Zickert: "Nie den Glauben verlieren"

Der 1. FC Lokomotive Leipzig aus der Regionalliga Nordost war kurz davor, mit einem kleinen Vorsprung in das Playoff-Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga heute (ab 16 Uhr, live im MDR und bei MagentaSport) beim West-Regionalligisten SC Verl zu gehen. Im DFB.de-Interview spricht der 30 Jahre alte Lok-Kapitän Robert Zickert über das späte 2:2 und die Chancen auf den Sprung in den Profifußball.

DFB.de: Nach zweimaliger Führung hieß es im Playoff-Hinspiel gegen den SC Verl am Ende 2:2. Wie bewerten Sie das Ergebnis, Herr Zickert?

Robert Zickert: Durch den späten und unglücklichen Gegentreffer zum Endstand hat sich das 2:2 zunächst für uns wie eine Niederlage angefühlt. Allerdings haben wir auch gezeigt, dass wir gegen eine spielstarke Mannschaft aus der Regionalliga West zu allem in der Lage sind. Der SC Verl hatte in 22 Ligaspielen nur 14 Gegentore kassiert. Uns sind aber in einer Partie zwei Treffer gelungen. Ganz klar: Das 2:2 ist wegen der beiden Verler Auswärtstore nicht optimal für das Rückspiel. Wir haben aber starke Charaktere in der Mannschaft. Daher gehen wir dennoch mit einem guten Gefühl in das Rückspiel.

DFB.de: Wie sehr mussten Sie Torhüter Fabian Guderitz nach seinem Eigentor in der 88. Minute aufbauen?

Zickert: Vor allem persönlich tut es mir für Fabian sehr leid, weil er sonst eine gute Leistung gezeigt hat. Es ist leider das Los eines Torhüters, dass ein Fehler in 99 Prozent aller Fälle zu einem Gegentor führt. Ich habe Fabian nach dem Gegentor und dem Schlusspfiff in den Arm genommen. Seine Enttäuschung war selbstverständlich groß. Nun gilt es aber, den Blick wieder nach vorne zu richten. Die Chance auf die 3. Liga ist noch immer greifbar.

DFB.de: Das Hinspiel der Aufstiegsrunde war für den 1. FC Lok die erste Partie seit fast vier Monaten. Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Zickert: Das Spiel war für beide Teams wie ein Sprung ins kalte Wasser. Wir hatten vorher keine Testspiele, der Wettkampfcharakter lässt sich im Training nur sehr schwer simulieren. Das Niveau der Partie wäre vermutlich noch etwas höher gewesen, wenn die Saison normal beendet worden wäre. Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass wir noch einige Körner mehr im Tank hatten als der SC Verl. Ich fand uns in der zweiten Halbzeit physisch etwas stärker. Adrenalin, Wille und Emotionen helfen, um über die Grenzen hinauszugehen.

DFB.de: Wie schwer war es, sich nach der langen Corona-Pause auf die Aufstiegsspiele zu fokussieren?

Zickert: Die Zeit bis zum Hinspiel war ein ständiges Auf und Ab. Zunächst war ja noch nicht klar, ob die Saison nicht doch noch fortgesetzt werden kann. Dann stellte sich die Frage, wie die Spielzeit der Regionalliga Nordost gewertet wird. In der Regionalliga West hat die endgültige Entscheidung sogar noch ein wenig länger gedauert. Diese Ungewissheit macht viel mit dem Kopf. An dieser Stelle möchte ich unseren Familien und Freunden, die komplett hinter uns gestanden haben, ein Riesenkompliment machen. Im Trainingslager haben wir uns dann endgültig auf die Duelle mit dem SC Verl eingeschworen.

DFB.de: Fußballspiele müssen wegen der Corona-Pandemie derzeit ohne Zuschauer ausgetragen werden. Was war das für ein Gefühl?

