Zum 120. Geburtstag: DFB gedenkt Ries

Als Vorsitzender des Werbe- und Presseausschusses und Vizepräsident engagierte sich Alfred Ries im Deutschen Fußball-Bund. Seinem Heimatverein Werder Bremen stand er dreimal als Präsident vor. Am heutigen Dienstag wäre er 120 Jahre alt geworden. DFB.de erinnert an das bewegte Leben von Alfred Ries.

Sportlich vielseitig interessiert trat Alfred Ries 1912 in den FV Werder, den Vorläufer des SV Werder Bremen ein. Der Klub zählte damals gerade 112 Mitglieder. Alfred Ries wurde als Schwimmer, Tennisspieler und Leichtathlet aktiv. Seine große Leidenschaft galt aber dem Fußball. Auf dem Platz erlebte er 1914 seinen größten Moment als Spieler, als er wegen des Kriegsdienstes vieler Stammkräfte in der ersten Herrenmannschaft von Werder zum Einsatz kam und gegen den Bremer Ballspielverein das Führungstor für seine Mannschaft erzielte.

Mit goldener Ehrennadel des DFB ausgezeichnet

Bereits seit 1913 engagierte sich Alfred Ries als 2. Schriftführer im Vorstand seines Vereins. Unterbrochen durch den 1. Weltkrieg, in dem Ries im deutschen Asienkorps zum Einsatz kam, wurde Ries zu Beginn der 1920er Jahre 1. Schriftführer des inzwischen umbenannten SV Werder Bremen. Auch im Norddeutschen Fußball-Verband übernahm er diese Position im Bezirk Bremen. Mit nur 25 Jahren wurde Ries 1923 Vorsitzender des SV Werder, zwei Jahre später übernahm er zusätzlich die Leitung der Fußballabteilung des Vereins. Besonders in Erinnerung bleibt seine Organisation eines Testspiels zwischen Werder und der Olympiamannschaft der USA auf der Bremer Bürgerweide, bei der er für ein umfangreiches Rahmenprogramm für die US-Delegation sorgte. Werder unterlag den Amerikanern mit 2:3.

Beruflich wechselte Ries zu Kaffee HAG und wurde wenige Jahre später zusätzlich Geschäftsführer der Kunstmeile Böttcherstraße im Herzen Bremens. Aufgrund seines Engagements für die von den Nationalsozialisten als "entartet" verachtete Böttcherstraße und seiner jüdischen Herkunft verließ Ries mit dem Erstarken der Nationalsozialisten Anfang der 1930er Jahre Bremen. Kurz zuvor wurde er vom Norddeutschen Sportverband im Jade-Weser-Bezirk und dem SV Werder aufgrund seiner Verdienste um die "bremische, norddeutsche und reichsdeutsche Fußballbewegung" (Bericht in den Bremer Nachrichten vom 13. Januar 1933) mit der goldenen DFB-Ehrennadel ausgezeichnet.

Juden werden aus deutschen Sportvereinen ausgeschlossen

Die politische und gesellschaftliche Situation spitzte sich derweil zu. Im März 1933 sprach sich der "Völkische Beobachter" gegen eine Mitgliedschaft von Juden in deutschen Sportvereinen aus. Wenige Woche später forderte Reichssportkommissar Hans von Tschammer und Osten die Klubs auf, die Mitgliedschaft von "Nichtariern" zu überprüfen.

Rund 40.000 jüdische Fußballer in Deutschland waren betroffen. Einige von ihnen organisierten sich in Bremen in der Sportgruppe Schild oder ab 1934 im JTSV Bar Kochba. Aus diesem Jahr ist auch der Ausschluss des jüdischen Nachwuchsspielers Leo Weinstein aus dem SV Werder überliefert, der 1938 in die USA floh und dort später als Universitätsprofessor von sich reden machte. Viele andere jüdische Sportler und Funktionäre wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, verhaftet und getötet. Werder Bremen installierte bereits im Mai 1933 einen "Vereinsführer" und baute den Verein im vorauseilenden Gehorsam nach dem Führerprinzip um. Das Weserstadion wurde 1933 in "Bremer Kampfbahn" umbenannt und Schauplatz mehrerer Militärparaden.



Als Vorsitzender des Werbe- und Presseausschusses und Vizepräsident engagierte sich Alfred Ries im Deutschen Fußball-Bund. Seinem Heimatverein Werder Bremen stand er dreimal als Präsident vor. Am heutigen Dienstag wäre er 120 Jahre alt geworden. DFB.de erinnert an das bewegte Leben von Alfred Ries.

