Almuth Schult: "Wir sind gefordert"

Mit einem 4:0 gegen Frankreich beendete die Frauen-Nationalmannschaft das Fußballjahr. Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 26 Jahre alte Torhüterin Almuth Schult über das zurückliegende Jahr, die bevorstehenden großen Herausforderungen und über die Entwicklung des Teams.

DFB.de: Frau Schult, welche Note würden Sie dem Jahr 2017 geben?

Almuth Schult: Eine Drei.

DFB.de: Also ein "befriedigend". Warum?

Schult: Weil wir in der WM-Quali noch alles in der eigenen Hand haben und wir auch gute Spiele gemacht haben, wie beispielsweise im She-Believes Cup gegen Frankreich und die USA. Nicht die Note "gut" oder "sehr gut", weil wir bei der EM hinter unseren Ansprüchen zurückgeblieben und in der WM-Quali eben nicht durchweg souverän aufgetreten sind. Wie beispielsweise bei der Niederlage gegen Island.

DFB.de: Haben Sie eine Erklärung für diese schwankenden Leistungen?

Schult: Leistungen können immer unbeständig sein. Aber wenn es darauf ankommt, dann muss man zum richtigen Zeitpunkt da sein. Das haben wir dieses Jahr nicht durchgängig geschafft. Man hat aber gesehen, dass wir imstande sind, gute Leistungen abzurufen – sowohl am Anfang als auch am Ende der Saison ist uns das gelungen. Jetzt müssen wir herausfinden, woran es liegt, dass es nicht konstant war und teilweise auch extrem abgefallen ist.

DFB.de: Woran könnte es liegen?

Schult: Es braucht sicher auch etwas Zeit, sich einzuspielen. Wir hatten viele neue Spielerinnen im Kader. Debütantinnen, die noch nie dabei waren, viele Unerfahrene mit wenigen Länderspielen in der Mannschaft und das Team hinter dem Team ist in großen Teilen neu zusammengestellt. Hinzu kommt, dass wir eigentlich nur ein halbes Jahr hatten, um uns einzuspielen, außerdem kein einziges Pflichtspiel vor der EM. Man muss eben allem Zeit geben, sich zu entwickeln. Natürlich ist es schade, dass nicht alles auf Anhieb funktioniert hat. Aber wie gesagt, es gab ja nicht nur Schatten, sondern auch ein bisschen Licht in diesem Jahr.

DFB.de: Das Jahr endete mit viel Licht, nämlich mit dem 4:0 gegen Frankreich. Wie wichtig war der positive Jahresabschluss?

Schult: Sehr wichtig, für jede von uns. Wir standen ja nicht nur öffentlich in der Kritik, sondern waren ja auch selbst unzufrieden mit unserer Leistung. Vor allem, wenn man erstmals nach Jahrzehnten überhaupt ein Quali-Spiel verliert. Daher war der Sieg gegen Frankreich enorm wichtig, weil man durch das positive Gefühl zum Abschluss auch die Möglichkeit hat, zum Jahreswechsel etwas zur Ruhe zu kommen.

DFB.de: Warum lief es gegen Frankreich besser als vorher?

Schult: Wir hatten eine sehr fokussierte Stimmung im Team, waren unglaublich konzentriert bei der Sache, haben uns nicht ablenken lassen. Alle wollten sich zeigen. Team- und Kampfgeist waren der Schlüssel zum Erfolg.

DFB.de: Trotz des Lichts am Ende des Jahres mit dem Frankreich-Spiel, gibt es also noch viel zu tun?

Schult: Es gibt immer viel zu tun. Es gibt immer viel zu tun, immer etwas zu verbessern, wir sind immer gefordert. Man sieht, dass auch andere Nationen sehr akribisch arbeiten. Das war vielleicht vor zehn Jahren noch anders. Es werden mehr Mittel eingesetzt, die Ligen werden besser, in England oder Spanien etwa. Aber auch von Italien hört man, dass die Lizenzklubs sich vermehrt engagieren. Es gibt viele Live-Übertragungen im Internet oder im TV. Das bringt den Sport voran, hebt auch das Niveau der Spielerinnen, die Ausbildung ist international besser geworden. Wir dürfen da nicht stehen bleiben, müssen auch bei uns den Entwicklungsprozess vorantreiben. Zum Entwicklungsprozess zählt auch, dass immer wieder jüngere Spielerinnen getestet und eingebaut werden.

