Würzburgs Widemann: "Trainingsalltag fehlt mir gewaltig"

Dominik Widemann vom Drittligisten Würzburger Kickers kann es nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch an der Konsole. Bei einem vereinseigenen "FIFA"-Turnier setzte er sich gegen 126 Konkurrenten durch - und versteigerte seinen Gewinn für den guten Zweck. Im DFB.de-Interview spricht der 23 Jahre alte Angreifer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über eSport, die Corona-Krise und seine Großeltern.

DFB.de: Während der Corona-Krise waren Sie zumindest virtuell schon wieder in einem Wettkampf aktiv und haben ein vom Verein organisiertes Turnier in der Fußball-Simulation "FIFA 20" gegen Fans gewonnen. Waren Sie selbst von Ihrem guten Abschneiden überrascht, Herr Widemann?

Dominik Widemann: Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich mir schon etwas ausgerechnet. Ich wollte vorne mitmischen, weil ich auch wegen der Corona-Krise zu Hause regelmäßig "FIFA 20" spiele. Dass es aber so gut für mich laufen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Schließlich waren von den 127 Teilnehmern einige ganz gute Zocker dabei.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zum echten Fußball? Ist es von Vorteil, selbst Profi zu sein?

Widemann: Einen Vorteil hat ein Profifußballer definitiv nicht. Die richtigen eSportler trainieren schließlich täglich mehrere Stunden. Aber als Profi kann ich ein Spiel schon ganz gut lesen, kenne mich taktisch aus und weiß deshalb, wie man spielen muss, um zum Erfolg zu kommen.

DFB.de: Den Gewinn aus dem Turnier haben Sie für den guten Zweck versteigert. Was war die Motivation dahinter?

Widemann: Der Erlös, den die beiden VIP-Tickets und ein von mir handsigniertes Trikot erbracht haben, kommt den Mainfränkischen Werkstätten zugute. Diese soziale Einrichtung bietet vielen Menschen - insbesondere mit geistiger, körperlicher oder Mehrfachbehinderung - ihre Hilfe an. Für die 302 Euro, die bei der Auktion zusammengekommen sind, sollen Mund-Nasen-Masken und andere Schutzartikel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten gekauft werden.

DFB.de: Haben Sie während der Corona-Zwangspause noch andere Hobbys wiederentdeckt?

Widemann: In den vergangenen Wochen habe ich mich viel um die Familie gekümmert und bin beispielsweise für meine Großeltern, die beide Risikopatienten sind und nur eine Straße von mir entfernt wohnen, einkaufen gegangen. Ich habe die Sachen auf dem Balkon abgelegt und kurz durch die Wohnzimmerscheibe gegrüßt. Sonst spiele ich gerne Tennis, aber das geht alleine ganz schlecht - deshalb die Konsole. (lacht)

DFB.de: Wie sehr beeinflusst die Corona-Krise sonst Ihren Alltag und Ihr Leben?

Widemann: Das öffentliche Leben ist nach wie vor fast komplett lahmgelegt. Meinem Opa habe ich mein altes Handy geschenkt, so dass ich mit meinen Großeltern über WhatsApp Videoanrufe machen kann. Die Umstellungen und Vorsichtsmaßnahmen sind schon enorm.

DFB.de: Auch wenn es im Moment sicher Wichtigeres gibt als den Fußball. Er fehlt auch vielen Menschen. Wie sehr fehlt er Ihnen?

Widemann: Der normale Trainingsalltag fehlt mir gewaltig. Ich fiebere dem Zeitpunkt entgegen, wenn es wieder richtig losgeht. Fußball ist mein Leben. Ich fühle mich fit und hoffe, dass es so bald wie möglich wieder um Punkte geht.

DFB.de: Die Würzburger Kickers trainieren zumindest wieder in Kleingruppen. Wie waren die ersten Eindrücke?

Widemann: Für mich ist das Training in Vierergruppen eine ganz neue Erfahrung. Es macht Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen, und ist wenigstens ein kleiner Schritt zurück zur Normalität, auch wenn es mit einem normalen Mannschaftstraining nicht zu vergleichen ist.

