Voss-Tecklenburg: "Das hat Spaß gemacht"

Mit Siegen gegen Australien (5:2) und Norwegen (3:1) hat sich die Frauen-Nationalmannschaft in einer guten Verfassung in Richtung EM 2022 gezeigt. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zieht im DFB.de-Interview ein Fazit der Maßnahme, spricht über Erkenntnisse und den Zusammenhalt in ihrem Team.

DFB.de: Frau Voss-Teckenburg, wie fällt das Fazit dieser Maßnahme aus?

Martina Voss-Tecklenburg: Insgesamt natürlich positiv. In zwei Spielen haben wir acht Tore geschossen, aber auch drei bekommen, die wir sicherlich besser hätten verteidigen können. Insbesondere im Norwegen-Spiel, in dem der Gegner mehr Druck gemacht hat, konnte man sehen, dass wir hinsichtlich Technik und Präzision sauberer werden müssen. Es kostet viel Energie, die Bälle zurück zu erobern, die wir nicht festmachen können oder zu ungenau spielen. Aber: Wir haben auch drei wunderbare Tore gegen Norwegen erzielt, die schön rausgespielt und mit klarer Spielidee verendet wurden. Das hat natürlich Spaß gemacht. (lacht)

DFB.de: Gegen Norwegen geriet die DFB-Elf etwas mehr unter Druck, als gegen die Australierinnen. Warum?

Voss-Tecklenburg: Norwegen war hartnäckiger und präsenter in den Duellen. Vor allem die individuelle Klasse der einzelnen Spielerinnen, wie beispielsweise Caroline Graham Hansen, stellte es uns im Umschaltspiel auf die Probe.

DFB.de: Kam Alexandra Popp deswegen eine besondere Rolle zu?

Voss-Tecklenburg: Poppi brauchte auf Grund ihrer Verletzung und der fehlenden Kontinuität im Training etwas, um ins Spiel zu finden. Als Kapitänin stellt sie sich in den Dienst der Mannschaft und steht dort, wo wir sie brauchen. Wir brauchten körperliche Präsenz gegen die Norwegerinnen. Von ihrer Position aus konnte sie mit dem ersten Ballkontakt auf die langen Bälle des Gegners reagieren, was ihr in der zweiten Halbzeit mit Auge und Positionierung gelungen ist. Das beweist einmal wieder, wie wertvoll sie für das Team ist.

DFB.de: Nicht nur die Rückkehr von Alex Popp war wichtig für die Mannschaft. Auch die Tore von Laura Freigang sind entscheidend: Sieben Treffer in sechs Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Leistung?

Voss-Tecklenburg: Fakt ist, da muss man erstmal stehen. Laura hat ein Näschen dafür. Sie möchte sich stets weiterentwickeln, weiß aber auch, dass es noch einige Dinge gibt, an denen sie noch arbeiten muss. Sie ist hartnäckig, aber hört gut zu, bringt sich ein, bringt eine gewisse Frechheit und Lockerheit mit und lässt sich nicht sofort verrückt machen, wenn ihr im Spiel etwas nicht direkt gelingt. Gerade in engen Räumen kurz vor dem Tor, wenn es eine braucht, die da den Fuß, den Kopf oder das Knie hinhält, dann ist sie da. Für uns ist es schön, denn je mehr torgefährliche Spielerinnen wir haben, desto mehr Treffer können wir erzielen.

DFB.de: Torgefahr hat auch Paulina Krumbiegel gezeigt, die den Treffer zum 3:1 einschiebt. Wie groß war die Begeisterung an der Seitenlinie?

Voss-Tecklenburg: Ich habe mich sehr für Paulina gefreut. Gerade nach dem Australien-Spiel, als Pauli mit ihrer Leistung unzufrieden war. Wir haben ihr Mut zugesprochen, ihr gesagt, dass es okay ist, Fehler zu machen, aber auch bewusst gemacht, dass sie dran bleiben muss. Am Ende hat sie sich mit einem wunderbar herausgespielten Tor belohnt. Es war einfach schön für sie, dass sie dieses Tor erzielen konnte. Jetzt fährt sie sicherlich befreiter und mit einem guten Gefühl nach Hause.

DFB.de: Wie geht es die nächsten Wochen für die Mannschaft weiter?

