Yannick Gerhardt: "Meine Schwester Anna hat mir nachgeeifert"

Fußball ist in der Familie längst nicht mehr nur etwas für Jungs. Auch immer mehr Mädchen mischen mit und schaffen dann den Sprung in die höchsten deutschen Spielklassen. In unserer Serie #RespektSchwester werfen wir einen Blick auf bekannte Geschwisterpärchen. Heute: Anna und Yannick Gerhardt.

DFB.de: Anna und Yannick Gerhardt, zum Einstieg gleich eine sehr persönliche Frage: Welche Qualitäten am anderen schätzen Sie abseits des Sports?

Yannick Gerhardt: Da würde ich definitiv die Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft meiner Schwester nennen. Man kann sich immer auf sie verlassen und sie ist einfach ein toller Mensch. 

Anna Gerhardt: Das sehe ich umgekehrt ziemlich ähnlich. Ich kann immer auf Yannick zählen und ihn um Rat fragen. Ich bin sehr froh, dass wir jetzt wieder näher beieinander wohnen und uns öfter sehen können.

DFB.de: Erzählen Sie uns von Ihren Anfängen, wer hat wen zum Fußball gebracht?

Yannick Gerhardt: Ich habe bereits mit drei Jahren in meinem Heimatdorf beim SC Kreuzau 05 angefangen, Fußball zu spielen. Mit zehn Jahren bin ich zum 1. FC Köln gewechselt. Da meine Schwester vier Jahre jünger ist, hat sie mir da wohl ein bisschen nachgeeifert.

Anna Gerhardt: Das kann man so sagen. Ich habe zunächst Leichtathletik gemacht, war aber immer bei Yannicks Spielen und Turnieren dabei und wollte irgendwann selbst Fußball spielen. Mit  acht Jahren habe ich ebenfalls bei den Jungs von Kreuzau 05 angefangen. Mit elf bin auch ich in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Kölns gewechselt.

DFB.de: Sie hatten Ihre sportliche Heimat, wie schon angesprochen, lange beim 1. FC Köln. Im Sommer 2016 haben Sie allerdings beide den Verein verlassen. Anna, Sie zog es gen Süden zum FC Bayern München, Yannick, Sie gingen zum VfL Wolfsburg. Auf einmal war der räumliche Abstand zwischen Ihnen ziemlich groß, ein harter Schritt?

Yannick Gerhardt: Natürlich, für mich war es das erste Mal, dass ich dauerhaft aus Köln raus war. Meine Familie war nicht mehr bei mir, meine Schwester sogar noch weiter weg. Ich glaube aber, dass wir beide diesen Schritt damals ganz bewusst gegangen sind. So sind wir selbstständiger geworden und konnten unsere Persönlichkeit stärken. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung, die uns reifer gemacht hat.

Anna Gerhardt: Auch für mich war es schwierig, mit damals 18 so weit weg von der Familie zu sein. Trotzdem sehe ich es auch als den richtigen Schritt an, der mich in meiner Karriere und als Person weitergebracht hat.

DFB.de: Wie sieht Ihr Kontakt heute aus? Besuchen Sie gegenseitig Ihre Spiele? 

Anna Gerhardt: Spiele leider eher weniger, weil sich das zeitlich oft überschneidet. Ansonsten versuchen wir uns aber an unseren freien Tagen zu sehen.

Yannick Gerhardt: Dadurch, dass es jetzt nicht mehr München – Wolfsburg sondern Potsdam – Wolfsburg ist, kann man auch mal einen halben Tag einplanen. Als Anna noch in München war, musste es schon ein komplett freier Tag sein, das war gerade durch die vielen englischen Wochen schwer zu vereinbaren. Jetzt können wir uns öfter sehen, haben uns zum Beispiel ein paar Mal in Berlin getroffen. Aktuell kriegen wir das ganz gut hin.

DFB.de: Eine weitere Gemeinsamkeit bei Ihnen ist, dass Sie beide schon die ein oder andere Verletzung erlitten haben. Aktuell laboriert Anna an Ihrem zweiten Kreuzbandriss. Hilft es in diesen Phasen, jemanden in der Familie zu haben, der die eigene Situation sehr gut nachvollziehen kann?