Sportlich vielseitig interessiert trat Alfred Ries 1912 in den FV Werder, den Vorläufer des SV Werder Bremen ein. Der Klub zählte damals gerade 112 Mitglieder. Alfred Ries wurde als Schwimmer, Tennisspieler und Leichtathlet aktiv. Seine große Leidenschaft galt aber dem Fußball. Auf dem Platz erlebte er 1914 seinen größten Moment als Spieler, als er wegen des Kriegsdienstes vieler Stammkräfte in der ersten Herrenmannschaft von Werder zum Einsatz kam und gegen den Bremer Ballspielverein das Führungstor für seine Mannschaft erzielte.

Mit goldener Ehrennadel des DFB ausgezeichnet

Bereits seit 1913 engagierte sich Alfred Ries als 2. Schriftführer im Vorstand seines Vereins. Unterbrochen durch den 1. Weltkrieg, in dem Ries im deutschen Asienkorps zum Einsatz kam, wurde Ries zu Beginn der 1920er Jahre 1. Schriftführer des inzwischen umbenannten SV Werder Bremen. Auch im Norddeutschen Fußball-Verband übernahm er diese Position im Bezirk Bremen. Mit nur 25 Jahren wurde Ries 1923 Vorsitzender des SV Werder, zwei Jahre später übernahm er zusätzlich die Leitung der Fußballabteilung des Vereins. Besonders in Erinnerung bleibt seine Organisation eines Testspiels zwischen Werder und der Olympiamannschaft der USA auf der Bremer Bürgerweide, bei der er für ein umfangreiches Rahmenprogramm für die US-Delegation sorgte. Werder unterlag den Amerikanern mit 2:3.

Beruflich wechselte Ries zu Kaffee HAG und wurde wenige Jahre später zusätzlich Geschäftsführer der Kunstmeile Böttcherstraße im Herzen Bremens. Aufgrund seines Engagements für die von den Nationalsozialisten als "entartet" verachtete Böttcherstraße und seiner jüdischen Herkunft verließ Ries mit dem Erstarken der Nationalsozialisten Anfang der 1930er Jahre Bremen. Kurz zuvor wurde er vom Norddeutschen Sportverband im Jade-Weser-Bezirk und dem SV Werder aufgrund seiner Verdienste um die "bremische, norddeutsche und reichsdeutsche Fußballbewegung" (Bericht in den Bremer Nachrichten vom 13. Januar 1933) mit der goldenen DFB-Ehrennadel ausgezeichnet.

Juden werden aus deutschen Sportvereinen ausgeschlossen

Die politische und gesellschaftliche Situation spitzte sich derweil zu. Im März 1933 sprach sich der "Völkische Beobachter" gegen eine Mitgliedschaft von Juden in deutschen Sportvereinen aus. Wenige Woche später forderte Reichssportkommissar Hans von Tschammer und Osten die Klubs auf, die Mitgliedschaft von "Nichtariern" zu überprüfen.

Rund 40.000 jüdische Fußballer in Deutschland waren betroffen. Einige von ihnen organisierten sich in Bremen in der Sportgruppe Schild oder ab 1934 im JTSV Bar Kochba. Aus diesem Jahr ist auch der Ausschluss des jüdischen Nachwuchsspielers Leo Weinstein aus dem SV Werder überliefert, der 1938 in die USA floh und dort später als Universitätsprofessor von sich reden machte. Viele andere jüdische Sportler und Funktionäre wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, verhaftet und getötet. Werder Bremen installierte bereits im Mai 1933 einen "Vereinsführer" und baute den Verein im vorauseilenden Gehorsam nach dem Führerprinzip um. Das Weserstadion wurde 1933 in "Bremer Kampfbahn" umbenannt und Schauplatz mehrerer Militärparaden.

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1946 Rückkehr nach Bremen

Alfred Ries arbeitete in den folgenden Jahren in München, Marienbad und Zagreb für Kaffee HAG, ehe er nach der Liquidierung der jugoslawischen Niederlassung die Generalvertretungen einiger deutscher und ausländischer Firmen für Jugoslawien und Osteuropa übernahm. Über die Lebensstationen von Alfred Ries zur Zeit des 2. Weltkriegs, insbesondere zwischen 1940 bis 1945, gibt es unterschiedliche Angaben. Sicher scheint, dass er – unklar ist ob aufgrund seiner deutschen oder jüdischen Wurzeln – mehrfach in Jugoslawien in Haft geriet und erst 1946 nach Bremen zurückkehrte.