Zickert: Es war schon seltsam, jedes Kommando auf dem Platz zu hören. Und es ist auch sehr schade, dass die Fans bei so wichtigen Partien wie den Aufstiegsspielen nicht im Stadion dabei sein können. Die Unterstützung von den Tribünen macht den Fußball aus. In der Liga hatten wir einen Zuschauerschnitt von knapp 3200. Im Hinspiel gegen den SC Verl wären bestimmt 8000 bis 9000 Fans dabei gewesen. Allerdings ist es richtig, in der aktuellen Situation keine Zuschauer zuzulassen, bis sich die Lage noch weiter entspannt hat. Das wird hoffentlich - nicht nur im Fußball - möglichst bald der Fall sein.

DFB.de: In den 16 Partien, seitdem Sportdirektor Wolfgang Wolf auch das Traineramt übernommen hat, gab es noch keine Niederlage. Was zeichnet ihn aus?

Zickert: Wolfgang Wolf ist ein Glücksfall für den Verein. Er ist ein alter Hase und hat im Fußball schon fast alles erlebt. Sein Fingerspitzengefühl ist außergewöhnlich. Er weiß, wie er die Spieler anpacken muss. Wir vertrauen ihm blind, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Wolfgang Wolf ist als Trainer schon in die Bundesliga und die 2. Bundesliga aufgestiegen. Sollte auch der Schritt in die 3. Liga gelingen, wäre das der krönende Abschluss seiner Trainertätigkeit beim 1. FC Lokomotive Leipzig.

DFB.de: Das Rückspiel kann wegen des Lockdowns im Kreis Gütersloh nicht im Stadion des SC Verl ausgetragen werden. Die Partie geht jetzt in der Bielefelder SchücoArena über die Bühne. Ist das möglicherweise ein Vorteil?

Zickert: Das ist schwer zu sagen. Ich denke allerdings, dass der Heimvorteil durch die Geisterspiele ohnehin nicht so relevant ist. Auch wenn das Umfeld für den SC Verl nicht gewohnt sein wird, müssen wir uns auf einen hochmotivierten und unangenehmen Gegner einstellen, der die Chance auf die 3. Liga ergreifen will.

DFB.de: Was würde der Aufstieg in die 3. Liga für den 1. FC Lokomotive Leipzig bedeuten?

Zickert: Allein finanziell hätte der Verein durch die Fernsehgelder mehr Spielraum. Aber auch für die Fans und das Umfeld wäre das etwas Außergewöhnliches. Nach der Neugründung hat sich der Verein seit dem Jahr 2003 von der C-Kreisliga aus nach oben gearbeitet. Der sportliche Reiz der 3. Liga ist mit den vielen Traditionsvereinen enorm.

DFB.de: Würde das den Aufstieg von der Oberliga in die Regionalliga Nordost, bei dem Sie ebenfalls schon dabei waren, also noch übertreffen?

Zickert: Definitiv! Es war schon schön, 2015 - und damit gleich in meinem ersten Jahr in Leipzig - den Aufstieg in die Regionalliga Nordost zu schaffen. Den Sprung in die 3. Liga würde ich aber noch eine Stufe höher und als möglicherweise größten Erfolg meiner Karriere einordnen. Damit es soweit kommt, müssen wir aber im Rückspiel noch mal über unsere Grenzen hinausgehen.

DFB.de: Außer einem Unentschieden mit mindestens drei eigenen Treffern benötigt der 1. FC Lokomotive Leipzig einen Sieg im Rückspiel, um den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Heißt die Marschroute daher: "Alles auf eine Karte"?

Zickert: Wir dürfen auf keinen Fall den Fehler machen, ins offene Messer zu laufen. Unsere Herangehensweise für das Hinspiel war schon ganz gut. Der SC Verl hat zwar durch die beiden Auswärtstore einen kleinen Vorteil. Wir sind aber weit davon entfernt, uns im Rückspiel kampflos geschlagen zu geben. Uns hat es schon immer ausgezeichnet, nie den Glauben zu verlieren und bis zur letzten Sekunde alles abzurufen.