Yannick Gerhardt: Ich hatte bisher definitiv mehr Glück als meine Schwester. Sie hat jetzt schon zum zweiten Mal die Verletzung, die im Fußball mit am schlimmsten ist. Man versucht dann besonders positiv miteinander zu reden, das Ziel, wieder gesund zu werden und auf dem Platz zu stehen, nie aus den Augen zu verlieren. Ich versuche mein Netzwerk zu nutzen, Erfahrungen von anderen Spielern einzuholen. Es gibt ja unterschiedlichste Behandlungsmöglichkeiten, da hole ich mir gerne Tipps für meine Schwester. Von diesen Erfahrungen kann man gegenseitig profitieren.

Anna Gerhardt: Gerade in Verletzungsphasen ist die Unterstützung von Familie und Freunden unheimlich wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Yannick jemanden habe, der auch im Fußball unterwegs ist und mir daher wertvolle Tipps geben kann. Das hilft schon sehr. 

DFB.de: Hatten Sie schon immer eine ausgeprägte "Kämpfermentalität"?

Yannick Gerhardt: Man braucht ohnehin eine gute Mentalität, um überhaupt den Sprung zu den Profis zu schaffen. In der Jugend, so war es zumindest bei mir, wird man allerdings nicht darauf vorbereitet, wie es ist, verletzt zu sein. Man muss sich klarmachen, dass es zu einer Karriere dazugehört, Rückschläge zu erleiden. Es bringt nichts, da in Negativität zu verfallen, man muss immer das Positive sehen. Es tut dann gut, nicht nur mit den fitten Mitspielern sondern auch mit der Familie und Freunden außerhalb des Sports zu reden. 

Anna Gerhardt: Damit ist alles gesagt. (lacht) 

DFB.de: In anderen Sportarten, beispielsweise im Tennis oder auch im Biathlon, gibt es sogenannte Mixed-Wettbewerbe, bei denen Frauen und Männer gemeinsam antreten. Könnten Sie sich so etwas auch im Fußball vorstellen?

Anna Gerhardt: Dass Frauen und Männer gleichzeitig auf dem Platz stehen, stelle ich mir schwierig vor. Es ist schon gut so, wie es ist. Mixed-Wettbewerbe würden vermutlich zu Vergleichen führen, die keinen Sinn machen. Allerdings habe ich früher einmal in der Woche mit den U 13-Jungs trainiert. Das habe ich als hilfreich empfunden. Solche Modelle sind es durchaus wert, weiter verfolgt zu werden. Der Frauenfußball hat sich insgesamt schon enorm weiterentwickelt, wenn die öffentliche Präsenz noch weiter ausgebaut wird, sind wir auf dem richtigen Weg.

Yannick Gerhardt: Das wäre ein witziges Experiment. Die Mixed-Kategorien werden allerdings in Sportarten praktiziert, bei denen die Teams aus zwei vielleicht maximal vier Sportlerinnen und Sportlern bestehen. Bei großen Mannschaftssportarten wie dem Fußball, halte ich das für schwierig. Die physischen Voraussetzungen sind zu unterschiedlich, das sehe ich grundsätzlich wie Anna. Aber auch ich erinnere mich an einige Trainingseinheiten in der Jugend, bei denen Mädchen und Jungs gemischt waren. In diesem Bereich kann man das schon gezielt machen. Da können sich beide verbessern. Durch meinen persönlichen Bezug versuche ich, immer wieder Werbung für den Frauenfußball zu machen. Gerade bei uns in Wolfsburg ist der Frauenfußball sehr populär. Die Mannschaft ist ein Aushängeschild der Stadt und national wie international sehr erfolgreich. Die Entwicklung ist auf jeden Fall positiv, der DFB macht viel in diesem Bereich. Man sieht, dass sich immer mehr Menschen für den Frauenfußball interessieren. Ich hoffe, dass sich das immer weiter angleicht.

DFB.de: Zum Schluss: Was ist Ihre schönste Erinnerung im DFB-Trikot?

Yannick Gerhardt: Auch wenn ich mit der U 21 Europameister geworden bin, was natürlich ein tolles Erlebnis und eine Topleistung von uns war, muss ich hier mein Spiel für die A-Nationalmannschaft gegen Italien im November 2016 nennen. Da ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen und deshalb mein Highlight.

Anna Gerhardt: Bei mir ist es die U 20-Weltmeisterschaft, die 2016 in Papua-Neuguinea stattfand. Leider sind wir im Viertelfinale ausgeschieden, aber einfach dabei zu sein und gefühlt am anderen Ende der Welt ein Turnier zu spielen, war ein tolles Ereignis.