DFB.de: Welchen Eindruck haben Sie von ihnen?

Schult: Ich finde es sehr wichtig, immer wieder mal einen Wechsel im Team zu haben, weil das den Hunger neu entfacht. Sowohl bei denen, die dazukommen, als auch bei denen, die mal draußen gelassen werden. Man muss immer wieder an sich arbeiten. Und es tut auch dem Team gut, einen Mix aus verschiedenen Mentalitäten und Charakteren zu haben.

DFB.de: Erst im September nächsten Jahres findet das Rückspiel in Island statt, dem stärksten Gruppengegner in der WM-Qualifikation. Wie präsent ist dieses Spiel jetzt schon?

Schult: Ich gehe da anders ran. Wir sind ja auch mit dem Verein VfL Wolfsburg noch in drei verschiedenen Wettbewerben. Und wenn man sich beispielsweise auf ein mögliches Champions-League-Finale freut, dann muss man trotzdem die Spiele davor noch optimal erledigen. Es kann ein mögliches Finale in Island geben, das ist eine schöne Aussicht, weil ein Alles-oder-Nichts-Spiel immer besonders viel Spaß macht. Aber genauso gibt es davor die anderen Pflichtspiele, die man seriös erledigen muss, um dieses Finale überhaupt zu erreichen. Daher ist das Island-Spiel präsent, klar, aber genauso präsent ist auch, dass man erst den Weg dorthin bestreiten muss. Mit Siegen in den anderen WM-Quali-Spielen.

DFB.de: Das Länderspieljahr beginnt Anfang März mit dem SheBelieves Cup in den USA. Wie blickt Almuth Schult auf das Jahr 2018?

Schult: Ganz ehrlich? Ich habe mir über das Jahr 2018 echt noch nicht so viele Gedanken gemacht. Aber ich freue mich auf die wichtigen Spiele mit dem VfL Wolfsburg in der Champions League, der Bundesliga und dem DFB-Pokal. Was die Nationalmannschaft angeht, hoffe ich natürlich, dass wir die Euphorie aus dem Frankreich-Spiel mitnehmen können und jedem zeigen werden, dass das keine Eintagsfliege war.

[as]

Mit einem 4:0 gegen Frankreich beendete die Frauen-Nationalmannschaft das Fußballjahr. Im DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 26 Jahre alte Torhüterin Almuth Schult über das zurückliegende Jahr, die bevorstehenden großen Herausforderungen und über die Entwicklung des Teams.

DFB.de: Frau Schult, welche Note würden Sie dem Jahr 2017 geben?

Almuth Schult: Eine Drei.

DFB.de: Also ein "befriedigend". Warum?

Schult: Weil wir in der WM-Quali noch alles in der eigenen Hand haben und wir auch gute Spiele gemacht haben, wie beispielsweise im She-Believes Cup gegen Frankreich und die USA. Nicht die Note "gut" oder "sehr gut", weil wir bei der EM hinter unseren Ansprüchen zurückgeblieben und in der WM-Quali eben nicht durchweg souverän aufgetreten sind. Wie beispielsweise bei der Niederlage gegen Island.

DFB.de: Haben Sie eine Erklärung für diese schwankenden Leistungen?

Schult: Leistungen können immer unbeständig sein. Aber wenn es darauf ankommt, dann muss man zum richtigen Zeitpunkt da sein. Das haben wir dieses Jahr nicht durchgängig geschafft. Man hat aber gesehen, dass wir imstande sind, gute Leistungen abzurufen – sowohl am Anfang als auch am Ende der Saison ist uns das gelungen. Jetzt müssen wir herausfinden, woran es liegt, dass es nicht konstant war und teilweise auch extrem abgefallen ist.

DFB.de: Woran könnte es liegen?

Schult: Es braucht sicher auch etwas Zeit, sich einzuspielen. Wir hatten viele neue Spielerinnen im Kader. Debütantinnen, die noch nie dabei waren, viele Unerfahrene mit wenigen Länderspielen in der Mannschaft und das Team hinter dem Team ist in großen Teilen neu zusammengestellt. Hinzu kommt, dass wir eigentlich nur ein halbes Jahr hatten, um uns einzuspielen, außerdem kein einziges Pflichtspiel vor der EM. Man muss eben allem Zeit geben, sich zu entwickeln. Natürlich ist es schade, dass nicht alles auf Anhieb funktioniert hat. Aber wie gesagt, es gab ja nicht nur Schatten, sondern auch ein bisschen Licht in diesem Jahr.