DFB.de: Wie laufen die Einheiten ab?

Widemann: Wir kommen bereits komplett umgezogen zum Platz, müssen nur noch die Fußballschuhe anziehen. Bevor wir auf den Platz gehen, legen wir unseren Mundschutz ab und desinfizieren die Hände. Außerdem wird bei jedem Spieler Fieber gemessen. Nach dem Aufwärmen wird am Passspiel gearbeitet und Torschusstraining geübt. Geduscht wird zu Hause. Ich wohne zum Glück nur fünf Minuten vom Trainingsplatz entfernt. (lacht)

DFB.de: Wie halten Sie Kontakt zu Ihren übrigen Mitspielern?

Widemann: In der Zeit des Heimtrainings, in der wir uns gar nicht getroffen haben, lief der Kontakt über die sozialen Medien. Auch jetzt, wo wir in Kleingruppen trainieren, wird mit den Jungs abseits des Platzes der Kontakt über Videoanrufe und Co. gehalten.

DFB.de: Neben den Mitarbeitern des Vereins haben auch das Trainerteam und die Mannschaft der Kurzarbeit zugestimmt. Mussten Sie lange überlegen?

Widemann: Nein. Mit der Entscheidung auf Kurzarbeit haben wir unseren Beitrag geleistet und dem Verein in diesen schwierigen Zeiten geholfen.

DFB.de: Vor der Corona-Krise waren Sie mit einer Sprunggelenksverletzung ausgefallen. Nervt daher die aktuelle Pause noch ein wenig mehr?

Widemann: 2017 war ich im Sprunggelenk am Innenband operiert worden. Die Verletzung ist im Januar wieder aufgebrochen, so dass ich mich zurückkämpfen musste. Als es für mich wieder losgehen sollte, kam die Corona-Krise dazwischen.

DFB.de: Merken Sie noch etwas von der Verletzung?

Widemann: Alles ist gut verheilt. Ich habe beim Torschusstraining keine Schmerzen. Aber erst wenn wir im Training wieder Zweikämpfe absolvieren dürfen, wird sich endgültig herausstellen, wie weit ich bin.

[mspw]

Dominik Widemann vom Drittligisten Würzburger Kickers kann es nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch an der Konsole. Bei einem vereinseigenen "FIFA"-Turnier setzte er sich gegen 126 Konkurrenten durch - und versteigerte seinen Gewinn für den guten Zweck. Im DFB.de-Interview spricht der 23 Jahre alte Angreifer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über eSport, die Corona-Krise und seine Großeltern.

DFB.de: Während der Corona-Krise waren Sie zumindest virtuell schon wieder in einem Wettkampf aktiv und haben ein vom Verein organisiertes Turnier in der Fußball-Simulation "FIFA 20" gegen Fans gewonnen. Waren Sie selbst von Ihrem guten Abschneiden überrascht, Herr Widemann?

Dominik Widemann: Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich mir schon etwas ausgerechnet. Ich wollte vorne mitmischen, weil ich auch wegen der Corona-Krise zu Hause regelmäßig "FIFA 20" spiele. Dass es aber so gut für mich laufen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Schließlich waren von den 127 Teilnehmern einige ganz gute Zocker dabei.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zum echten Fußball? Ist es von Vorteil, selbst Profi zu sein?

Widemann: Einen Vorteil hat ein Profifußballer definitiv nicht. Die richtigen eSportler trainieren schließlich täglich mehrere Stunden. Aber als Profi kann ich ein Spiel schon ganz gut lesen, kenne mich taktisch aus und weiß deshalb, wie man spielen muss, um zum Erfolg zu kommen.

DFB.de: Den Gewinn aus dem Turnier haben Sie für den guten Zweck versteigert. Was war die Motivation dahinter?

Widemann: Der Erlös, den die beiden VIP-Tickets und ein von mir handsigniertes Trikot erbracht haben, kommt den Mainfränkischen Werkstätten zugute. Diese soziale Einrichtung bietet vielen Menschen - insbesondere mit geistiger, körperlicher oder Mehrfachbehinderung - ihre Hilfe an. Für die 302 Euro, die bei der Auktion zusammengekommen sind, sollen Mund-Nasen-Masken und andere Schutzartikel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätten gekauft werden.

