Hesl: "Torhüter haben besseres Verhältnis, als angenommen wird"

Früher spielte er in der Bundesliga und in der Europa League. Nun hütet Wolfgang Hesl das Tor der Würzburger Kickers. Der 31-Jährige wechselte im Sommer von Arminia Bielefeld zum Zweitligaabsteiger. Ein Erfolgserlebnis gab es bislang noch nicht. Nach vier Spieltagen in der 3. Liga steht Würzburg noch immer ohne Sieg da. Im Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock am Sonntag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) soll sich das aus Sicht des Torhüters ändern. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Hesl über den schwierigen Saisonstart, seine Vergangenheit beim Hamburger SV und über U 20-Nationaltrainer Frank Kramer.

DFB.de: Herr Hesl, Sie haben bereits in der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der Regionalliga gespielt. Wie fühlt sich nun die 3. Liga an?

Wolfgang Hesl: Viel hat sich für mich durch die Ligazugehörigkeit nicht geändert. Ich muss weiterhin Bälle halten (lacht). Der Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga ist nicht so gewaltig. Es gibt in Deutschland einfach immer mehr gute Fußballer, sodass auch die 3. Spielklasse stark besetzt ist.

DFB.de: Hat es Sie Überwindung gekostet, einen Schritt zurück in die 3. Liga zu machen?

Hesl: Man muss immer das Gesamtprojekt betrachten. Die Würzburger Kickers fand ich sehr interessant, weil der Verein und die gesamte Infrastruktur weiter am Wachsen ist. Wir haben dieses Jahr bereits ein neues Trainingsgelände beziehen können. Ich bin mir sicher, dass sich die Kickers im Profifußball etablieren werden. Ein netter persönlicher Nebeneffekt des Wechsel ist, dass ich nun wieder näher an meiner Heimat und meiner Familie bin.

DFB.de: Wären Sie gerne bei Arminia Bielefeld geblieben, wenn sich der Verein um einen längeren Verbleib bemüht hätte?

Hesl: Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei der Arminia. Die Mannschaft bestand aus vielen tollen Charakteren. Also ja: Ich hätte mir vorstellen können, in Bielefeld zu bleiben. Allerdings bringt der Blick zurück nichts. Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen und diese gilt es nun umzusetzen. Was einmal war, ist vorüber.

DFB.de: Die Würzburger Kickers haben keines der ersten vier Ligaspiele gewonnen. Steckt die Mannschaft nach dem großen Umbruch noch im Findungsprozess?

Hesl: Das ist sicherlich auch ein Grund dafür. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, in der alles glatt gelaufen ist - vielleicht sogar zu glatt. Der tatsächliche Wettbewerb stellt sich wie so oft anders dar. Wichtig ist für mich aber die Erkenntnis, dass wir in keinem Spiel chancenlos waren. Wir hatten immer unsere Möglichkeiten, waren aber letztlich nicht effizient genug. Das Mannschaftsgefüge ist intakt. Das stimmt mich sehr positiv. Wir müssen Konstanz über die komplette Spielzeit zeigen, alles reinhauen - harte Arbeit wird belohnt.

DFB.de: Was ist das Saisonziel?

Hesl: Wir haben bewusst kein Saisonziel ausgegeben, weil bei jetzt 17 Neuzugängen immer ein paar Unbekannte dabei sind. Da macht es mehr Sinn, einfach nur die nächsten Spiele im Blick zu behalten. Wir wollen möglichst viele Punkte holen.

DFB.de: Ist nun der Druck gegen Hansa Rostock besonders groß, endlich den ersten Saisonsieg zu erringen?

Hesl: Wir wissen natürlich um die Situation. Das nehmen wir auch ernst. Ich kenne aber keine Saison, in der am fünften Spieltag Endspiele steigen und Entscheidungen bringen. Wie gesagt: Wir hauen alles raus, dann kommt auch der Erfolg.

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihren Werdegang sprechen: Sie stammen aus Bayern und waren in Ihrer Jugend ein großer Fan des FC Bayern München. Trotzdem haben Sie mit 18 Jahren das Angebot aus München ausgeschlagen und sind stattdessen zum weit entfernten Hamburger SV gegangen. Warum haben Sie sich damals für den hohen Norden entschieden?

Hesl: Der HSV hatte sich damals sehr um mich bemüht. Ich bin seinerzeit noch zur Schule gegangen und stand eineinhalb Jahre vor dem Abitur. Der HSV hatte alles in die Wege geleitet, damit ich dort meinen Abschluss machen kann.

