Zum 80. von Helmut Haller: Ein Star in Italien

Auch er schoss ein Tor in Wembley, aber um das ranken sich keine Mythen. Trotzdem kann heute, da er 80 Jahre geworden wäre, wohl jeder erwachsene Fußballfan noch etwas mit dem Namen Helmut Haller anfangen. Vor allem die Italiener unter ihnen. Der gebürtige Augsburger spielte zwar 33-mal für Deutschland, aber nie in der Bundesliga. Als diese gegründet wurde, war er schon über den Brenner gezogen, um eine der erfolgreichsten Karrieren eines Italien-Legionärs zu machen. Haller, der 2012 verstarb, sagte 1981 mit entwaffnender Offenheit: "Bei dem Stress, den die Spieler in der Bundesliga unterworfen sind, hätte ich wohl kaum die Karriere machen können wie in Italien. Ich war nie ein Kämpfertyp, sondern eher ein Publikumsspieler. Mit meiner Spielweise passte ich haargenau in die italienischen Klubs."

Das Kicken aber lernte Klein-Helmut auf den Straßen des Augsburger Stadtteils Oberhausen, mit Lumpen und Tennisbällen wurden Kellerfenster avisiert und manchmal Schaufenster getroffen. So begannen Hunderte Karrieren in der Nachkriegszeit, durch die Hallers Eltern neun (!) Kinder bringen mussten. Da fehlte nicht viel zu einer Haller-Elf, allerdings hatte Helmut sechs Schwestern. Spielkameraden fanden sich trotzdem genug und im BC Augsburg, der später mit Schwaben Augsburg zum heutigen Bundesligisten FCA fusionierte, seinen ersten Verein

Sein Debüt in der 4. Schülermannschaft des BC im Juni 1948 war mehrfach bemerkenswert. Da er keine Fußballschuhe hatte, kickte Haller mit seinen Sonntagsschuhen und schoss fast von der Mittellinie aus das einzige Tor. Statt einem Kranz aus Lorbeeren gab es zuhause jedoch einen Anpfiff, denn die Schuhe waren hin und die Mutter sauer. In die Schule musste er zur Strafe wochenlang mit den eiligst vom Verein gestellten Fußballschuhen gehen und das Klackern der Stollen auf den Schulfluren weckte den Spott der Mitschüler. Aber so konnten wenigstens alle schon früh sehen: da kommt ein Fußballer.

Schmächtig, aber am Ball ein Riese

Haller war nie der Größte, eher etwas schmächtig und fiel deshalb bei diversen Auswahltrainern durch. Auch die Augsburger riefen ihn spöttisch-liebevoll "Hemad", was Hemd bedeutete. Dermaßen unterschätzt, spielte der am Ball so elegante "Halbstürmer", wie man damals sagte, nie für die bayerische oder süddeutsche Auswahl – ungeachtet seiner Glanzleistungen im BCA, mit dem er Meistertitel und Pokale sammelte. Mit 17 debütierte er in der ersten Mannschaft, die in der Oberliga Süd spielte, denn in Sachen Ballbehandlung machte ihm keiner etwas vor.

Sein überragendes Talent setzte sich durch und belehrte die Skeptiker eines Besseren. Ein Grund für den Leistungsanstieg war sicherlich, dass er nach seiner Mechanikerlehre nur noch halbtags arbeiten musste, weil ihm BCA-Gönner eine leichtere Tätigkeit als Beifahrer für einen Schuhhändler (Gehalt: 570 DM) verschafften. Nun blieb mehr Zeit fürs Training, der spätere Bundesligatrainer Robert "Zapf" Gebhardt schulte ihn in Sonderschichten, was seiner Beidfüßigkeit zu Gute kam. Ein guter Kopfballspieler wurde er nie, aber das war nicht weiter tragisch.

"Ich wusste, dass ich als Fußballer Großes leisten könnte, wenn ich nur Zeit und Gelegenheit hatte, mich ausschließlich mit diesem herrlichen Spiel zu befassen", heißt es in seiner 1964 erschienenen Biographie "Der Mann mit den goldenen Beinen", wie sie ihn in Italien nannten.

