Wolfsburgs Schulz: "Wie ein Schwamm"

Die U 17-Juniorinnen des VfL Wolfsburg führen die Tabelle in der Staffel Nord/Nordost mit optimalen 24 Punkten und 24:0 Toren an. Am Samstag (ab 14 Uhr) steigt das Topspiel gegen den ersten Verfolger Hamburger SV (19 Zähler). Im DFB.de-Interview spricht VfL-Trainer Michael Schulz (38) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Spitzenspiel, Drachenboot-Fahrten und Saisonziele.

DFB.de: Die U 17-Juniorinnen des VfL Wolfsburg können bislang eine makellose Bilanz in der Meisterschaft vorweisen. Worauf führen Sie die positive Entwicklung zurück, Herr Schulz?

Michael Schulz: Wir haben vor Saisonbeginn zehn Spielerinnen von unserer eigenen U 15 in die U 17 hochgezogen. Die Mädels kennen sich schon gut, sind eingespielt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir schon seit Mitte März wieder zusammen trainieren durften. Während dieser Zeit wurden wir zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet, konnten so intensiv arbeiten und uns gut auf die neue Saison vorbereiten. Hinzu kam ein viertägiges Trainingslager, das wir zusammen mit unseren U 20-Frauen in der Sportschule Lastrup bezogen hatten. Für das Teambuilding hatten wir während der Vorbereitung auch eine Fahrt mit einem Drachenboot unternommen. Die Mannschaft ist zu einem eingeschworenen Haufen geworden.

DFB.de: Seit 2015 sind Sie bei den "Wölfinnen" tätig, haben als U 15-Trainer angefangen und viele Bereiche beim VfL durchlaufen. Wie sind Sie mit der Aufgabenfülle klargekommen?

Schulz: Das war nicht so einfach, weil ich damals noch im 150 Kilometer entfernten Lüneburg als Fachkraft in der Lagerlogistik gearbeitet hatte und ständig pendeln musste. Beim VfL wurde ich als Jugendkoordinator U 11 bis U 15 eingesetzt, war Spielerinnen-Scout. Außerdem war ich in der Ferienfußballschule als Trainer und einmal auch als Campleiter tätig. Für mich war dieses Engagement ein einmaliges Angebot. Deshalb habe ich die Strapazen sehr gerne in Kauf genommen.

DFB.de: Mittlerweile sind Sie hauptberuflich beim VfL Wolfsburg angestellt. Welche positiven Auswirkungen hat das auf Ihre Arbeit?

Schulz: Ich kann mich jetzt voll entfalten, was vorher in meiner beruflichen Doppelfunktion nicht so einfach war. Ich bin seit 2018 hauptberuflich als U 17-Trainer beschäftigt. Dazu leite ich jetzt auch fünf Mädchen-Fußball-AGs an vier Grundschulen und einem Gymnasium. Mein Fokus liegt jetzt ausschließlich auf Fußball, was allen Beteiligten zugutekommt. Sehr dankbar bin ich in diesem Zusammenhang unserer Nachwuchsleitung mit Maike Fricke und Steffen Beck, die mir das Vertrauen als U 17-Cheftrainer gegeben haben.

DFB.de: Ist es richtig, dass Sie beim VfL Wolfsburg auch Ihr privates Glück gefunden haben?

Schulz: Das stimmt. Unter dem ehemaligen VfL-Cheftrainer Stephan Lerch hatte ich ein Praktikum absolviert. Meine jetzige Frau Sarah spielte damals für die zweite Mannschaft. Im Sommer darauf hatte sie die U 11 übernommen und so haben wir uns bei Trainermeetings kennengelernt. Seit 2019 sind wir verheiratet.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Team: Was zeichnet die U 17-Juniorinnen in dieser Spielzeit aus?

Schulz: Der Teamgeist stimmt. Die Spielerinnen unternehmen auch neben dem Fußball viel zusammen. Ich achte darauf, dass möglichst alle Mädels ihre Einsatzzeiten bekommen, ändere fast jede Woche die Startaufstellung. Im Vordergrund steht bei uns schließlich die Ausbildung der Talente, nicht so sehr das Ergebnis. Deshalb rotiere ich sehr viel, gebe den Spielerinnen die Möglichkeit, sich zu entfalten. Wenn dann die sportlichen Erfolge noch hinzukommen, ist es umso besser. Einen großen Anteil an unseren Erfolgen hat aber auch das gesamte Team hinter dem Team. Dazu gehören mein Co Trainer Dennis Verloop, der beispielsweise für unsere gefährlichen Standardsituationen zuständig ist, Torwart-Trainerin Laura Engler, Teammanagerin Sarah Adolph sowie unsere Physios Muriel Bartel und Christine Meier. Der Cheftrainer alleine kann nicht allzu viel ausrichten, sondern ist immer auf sein gesamtes Team angewiesen.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Trainer- und Führungsstil bezeichnen?

