Frauen-Nationalmannschaft
Zicai und Şehitler: "Ziemlich verrückte Tage"
Zwei Youngster bei den DFB-Frauen: Alara Şehitler vom FC Bayern München ist heute 18 Jahre alt geworden, Cora Zicai SC Freiburg wird am Freitag 20 - und doch sind beide schon im Kreis der deutschen Frauen-Nationalmannschaft dabei. Im DFB.de-Doppelinterview sprechen die deutschen Toptalente über Anrufe von Bundestrainer Christian Wück, ihre Gefühlsachterbahn in den vergangenen Tagen und die anstehenden Länderspiele in Zürich gegen Gastgeber Schweiz am Freitag (ab 20 Uhr, im ZDF-Livestream) und in Bochum gegen Italien am Montag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD).
DFB.de: Alara Şehitler und Cora Zicai, wie geht es Ihnen gerade damit, dass Sie erstmals bei der A-Nationalmannschaft dabei sind?
Alara Şehitler: Das ist alles etwas verrückt. Vor ein paar Tagen sah mein Alltag noch so aus: Schule, Training, Heim- und Auswärtsspiele mit dem FC Bayern. Und jetzt sitze ich plötzlich hier... Heute werde ich zudem 18 Jahre alt. Es kommen gerade ein paar sehr wichtige Ereignisse zusammen. Es überschlägt sich im Moment, es ist alles sehr aufregend.
Cora Zicai: Es passiert tatsächlich aktuell sehr viel. Das muss ich erst mal verarbeiten. Aber es sind absolut positive Ereignisse, die mich natürlich total stolz machen.
DFB.de: Wie haben Sie von der Nominierung erfahren?
Şehitler: Zunächst muss ich sagen, dass die Nominierung für mich total überraschend kam. Bei mir lief es auf dem ganz klassischen Weg ab: Ich habe einen Anruf von einer unbekannten Nummer bekommen. Beim ersten Mal bin ich gar nicht dran gegangen. Beim zweiten Mal habe ich den Anruf dann entgegengenommen, weil es ja offenbar wichtig war. Und tatsächlich war es Bundestrainer Christian Wück. Ich habe am ganzen Körper gezittert, war gleichzeitig aber auch total glücklich.
Zicai: Bei mir lief es sehr ähnlich zu Alara ab. Mich hat ebenfalls Christian Wück direkt kontaktiert. Und auch ich bin aus allen Wolken gefallen, weil es völlig unerwartet kam. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Umso größer ist jetzt die Freude, in diesem Kreis dabei sein zu dürfen.
DFB.de: Wie hat Ihr Umfeld auf die Neuigkeit reagiert?
Şehitler: Das Erste, was ich machen wollte, war meine Eltern anzurufen. Da waren sie gerade beim Steuerberater. Deshalb habe ich sie nicht direkt ans Handy bekommen. Ich habe ihnen dann eine WhatsApp geschrieben und danach sofort meinen Bruder informiert. Alle haben sich riesig für mich gefreut.
Zicai: Natürlich musste ich auch direkt meine Eltern anrufen, um die Nachricht irgendwie loswerden zu können. In meinem direkten Freundeskreis habe ich mich zunächst etwas zurückgehalten. Ich musste erst mal selbst verstehen, dass das wirklich passiert ist. Es sind ziemlich verrückte Tage gerade.
DFB.de: Fühlt es sich noch wie ein Traum an?
Zicai: Ja, irgendwie schon. So richtig realisiert habe ich es immer noch nicht.
Şehitler: Wir sind jetzt gerade zwei Tage dabei. Es ist unmöglich, das alles in so kurzer Zeit zu verarbeiten. Nach und nach wird sich das setzen, und dann wird uns sicher bewusst, was im Moment wirklich passiert.
DFB.de: Wie haben Sie die ersten beiden Tage bei der Nationalmannschaft erlebt?
Şehitler: Es fühlt sich alles irgendwie anders an als im Verein. Der Trainer hat andere Anforderungen, hier wird ein anderes Spielsystem vorgegeben. Das sind alles Dinge, die anders sind. Zum Glück kenne ich aus München schon die eine oder andere Spielerin, was die Eingewöhnung sicher erleichtert.
Zicai: Mir fällt vor allem auf, dass das Niveau hier unglaublich hoch ist. Ich glaube, dass uns jede Trainingseinheit auf diesem Level weiterbringt.
DFB.de: Wie wird man als Neuling in diesem Kreis aufgenommen? Mussten Sie ein Ritual erfüllen?
Şehitler: Das war, ehrlich gesagt, fast meine größte Sorge. Zum Glück gibt es hier kein Ritual, das alle Neuen erfüllen müssen. Danach hatte ich mich auch direkt bei meinen Mitspielerinnen in München erkundigt.
Zicai: Ich finde, dass uns die erfahrenen Spielerinnen direkt sehr wertschätzend an die Hand genommen und uns den Einstieg so leicht wie möglich gemacht haben. Alle sind total nett. Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir willkommen sind.
DFB.de: Mit den Duellen in Zürich gegen die Schweiz und in Bochum gegen Italien stehen zum Jahreasabschluss noch zwei wichtige Begegnungen auf dem Programm. Welche Ziele haben Sie dafür konkret?
Şehitler: Für mich geht es erst mal darum, alles aufzusaugen und die Trainingseinheiten mitzunehmen. Das gibt uns schon total viel...
Zicai: ... und wenn es dann wirklich so kommen sollte, dass wir in einer der beiden Begegnungen ein paar Minuten bekommen sollten, wäre das natürlich ein totales Highlight. Dann würde direkt der nächste Traum in Erfüllung gehen. Aber das steht nicht im Vordergrund. Wir nehmen einfach alles mit. Wir haben keinen Druck und können so spielen, wie wir immer spielen.
DFB.de: Wie erwarten Sie die Schweiz?
Zicai: Ich vermute, dass die Schweizerinnen eher tief stehen werden. Wir müssen geduldig sein und uns unsere Chancen erarbeiten. Und die Gelegenheiten, die wir bekommen, müssen wir dann möglichst konsequent nutzen.
DFB.de: Und Italien?
Şehitler: Italien ist eine interessante Nation im Frauenfußball. Bei den großen Turnieren waren sie bisher noch nicht ganz vorne dabei. Ich bin selbst sehr gespannt, was da auf uns zukommt. Die werden Bock auf das Spiel gegen uns haben.
DFB.de: Und Sie haben auch Bock auf die Partien?
Şehitler: Auf jeden Fall!
Zicai: Das wird die Krönung eines außergewöhnlichen Jahres bisher. Mehr gibt es dazu nichts zu sagen.
Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Google Pixel Frauen-Bundesliga
Autor: sw
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