Männer-Nationalmannschaft
Deutschland gegen Frankreich: Immer besondere Spiele

Heute (ab 15 Uhr, live bei RTL und DAZN) trifft die deutsche Nationalmannschaft im Spiel um Platz drei der UEFA Nations League auf Vize-Weltmeister Frankreich. In diesem Rahmen ist es eine Turnierpremiere. Wir schauen zurück auf die sechs Endrundenspiele bei WM und EM.
Göteborg, 28. Juni 1958
Ein Schatten lag über der WM-Premiere, denn für beide hatte sich der Finaltraum erledigt. Titelverteidiger Deutschland war an Gastgeber Schweden gescheitert, Frankreich am späteren Weltmeister Brasilien. So trafen sie sich in Göteborg "nur" im kleinen Finale um Platz 3. Hans Schäfer gewann die Seitenwahl, es blieb der einzige "Sieg" aus deutscher Sicht.
Bundestrainer Sepp Herberger gab gleich vier noch nicht eingesetzten Reservisten eine Chance und damit auch das Signal für ein nicht ganz so ernst zu nehmendes Spiel. Schon in der ersten Hälfte fielen vier Tore, Frankreich führte 3:1. Zwei Mal traf Just Fontaine (14., 36.), einmal Raymond Kopa per Elfmeter (27.), das deutsche Tor glückte Hans Cieslarczyk (18.). "Wie soll das nur weitergehen? Unser Abwehrblock zeigt Risse", schrieb das Sport Magazin. Mit weiteren Toren auf beiden Seiten ging es weiter. Douis erhöhte auf 4:1 (51.), Helmut Rahn verkürzte aus spitzem Winkel schon im Gegenzug. Dann erzielte Fontaine (77.) sein drittes Tor an diesem Tag. Schäfers 5:3 (83.) per Freistoß korrigiert das Resultat nur kurz, denn Fontaine besorgte mit seinem vierten Tor auf den 6:3-Endstand (89.). Für ihn war es schon sein 13. bei der WM 1958 – ein einmaliger Rekord für ein Turnier. Leidtragender war BVB-Torwart Heinrich Kwiatkowski, der 1954 schon beim 3:8 gegen die Ungarn geopfert worden war. Er bat Herberger nach dem Spiel: "Bitte stellen Sie mich nie mehr auf."
Sevilla, 8. Juli 1982
Dieses Spiel ging in die Geschichte ein und erlebte 2022, als zwei Bücher und eine Film-Doku erschienen, ein Revival. Es wurde ein Abend der ganz großen Gefühle, der Begeisterung, der Entrüstung und der Tränen. Wer 1970 noch zu jung war um Deutschland – Italien zu sehen, wird stets Sevilla als sein größtes WM-Erlebnis nennen.
Bei Anstoß um 21 Uhr herrschten noch 33 Grad. Zunächst lief es gut für die Deutschen: Pierre Littbarski sorgte für die Führung (18.), doch dann verursachte Bernd Förster einen Foulelfmeter an Dominique Rocheteau, den Michel Platini verwandelte (27.). Das Drama erlebte nach 57 Minuten einen Höhepunkt, der zugleich ein Tiefpunkt war.
Torwart "Toni" Schumacher hatte Patrick Battiston in höchster Not über den Haufen gerannt und so ein Tor verhindert. Dabei war Toni mit dem Hüftknochen und voller Wucht ins Gesicht des Franzosen gesprungen. Battiston wurde vom Platz getragen, der Halswirbel war angeknackst, zwei Schneidezähne fehlten. Dass Schumacher Kaugummi kauend am Torpfosten stand, machte es noch schlimmer. Frankreich hatte nun die Sympathien der Spanier und zog in der Verlängerung durch Tresor und Giresse auf 3:1 davon, dann traf Joker Karl-Heinz Rummenigge und in der 108. Minute setzte Klaus Fischer zu einem seiner berühmten Fallrückzieher an. Es war das schönste aller erlösenden deutschen Tore und es brachte das erste Elfmeterschießen der WM-Historie. Nur Ulli Stielike musste überredet werden, denn "das ist nicht meine Stärke." Tatsächlich war er der erste, der verschoss. Wie ein Häufchen Elend kauerte er am Boden, da raunte ihm Schumacher zu: "Den nächsten halte ich." Er hielt Wort und den Ball von Didier Six. Als er auch den Schuss von Maxime Bossis parierte, kam es auf Horst Hrubesch an und der Hamburger traf zum 8:7-Endstand.