DFB.de: Das Jahr endete mit viel Licht, nämlich mit dem 4:0 gegen Frankreich. Wie wichtig war der positive Jahresabschluss?

Schult: Sehr wichtig, für jede von uns. Wir standen ja nicht nur öffentlich in der Kritik, sondern waren ja auch selbst unzufrieden mit unserer Leistung. Vor allem, wenn man erstmals nach Jahrzehnten überhaupt ein Quali-Spiel verliert. Daher war der Sieg gegen Frankreich enorm wichtig, weil man durch das positive Gefühl zum Abschluss auch die Möglichkeit hat, zum Jahreswechsel etwas zur Ruhe zu kommen.

DFB.de: Warum lief es gegen Frankreich besser als vorher?

Schult: Wir hatten eine sehr fokussierte Stimmung im Team, waren unglaublich konzentriert bei der Sache, haben uns nicht ablenken lassen. Alle wollten sich zeigen. Team- und Kampfgeist waren der Schlüssel zum Erfolg.

DFB.de: Trotz des Lichts am Ende des Jahres mit dem Frankreich-Spiel, gibt es also noch viel zu tun?

Schult: Es gibt immer viel zu tun. Es gibt immer viel zu tun, immer etwas zu verbessern, wir sind immer gefordert. Man sieht, dass auch andere Nationen sehr akribisch arbeiten. Das war vielleicht vor zehn Jahren noch anders. Es werden mehr Mittel eingesetzt, die Ligen werden besser, in England oder Spanien etwa. Aber auch von Italien hört man, dass die Lizenzklubs sich vermehrt engagieren. Es gibt viele Live-Übertragungen im Internet oder im TV. Das bringt den Sport voran, hebt auch das Niveau der Spielerinnen, die Ausbildung ist international besser geworden. Wir dürfen da nicht stehen bleiben, müssen auch bei uns den Entwicklungsprozess vorantreiben. Zum Entwicklungsprozess zählt auch, dass immer wieder jüngere Spielerinnen getestet und eingebaut werden.

DFB.de: Welchen Eindruck haben Sie von ihnen?

Schult: Ich finde es sehr wichtig, immer wieder mal einen Wechsel im Team zu haben, weil das den Hunger neu entfacht. Sowohl bei denen, die dazukommen, als auch bei denen, die mal draußen gelassen werden. Man muss immer wieder an sich arbeiten. Und es tut auch dem Team gut, einen Mix aus verschiedenen Mentalitäten und Charakteren zu haben.

DFB.de: Erst im September nächsten Jahres findet das Rückspiel in Island statt, dem stärksten Gruppengegner in der WM-Qualifikation. Wie präsent ist dieses Spiel jetzt schon?

Schult: Ich gehe da anders ran. Wir sind ja auch mit dem Verein VfL Wolfsburg noch in drei verschiedenen Wettbewerben. Und wenn man sich beispielsweise auf ein mögliches Champions-League-Finale freut, dann muss man trotzdem die Spiele davor noch optimal erledigen. Es kann ein mögliches Finale in Island geben, das ist eine schöne Aussicht, weil ein Alles-oder-Nichts-Spiel immer besonders viel Spaß macht. Aber genauso gibt es davor die anderen Pflichtspiele, die man seriös erledigen muss, um dieses Finale überhaupt zu erreichen. Daher ist das Island-Spiel präsent, klar, aber genauso präsent ist auch, dass man erst den Weg dorthin bestreiten muss. Mit Siegen in den anderen WM-Quali-Spielen.

DFB.de: Das Länderspieljahr beginnt Anfang März mit dem SheBelieves Cup in den USA. Wie blickt Almuth Schult auf das Jahr 2018?

Schult: Ganz ehrlich? Ich habe mir über das Jahr 2018 echt noch nicht so viele Gedanken gemacht. Aber ich freue mich auf die wichtigen Spiele mit dem VfL Wolfsburg in der Champions League, der Bundesliga und dem DFB-Pokal. Was die Nationalmannschaft angeht, hoffe ich natürlich, dass wir die Euphorie aus dem Frankreich-Spiel mitnehmen können und jedem zeigen werden, dass das keine Eintagsfliege war.

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