Zwickau-Trainer Enochs: "Noch mehr zusammengerückt"

Perfekte englische Woche für den FSV Zwickau in der 3. Liga: Das 1:0 beim Aufstiegsanwärter TSV 1860 München war für die Mannschaft von Trainer Joe Enochs (49) der dritte Sieg in nur acht Tagen. Damit verschafften sich die "Schwäne" ein Polster von sieben Punkten auf die Gefahrenzone. Im DFB.de-Interview spricht der US-Amerikaner Enochs mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Aufschwung.

DFB.de: Ihre Mannschaft schloss eine äußerst erfolgreiche Woche mit dem 1:0 beim Aufstiegskandidaten TSV 1860 München ab. Wie ist der Erfolg gelungen, Herr Enochs?

Joe Enochs: Es war vor allem wichtig, die Druckphase des Gegners in der ersten Halbzeit zu überstehen. Besonders nach Standardsituationen waren die Münchner sehr gefährlich. Für die zweite Hälfte haben wir dann ein wenig umgestellt und unsere Außenverteidiger anders positioniert. Im Spiel nach vorne haben wir so eine große Effektivität an den Tag gelegt. Der unbedingte Wille war entscheidend.

DFB.de: Erstmals seit April 2019 gelangen dem FSV wieder drei Siege hintereinander. Was zeichnet Ihr Team aktuell aus?

Enochs: Wir haben mehrere Stärken unter Beweis gestellt. Dass wir in der Partie bei der SpVgg Unterhaching nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich noch 2:1 gewonnen haben, war eine Mentalitätsfrage. Beim 3:1 gegen den MSV Duisburg waren wir vom ersten Moment an hochkonzentriert und haben - wie auch in München - mutig den Abschluss gesucht.

DFB.de: Ein Faktor ist sicherlich auch Morris Schröter, der in diesen drei Begegnungen vier Treffer erzielt hat. Zuvor war er nicht so häufig als Torjäger aufgefallen. Was haben Sie mit ihm gemacht?

Enochs: Ihm tut es gut, dass er nun mit Jozo Stanic als Rechtsverteidiger noch mehr Unterstützung hat. Er hält ihm den Rücken frei, dadurch hat er mehr Freiheiten in der Offensive und kann seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen besser ausspielen.

DFB.de: Welche Rolle spielt die Umstellung auf ein 4-4-2-System sonst noch?

Enochs: Die Abstimmung zwischen unseren Innenverteidigern Davy Frick und Steffen Nkansah hat sehr schnell gestimmt. Linksverteidiger Marco Schikora hat uns - wie auch auf der anderen Seite Jozo Stanic - Sicherheit auf dem Flügel gegeben. Unsere zentralen Mittelfeldspieler können im 4-4-2 aggressiver agieren und den Gegner früher stören. Dass die Umstellung schnell in Form von Punkten belohnt wurde, hat uns zusätzlich bestärkt. Wenn wir jedoch das Gefühl haben, dass gegen einen Gegner das 3-5-2-System erfolgsversprechender ist, würden wir auch wieder wechseln. Diese Flexibilität zeichnet uns aus.

DFB.de: Nicht immer in dieser Saison lief es für den FSV so gut. Zwischenzeitlich war vor einigen Partien von einem möglichen "Endspiel" für Sie zu lesen. Hand aufs Herz: Konnten Sie das wirklich ausblenden?

Enochs: Ich muss zugeben, dass ich darüber schon ein wenig enttäuscht war. Ganz klar: Wir hatten einige Spiele, in denen wir von unserer Leistungsgrenze entfernt waren. Kritik ist da völlig verständlich. Allerdings hatten wir durch einige Spielausfälle auch wesentlich weniger Partien absolviert als viele Konkurrenten. Mich haben die Diskussionen nicht weiter beeinflusst. Ich war und bin von unserer Arbeit und der Mannschaft überzeugt. Jetzt wollen wir die aktuelle Serie auch so lange wie möglich halten und ausbauen.

