Zinédine Zidane: Algerische Wurzeln, französischer Volksheld

Heute Abend (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) kommt es bei der Weltmeisterschaft in Brasilien zum Achtelfinalduell zwischen Deutschland und Algerien. Vor der Partie der ersten K.o.-Runde in Porto Alegre schaut sich DFB.de das Team aus Nordafrika genauer an - und hat Bemerkenswertes festgestellt.

Zinédine Zidane, Karim Benzema, Samir Nasri - die größten algerischen Fußballstars tragen oder trugen das Trikot einer anderen Nation. In Frankreich geboren, verwurzelt in Algerien. Viele Spieler haben die Wahl zwischen ihrem Geburtsland und dem Land ihrer Vorfahren. Zwei Drittel des algerischen WM-Kaders haben die französische Staatsbürgerschaft. Algeriens (Fußball-)Geschichte ist mit keinem Land enger verknüpft als mit Frankreich - und beide Länder haben das Achtelfinale bei der WM 2014 erreicht.

Zwei Millionen Menschen mit algerischen Wurzeln in Frankreich

Wer den algerischen Fußball verstehen will, muss den französischen Fußball kennen. 16 WM-Fahrer Algeriens wurden in Frankreich geboren. Viele genossen die französische Nachwuchsförderung und durchliefen Frankreichs U-Nationalmannschaften. 2008 war Sofiane Feghouli noch mit der französischen U 21 gegen Dänemark aktiv. Neben ihm spielten unter anderem Mamadou Sakho und Moussa Sissoko. Alle drei stehen heute im WM-Achtelfinale. Sakho und Sissoko für ihr Geburtsland Frankreich, Feghouli ist der Star Algeriens, das Land seiner Vorfahren.

Rund zwei Millionen Menschen algerischer Abstammung leben in Frankreich. Die Algerier stellen damit die größte Gruppe an Immigranten und Doppelstaatsbürgern in der "Grande Nation". Mehr als 100 Jahre war Algerien französische Kolonie. Um die algerische Unabhängigkeitsbewegung zu beruhigen, wurde 1947 allen Algeriern die französische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Dennoch entbrannte von 1954 bis 1962 ein Unabhängigkeitskrieg.

Die Auswanderung hörte auch danach nicht auf. Vor allem das nach Autonomie strebende Volk der Kabylen, gebeutelt von Armut und einem Bürgerkrieg, emigrierte in Scharen nach Frankreich. Auch die Eltern von Zinédine Zidane und Karim Benzema stammen aus der Kabylei.

Benzema übernimmt Führungsrolle in "Equipe Tricolore" anno 2014

Fußball spielte schon immer eine wichtige Rolle in der algerisch-französischen Geschichte. Schon in den 1930er-Jahren profitierten insbesondere südfranzösische Mannschaften von den Qualitäten der Einwanderer aus Algerien. Dass Nordafrikaner als französische Staatsangehörige galten, erleichterte den Klubs die Einhaltung der damals vom Verband vorgeschriebenen Beschränkung auf zwei Ausländer pro Mannschaft. Olympique Marseille galt als "Filiale Algeriens", Spieler wie Joseph Alcazar, Emmanuel Aznar, Abdelkader Ben Bouali und Mario Zatelli liefen später für die französische Nationalmannschaft auf.



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Heute Abend (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) kommt es bei der Weltmeisterschaft in Brasilien zum Achtelfinalduell zwischen Deutschland und Algerien. Vor der Partie der ersten K.o.-Runde in Porto Alegre schaut sich DFB.de das Team aus Nordafrika genauer an - und hat Bemerkenswertes festgestellt.

Zinédine Zidane, Karim Benzema, Samir Nasri - die größten algerischen Fußballstars tragen oder trugen das Trikot einer anderen Nation. In Frankreich geboren, verwurzelt in Algerien. Viele Spieler haben die Wahl zwischen ihrem Geburtsland und dem Land ihrer Vorfahren. Zwei Drittel des algerischen WM-Kaders haben die französische Staatsbürgerschaft. Algeriens (Fußball-)Geschichte ist mit keinem Land enger verknüpft als mit Frankreich - und beide Länder haben das Achtelfinale bei der WM 2014 erreicht.