DFB.de: Sie standen insgesamt siebeneinhalb Jahre beim HSV unter Vertrag, wurden zwischenzeitlich nur ein Jahr nach Österreich verliehen. Hatten Sie jemals eine realistische Chance, beim HSV die Nummer eins zu werden?

Hesl: Absolut. Ich saß drei Jahre als Nummer zwei hinter Frank Rost auf der Bank. Es war vom HSV so angedacht, dass der Verein mit mir über die Jugend und die zweite Mannschaft ein Eigengewächs herausbringt. Ich sollte irgendwann die Nummer eins werden. Aber dann gab es einige Trainerwechsel. Auch in der Führungsetage gab es Veränderungen, zeitweise stand der Verein ohne Sportdirektor da. Die früheren Abmachungen galten dann plötzlich nicht mehr. Als der HSV Jaroslav Drobny verpflichtet hatte, war für mich klar, dass ich beim HSV keine Perspektive mehr haben würde. Wer Fußball zu seinem Beruf macht, muss mit solchen Entwicklungen rechnen und sich darauf einstellen, das gehört zum Geschäft.



Früher spielte er in der Bundesliga und in der Europa League. Nun hütet Wolfgang Hesl das Tor der Würzburger Kickers. Der 31-Jährige wechselte im Sommer von Arminia Bielefeld zum Zweitligaabsteiger. Ein Erfolgserlebnis gab es bislang noch nicht. Nach vier Spieltagen in der 3. Liga steht Würzburg noch immer ohne Sieg da. Im Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock am Sonntag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) soll sich das aus Sicht des Torhüters ändern. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Hesl über den schwierigen Saisonstart, seine Vergangenheit beim Hamburger SV und über U 20-Nationaltrainer Frank Kramer.

DFB.de: Herr Hesl, Sie haben bereits in der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der Regionalliga gespielt. Wie fühlt sich nun die 3. Liga an?

Wolfgang Hesl: Viel hat sich für mich durch die Ligazugehörigkeit nicht geändert. Ich muss weiterhin Bälle halten (lacht). Der Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga ist nicht so gewaltig. Es gibt in Deutschland einfach immer mehr gute Fußballer, sodass auch die 3. Spielklasse stark besetzt ist.

DFB.de: Hat es Sie Überwindung gekostet, einen Schritt zurück in die 3. Liga zu machen?

Hesl: Man muss immer das Gesamtprojekt betrachten. Die Würzburger Kickers fand ich sehr interessant, weil der Verein und die gesamte Infrastruktur weiter am Wachsen ist. Wir haben dieses Jahr bereits ein neues Trainingsgelände beziehen können. Ich bin mir sicher, dass sich die Kickers im Profifußball etablieren werden. Ein netter persönlicher Nebeneffekt des Wechsel ist, dass ich nun wieder näher an meiner Heimat und meiner Familie bin.

DFB.de: Wären Sie gerne bei Arminia Bielefeld geblieben, wenn sich der Verein um einen längeren Verbleib bemüht hätte?

Hesl: Ich hatte eine sehr schöne Zeit bei der Arminia. Die Mannschaft bestand aus vielen tollen Charakteren. Also ja: Ich hätte mir vorstellen können, in Bielefeld zu bleiben. Allerdings bringt der Blick zurück nichts. Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen und diese gilt es nun umzusetzen. Was einmal war, ist vorüber.

DFB.de: Die Würzburger Kickers haben keines der ersten vier Ligaspiele gewonnen. Steckt die Mannschaft nach dem großen Umbruch noch im Findungsprozess?

Hesl: Das ist sicherlich auch ein Grund dafür. Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, in der alles glatt gelaufen ist - vielleicht sogar zu glatt. Der tatsächliche Wettbewerb stellt sich wie so oft anders dar. Wichtig ist für mich aber die Erkenntnis, dass wir in keinem Spiel chancenlos waren. Wir hatten immer unsere Möglichkeiten, waren aber letztlich nicht effizient genug. Das Mannschaftsgefüge ist intakt. Das stimmt mich sehr positiv. Wir müssen Konstanz über die komplette Spielzeit zeigen, alles reinhauen - harte Arbeit wird belohnt.

DFB.de: Was ist das Saisonziel?