DFB.de: Mit inzwischen zwei Jahren und sieben Monaten sind Sie mittlerweile sogar schon länger Cheftrainer in Zwickau als zuvor bei Ihrem "Herzensverein" VfL Osnabrück, für den Sie auch viele Jahre selbst am Ball waren und bei dem Sie nach wie vor Rekordspieler sind. Was schätzen Sie am FSV?

Enochs: Der Verein weiß seine finanzielle und sportliche Situation realistisch einzuschätzen. Ich muss mich als Trainer nicht noch zusätzlich mit anderen Dingen beschäftigen. So fußballverrückte Fans wie in Zwickau habe ich auch selten erlebt. Den Empfang, den sie uns in der zurückliegenden Saison nach dem Klassenverbleib am letzten Spieltag bereitet haben, werde ich nie vergessen und war nicht nur als Fußballer ein ganz besonderer Moment.

DFB.de: Mit dem FC Viktoria Köln, dem 1. FC Kaiserslautern und dem MSV Duisburg haben gerade gleich drei abstiegsbedrohte Vereine in kurzer Zeit ihre Trainer gewechselt. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Enochs: Mir tut es für meine Trainerkollegen leid. Das zeigt mal wieder, dass bei sportlichem Misserfolg der Trainer das schwächste Glied in der Kette ist. Der FCK und der MSV haben sogar schon zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer gewechselt. Als Trainer zu arbeiten, kann oft hart und stressig sein, aber ich liebe es dennoch. Ich kann mir mittlerweile nichts anderes mehr vorstellen.

DFB.de: Sportlicher Leiter beim FSV Zwickau ist Toni Wachsmuth, der unter Ihnen auch noch Spieler war. Das ist eine eher ungewöhnliche Konstellation. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Enochs: Im ersten Moment war es schon für alle Beteiligten eine leichte Umgewöhnung. Wirklich viel hat sich dadurch aber nicht verändert. Schon als Toni mein Kapitän war, haben wir uns auf Augenhöhe ausgetauscht und über die sportliche Situation gesprochen. Mir ist es als Trainer wichtig, die Mannschaft bei Entscheidungen miteinzubeziehen.

DFB.de: Der FSV Zwickau war in dieser Spielzeit schon mehrmals wegen positiver Corona-Tests in Quarantäne. Wie ging es Ihnen in dieser Zeit?

Enochs: Es war eine schwierige Situation. Dass immer wieder andere Personen davon betroffen waren, hat in der sportlichen Lage nicht zur Sicherheit beigetragen. Aber auch daraus haben wir gelernt und uns befreien können, indem wir alle an einem Strang gezogen haben. Der Zusammenhalt war auch vorher schon groß. Durch die Ausnahmesituation sind wir aber vielleicht noch ein wenig mehr zusammengerückt.

DFB.de: Aus einem Abstiegsplatz zur Winterpause sind dank der jüngsten Erfolgsserie sieben Punkte Vorsprung auf die Gefahrenzone geworden. Kann es doch noch eine sorgenfreie Saison werden?

Enochs: Wir dürfen uns nicht von der vermeintlichen Sicherheit täuschen lassen. Einen Schritt weniger zu machen, kann man sich in der 3. Liga nicht leisten. Wir müssen unseren Weg weiterhin entschlossen gehen. Schließlich würden wir gerne auf ein solches Herzschlagfinale wie in der zurückliegenden Saison, als wir nur wegen der um einen Treffer besseren Tordifferenz den Klassenverbleib geschafft haben, gerne verzichten. Mit jetzt fünf Partien innerhalb von drei Wochen können wir diesem Ziel noch näherkommen.

DFB.de: Am Samstag geht es mit dem Heimspiel gegen den Halleschen FC weiter. Welchen Eindruck haben Sie vom Gegner?

Enochs: Der HFC war in den zurückliegenden Wochen stabil in seinen Leistungen und hat von sieben Partien nur ein Spiel verloren. Bei den zwei Unentschieden beim FC Ingolstadt 04 und zuletzt gegen den 1. FC Saarbrücken hat sich die Mannschaft jeweils nach Rückständen noch zurückgemeldet. Gegen den FCS wäre sogar noch mit ein wenig Glück der Sieg möglich gewesen. Wir freuen uns auf ein spannendes Ostduell.