Vergleiche mit Fritz Walter

Mancher Beobachter zog im Frühjahr 1958 nach einem Sololauf im Test gegen Phönix Lübeck mit abschließendem Schlenzer ins Tor Vergleiche mit Fritz Walter, der seine Karriere im DFB-Dress nach der WM 1958 beendet hatte. Im ersten Spiel nach dieser WM begann die Länderspielkarriere des blonden Helmut bei einem 1:1 in Kopenhagen an der Seite von Uwe Seeler und Helmut Rahn. Wieder gab es euphorische Kritiken: "Wenn er selbst der bescheidene Junge bleibt, steht ihm eine große Zukunft bevor. Haller bringt alles mit, was wir uns von einem echten Fußballer wünschen", schrieb der Kicker. Und auch UEFA-Präsident Ebbe Schwarz lobte in höchsten Tönen: "Wenn ich mich später an dieses Länderspiel erinnere, dann denke ich vor allem an den deutschen Halbrechten Helmut Haller".

So durfte es weitergehen, auch in den nächsten Länderspielen war der blonde Wirbelwind Haller eine Attraktion für das Publikum. So nervös er vor den Spielen war, so unbekümmert spielte er mit Anpfiff auf. "Freue Dich, deutscher Fußball, auf die Weiterentwicklung dieses ungewöhnlichen Talents", hieß es in der Süddeutschen Zeitung nach einem 2:2 in Paris, seinem zweiten Einsatz. Aber wie bei allen jungen Spielern gab es auch bei Haller Leistungsschwankungen, zumal sein BCA 1959 abstieg. Zwei Jahre verdingte er sich nun als Zweitligaspieler. Bundestrainer Sepp Herberger verordnete ihm eine halbjährige Pause und äußerte "Zweifel an seiner wahren Klasse" und nahm ihn auch nicht mit nach Chile, wohin die Nationalelf 1961 schon ein Jahr vor der WM reiste, um die Bedingungen dort kennen zu lernen.

Bologna winkt mit großem Geld

Bei der WM 1962 war Haller dann aber dabei und bestritt drei von vier Spielen, ohne zu glänzen – eine Folge der allzu defensiven Taktik. Aber er hatte sich wieder gefangen, der BCA war wieder aufgestiegen und als Ehemann und Vater war auch privat alles im Lot. 1960 hatte er die Leichtathletin Waltraud Pfeffer geheiratet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.

Er spielte so gut, dass das Ausland auf ihn aufmerksam wurde. Schon seit 1960, als er gegen Chile sein erstes Länderspieltor eher zufällig erzielt hatte – es war eine verunglückte Flanke – beobachtete ihn der AC Bologna. Die Italiener winkten mit dem großen Geld. Während Vertragsspieler in Deutschland maximal 400 DM verdienten, bot der AC als Handgeld für einen Wechsel 200.000 DM – und Haller schlug schon im März 1961 ein. Aber weder der BCA noch der DFB erteilten ihm die Freigabe. Das Theater zog sich bis nach der WM hin, am 25. Juni 1962 erst unterschrieb Haller den Vertrag seines Lebens. Haller gab später zu: "Ich bin genau zur richtigen Zeit in Italien gewesen und ich habe viel Geld verdient." Er dürfte der erste deutsche Fußballmillionär gewesen sein und erschien in der Kicker-Serie "Fußball – deine Millionäre" an prominenter Stelle.



Auch er schoss ein Tor in Wembley, aber um das ranken sich keine Mythen. Trotzdem kann heute, da er 80 Jahre geworden wäre, wohl jeder erwachsene Fußballfan noch etwas mit dem Namen Helmut Haller anfangen. Vor allem die Italiener unter ihnen. Der gebürtige Augsburger spielte zwar 33-mal für Deutschland, aber nie in der Bundesliga. Als diese gegründet wurde, war er schon über den Brenner gezogen, um eine der erfolgreichsten Karrieren eines Italien-Legionärs zu machen. Haller, der 2012 verstarb, sagte 1981 mit entwaffnender Offenheit: "Bei dem Stress, den die Spieler in der Bundesliga unterworfen sind, hätte ich wohl kaum die Karriere machen können wie in Italien. Ich war nie ein Kämpfertyp, sondern eher ein Publikumsspieler. Mit meiner Spielweise passte ich haargenau in die italienischen Klubs."