Voss-Tecklenburg: Die nächste Zusammenkunft im Team steht erst im Juni an. Bis dahin werden wir unsere Spielerinnen weiter beobachten und analysieren. Wir sind noch im Austausch mit einigen Verbänden, um entsprechende Gegner zu finden. Natürlich schauen wir auch auf die Auslosung der WM-Qualifikation, um die Planungen im Herbst voranzubringen.

DFB.de: Rückblickend auf die letzten Tage im Team: Was war das Wichtigste in dieser Maßnahme? Die sportliche Komponente oder die persönliche?

Voss-Tecklenburg: Beides - absolut. Es ist immer wieder toll, zu sehen, dass das Sportliche im Miteinander geschieht. Wie die erfahrenen Spielerinnen die jungen mitnehmen, dass man sich füreinander freut - trotz des Konkurrenzkampfs. Für uns war es ein besonderer Lehrgang. Uns alle hat es beschäftigt, dass vier Spielerinnen aus der Maßnahme rausgenommen werden mussten. Damit ist das Team toll umgegangen. Unsere Gedanken waren stetig bei den Abgereisten, mit denen wir ständig im Austausch standen. Dass die letzten Tests alle negativ ausfielen, hat uns für das Norwegen-Spiel geholfen. Die Spielerinnen vertrauen uns als Trainerteam und wir versuchen wiederum auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, Rücksicht zu nehmen. Es ist ein tolles Gefühl als Trainerin, im Vertrauensprozess so weit nach vorne gekommen zu sein.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Mannschaft mit Blick auf die EM im nächsten Jahr?

Voss-Tecklenburg: Ich sehe die Mannschaft auf einem sehr guten Weg, auf dem wir 2022 bei der EM berechtigterweise sagen können: "Wir haben Anspruch, zum Favoritenkreis dazuzuzählen". Genau darauf arbeiten wir jetzt akribisch hin. Wer uns kennt, weiß, dass in der Mannschaft, im Team hinter dem Team und im gesamten DFB der entsprechende Ehrgeiz und das entsprechende Potenzial vorhanden ist, um dieses Vorhaben umzusetzen.

[fk/as]

Mit Siegen gegen Australien (5:2) und Norwegen (3:1) hat sich die Frauen-Nationalmannschaft in einer guten Verfassung in Richtung EM 2022 gezeigt. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zieht im DFB.de-Interview ein Fazit der Maßnahme, spricht über Erkenntnisse und den Zusammenhalt in ihrem Team.

DFB.de: Frau Voss-Teckenburg, wie fällt das Fazit dieser Maßnahme aus?

Martina Voss-Tecklenburg: Insgesamt natürlich positiv. In zwei Spielen haben wir acht Tore geschossen, aber auch drei bekommen, die wir sicherlich besser hätten verteidigen können. Insbesondere im Norwegen-Spiel, in dem der Gegner mehr Druck gemacht hat, konnte man sehen, dass wir hinsichtlich Technik und Präzision sauberer werden müssen. Es kostet viel Energie, die Bälle zurück zu erobern, die wir nicht festmachen können oder zu ungenau spielen. Aber: Wir haben auch drei wunderbare Tore gegen Norwegen erzielt, die schön rausgespielt und mit klarer Spielidee verendet wurden. Das hat natürlich Spaß gemacht. (lacht)

DFB.de: Gegen Norwegen geriet die DFB-Elf etwas mehr unter Druck, als gegen die Australierinnen. Warum?

Voss-Tecklenburg: Norwegen war hartnäckiger und präsenter in den Duellen. Vor allem die individuelle Klasse der einzelnen Spielerinnen, wie beispielsweise Caroline Graham Hansen, stellte es uns im Umschaltspiel auf die Probe.

DFB.de: Kam Alexandra Popp deswegen eine besondere Rolle zu?

Voss-Tecklenburg: Poppi brauchte auf Grund ihrer Verletzung und der fehlenden Kontinuität im Training etwas, um ins Spiel zu finden. Als Kapitänin stellt sie sich in den Dienst der Mannschaft und steht dort, wo wir sie brauchen. Wir brauchten körperliche Präsenz gegen die Norwegerinnen. Von ihrer Position aus konnte sie mit dem ersten Ballkontakt auf die langen Bälle des Gegners reagieren, was ihr in der zweiten Halbzeit mit Auge und Positionierung gelungen ist. Das beweist einmal wieder, wie wertvoll sie für das Team ist.