[mspw]

Perfekte englische Woche für den FSV Zwickau in der 3. Liga: Das 1:0 beim Aufstiegsanwärter TSV 1860 München war für die Mannschaft von Trainer Joe Enochs (49) der dritte Sieg in nur acht Tagen. Damit verschafften sich die "Schwäne" ein Polster von sieben Punkten auf die Gefahrenzone. Im DFB.de-Interview spricht der US-Amerikaner Enochs mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Aufschwung.

DFB.de: Ihre Mannschaft schloss eine äußerst erfolgreiche Woche mit dem 1:0 beim Aufstiegskandidaten TSV 1860 München ab. Wie ist der Erfolg gelungen, Herr Enochs?

Joe Enochs: Es war vor allem wichtig, die Druckphase des Gegners in der ersten Halbzeit zu überstehen. Besonders nach Standardsituationen waren die Münchner sehr gefährlich. Für die zweite Hälfte haben wir dann ein wenig umgestellt und unsere Außenverteidiger anders positioniert. Im Spiel nach vorne haben wir so eine große Effektivität an den Tag gelegt. Der unbedingte Wille war entscheidend.

DFB.de: Erstmals seit April 2019 gelangen dem FSV wieder drei Siege hintereinander. Was zeichnet Ihr Team aktuell aus?

Enochs: Wir haben mehrere Stärken unter Beweis gestellt. Dass wir in der Partie bei der SpVgg Unterhaching nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich noch 2:1 gewonnen haben, war eine Mentalitätsfrage. Beim 3:1 gegen den MSV Duisburg waren wir vom ersten Moment an hochkonzentriert und haben - wie auch in München - mutig den Abschluss gesucht.

DFB.de: Ein Faktor ist sicherlich auch Morris Schröter, der in diesen drei Begegnungen vier Treffer erzielt hat. Zuvor war er nicht so häufig als Torjäger aufgefallen. Was haben Sie mit ihm gemacht?

Enochs: Ihm tut es gut, dass er nun mit Jozo Stanic als Rechtsverteidiger noch mehr Unterstützung hat. Er hält ihm den Rücken frei, dadurch hat er mehr Freiheiten in der Offensive und kann seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen besser ausspielen.

DFB.de: Welche Rolle spielt die Umstellung auf ein 4-4-2-System sonst noch?

Enochs: Die Abstimmung zwischen unseren Innenverteidigern Davy Frick und Steffen Nkansah hat sehr schnell gestimmt. Linksverteidiger Marco Schikora hat uns - wie auch auf der anderen Seite Jozo Stanic - Sicherheit auf dem Flügel gegeben. Unsere zentralen Mittelfeldspieler können im 4-4-2 aggressiver agieren und den Gegner früher stören. Dass die Umstellung schnell in Form von Punkten belohnt wurde, hat uns zusätzlich bestärkt. Wenn wir jedoch das Gefühl haben, dass gegen einen Gegner das 3-5-2-System erfolgsversprechender ist, würden wir auch wieder wechseln. Diese Flexibilität zeichnet uns aus.

DFB.de: Nicht immer in dieser Saison lief es für den FSV so gut. Zwischenzeitlich war vor einigen Partien von einem möglichen "Endspiel" für Sie zu lesen. Hand aufs Herz: Konnten Sie das wirklich ausblenden?

Enochs: Ich muss zugeben, dass ich darüber schon ein wenig enttäuscht war. Ganz klar: Wir hatten einige Spiele, in denen wir von unserer Leistungsgrenze entfernt waren. Kritik ist da völlig verständlich. Allerdings hatten wir durch einige Spielausfälle auch wesentlich weniger Partien absolviert als viele Konkurrenten. Mich haben die Diskussionen nicht weiter beeinflusst. Ich war und bin von unserer Arbeit und der Mannschaft überzeugt. Jetzt wollen wir die aktuelle Serie auch so lange wie möglich halten und ausbauen.