[mspw]

Der 1. FC Lokomotive Leipzig aus der Regionalliga Nordost war kurz davor, mit einem kleinen Vorsprung in das Playoff-Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga heute (ab 16 Uhr, live im MDR und bei MagentaSport) beim West-Regionalligisten SC Verl zu gehen. Im DFB.de-Interview spricht der 30 Jahre alte Lok-Kapitän Robert Zickert über das späte 2:2 und die Chancen auf den Sprung in den Profifußball.

DFB.de: Nach zweimaliger Führung hieß es im Playoff-Hinspiel gegen den SC Verl am Ende 2:2. Wie bewerten Sie das Ergebnis, Herr Zickert?

Robert Zickert: Durch den späten und unglücklichen Gegentreffer zum Endstand hat sich das 2:2 zunächst für uns wie eine Niederlage angefühlt. Allerdings haben wir auch gezeigt, dass wir gegen eine spielstarke Mannschaft aus der Regionalliga West zu allem in der Lage sind. Der SC Verl hatte in 22 Ligaspielen nur 14 Gegentore kassiert. Uns sind aber in einer Partie zwei Treffer gelungen. Ganz klar: Das 2:2 ist wegen der beiden Verler Auswärtstore nicht optimal für das Rückspiel. Wir haben aber starke Charaktere in der Mannschaft. Daher gehen wir dennoch mit einem guten Gefühl in das Rückspiel.

DFB.de: Wie sehr mussten Sie Torhüter Fabian Guderitz nach seinem Eigentor in der 88. Minute aufbauen?

Zickert: Vor allem persönlich tut es mir für Fabian sehr leid, weil er sonst eine gute Leistung gezeigt hat. Es ist leider das Los eines Torhüters, dass ein Fehler in 99 Prozent aller Fälle zu einem Gegentor führt. Ich habe Fabian nach dem Gegentor und dem Schlusspfiff in den Arm genommen. Seine Enttäuschung war selbstverständlich groß. Nun gilt es aber, den Blick wieder nach vorne zu richten. Die Chance auf die 3. Liga ist noch immer greifbar.

DFB.de: Das Hinspiel der Aufstiegsrunde war für den 1. FC Lok die erste Partie seit fast vier Monaten. Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Zickert: Das Spiel war für beide Teams wie ein Sprung ins kalte Wasser. Wir hatten vorher keine Testspiele, der Wettkampfcharakter lässt sich im Training nur sehr schwer simulieren. Das Niveau der Partie wäre vermutlich noch etwas höher gewesen, wenn die Saison normal beendet worden wäre. Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass wir noch einige Körner mehr im Tank hatten als der SC Verl. Ich fand uns in der zweiten Halbzeit physisch etwas stärker. Adrenalin, Wille und Emotionen helfen, um über die Grenzen hinauszugehen.

DFB.de: Wie schwer war es, sich nach der langen Corona-Pause auf die Aufstiegsspiele zu fokussieren?

Zickert: Die Zeit bis zum Hinspiel war ein ständiges Auf und Ab. Zunächst war ja noch nicht klar, ob die Saison nicht doch noch fortgesetzt werden kann. Dann stellte sich die Frage, wie die Spielzeit der Regionalliga Nordost gewertet wird. In der Regionalliga West hat die endgültige Entscheidung sogar noch ein wenig länger gedauert. Diese Ungewissheit macht viel mit dem Kopf. An dieser Stelle möchte ich unseren Familien und Freunden, die komplett hinter uns gestanden haben, ein Riesenkompliment machen. Im Trainingslager haben wir uns dann endgültig auf die Duelle mit dem SC Verl eingeschworen.

DFB.de: Fußballspiele müssen wegen der Corona-Pandemie derzeit ohne Zuschauer ausgetragen werden. Was war das für ein Gefühl?