Hesl: Wir haben bewusst kein Saisonziel ausgegeben, weil bei jetzt 17 Neuzugängen immer ein paar Unbekannte dabei sind. Da macht es mehr Sinn, einfach nur die nächsten Spiele im Blick zu behalten. Wir wollen möglichst viele Punkte holen.

DFB.de: Ist nun der Druck gegen Hansa Rostock besonders groß, endlich den ersten Saisonsieg zu erringen?

Hesl: Wir wissen natürlich um die Situation. Das nehmen wir auch ernst. Ich kenne aber keine Saison, in der am fünften Spieltag Endspiele steigen und Entscheidungen bringen. Wie gesagt: Wir hauen alles raus, dann kommt auch der Erfolg.

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihren Werdegang sprechen: Sie stammen aus Bayern und waren in Ihrer Jugend ein großer Fan des FC Bayern München. Trotzdem haben Sie mit 18 Jahren das Angebot aus München ausgeschlagen und sind stattdessen zum weit entfernten Hamburger SV gegangen. Warum haben Sie sich damals für den hohen Norden entschieden?

Hesl: Der HSV hatte sich damals sehr um mich bemüht. Ich bin seinerzeit noch zur Schule gegangen und stand eineinhalb Jahre vor dem Abitur. Der HSV hatte alles in die Wege geleitet, damit ich dort meinen Abschluss machen kann.

DFB.de: Sie standen insgesamt siebeneinhalb Jahre beim HSV unter Vertrag, wurden zwischenzeitlich nur ein Jahr nach Österreich verliehen. Hatten Sie jemals eine realistische Chance, beim HSV die Nummer eins zu werden?

Hesl: Absolut. Ich saß drei Jahre als Nummer zwei hinter Frank Rost auf der Bank. Es war vom HSV so angedacht, dass der Verein mit mir über die Jugend und die zweite Mannschaft ein Eigengewächs herausbringt. Ich sollte irgendwann die Nummer eins werden. Aber dann gab es einige Trainerwechsel. Auch in der Führungsetage gab es Veränderungen, zeitweise stand der Verein ohne Sportdirektor da. Die früheren Abmachungen galten dann plötzlich nicht mehr. Als der HSV Jaroslav Drobny verpflichtet hatte, war für mich klar, dass ich beim HSV keine Perspektive mehr haben würde. Wer Fußball zu seinem Beruf macht, muss mit solchen Entwicklungen rechnen und sich darauf einstellen, das gehört zum Geschäft.

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DFB.de: Wie war damals Ihr Verhältnis zu Frank Rost? Hat er Sie als jungen Torhüter unterstützt?

Hesl: Wir haben uns sehr gut verstanden. Er hat mir sehr geholfen. Überhaupt habe ich mich in meiner Karriere immer gut mit den übrigen Torhütern verstanden. Unter Torhütern herrscht ein besseres Verhältnis als häufig angenommen wird. Natürlich sind wir Konkurrenten, jeder möchte spielen. Aber eine eisige Stimmung herrschte auf keiner meiner Stationen.

DFB.de: Sie wurden als Ersatztorwart des Hamburger SV gegen den FC Bayern München eingewechselt und haben auch in der Europa League gespielt. Waren das Karriere-Highlights für Sie?

Hesl: Natürlich erinnere ich mich gerne daran zurück. So etwas erlebt nicht jeder Fußballspieler. Ich bin dem HSV noch immer dankbar dafür, dass ich dort so viel lernen konnte.

DFB.de: Einige Jahre später hätten Sie Ihren Ex-Verein fast in die 2. Bundesliga befördert...

Hesl: Das stimmt. 2014 traf ich mit Greuther Fürth in der Relegation auf den Hamburger SV. Auch das waren zwei Highlightspiele, die unglaublich viel Kraft gekostet haben. Nicht unbedingt, weil es gegen meinen Ex-Verein HSV ging, sondern weil wir am Ende den Aufstieg leider nicht geschafft haben. Das hat richtig weh getan. Die Enttäuschung darüber zog sich bis in die nächste Saison hinein.

DFB.de: Ihr damaliger Trainer war Frank Kramer, der heute die U 20-Nationalmannschaft trainiert. Was zeichnete ihn als Trainer aus?

Hesl: Er war ein unglaublich kommunikativer Trainer, der sehr viel mit uns Spielern gesprochen hat. Er legte immer sehr viel Wert auf die Meinung der Spieler. Das fand ich super. Wir stehen auch heute gelegentlich noch im Kontakt.

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