DFB.de: Nicht nur die Rückkehr von Alex Popp war wichtig für die Mannschaft. Auch die Tore von Laura Freigang sind entscheidend: Sieben Treffer in sechs Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Leistung?

Voss-Tecklenburg: Fakt ist, da muss man erstmal stehen. Laura hat ein Näschen dafür. Sie möchte sich stets weiterentwickeln, weiß aber auch, dass es noch einige Dinge gibt, an denen sie noch arbeiten muss. Sie ist hartnäckig, aber hört gut zu, bringt sich ein, bringt eine gewisse Frechheit und Lockerheit mit und lässt sich nicht sofort verrückt machen, wenn ihr im Spiel etwas nicht direkt gelingt. Gerade in engen Räumen kurz vor dem Tor, wenn es eine braucht, die da den Fuß, den Kopf oder das Knie hinhält, dann ist sie da. Für uns ist es schön, denn je mehr torgefährliche Spielerinnen wir haben, desto mehr Treffer können wir erzielen.

DFB.de: Torgefahr hat auch Paulina Krumbiegel gezeigt, die den Treffer zum 3:1 einschiebt. Wie groß war die Begeisterung an der Seitenlinie?

Voss-Tecklenburg: Ich habe mich sehr für Paulina gefreut. Gerade nach dem Australien-Spiel, als Pauli mit ihrer Leistung unzufrieden war. Wir haben ihr Mut zugesprochen, ihr gesagt, dass es okay ist, Fehler zu machen, aber auch bewusst gemacht, dass sie dran bleiben muss. Am Ende hat sie sich mit einem wunderbar herausgespielten Tor belohnt. Es war einfach schön für sie, dass sie dieses Tor erzielen konnte. Jetzt fährt sie sicherlich befreiter und mit einem guten Gefühl nach Hause.

DFB.de: Wie geht es die nächsten Wochen für die Mannschaft weiter?

Voss-Tecklenburg: Die nächste Zusammenkunft im Team steht erst im Juni an. Bis dahin werden wir unsere Spielerinnen weiter beobachten und analysieren. Wir sind noch im Austausch mit einigen Verbänden, um entsprechende Gegner zu finden. Natürlich schauen wir auch auf die Auslosung der WM-Qualifikation, um die Planungen im Herbst voranzubringen.

DFB.de: Rückblickend auf die letzten Tage im Team: Was war das Wichtigste in dieser Maßnahme? Die sportliche Komponente oder die persönliche?

Voss-Tecklenburg: Beides - absolut. Es ist immer wieder toll, zu sehen, dass das Sportliche im Miteinander geschieht. Wie die erfahrenen Spielerinnen die jungen mitnehmen, dass man sich füreinander freut - trotz des Konkurrenzkampfs. Für uns war es ein besonderer Lehrgang. Uns alle hat es beschäftigt, dass vier Spielerinnen aus der Maßnahme rausgenommen werden mussten. Damit ist das Team toll umgegangen. Unsere Gedanken waren stetig bei den Abgereisten, mit denen wir ständig im Austausch standen. Dass die letzten Tests alle negativ ausfielen, hat uns für das Norwegen-Spiel geholfen. Die Spielerinnen vertrauen uns als Trainerteam und wir versuchen wiederum auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, Rücksicht zu nehmen. Es ist ein tolles Gefühl als Trainerin, im Vertrauensprozess so weit nach vorne gekommen zu sein.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Mannschaft mit Blick auf die EM im nächsten Jahr?

Voss-Tecklenburg: Ich sehe die Mannschaft auf einem sehr guten Weg, auf dem wir 2022 bei der EM berechtigterweise sagen können: "Wir haben Anspruch, zum Favoritenkreis dazuzuzählen". Genau darauf arbeiten wir jetzt akribisch hin. Wer uns kennt, weiß, dass in der Mannschaft, im Team hinter dem Team und im gesamten DFB der entsprechende Ehrgeiz und das entsprechende Potenzial vorhanden ist, um dieses Vorhaben umzusetzen.

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