Die Franzosen weinten. "Aber nicht, weil wir verloren hatten. Sondern weil die Spannung abfiel und weil wir so überwältigt waren von unseren Gefühlen. Ich habe nie mehr so viele Männer zugleich weinen sehen", gestand Platini.
Guadalajara, 25. Juni 1986
Vier Jahre nach dem legendären Halbfinale von Sevilla bot sich den Franzosen in Mexiko die Chance auf Revanche. Im Gegensatz zum 8. Juli 1982 waren sie in Mexiko Favorit gegen eine DFB-Elf, die sich durch das Turnier gequält hatte. Teamchef Franz Beckenbauer gestand: "Frankreich ist Favorit, aber wir können den Favoriten schlagen. Mit Kampf, mit Herz und der Kraft der ganzen Mannschaft." Also mit dem, was sie in Mexiko ausgezeichnet hat. Ein gutes Spiel hatte die Heimat noch nicht gesehen, aber die vielbesungenen deutschen Tugenden hatten sie wieder unter die letzten Vier geführt.
Dort waren auch die Franzosen nach dem Sieg über Top-Favorit Brasilien wieder angekommen und sie wollten mehr. Mittelfeldspieler Luiz Fernandez, einer von sieben Verbliebenen von Sevilla, sagte: "Wir sind besser als 1982 und die Deutschen sind schwächer geworden. Man braucht sich nur ihre Spiele hier in Mexiko anzusehen." Doch die deutsche Elf war kaum wieder zu erkennen, obwohl Teamchef Beckenbauer nur eine Änderung vornahm. Für den gesperrten Thomas Berthold brachte er den Hamburger Wolfgang Rolff. Dessen Spezialauftrag: Michel Platini ausschalten – wie schon im Europacup-Finale 1983 zwischen dem HSV und Juventus Turin. Rolff erfüllte ihn zuverlässig. 23,9 Millionen deutsche TV-Zuschauer sahen das beste Spiel der DFB-Elf bei dieser WM.
Ein matt gesetzter Platini und ein patzender Torwart – das war zu viel für Frankreich. Denn Joel Bats ließ schon in der 9. Minute einen haltbaren Freistoß von Andy Brehme unter seinem Körper durchrutschen und diesem Rückstand liefen die Franzosen bis zuletzt vergeblich nach.
Der Fußballgott hatte auch nicht genug Humor um zuzulassen, dass Patrick Battiston in der 88. Minute Toni Schumacher überwinden würde. Die Kontrahenten des legendären Zusammenpralls von Sevilla sahen sich an diesem Tag erstmals auf dem Platz wieder. Und wieder lachte Schumacher, wieder lachten die Deutschen. Als Joker Rudi Völler in letzter Minute nach einem weiten Schumacher-Abwurf allein auf Bats zulief, behielt er die Nerven und schoss die "Kaiserlichen" ins Finale. Im deutschen Lager trafen Glückwunsch-Telegramme ein, von Kanzler Kohl bis Peter Alexander. DFB-Vize-Präsident Egidius Braun spielte Klavier und die Spieler feierten eine ausgelassene Party. Die Welt-Presse applaudierte den Siegern: "Praktisch unmöglich, nicht die Fähigkeiten der Deutschen zu bewundern, in wichtigen Spielen über sich hinauszuwachsen." (Dagens Nyheter/Stockholm)
Rio, 4. Juli 2014
Etwas glücklich war Deutschland ins WM-Viertelfinale gekommen, nach der schwächsten Turnierleistung des kommenden Weltmeisters beim 2:1 gegen Algerien kochten die Emotionen hoch. Volkes Stimme forderte eine andere Aufstellung und eine spielerische Steigerung und so kam es auch an diesem Freitagabend. Löw änderte die Elf auf drei Positionen. Die Verletzung von Shkodran Mustafi brachte die Rückversetzung von Kapitän Philipp Lahm auf den Posten des rechten Verteidigers, wo er seine besten Spiele gemacht hatte. Innenverteidiger Per Mertesacker erhielt eine Erholungspause, Löw sah ihn im Sprintduell mit den schnellen französischen Spitzen Griezmann und Benzema im Nachteil. Zudem war Stammkraft Mats Hummels von seiner Grippe genesen. Mertesacker reagierte sportlich, wie Löw lobend erwähnte: "Er hat nur gesagt: 'alles klar, Trainer. Ich weiß, was ich für die Mannschaft tun muss.'"
