Wück: "Paradebeispiel für die Ausbildung in Deutschland"

Die deutschen U 17-Junioren haben sich die Krone Europas aufgesetzt. Die neuen Europameister begeisterten mit spektakulärem Offensivfußball, leidenschaftlichem Verteidigen und einer einzigartigen Mentalität. Im EM-Finale bezwangen die U 17 in Budapest am Freitag Titelverteidiger Frankreich mit 5:4 im Elfmeterschießen. Cheftrainer Christian Wück spricht mit DFB.de über den Schlüssel zum Turniererfolg, die Feier danach und seine Trainerphilosophie im Nachwuchsfußball.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel, Herr Wück! Wenn Sie das Turnier kurz zusammenfassen müssten, wie würde das klingen?

Christian Wück: Wenn man am Ende den EM-Titel holt, dann darf man natürlich sehr zufrieden sein. Im Moment bin ich persönlich noch in diesem Modus, weil man nicht wirklich greifen kann, was in den vergangenen drei Wochen passiert ist. Die ganzen Vorbereitungen, die Analysen der Gegner und unserer Spieler – alles hat sich ausgezahlt. Von daher sind wir vollends glücklich.

DFB.de: Im Turnierverlauf hat Ihr Team besonders viele Tore geschossen und immer wieder Spiele gedreht. War das der Schlüssel zum Erfolg oder etwas anderes?

Wück: Das Wichtigste war der Glaube, es zu schaffen. Ich habe den Jungs in der Begrüßungsrede nicht gesagt, dass wir es schaffen können, sondern es schaffen werden. Solche Worte klingen immer leichtsinnig, aber im Trainerteam gab es wirklich ein tiefes Vertrauen in die Mannschaft. Wir wussten, dass wir mit der Kaderqualität, den besonderen Fähigkeiten und unterschiedlichen Charakteren der Spieler das Potential hatten, jede Mannschaft zu schlagen. Wenn wir unser Können auf dem Platz zeigen, ist es für jede andere Mannschaft schwer, uns zu schlagen.

DFB.de: Gab es rückblickend Spieler, die Sie mit ihren Leistungen besonders überrascht haben?

Wück: Ich möchte der kompletten Mannschaft erstmal ein großes Kompliment aussprechen. Wir hatten einige dabei, die weniger gespielt haben, als sie vielleicht erwartet hatten. Aber auch diejenigen haben in jeder Spielminute 100 Prozent gegeben. Hervorheben möchte ich meine beiden Kapitäne. Noah Darvich und Paris Brunner haben das Team mit ihren Leistungen vorbildlich geführt. Sie haben die Truppe zusammengehalten und immer wieder auf sie eingewirkt, wenn es mal nicht so lief. Herausragend war für mich persönlich die Leistung von Verteidiger Finn Jeltsch, der über die kompletten sechs Spiele konstant war. Er war eine wichtige Stütze in unserer Defensive, obwohl er im Verein nicht auf der Innenverteidigerposition spielt.

DFB.de: Das Team hat die starken Franzosen bei der Europameisterschaft gleich zweimal geschlagen. Einmal in der Gruppenphase und eben im Finale. Wie habt ihr das geschafft?

Wück: Es war nicht nur Frankreich, das wir als starken Gegner hatten. Wir haben mit diesem Jahrgang schon gegen die Engländer und Spanier gewonnen und sehr gut mitgehalten. Spanien hatten wir in der Qualifikationsrunde am Rande einer Niederlage. Von daher wussten wir, dass wir von den Talenten her mit jeder Topnation mithalten können. Am Ende gehörte auch Glück dazu, dass es jetzt sogar zweimal gegen die Franzosen geklappt hat. Denn Frankreich hätte im Finale durchaus gewinnen können, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Wenn man sich den kompletten Turnierverlauf ansieht, hat meiner Meinung nach aber schon die beste Mannschaft verdient gewonnen.

DFB.de: Wie war die Feier nach dem Titelgewinn?

Wück: Ganz unterschiedlich. Einige sind feiern gegangen, einige sind beim Bankett sitzen geblieben und haben noch einen Wein oder ein Bier getrunken, andere sind früh ins Bett gegangen. Auch das zeigt, wie unterschiedlich die Charaktere in der Mannschaft und auch im Funktionsteam sind. Jeder hat den Moment auf seine Art genossen. Das, was uns gelungen ist, ist uns jetzt 14 Jahre lang nicht gelungen. Bei einigen sah man Tränen in den Augen, sowohl bei den Spielern als auch beim Funktionsteam, weil ein langersehnter Wunsch in Erfüllung ging.

DFB.de: Die Europameisterschaft war der Höhepunkt der dreijährigen Phase, in der Sie die Mannschaft als Cheftrainer begleitet haben. Wie würden Sie die Entwicklung vom Anfang bis zum Ende zusammenfassen?