Zickert: Es war schon seltsam, jedes Kommando auf dem Platz zu hören. Und es ist auch sehr schade, dass die Fans bei so wichtigen Partien wie den Aufstiegsspielen nicht im Stadion dabei sein können. Die Unterstützung von den Tribünen macht den Fußball aus. In der Liga hatten wir einen Zuschauerschnitt von knapp 3200. Im Hinspiel gegen den SC Verl wären bestimmt 8000 bis 9000 Fans dabei gewesen. Allerdings ist es richtig, in der aktuellen Situation keine Zuschauer zuzulassen, bis sich die Lage noch weiter entspannt hat. Das wird hoffentlich - nicht nur im Fußball - möglichst bald der Fall sein.

DFB.de: In den 16 Partien, seitdem Sportdirektor Wolfgang Wolf auch das Traineramt übernommen hat, gab es noch keine Niederlage. Was zeichnet ihn aus?

Zickert: Wolfgang Wolf ist ein Glücksfall für den Verein. Er ist ein alter Hase und hat im Fußball schon fast alles erlebt. Sein Fingerspitzengefühl ist außergewöhnlich. Er weiß, wie er die Spieler anpacken muss. Wir vertrauen ihm blind, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Wolfgang Wolf ist als Trainer schon in die Bundesliga und die 2. Bundesliga aufgestiegen. Sollte auch der Schritt in die 3. Liga gelingen, wäre das der krönende Abschluss seiner Trainertätigkeit beim 1. FC Lokomotive Leipzig.

DFB.de: Das Rückspiel kann wegen des Lockdowns im Kreis Gütersloh nicht im Stadion des SC Verl ausgetragen werden. Die Partie geht jetzt in der Bielefelder SchücoArena über die Bühne. Ist das möglicherweise ein Vorteil?

Zickert: Das ist schwer zu sagen. Ich denke allerdings, dass der Heimvorteil durch die Geisterspiele ohnehin nicht so relevant ist. Auch wenn das Umfeld für den SC Verl nicht gewohnt sein wird, müssen wir uns auf einen hochmotivierten und unangenehmen Gegner einstellen, der die Chance auf die 3. Liga ergreifen will.

DFB.de: Was würde der Aufstieg in die 3. Liga für den 1. FC Lokomotive Leipzig bedeuten?

Zickert: Allein finanziell hätte der Verein durch die Fernsehgelder mehr Spielraum. Aber auch für die Fans und das Umfeld wäre das etwas Außergewöhnliches. Nach der Neugründung hat sich der Verein seit dem Jahr 2003 von der C-Kreisliga aus nach oben gearbeitet. Der sportliche Reiz der 3. Liga ist mit den vielen Traditionsvereinen enorm.

DFB.de: Würde das den Aufstieg von der Oberliga in die Regionalliga Nordost, bei dem Sie ebenfalls schon dabei waren, also noch übertreffen?

Zickert: Definitiv! Es war schon schön, 2015 - und damit gleich in meinem ersten Jahr in Leipzig - den Aufstieg in die Regionalliga Nordost zu schaffen. Den Sprung in die 3. Liga würde ich aber noch eine Stufe höher und als möglicherweise größten Erfolg meiner Karriere einordnen. Damit es soweit kommt, müssen wir aber im Rückspiel noch mal über unsere Grenzen hinausgehen.

DFB.de: Außer einem Unentschieden mit mindestens drei eigenen Treffern benötigt der 1. FC Lokomotive Leipzig einen Sieg im Rückspiel, um den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Heißt die Marschroute daher: "Alles auf eine Karte"?

Zickert: Wir dürfen auf keinen Fall den Fehler machen, ins offene Messer zu laufen. Unsere Herangehensweise für das Hinspiel war schon ganz gut. Der SC Verl hat zwar durch die beiden Auswärtstore einen kleinen Vorteil. Wir sind aber weit davon entfernt, uns im Rückspiel kampflos geschlagen zu geben. Uns hat es schon immer ausgezeichnet, nie den Glauben zu verlieren und bis zur letzten Sekunde alles abzurufen.

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