Schüler*innen von weiterbildenden Schulen und für geflüchtete Menschen an. Seit 2019 liegt ein Schwerpunkt auf der ländlichen Region Thüringens. Am Beispiel von jüdischen Fußballerbiografien, unter anderen von Julius Hirsch, wird die Geschichtsvermittlung zum Holocaust mit eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden und fußballspielerischen Elementen verbunden. Kooperationspartner ist der "Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz", ein 2011 gegründetes Museum und Lernort für Jugendliche in der Landeshauptstadt Thüringens. Die 1878 gegründete Firma Topf & Söhne in Erfurt hatte die Leichenverbrennungsöfen für das KZ Auschwitz, dem Todesort von Julius Hirsch, und andere Konzentrationslager gebaut.

TSG Akademie, Hoffenheim

Dritter Preis: Der 18-minütige Kurzfilm "Zahor - erinnere dich", ein Gemeinschaftsprojekt der TSG-Akademie des Bundesligisten TSG Hoffenheim und von Centropa Deutschland, einem internationalen Verein zur Erforschung und Dokumentation jüdischen Lebens, wird von der Jury mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der 2018 in deutscher, hebräischer und englischer Sprache veröffentlichte Film erzählt die Geschichte der beiden Holocaust-Überlebenden Heinz (Menachem) und Manfred (Fred) Mayer aus Hoffenheim. Bereits vor knapp zehn Jahren begannen Jugendmannschaften der TSG, sich mit der Biografie der Brüder zu beschäftigen und hatten unter anderem einen Wanderweg in Erinnerung an die jüdische Geschichte der Region gestaltet. Sprecher des Films ist Ilay Elmkies, 20 Jahre alter israelischer Nationalspieler der TSG Hoffenheim.

Oded Breda mit seinem Film "Liga Terezin"

Ehrenpreis, Oded Breda (Israel) gründete 2009 in Beit Terezin ("Haus Theresienstadt"), einer im Kibbutz Givat Chaim (Ihud) beheimatete Forschungs- und Bildungseinrichtung, das Projekt LIGA TEREZIN, das eine Ausstellung, ein Bildungsprogramm und ein Gedenk-Turnier umfasst. Die inzwischen mobil eingesetzte Ausstellung erzählt die Geschichte einer Fußballliga im Ghetto Theresienstadt zwischen 1942-44. Profisportler und Amateure jüdischer Herkunft spielten während ihrer Inhaftierung mehrere hundert Fußballspiele auf einem improvisierten Feld im Hof einer Kaserne. Während dessen vergaßen sie für kurze Zeit den Hunger, die Not, die Krankheit und den Tod. 2012 kam der gemeinsam mit Mike Schwartz produzierte Dokumentarfilm LIGA TEREZIN dazu, der den Missbrauch des Sports durch die Nationalsozialisten zeigt und ihn mit der Spurensuche nach den Überlebenden mit der Gegenwart verknüpft. Seit 2015 wurde der Film von den Regisseuren mehrfach auf Tourneen in Deutschland gezeigt.