Im Mittelfeld kam Sami Khedira (für Lahm) zum Zuge und mit Miro Klose gab es diesmal endlich eine "echte Neun", für ihn musste Mario Götze weichen. Das Tor des Tages fiel schon nach 12 Minuten durch einen Kopfball von Mats Hummels, nach einem Freistoß von Toni Kroos. "Die Bälle von Toni sind einfach gut geschlagen", lobte der Torschütze, der auch "man of the match" wurde. Danach dosierten die Deutschen bei tropischen 30 Grad ihre Kräfte. Hummels gestand: "Ich war früh platt, musste viel trinken." 26,25 Millionen vor den Bildschirmen und unzählige Menschen vor den Großleinwänden hatten nie das Gefühl, dass die an Torchancen arme Partie kippen könnte. Die neue deutsche Abwehr stand.
Nur das beruhigende 2:0 wollte nicht fallen, Joker André Schürrle hätte es in der 82. Minute eigentlich erzielen müssen, scheiterte aber an Hugo Lloris. Und so kam er doch noch, der Moment der Bewährung: in der 94. Minute drang Karim Benzema in den Strafraum ein und schoss mit links hoch und hart. Aus sieben Metern eine echte Herausforderung. Der deutsche Torwart bestand sie am Tag seines 50.Länderspiels glänzend, parierte einhändig mit einem Superreflex. "Die Hand Neuers", titelte die Frankfurter Rundschau zu dem Foto-Dokument. Englands altehrwürdige Times befand: "Die ruhige Autorität von Manuel Neuer betont die deutsche Effizienz."
7. Juli 2016, Marseille
Erst bei der 15. Austragung einer EM trafen die Fußballmächte aufeinander – im Halbfinale spielte der Gastgeber gegen den Weltmeister. Die Fachleute waren sich einig, dass der Sieger dieses Spiels auch das Turnier gewinnen würde (und sollten sich irren). Für Frankreich sprach nach meist durchwachsenen Leistungen nicht viel mehr als der Heimvorteil. Aber auch der war gegen die Deutschen, die bei EM-Turnieren alle fünf Duelle gegen Gastgeber gewonnen hatten, eher ein Nachteil. Bundestrainer Joachim Löw sah sich zu zwei Änderungen gezwungen und machte freiwillig noch eine dritte: für den gesperrten Hummels und den verletzten Khedira rückten erstmals bei der EM Bastian Schweinsteiger und Emre Can in die Startelf, für Mario Gomez stürmte Julian Draxler, während der auch nach 13 EM-Spielen noch torlose Thomas Müller in die vorderste Spitze rückte. Es war ja scheinbar egal, wen er aufstellte, die Idee blieb dieselbe und die Spiele glichen sich wie ein Ei dem anderen. Nur nicht die Ergebnisse und so kam es, dass nach einem weiteren Ballbesitzfestival (68 %) der Männer in Schwarz und Weiß diesmal eine Niederlage stand.