Schulz: Die Mädels dürfen sich im Spiel und auch im Training Fehler erlauben, sollen immer mutig sein. Grundsätzlich bin ich eher der ruhige Trainertyp, der nur ganz selten laut wird. Ich habe immer ein offenes Ohr für die Spielerinnen. Wir können über alles reden, aber ich würde mich deshalb nicht als Kumpel bezeichnen.

DFB.de: Die U 17 des VfL Wolfsburg wurde vor den beiden Saisonabbrüchen wegen der Corona-Pandemie zweimal hintereinander Deutscher Meister. Was kann man von Ihrem Team in dieser Saison erwarten?

Schulz: Bei unseren beiden Titelgewinnen war ich noch Co-Trainer unter Holger Ringe. Damals war die individuelle Stärke der Spielerinnen vielleicht noch ein wenig größer, was aber auch immer mit den verschiedenen Jahrgängen zusammenhängt. Aktuell denken wir aber überhaupt nicht über die Deutsche Meisterschaft nach, weil wir uns erst am Anfang der Saison befinden. Damit können wir uns vielleicht im nächsten Frühjahr beschäftigen. Wir wollen in erster Linie die Spielerinnen vernünftig auf die U 20 vorbereiten.

DFB.de: Mit 14 Vereinen stellt die Staffel Nord/Nordost wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie in dieser Saison die meisten Mannschaften aller drei B-Juniorinnen-Bundesligen. Ist das eher ein Vor- oder Nachteil im Hinblick auf die wahrscheinliche Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.

Schulz: Schwer zu sagen. Für die Regeneration ist es nicht so gut. Denn wenn die Mädels mal im Verein ein freies Wochenende haben, sind viele von ihnen entweder für den DFB oder die Verbandsauswahl im Einsatz. Auf der anderen Seite geben mir mehr Spiele auch mehr Möglichkeiten, den Spielerinnen wertvolle Wettkampfpraxis zu verschaffen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Schulz: In den nächsten zwei oder drei Jahren strebe ich die A-Lizenz an. Wenn sich eines Tages für mich die Möglichkeit bietet, im Frauenfußball höherklassig tätig zu sein, wäre ich dann vorbereitet. Aktuell fühle ich mich in meiner Rolle aber pudelwohl. Mittelfristig kann ich mir diese Aufgabe aber durchaus vorstellen.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich an der Arbeit mit jungen Fußballerinnen?

Schulz: Die Spielerinnen hinterfragen viel, sind immer mit vollem Einsatz bei der Sache und saugen die Trainingsinhalte auf wie ein Schwamm. Die Mädels können Schule und Fußball sehr gut kombinieren, kommen von der Schulbank direkt zum Training und haben dennoch auf dem Gymnasium einen Notendurchschnitt von 2,5 oder noch besser. Ich bin ehrlich. Das hätte ich damals nicht hinbekommen. (lacht)

DFB.de: Am Samstag steht das Topspiel gegen den Hamburger SV an. Was für eine Partie erwarten Sie und was wollen Sie von Ihrem Team sehen?

Schulz: Es wird eine Partie auf Augenhöhe. Wir wollen mutig unser Spiel durchziehen und den HSV möglichst mit einem Dreier weiter auf Distanz halten.

[mspw]

Die U 17-Juniorinnen des VfL Wolfsburg führen die Tabelle in der Staffel Nord/Nordost mit optimalen 24 Punkten und 24:0 Toren an. Am Samstag (ab 14 Uhr) steigt das Topspiel gegen den ersten Verfolger Hamburger SV (19 Zähler). Im DFB.de-Interview spricht VfL-Trainer Michael Schulz (38) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Spitzenspiel, Drachenboot-Fahrten und Saisonziele.

DFB.de: Die U 17-Juniorinnen des VfL Wolfsburg können bislang eine makellose Bilanz in der Meisterschaft vorweisen. Worauf führen Sie die positive Entwicklung zurück, Herr Schulz?

Michael Schulz: Wir haben vor Saisonbeginn zehn Spielerinnen von unserer eigenen U 15 in die U 17 hochgezogen. Die Mädels kennen sich schon gut, sind eingespielt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir schon seit Mitte März wieder zusammen trainieren durften. Während dieser Zeit wurden wir zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet, konnten so intensiv arbeiten und uns gut auf die neue Saison vorbereiten. Hinzu kam ein viertägiges Trainingslager, das wir zusammen mit unseren U 20-Frauen in der Sportschule Lastrup bezogen hatten. Für das Teambuilding hatten wir während der Vorbereitung auch eine Fahrt mit einem Drachenboot unternommen. Die Mannschaft ist zu einem eingeschworenen Haufen geworden.