Bereits 1941 wurden seine noch in Bremen lebenden Eltern Rosa und Alfred Ries von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort ermordet. An sie erinnert in Bremen inzwischen ein Stolperstein an der Ecke Schwachhauser Heerstraße/Parkstraße.

Ries trieb Professionalisierung der DFB-Medienarbeit voran

Durch seine Erfahrungen im Werbe- und Exportbereich konnte Ries nach seiner Rückkehr an die Weser die Leitung des Staatlichen Außenhandelskontors übernehmen. Zudem engagierte er sich in der jüdischen Gemeinde, in der Sport-Toto-Gesellschaft, im Bremer Rundfunkrat, im Rotary Club und zwischen 1949 und 1953 erneut als Präsident seines SV Werder Bremen.

Bereits im Oktober 1949 übernahm Alfred Ries auf dem Verbandstag in Bad Harzburg das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Norddeutschen Fußball-Verbands (NFV). Seither führte der NFV den Oberliga-Spielbetrieb durch und betreute und überwachte das Vertragsspielerwesen. Im Juli 1951 legte Ries dieses Amt nieder, da er bereits am 21. Oktober 1950 beim 39. DFB-Bundestag in Hennef als Nachfolger von Hans Körfer (Düsseldorf) das Amt des Presse- und Werbereferenten im Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter Präsident Dr. Peco Bauwens (Köln) übernommen hatte.

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

Durch verbesserte Information der Vereine und Medienvertreter, mehr DFB-Veröffentlichungen und den Einsatz neuer Werbemittel trieb Ries die Professionalisierung der Medienarbeit des DFB voran. Für seinen Einsatz beim Wiederaufbau der deutschen Sportorganisationen nach dem 2. Weltkrieg erhielt Alfred Ries 1957 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

In seiner Vorstandsfunktion beim DFB überreichte er der Mannschaft von Rot-Weiss Essen um Helmut Rahn am 1. Mai 1953 im Düsseldorfer Rheinstadion für den Sieg gegen Alemannia Aachen den ersten DFB-Pokaltitel nach dem 2. Weltkrieg. Noch bis 1964 wurde die früher nach dem ehemaligen Reichssportkommissar der Nationalsozialisten als Tschammer-Pokal benannte Trophäe an die jährlichen Pokalsieger übergeben. Das auf dem Pokal aufgebrachte Hakenkreuzlogo wurde nach dem Krieg lediglich durch eine DFB-Plakette überdeckt. Der Jude Alfred Ries überreichte somit 1953 einen Pokal, der einst nach einem NS-Funktionär benannt war, welcher sich für eine Verbannung von Juden aus dem Sport eingesetzt hatte.

"Wer Versöhnung will, muss sie praktizieren"

Seine Funktionen im Sport legte Ries 1953 nieder, als er in den diplomatischen Dienst berufen wurde. Nach Stationen an den deutschen Botschaften in Belgrad und Kalkutta wurde Ries 1959 zum Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Monrovia ernannt. Vier Jahre später ging der Bremer Diplomat in den Ruhestand, um am 30. März 1963 seine dritte Amtszeit als Präsident des SV Werder Bremen anzutreten. Er erlebte damit den Start der Bremer Mannschaft in der neu geschaffenen Bundesliga, den ersten Meistertitel seines Klubs im Jahre 1965 und den ersten Europapokalauftritt Werders gegen Apoel Nikosia aus nächster Nähe mit.

Nicht von Erfolg gekrönt war hingegen seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag. Im Wahlkreis Bremen-Ost und auf dem ersten Platz der Bremer Landesliste war Ries am 19. September 1965 für die FDP angetreten.

Am 25. August 1967 starb Alfred Ries nach schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Bremen. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bremen-Hastedt beigesetzt. Sein Einsatz für den Sport, für die Völkerverständigung und für Werte wie Toleranz und Weltoffenheit bleiben bestehen. Sein Satz "Wer Versöhnung will, muss sie praktizieren" ist vor dem Hintergrund seiner bewegten Vita eine zeitlose Mahnung und ein besonderes Zeichen menschlicher Größe.

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