DFB.de: Mit inzwischen zwei Jahren und sieben Monaten sind Sie mittlerweile sogar schon länger Cheftrainer in Zwickau als zuvor bei Ihrem "Herzensverein" VfL Osnabrück, für den Sie auch viele Jahre selbst am Ball waren und bei dem Sie nach wie vor Rekordspieler sind. Was schätzen Sie am FSV?

Enochs: Der Verein weiß seine finanzielle und sportliche Situation realistisch einzuschätzen. Ich muss mich als Trainer nicht noch zusätzlich mit anderen Dingen beschäftigen. So fußballverrückte Fans wie in Zwickau habe ich auch selten erlebt. Den Empfang, den sie uns in der zurückliegenden Saison nach dem Klassenverbleib am letzten Spieltag bereitet haben, werde ich nie vergessen und war nicht nur als Fußballer ein ganz besonderer Moment.

DFB.de: Mit dem FC Viktoria Köln, dem 1. FC Kaiserslautern und dem MSV Duisburg haben gerade gleich drei abstiegsbedrohte Vereine in kurzer Zeit ihre Trainer gewechselt. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Enochs: Mir tut es für meine Trainerkollegen leid. Das zeigt mal wieder, dass bei sportlichem Misserfolg der Trainer das schwächste Glied in der Kette ist. Der FCK und der MSV haben sogar schon zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer gewechselt. Als Trainer zu arbeiten, kann oft hart und stressig sein, aber ich liebe es dennoch. Ich kann mir mittlerweile nichts anderes mehr vorstellen.

DFB.de: Sportlicher Leiter beim FSV Zwickau ist Toni Wachsmuth, der unter Ihnen auch noch Spieler war. Das ist eine eher ungewöhnliche Konstellation. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Enochs: Im ersten Moment war es schon für alle Beteiligten eine leichte Umgewöhnung. Wirklich viel hat sich dadurch aber nicht verändert. Schon als Toni mein Kapitän war, haben wir uns auf Augenhöhe ausgetauscht und über die sportliche Situation gesprochen. Mir ist es als Trainer wichtig, die Mannschaft bei Entscheidungen miteinzubeziehen.

DFB.de: Der FSV Zwickau war in dieser Spielzeit schon mehrmals wegen positiver Corona-Tests in Quarantäne. Wie ging es Ihnen in dieser Zeit?

Enochs: Es war eine schwierige Situation. Dass immer wieder andere Personen davon betroffen waren, hat in der sportlichen Lage nicht zur Sicherheit beigetragen. Aber auch daraus haben wir gelernt und uns befreien können, indem wir alle an einem Strang gezogen haben. Der Zusammenhalt war auch vorher schon groß. Durch die Ausnahmesituation sind wir aber vielleicht noch ein wenig mehr zusammengerückt.

DFB.de: Aus einem Abstiegsplatz zur Winterpause sind dank der jüngsten Erfolgsserie sieben Punkte Vorsprung auf die Gefahrenzone geworden. Kann es doch noch eine sorgenfreie Saison werden?

Enochs: Wir dürfen uns nicht von der vermeintlichen Sicherheit täuschen lassen. Einen Schritt weniger zu machen, kann man sich in der 3. Liga nicht leisten. Wir müssen unseren Weg weiterhin entschlossen gehen. Schließlich würden wir gerne auf ein solches Herzschlagfinale wie in der zurückliegenden Saison, als wir nur wegen der um einen Treffer besseren Tordifferenz den Klassenverbleib geschafft haben, gerne verzichten. Mit jetzt fünf Partien innerhalb von drei Wochen können wir diesem Ziel noch näherkommen.

DFB.de: Am Samstag geht es mit dem Heimspiel gegen den Halleschen FC weiter. Welchen Eindruck haben Sie vom Gegner?

Enochs: Der HFC war in den zurückliegenden Wochen stabil in seinen Leistungen und hat von sieben Partien nur ein Spiel verloren. Bei den zwei Unentschieden beim FC Ingolstadt 04 und zuletzt gegen den 1. FC Saarbrücken hat sich die Mannschaft jeweils nach Rückständen noch zurückgemeldet. Gegen den FCS wäre sogar noch mit ein wenig Glück der Sieg möglich gewesen. Wir freuen uns auf ein spannendes Ostduell.

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