Wieso? Wie schon im Viertelfinale gegen Italien gab es einen ärgerlichen Handelfmeter gegen das DFB-Team, diesmal verursacht ausgerechnet von Rückkehrer Schweinsteiger, der an diesem Tag Weltrekordspieler nach Turniereinsätzen (38) wurde. "Meine Hand hat da nichts zu suchen, das weiß ich auch. Ich kann leider nicht erklären, warum sie hochging", gab der Pechvogel zu Protokoll. Oliver Kahn stöhnte im ZDF: "Ein klarer Elfmeter. Ich weiß nicht, was Basti da will. Völlig unnötig." Antoine Griezmann verwandelte Sekunden vor der Pause zum schmeichelhaften 1:0 und dem ersten Rückstand bei dieser EM liefen die Deutschen bis zuletzt erfolglos hinterher. Jerome Boateng schied nach einer Stunde verletzt aus und sein Vertreter Shkodran Mustafi ließ sich nach Kimmichs Fehlpass von Paul Pogba austanzen. Dessen Flanke klatschte Manuel Neuer vor die Füße von Griezmann, der ihn tunnelte und auf 2:0 (72.) stellte. Das war der entscheidende Schlag, auch die spät ins Rennen geworfenen Mario Götze und Leroy Sané konnten das Spiel nicht mehr drehen und so kam es nicht nur für "Bild" zur "bittersten Niederlage seit langem." Die eigentliche Leistung gab wenig Anlass zur Sorge. "Wir haben heute unser bestes Spiel bei der EM gemacht, so komisch das klingt nach einem 0:2. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen", sagte Toni Kroos und sein Bundestrainer gab ihm Recht. "Heute hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite, aber ich kann keinem einen Vorwurf machen", vernahm man beinahe gleichlautende Worte von Löw, der zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale gescheitert war.
Spaniens El Mundo stellte fest: "Das deutsche Team spielt weltweit den besten Fußball. Aber es ist in brenzligen Situationen zu gutmütig."
München, 15. Juni 2021
Das bis dato letzte Turnierduell ergab sich zum Auftakt der kontinentalen EM 2020, die wegen der Pandemie ins Jahr 2021 verschoben wurde.
Zum Eröffnungsspiel gegen Frankreich erlaubte das Land Bayern immerhin 14.500 Zuschauern in der Münchner Allianz Arena – nach der 3-G-Regelung (getestet, geimpft oder genesen) den Einlass, mit 1,50 Meter Abstand zum Sitznachbarn und Umarmungsverbot. Wahrlich eine sehr besondere EM.
Ein Besucher kam ohne Ticket: Unmittelbar vor Anpfiff landete ein Greenpeace-Aktivist mit einem Motorgleitschirm auf dem Spielfeld. Der Protest gegen die Ölindustrie wurde ein Fiasko, beim Anflug geriet der Aktivist in die Hochspann-stahlseile der TV-Kamera und glitt in die Zuschauerränge ab, ehe er auf dem Platz ankam. Es gab zwei Leichtverletzte und eine Entschuldigung der Organisation: "Der Protest hatte nie die Absicht, das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzen."
Was schlecht anfing, endete nicht gut. Was weniger für die Leistung der Deutschen (62 % Ballbesitz) galt als für das Resultat. Einmal trafen sie zwar ins Tor, doch es war das falsche. Ausgerechnet Rückkehr Mats Hummels überwand Manuel Neuer, per Schienbein. Sein missglückter Rettungsversuch vor dem einschussbereiten Weltstar Kylian Mbappé war historisch – das erste DFB-Eigentor bei einer EM – und es entschied das Spiel (0:1). Damit wurde auch erstmals ein EM-Auftakt verloren. Die besten Chancen zum Ausgleich vergaben Ilkay Gündogan und Serge Gnabry, der einer von vier "Überlebenden" ist, die damals spielten und Sonntag im Kader stehen – nebst Joshua Kimmich, Robin Gosens und Leroy Sané. Die Frankfurter Rundschau titelte: "Um Hummels Willen!"
Kategorien: Männer-Nationalmannschaft, Nations League
Autor: DFB

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Am 7. September (ab 20.45 Uhr) bestreitet die Nationalmannschaft in Köln gegen Nordirland ihr erstes Heimspiel in der WM-Qualifikation. Mitglieder des Fan Club können sich für die Partie schon ihre Tickets sichern.

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Die deutsche Nationalmannschaft hat die UEFA Nations League als Vierter abgeschlossen. Die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann unterlag im Spiel um Platz drei in Stuttgart trotz guter Leistung 0:2 (0:1) gegen Frankreich.