Zwei Millionen Menschen mit algerischen Wurzeln in Frankreich

Wer den algerischen Fußball verstehen will, muss den französischen Fußball kennen. 16 WM-Fahrer Algeriens wurden in Frankreich geboren. Viele genossen die französische Nachwuchsförderung und durchliefen Frankreichs U-Nationalmannschaften. 2008 war Sofiane Feghouli noch mit der französischen U 21 gegen Dänemark aktiv. Neben ihm spielten unter anderem Mamadou Sakho und Moussa Sissoko. Alle drei stehen heute im WM-Achtelfinale. Sakho und Sissoko für ihr Geburtsland Frankreich, Feghouli ist der Star Algeriens, das Land seiner Vorfahren.

Rund zwei Millionen Menschen algerischer Abstammung leben in Frankreich. Die Algerier stellen damit die größte Gruppe an Immigranten und Doppelstaatsbürgern in der "Grande Nation". Mehr als 100 Jahre war Algerien französische Kolonie. Um die algerische Unabhängigkeitsbewegung zu beruhigen, wurde 1947 allen Algeriern die französische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Dennoch entbrannte von 1954 bis 1962 ein Unabhängigkeitskrieg.

Die Auswanderung hörte auch danach nicht auf. Vor allem das nach Autonomie strebende Volk der Kabylen, gebeutelt von Armut und einem Bürgerkrieg, emigrierte in Scharen nach Frankreich. Auch die Eltern von Zinédine Zidane und Karim Benzema stammen aus der Kabylei.

Benzema übernimmt Führungsrolle in "Equipe Tricolore" anno 2014

Fußball spielte schon immer eine wichtige Rolle in der algerisch-französischen Geschichte. Schon in den 1930er-Jahren profitierten insbesondere südfranzösische Mannschaften von den Qualitäten der Einwanderer aus Algerien. Dass Nordafrikaner als französische Staatsangehörige galten, erleichterte den Klubs die Einhaltung der damals vom Verband vorgeschriebenen Beschränkung auf zwei Ausländer pro Mannschaft. Olympique Marseille galt als "Filiale Algeriens", Spieler wie Joseph Alcazar, Emmanuel Aznar, Abdelkader Ben Bouali und Mario Zatelli liefen später für die französische Nationalmannschaft auf.

Den gleichen Weg wählten Stars wie Zidane, Nasri und Benzema. Dem heutigen Stürmerstar von Real Madrid hängt immer noch ein Zitat nach, das er 2006 gegeben haben soll: "Algerien ist mein Land, Frankreich ist Sport."

Ein heikles Thema. Bei Ausschreitungen im Anschluss an den Achtelfinaleinzug Algeriens wurden am vergangenen Donnerstag mindestens 74 Personen festgenommen. Auf der einen Seite klagen viele Franko-Araber gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung der Migrantenkinder. Auf der anderen Seite wollen französische Rechtspopulisten doppelte Staatsbürgerschaften abschaffen.

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Benzema: Frankreichs Toptorjäger in Brasilien

Karim Benzema vermeidet politische Statements. Er ist kamerascheu und zurückhaltend. In erster Linie geht es ihm um den Fußball. Lange musste er kämpfen, um mit seinen Leistungen in der "Equipe Tricolore" die Sympathien der Franzosen zu gewinnen. Eigentlich ist er erst seit dieser Weltmeisterschaft - nach fast 70 Länderspielen - so richtig in der französischen Nationalmannschaft angekommen.

Mit drei Toren und zwei Vorlagen hat Benzema maßgeblichen Anteil am souveränen Gruppensieg und dem Einzug ins Achtelfinale. Er hat eine Führungsrolle in der Mannschaft übernommen und die Hoffnungen auf den großen Coup in Brasilien genährt. Vielleicht gewinnt er doch noch die Herzen der französischen Fans.

Zidane: Weltmeister und Volksheld

Zinedine Zidane ist das längst gelungen. Der ehemalige Weltfußballer führte die "Grande Nation" zur Weltmeisterschaft 1998 und Europameisterschaft 2000. Zidane ist ein französischer Volksheld. Seine algerischen Wurzeln vergisst er dennoch nicht. 2006 besuchte er erstmals das Land seiner Vorfahren, seither engagiert er sich in sozialen Projekten in Algerien. Nach einem schweren Erdbeben in Nordafrika 2007 veranstaltete er ein Benefizspiel in Marseille. 2010 war Zidane sogar schon als algerischer Nationaltrainer im Gespräch.

Heute drückt er - genau wie zwei Millionen andere Franzosen mit algerischer Herkunft - gleich doppelt die Daumen. Für sein Geburtsland. Und das Land seiner Vorfahren.