[ma]

Fußball ist in der Familie längst nicht mehr nur etwas für Jungs. Auch immer mehr Mädchen mischen mit und schaffen dann den Sprung in die höchsten deutschen Spielklassen. In unserer Serie #RespektSchwester werfen wir einen Blick auf bekannte Geschwisterpärchen. Heute: Anna und Yannick Gerhardt.

DFB.de: Anna und Yannick Gerhardt, zum Einstieg gleich eine sehr persönliche Frage: Welche Qualitäten am anderen schätzen Sie abseits des Sports?

Yannick Gerhardt: Da würde ich definitiv die Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft meiner Schwester nennen. Man kann sich immer auf sie verlassen und sie ist einfach ein toller Mensch. 

Anna Gerhardt: Das sehe ich umgekehrt ziemlich ähnlich. Ich kann immer auf Yannick zählen und ihn um Rat fragen. Ich bin sehr froh, dass wir jetzt wieder näher beieinander wohnen und uns öfter sehen können.

DFB.de: Erzählen Sie uns von Ihren Anfängen, wer hat wen zum Fußball gebracht?

Yannick Gerhardt: Ich habe bereits mit drei Jahren in meinem Heimatdorf beim SC Kreuzau 05 angefangen, Fußball zu spielen. Mit zehn Jahren bin ich zum 1. FC Köln gewechselt. Da meine Schwester vier Jahre jünger ist, hat sie mir da wohl ein bisschen nachgeeifert.

Anna Gerhardt: Das kann man so sagen. Ich habe zunächst Leichtathletik gemacht, war aber immer bei Yannicks Spielen und Turnieren dabei und wollte irgendwann selbst Fußball spielen. Mit  acht Jahren habe ich ebenfalls bei den Jungs von Kreuzau 05 angefangen. Mit elf bin auch ich in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Kölns gewechselt.

DFB.de: Sie hatten Ihre sportliche Heimat, wie schon angesprochen, lange beim 1. FC Köln. Im Sommer 2016 haben Sie allerdings beide den Verein verlassen. Anna, Sie zog es gen Süden zum FC Bayern München, Yannick, Sie gingen zum VfL Wolfsburg. Auf einmal war der räumliche Abstand zwischen Ihnen ziemlich groß, ein harter Schritt?

Yannick Gerhardt: Natürlich, für mich war es das erste Mal, dass ich dauerhaft aus Köln raus war. Meine Familie war nicht mehr bei mir, meine Schwester sogar noch weiter weg. Ich glaube aber, dass wir beide diesen Schritt damals ganz bewusst gegangen sind. So sind wir selbstständiger geworden und konnten unsere Persönlichkeit stärken. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung, die uns reifer gemacht hat.

Anna Gerhardt: Auch für mich war es schwierig, mit damals 18 so weit weg von der Familie zu sein. Trotzdem sehe ich es auch als den richtigen Schritt an, der mich in meiner Karriere und als Person weitergebracht hat.

DFB.de: Wie sieht Ihr Kontakt heute aus? Besuchen Sie gegenseitig Ihre Spiele? 

Anna Gerhardt: Spiele leider eher weniger, weil sich das zeitlich oft überschneidet. Ansonsten versuchen wir uns aber an unseren freien Tagen zu sehen.

Yannick Gerhardt: Dadurch, dass es jetzt nicht mehr München – Wolfsburg sondern Potsdam – Wolfsburg ist, kann man auch mal einen halben Tag einplanen. Als Anna noch in München war, musste es schon ein komplett freier Tag sein, das war gerade durch die vielen englischen Wochen schwer zu vereinbaren. Jetzt können wir uns öfter sehen, haben uns zum Beispiel ein paar Mal in Berlin getroffen. Aktuell kriegen wir das ganz gut hin.

DFB.de: Eine weitere Gemeinsamkeit bei Ihnen ist, dass Sie beide schon die ein oder andere Verletzung erlitten haben. Aktuell laboriert Anna an Ihrem zweiten Kreuzbandriss. Hilft es in diesen Phasen, jemanden in der Familie zu haben, der die eigene Situation sehr gut nachvollziehen kann?