DFB.de: Haben Sie während der Corona-Zwangspause noch andere Hobbys wiederentdeckt?

Widemann: In den vergangenen Wochen habe ich mich viel um die Familie gekümmert und bin beispielsweise für meine Großeltern, die beide Risikopatienten sind und nur eine Straße von mir entfernt wohnen, einkaufen gegangen. Ich habe die Sachen auf dem Balkon abgelegt und kurz durch die Wohnzimmerscheibe gegrüßt. Sonst spiele ich gerne Tennis, aber das geht alleine ganz schlecht - deshalb die Konsole. (lacht)

DFB.de: Wie sehr beeinflusst die Corona-Krise sonst Ihren Alltag und Ihr Leben?

Widemann: Das öffentliche Leben ist nach wie vor fast komplett lahmgelegt. Meinem Opa habe ich mein altes Handy geschenkt, so dass ich mit meinen Großeltern über WhatsApp Videoanrufe machen kann. Die Umstellungen und Vorsichtsmaßnahmen sind schon enorm.

DFB.de: Auch wenn es im Moment sicher Wichtigeres gibt als den Fußball. Er fehlt auch vielen Menschen. Wie sehr fehlt er Ihnen?

Widemann: Der normale Trainingsalltag fehlt mir gewaltig. Ich fiebere dem Zeitpunkt entgegen, wenn es wieder richtig losgeht. Fußball ist mein Leben. Ich fühle mich fit und hoffe, dass es so bald wie möglich wieder um Punkte geht.

DFB.de: Die Würzburger Kickers trainieren zumindest wieder in Kleingruppen. Wie waren die ersten Eindrücke?

Widemann: Für mich ist das Training in Vierergruppen eine ganz neue Erfahrung. Es macht Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen, und ist wenigstens ein kleiner Schritt zurück zur Normalität, auch wenn es mit einem normalen Mannschaftstraining nicht zu vergleichen ist.

DFB.de: Wie laufen die Einheiten ab?

Widemann: Wir kommen bereits komplett umgezogen zum Platz, müssen nur noch die Fußballschuhe anziehen. Bevor wir auf den Platz gehen, legen wir unseren Mundschutz ab und desinfizieren die Hände. Außerdem wird bei jedem Spieler Fieber gemessen. Nach dem Aufwärmen wird am Passspiel gearbeitet und Torschusstraining geübt. Geduscht wird zu Hause. Ich wohne zum Glück nur fünf Minuten vom Trainingsplatz entfernt. (lacht)

DFB.de: Wie halten Sie Kontakt zu Ihren übrigen Mitspielern?

Widemann: In der Zeit des Heimtrainings, in der wir uns gar nicht getroffen haben, lief der Kontakt über die sozialen Medien. Auch jetzt, wo wir in Kleingruppen trainieren, wird mit den Jungs abseits des Platzes der Kontakt über Videoanrufe und Co. gehalten.

DFB.de: Neben den Mitarbeitern des Vereins haben auch das Trainerteam und die Mannschaft der Kurzarbeit zugestimmt. Mussten Sie lange überlegen?

Widemann: Nein. Mit der Entscheidung auf Kurzarbeit haben wir unseren Beitrag geleistet und dem Verein in diesen schwierigen Zeiten geholfen.

DFB.de: Vor der Corona-Krise waren Sie mit einer Sprunggelenksverletzung ausgefallen. Nervt daher die aktuelle Pause noch ein wenig mehr?

Widemann: 2017 war ich im Sprunggelenk am Innenband operiert worden. Die Verletzung ist im Januar wieder aufgebrochen, so dass ich mich zurückkämpfen musste. Als es für mich wieder losgehen sollte, kam die Corona-Krise dazwischen.

DFB.de: Merken Sie noch etwas von der Verletzung?

Widemann: Alles ist gut verheilt. Ich habe beim Torschusstraining keine Schmerzen. Aber erst wenn wir im Training wieder Zweikämpfe absolvieren dürfen, wird sich endgültig herausstellen, wie weit ich bin.

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