Wück: Das, was wir mit diesem Jahrgang im Endeffekt erreicht haben, kann ein Paradebeispiel für die Ausbildung in Deutschland werden. Meiner Meinung nach müssten alle Jugendtrainer in Deutschland hinsichtlich ihres Stellenwerts anders angesehen werden. Es ist unheimlich wichtig, dass wir im Nachwuchsbereich sehr gut ausgebildete Trainer haben, die auch mit den Spielern umgehen können. Denn im Jugendfußball, vor allen Dingen in den Bereichen U 15 bis U 17, darf es nicht ums Gewinnen gehen. Es geht um nichts mehr als die Ausbildung und Entwicklung der Spieler. Das Ergebnis sollte in jedem Fall nicht an erster Stelle stehen. Wir haben mit diesem 2006er-Jahrgang bis zur Quali-Runde keine zwei Spiele nacheinander gewonnen. Wir haben es nicht hinbekommen, innerhalb kürzester Zeit die gleiche Leistung kontinuierlich abzurufen. Dennoch waren wir immer zufrieden mit der Art und Weise, wie die Jungs gespielt haben, da wir wussten, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Das ist der Punkt, der mir wichtig: Spieler benötigen Zeit, um sich zu entwickeln. Die Aufgabe des Trainerteams ist, aus Niederlagen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Bewusst oder unbewusst haben wir es hinbekommen, genau zur EM alles auf den Punkt zu bringen. Es war der erste Zeitpunkt, in dem die Jungs auf einmal alle Spiele hintereinander gewinnen konnten.

DFB.de: Das ganze Team wurde in der Halbzeitpause des DFB-Pokalfinals im Olympiastadion Berlin von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Sportdirektor Rudi Völler und Bundestrainer Hansi Flick geehrt. Wie haben Sie das erlebt?

Wück: Ich denke, es war für jeden nochmal was ganz Besonderes. Ich stand als Spieler selbst schon mal im DFB-Pokalfinale, leider war ich damals verletzt. Es fühlt sich großartig an, im ausverkauften Olympiastadion unten auf dem Platz zu stehen. Die Ehrung war nochmal das i-Tüpfelchen dieses EM-Erfolgs. Von daher haben wir uns alle über die Gelegenheit gefreut, beim Pokalfinale dabei zu sein und fünf Minuten im Mittelpunkt zu stehen.

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Die deutschen U 17-Junioren haben sich die Krone Europas aufgesetzt. Die neuen Europameister begeisterten mit spektakulärem Offensivfußball, leidenschaftlichem Verteidigen und einer einzigartigen Mentalität. Im EM-Finale bezwangen die U 17 in Budapest am Freitag Titelverteidiger Frankreich mit 5:4 im Elfmeterschießen. Cheftrainer Christian Wück spricht mit DFB.de über den Schlüssel zum Turniererfolg, die Feier danach und seine Trainerphilosophie im Nachwuchsfußball.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel, Herr Wück! Wenn Sie das Turnier kurz zusammenfassen müssten, wie würde das klingen?

Christian Wück: Wenn man am Ende den EM-Titel holt, dann darf man natürlich sehr zufrieden sein. Im Moment bin ich persönlich noch in diesem Modus, weil man nicht wirklich greifen kann, was in den vergangenen drei Wochen passiert ist. Die ganzen Vorbereitungen, die Analysen der Gegner und unserer Spieler – alles hat sich ausgezahlt. Von daher sind wir vollends glücklich.

DFB.de: Im Turnierverlauf hat Ihr Team besonders viele Tore geschossen und immer wieder Spiele gedreht. War das der Schlüssel zum Erfolg oder etwas anderes?

Wück: Das Wichtigste war der Glaube, es zu schaffen. Ich habe den Jungs in der Begrüßungsrede nicht gesagt, dass wir es schaffen können, sondern es schaffen werden. Solche Worte klingen immer leichtsinnig, aber im Trainerteam gab es wirklich ein tiefes Vertrauen in die Mannschaft. Wir wussten, dass wir mit der Kaderqualität, den besonderen Fähigkeiten und unterschiedlichen Charakteren der Spieler das Potential hatten, jede Mannschaft zu schlagen. Wenn wir unser Können auf dem Platz zeigen, ist es für jede andere Mannschaft schwer, uns zu schlagen.

DFB.de: Gab es rückblickend Spieler, die Sie mit ihren Leistungen besonders überrascht haben?