Das Kicken aber lernte Klein-Helmut auf den Straßen des Augsburger Stadtteils Oberhausen, mit Lumpen und Tennisbällen wurden Kellerfenster avisiert und manchmal Schaufenster getroffen. So begannen Hunderte Karrieren in der Nachkriegszeit, durch die Hallers Eltern neun (!) Kinder bringen mussten. Da fehlte nicht viel zu einer Haller-Elf, allerdings hatte Helmut sechs Schwestern. Spielkameraden fanden sich trotzdem genug und im BC Augsburg, der später mit Schwaben Augsburg zum heutigen Bundesligisten FCA fusionierte, seinen ersten Verein

Sein Debüt in der 4. Schülermannschaft des BC im Juni 1948 war mehrfach bemerkenswert. Da er keine Fußballschuhe hatte, kickte Haller mit seinen Sonntagsschuhen und schoss fast von der Mittellinie aus das einzige Tor. Statt einem Kranz aus Lorbeeren gab es zuhause jedoch einen Anpfiff, denn die Schuhe waren hin und die Mutter sauer. In die Schule musste er zur Strafe wochenlang mit den eiligst vom Verein gestellten Fußballschuhen gehen und das Klackern der Stollen auf den Schulfluren weckte den Spott der Mitschüler. Aber so konnten wenigstens alle schon früh sehen: da kommt ein Fußballer.

Schmächtig, aber am Ball ein Riese

Haller war nie der Größte, eher etwas schmächtig und fiel deshalb bei diversen Auswahltrainern durch. Auch die Augsburger riefen ihn spöttisch-liebevoll "Hemad", was Hemd bedeutete. Dermaßen unterschätzt, spielte der am Ball so elegante "Halbstürmer", wie man damals sagte, nie für die bayerische oder süddeutsche Auswahl – ungeachtet seiner Glanzleistungen im BCA, mit dem er Meistertitel und Pokale sammelte. Mit 17 debütierte er in der ersten Mannschaft, die in der Oberliga Süd spielte, denn in Sachen Ballbehandlung machte ihm keiner etwas vor.

Sein überragendes Talent setzte sich durch und belehrte die Skeptiker eines Besseren. Ein Grund für den Leistungsanstieg war sicherlich, dass er nach seiner Mechanikerlehre nur noch halbtags arbeiten musste, weil ihm BCA-Gönner eine leichtere Tätigkeit als Beifahrer für einen Schuhhändler (Gehalt: 570 DM) verschafften. Nun blieb mehr Zeit fürs Training, der spätere Bundesligatrainer Robert "Zapf" Gebhardt schulte ihn in Sonderschichten, was seiner Beidfüßigkeit zu Gute kam. Ein guter Kopfballspieler wurde er nie, aber das war nicht weiter tragisch.

"Ich wusste, dass ich als Fußballer Großes leisten könnte, wenn ich nur Zeit und Gelegenheit hatte, mich ausschließlich mit diesem herrlichen Spiel zu befassen", heißt es in seiner 1964 erschienenen Biographie "Der Mann mit den goldenen Beinen", wie sie ihn in Italien nannten.

Vergleiche mit Fritz Walter

Mancher Beobachter zog im Frühjahr 1958 nach einem Sololauf im Test gegen Phönix Lübeck mit abschließendem Schlenzer ins Tor Vergleiche mit Fritz Walter, der seine Karriere im DFB-Dress nach der WM 1958 beendet hatte. Im ersten Spiel nach dieser WM begann die Länderspielkarriere des blonden Helmut bei einem 1:1 in Kopenhagen an der Seite von Uwe Seeler und Helmut Rahn. Wieder gab es euphorische Kritiken: "Wenn er selbst der bescheidene Junge bleibt, steht ihm eine große Zukunft bevor. Haller bringt alles mit, was wir uns von einem echten Fußballer wünschen", schrieb der Kicker. Und auch UEFA-Präsident Ebbe Schwarz lobte in höchsten Tönen: "Wenn ich mich später an dieses Länderspiel erinnere, dann denke ich vor allem an den deutschen Halbrechten Helmut Haller".