Yannick Gerhardt: Ich hatte bisher definitiv mehr Glück als meine Schwester. Sie hat jetzt schon zum zweiten Mal die Verletzung, die im Fußball mit am schlimmsten ist. Man versucht dann besonders positiv miteinander zu reden, das Ziel, wieder gesund zu werden und auf dem Platz zu stehen, nie aus den Augen zu verlieren. Ich versuche mein Netzwerk zu nutzen, Erfahrungen von anderen Spielern einzuholen. Es gibt ja unterschiedlichste Behandlungsmöglichkeiten, da hole ich mir gerne Tipps für meine Schwester. Von diesen Erfahrungen kann man gegenseitig profitieren.

Anna Gerhardt: Gerade in Verletzungsphasen ist die Unterstützung von Familie und Freunden unheimlich wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Yannick jemanden habe, der auch im Fußball unterwegs ist und mir daher wertvolle Tipps geben kann. Das hilft schon sehr. 

DFB.de: Hatten Sie schon immer eine ausgeprägte "Kämpfermentalität"?

Yannick Gerhardt: Man braucht ohnehin eine gute Mentalität, um überhaupt den Sprung zu den Profis zu schaffen. In der Jugend, so war es zumindest bei mir, wird man allerdings nicht darauf vorbereitet, wie es ist, verletzt zu sein. Man muss sich klarmachen, dass es zu einer Karriere dazugehört, Rückschläge zu erleiden. Es bringt nichts, da in Negativität zu verfallen, man muss immer das Positive sehen. Es tut dann gut, nicht nur mit den fitten Mitspielern sondern auch mit der Familie und Freunden außerhalb des Sports zu reden. 

Anna Gerhardt: Damit ist alles gesagt. (lacht) 

DFB.de: In anderen Sportarten, beispielsweise im Tennis oder auch im Biathlon, gibt es sogenannte Mixed-Wettbewerbe, bei denen Frauen und Männer gemeinsam antreten. Könnten Sie sich so etwas auch im Fußball vorstellen?

Anna Gerhardt: Dass Frauen und Männer gleichzeitig auf dem Platz stehen, stelle ich mir schwierig vor. Es ist schon gut so, wie es ist. Mixed-Wettbewerbe würden vermutlich zu Vergleichen führen, die keinen Sinn machen. Allerdings habe ich früher einmal in der Woche mit den U 13-Jungs trainiert. Das habe ich als hilfreich empfunden. Solche Modelle sind es durchaus wert, weiter verfolgt zu werden. Der Frauenfußball hat sich insgesamt schon enorm weiterentwickelt, wenn die öffentliche Präsenz noch weiter ausgebaut wird, sind wir auf dem richtigen Weg.

Yannick Gerhardt: Das wäre ein witziges Experiment. Die Mixed-Kategorien werden allerdings in Sportarten praktiziert, bei denen die Teams aus zwei vielleicht maximal vier Sportlerinnen und Sportlern bestehen. Bei großen Mannschaftssportarten wie dem Fußball, halte ich das für schwierig. Die physischen Voraussetzungen sind zu unterschiedlich, das sehe ich grundsätzlich wie Anna. Aber auch ich erinnere mich an einige Trainingseinheiten in der Jugend, bei denen Mädchen und Jungs gemischt waren. In diesem Bereich kann man das schon gezielt machen. Da können sich beide verbessern. Durch meinen persönlichen Bezug versuche ich, immer wieder Werbung für den Frauenfußball zu machen. Gerade bei uns in Wolfsburg ist der Frauenfußball sehr populär. Die Mannschaft ist ein Aushängeschild der Stadt und national wie international sehr erfolgreich. Die Entwicklung ist auf jeden Fall positiv, der DFB macht viel in diesem Bereich. Man sieht, dass sich immer mehr Menschen für den Frauenfußball interessieren. Ich hoffe, dass sich das immer weiter angleicht.

DFB.de: Zum Schluss: Was ist Ihre schönste Erinnerung im DFB-Trikot?

Yannick Gerhardt: Auch wenn ich mit der U 21 Europameister geworden bin, was natürlich ein tolles Erlebnis und eine Topleistung von uns war, muss ich hier mein Spiel für die A-Nationalmannschaft gegen Italien im November 2016 nennen. Da ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen und deshalb mein Highlight.

Anna Gerhardt: Bei mir ist es die U 20-Weltmeisterschaft, die 2016 in Papua-Neuguinea stattfand. Leider sind wir im Viertelfinale ausgeschieden, aber einfach dabei zu sein und gefühlt am anderen Ende der Welt ein Turnier zu spielen, war ein tolles Ereignis.

###more###