Wück: Ich möchte der kompletten Mannschaft erstmal ein großes Kompliment aussprechen. Wir hatten einige dabei, die weniger gespielt haben, als sie vielleicht erwartet hatten. Aber auch diejenigen haben in jeder Spielminute 100 Prozent gegeben. Hervorheben möchte ich meine beiden Kapitäne. Noah Darvich und Paris Brunner haben das Team mit ihren Leistungen vorbildlich geführt. Sie haben die Truppe zusammengehalten und immer wieder auf sie eingewirkt, wenn es mal nicht so lief. Herausragend war für mich persönlich die Leistung von Verteidiger Finn Jeltsch, der über die kompletten sechs Spiele konstant war. Er war eine wichtige Stütze in unserer Defensive, obwohl er im Verein nicht auf der Innenverteidigerposition spielt.

DFB.de: Das Team hat die starken Franzosen bei der Europameisterschaft gleich zweimal geschlagen. Einmal in der Gruppenphase und eben im Finale. Wie habt ihr das geschafft?

Wück: Es war nicht nur Frankreich, das wir als starken Gegner hatten. Wir haben mit diesem Jahrgang schon gegen die Engländer und Spanier gewonnen und sehr gut mitgehalten. Spanien hatten wir in der Qualifikationsrunde am Rande einer Niederlage. Von daher wussten wir, dass wir von den Talenten her mit jeder Topnation mithalten können. Am Ende gehörte auch Glück dazu, dass es jetzt sogar zweimal gegen die Franzosen geklappt hat. Denn Frankreich hätte im Finale durchaus gewinnen können, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Wenn man sich den kompletten Turnierverlauf ansieht, hat meiner Meinung nach aber schon die beste Mannschaft verdient gewonnen.

DFB.de: Wie war die Feier nach dem Titelgewinn?

Wück: Ganz unterschiedlich. Einige sind feiern gegangen, einige sind beim Bankett sitzen geblieben und haben noch einen Wein oder ein Bier getrunken, andere sind früh ins Bett gegangen. Auch das zeigt, wie unterschiedlich die Charaktere in der Mannschaft und auch im Funktionsteam sind. Jeder hat den Moment auf seine Art genossen. Das, was uns gelungen ist, ist uns jetzt 14 Jahre lang nicht gelungen. Bei einigen sah man Tränen in den Augen, sowohl bei den Spielern als auch beim Funktionsteam, weil ein langersehnter Wunsch in Erfüllung ging.

DFB.de: Die Europameisterschaft war der Höhepunkt der dreijährigen Phase, in der Sie die Mannschaft als Cheftrainer begleitet haben. Wie würden Sie die Entwicklung vom Anfang bis zum Ende zusammenfassen?

Wück: Das, was wir mit diesem Jahrgang im Endeffekt erreicht haben, kann ein Paradebeispiel für die Ausbildung in Deutschland werden. Meiner Meinung nach müssten alle Jugendtrainer in Deutschland hinsichtlich ihres Stellenwerts anders angesehen werden. Es ist unheimlich wichtig, dass wir im Nachwuchsbereich sehr gut ausgebildete Trainer haben, die auch mit den Spielern umgehen können. Denn im Jugendfußball, vor allen Dingen in den Bereichen U 15 bis U 17, darf es nicht ums Gewinnen gehen. Es geht um nichts mehr als die Ausbildung und Entwicklung der Spieler. Das Ergebnis sollte in jedem Fall nicht an erster Stelle stehen. Wir haben mit diesem 2006er-Jahrgang bis zur Quali-Runde keine zwei Spiele nacheinander gewonnen. Wir haben es nicht hinbekommen, innerhalb kürzester Zeit die gleiche Leistung kontinuierlich abzurufen. Dennoch waren wir immer zufrieden mit der Art und Weise, wie die Jungs gespielt haben, da wir wussten, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Das ist der Punkt, der mir wichtig: Spieler benötigen Zeit, um sich zu entwickeln. Die Aufgabe des Trainerteams ist, aus Niederlagen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Bewusst oder unbewusst haben wir es hinbekommen, genau zur EM alles auf den Punkt zu bringen. Es war der erste Zeitpunkt, in dem die Jungs auf einmal alle Spiele hintereinander gewinnen konnten.

DFB.de: Das ganze Team wurde in der Halbzeitpause des DFB-Pokalfinals im Olympiastadion Berlin von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Sportdirektor Rudi Völler und Bundestrainer Hansi Flick geehrt. Wie haben Sie das erlebt?

Wück: Ich denke, es war für jeden nochmal was ganz Besonderes. Ich stand als Spieler selbst schon mal im DFB-Pokalfinale, leider war ich damals verletzt. Es fühlt sich großartig an, im ausverkauften Olympiastadion unten auf dem Platz zu stehen. Die Ehrung war nochmal das i-Tüpfelchen dieses EM-Erfolgs. Von daher haben wir uns alle über die Gelegenheit gefreut, beim Pokalfinale dabei zu sein und fünf Minuten im Mittelpunkt zu stehen.

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