So durfte es weitergehen, auch in den nächsten Länderspielen war der blonde Wirbelwind Haller eine Attraktion für das Publikum. So nervös er vor den Spielen war, so unbekümmert spielte er mit Anpfiff auf. "Freue Dich, deutscher Fußball, auf die Weiterentwicklung dieses ungewöhnlichen Talents", hieß es in der Süddeutschen Zeitung nach einem 2:2 in Paris, seinem zweiten Einsatz. Aber wie bei allen jungen Spielern gab es auch bei Haller Leistungsschwankungen, zumal sein BCA 1959 abstieg. Zwei Jahre verdingte er sich nun als Zweitligaspieler. Bundestrainer Sepp Herberger verordnete ihm eine halbjährige Pause und äußerte "Zweifel an seiner wahren Klasse" und nahm ihn auch nicht mit nach Chile, wohin die Nationalelf 1961 schon ein Jahr vor der WM reiste, um die Bedingungen dort kennen zu lernen.

Bologna winkt mit großem Geld

Bei der WM 1962 war Haller dann aber dabei und bestritt drei von vier Spielen, ohne zu glänzen – eine Folge der allzu defensiven Taktik. Aber er hatte sich wieder gefangen, der BCA war wieder aufgestiegen und als Ehemann und Vater war auch privat alles im Lot. 1960 hatte er die Leichtathletin Waltraud Pfeffer geheiratet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.

Er spielte so gut, dass das Ausland auf ihn aufmerksam wurde. Schon seit 1960, als er gegen Chile sein erstes Länderspieltor eher zufällig erzielt hatte – es war eine verunglückte Flanke – beobachtete ihn der AC Bologna. Die Italiener winkten mit dem großen Geld. Während Vertragsspieler in Deutschland maximal 400 DM verdienten, bot der AC als Handgeld für einen Wechsel 200.000 DM – und Haller schlug schon im März 1961 ein. Aber weder der BCA noch der DFB erteilten ihm die Freigabe. Das Theater zog sich bis nach der WM hin, am 25. Juni 1962 erst unterschrieb Haller den Vertrag seines Lebens. Haller gab später zu: "Ich bin genau zur richtigen Zeit in Italien gewesen und ich habe viel Geld verdient." Er dürfte der erste deutsche Fußballmillionär gewesen sein und erschien in der Kicker-Serie "Fußball – deine Millionäre" an prominenter Stelle.

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Neue Heimat in Italien

Bologna hatte 1962 das Handgeld, dessen erste Rate sein als Berater fungierender Schwiegervater im Wäschesack heim transportierte, sogar auf 300.000 DM erhöht. Haller, der nur zwei Jahre bleiben wollte, kaufte sich davon zwei Mietshäuser in Augsburg. Ein klares Signal, wo er seine Zukunft sah. Doch zunächst kam es anders. In Bologna schlug er voll allein, machte in zwei Jahren 59 von 60 Punktspielen, wurde 1964 Meister und als erster Ausländer Italiens "Fußballer des Jahres". So verlängerte er in Bologna um letztlich weitere vier Jahre.

Im November 1964 kehrte er zum Amtseintritt von Helmut Schön beim 1:1 gegen Schweden in die Nationalelf zurück, die der DFB nach Chile Legionären bis dahin verwehrt hatte. Es war kein Fehler, Haller zurück zu holen. Wenn er auch das Länderspieljahr 1965 wieder komplett verpasste, weil Bologna die Freigabe verweigerte, nahm Schön ihn dann mit zur WM 1966 nach England. Bei diesem für die Deutschen so phantastisch verlaufenen Turnier schoss Haller die meisten DFB-Tore – sechs, in fünf Einsätzen. Nur im dritten Gruppenspiel gegen Spanien fehlte er, was ihn arg verärgerte. Franz Beckenbauer war mit Haller auf dem Zimmer, als Co-Trainer Dettmar Cramer die Botschaft überbrachte. Beckenbauer erzählte Jahre später: "Der Helmut war völlig verstummt und stocksauer, hat überhaupt nichts gesagt. Doch als Cramer das Zimmer verlassen hatte, stand er auf, packte seinen Koffer und rief mir zu: ‚Jetzt fahr i hoim, i fahr hoim‘ Schließlich konnte ich ihn überreden, zu bleiben. Zu unserem Glück."

In der Tat. Haller rückte wieder ins Team, traf gegen Uruguay (4:0) doppelt und gegen die Russen (2:1) sowie die Engländer (2:4 n.V.) einfach. Sein Führungstor im Finale reichte nicht zum Titel, so besorgte er sich seine ganz persönliche Trophäe und nahm den Ball einfach mit. Erst 1996, als England eine EM austrug und eine englische Zeitung Stimmung machte, brachte er ihn zurück.

1969 Rückkehr ins Nationalteam

Auch Haller verschwand nun wieder in der Versenkung. Drei Jahre bestritt er keine Länderspiele wegen der Freigabeprobleme und weil angesichts nachrückender Talente wie Beckenbauer, Wolfgang Overath und Günter Netzer auch keine Not im kreativen Bereich herrschte. Außerdem war Italien damals weit weg, zwar Sehnsuchtsland deutscher Urlauber, aber nicht das deutscher Fußballbeobachter. Das Fernsehen zeigte höchstens mal Ausschnitte von Europacupspielen. Haller blieb elf Jahre in Italien, wurde mit Juventus zwei weitere Male Meister und wurde auch auf öffentlichen Druck vor der WM in Mexiko wieder in die Nationalelf berufen. So bestritt er die beiden vorentscheidenden Spiele 1969 gegen Schottland und es schien, als hätte er nie gefehlt.

"Helmut Haller war der große Rückhalt der Mannschaft!", titelte der Kicker nach dem 1:1 in Glasgow. Er war nun 29 und fast alle blickten zu ihm auf, gerade auch weil sie ihn so selten zu sehen bekamen. Seine aktuelle Leistungsfähigkeit blieb im Ungefähren, von den Italienern Haller und Karl-Heinz Schnellinger erwartete man einfach Wunderdinge. So kam es, dass Haller 1970 eben nicht in Bestform regelrecht zur WM geschrieben wurde und seine Karriere mit einem Missklang endete. Nach 45 Minuten im Auftaktspiel gegen Marokko war die WM schon zu Ende für ihn, der damals einige Pfunde zu viel mit sich herum schleppte und in der Hitze besonders litt.

Karriereende mit fast 40 Jahren

"Ich habe die meisten Jahre meines Fußballerlebens mit Übergewicht gespielt, das wäre hier doch undenkbar", zog Haller das dolce vita in Italien dem harten Profidasein in Deutschland vor. Das hatte viele Vorzüge, aber eben auch seinen Preis. Unbestritten bleibt, dass Haller an drei Weltmeisterschaften teilnahm, was nur wenige sagen können und fraglos ein Schwergewicht des deutschen Fußballs war. 1973 kehrte er dann wie geplant – nur viel später – heim und versuchte, den FCA in die Bundesliga zu führen. Er scheiterte knapp in der Aufstiegsrunde. So stehen am Ende seiner Profikarriere 1978/1979 mit fast 40 Jahren sogar noch 62 Zweitligaeinsätze, davon zwei für den BSV Schwenningen. Als Trainer kam er ebenfalls nie in höhere Sphären, auch nicht mit einem FCA. In die Bundesliga-annalen schaffte es der Name Haller dennoch, Sohn Jürgen spielte 1986/1987 für Blau-Weiß 90 Berlin.

Mehr als alle Zahlen und Fakten aber zählt der Mensch. Anlässlich seiner Beerdigung am 18. Oktober 2012 fand Franz Beckenbauer im DFB-Journal einfühlsame Worte: "Ein total liebenswerter Mensch, der sich auch sozial sehr engagiert hat. Diese Bilder sind es, die mich mit ihm verbinden. Und so will und werde ich meinen Freund in Erinnerung behalten." An einem Tag wie heute, da man seiner gedenken sollte, werden das viele, die ihn kannten, tun. Dass er nicht vergessen wird, dafür sorgt auch ein nach ihm benannter Platz in Augsburg-Oerhauen, wo vor 80 Jahren alles begann.

Fakten:

33 Länderspiele/13 Tore (1958-70)
296 Spiele in Italiens 1. Liga, 69 Tore (1962-73)
85/24 Oberliga Süd (1957-62)

Erfolge:

Vize-Weltmeister 1966
WM-Dritter 1970
Italienischer Meister 1964, 1972, 1973

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