DFB.de: Seit 2015 sind Sie bei den "Wölfinnen" tätig, haben als U 15-Trainer angefangen und viele Bereiche beim VfL durchlaufen. Wie sind Sie mit der Aufgabenfülle klargekommen?

Schulz: Das war nicht so einfach, weil ich damals noch im 150 Kilometer entfernten Lüneburg als Fachkraft in der Lagerlogistik gearbeitet hatte und ständig pendeln musste. Beim VfL wurde ich als Jugendkoordinator U 11 bis U 15 eingesetzt, war Spielerinnen-Scout. Außerdem war ich in der Ferienfußballschule als Trainer und einmal auch als Campleiter tätig. Für mich war dieses Engagement ein einmaliges Angebot. Deshalb habe ich die Strapazen sehr gerne in Kauf genommen.

DFB.de: Mittlerweile sind Sie hauptberuflich beim VfL Wolfsburg angestellt. Welche positiven Auswirkungen hat das auf Ihre Arbeit?

Schulz: Ich kann mich jetzt voll entfalten, was vorher in meiner beruflichen Doppelfunktion nicht so einfach war. Ich bin seit 2018 hauptberuflich als U 17-Trainer beschäftigt. Dazu leite ich jetzt auch fünf Mädchen-Fußball-AGs an vier Grundschulen und einem Gymnasium. Mein Fokus liegt jetzt ausschließlich auf Fußball, was allen Beteiligten zugutekommt. Sehr dankbar bin ich in diesem Zusammenhang unserer Nachwuchsleitung mit Maike Fricke und Steffen Beck, die mir das Vertrauen als U 17-Cheftrainer gegeben haben.

DFB.de: Ist es richtig, dass Sie beim VfL Wolfsburg auch Ihr privates Glück gefunden haben?

Schulz: Das stimmt. Unter dem ehemaligen VfL-Cheftrainer Stephan Lerch hatte ich ein Praktikum absolviert. Meine jetzige Frau Sarah spielte damals für die zweite Mannschaft. Im Sommer darauf hatte sie die U 11 übernommen und so haben wir uns bei Trainermeetings kennengelernt. Seit 2019 sind wir verheiratet.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Team: Was zeichnet die U 17-Juniorinnen in dieser Spielzeit aus?

Schulz: Der Teamgeist stimmt. Die Spielerinnen unternehmen auch neben dem Fußball viel zusammen. Ich achte darauf, dass möglichst alle Mädels ihre Einsatzzeiten bekommen, ändere fast jede Woche die Startaufstellung. Im Vordergrund steht bei uns schließlich die Ausbildung der Talente, nicht so sehr das Ergebnis. Deshalb rotiere ich sehr viel, gebe den Spielerinnen die Möglichkeit, sich zu entfalten. Wenn dann die sportlichen Erfolge noch hinzukommen, ist es umso besser. Einen großen Anteil an unseren Erfolgen hat aber auch das gesamte Team hinter dem Team. Dazu gehören mein Co Trainer Dennis Verloop, der beispielsweise für unsere gefährlichen Standardsituationen zuständig ist, Torwart-Trainerin Laura Engler, Teammanagerin Sarah Adolph sowie unsere Physios Muriel Bartel und Christine Meier. Der Cheftrainer alleine kann nicht allzu viel ausrichten, sondern ist immer auf sein gesamtes Team angewiesen.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Trainer- und Führungsstil bezeichnen?

Schulz: Die Mädels dürfen sich im Spiel und auch im Training Fehler erlauben, sollen immer mutig sein. Grundsätzlich bin ich eher der ruhige Trainertyp, der nur ganz selten laut wird. Ich habe immer ein offenes Ohr für die Spielerinnen. Wir können über alles reden, aber ich würde mich deshalb nicht als Kumpel bezeichnen.

DFB.de: Die U 17 des VfL Wolfsburg wurde vor den beiden Saisonabbrüchen wegen der Corona-Pandemie zweimal hintereinander Deutscher Meister. Was kann man von Ihrem Team in dieser Saison erwarten?

Schulz: Bei unseren beiden Titelgewinnen war ich noch Co-Trainer unter Holger Ringe. Damals war die individuelle Stärke der Spielerinnen vielleicht noch ein wenig größer, was aber auch immer mit den verschiedenen Jahrgängen zusammenhängt. Aktuell denken wir aber überhaupt nicht über die Deutsche Meisterschaft nach, weil wir uns erst am Anfang der Saison befinden. Damit können wir uns vielleicht im nächsten Frühjahr beschäftigen. Wir wollen in erster Linie die Spielerinnen vernünftig auf die U 20 vorbereiten.

DFB.de: Mit 14 Vereinen stellt die Staffel Nord/Nordost wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie in dieser Saison die meisten Mannschaften aller drei B-Juniorinnen-Bundesligen. Ist das eher ein Vor- oder Nachteil im Hinblick auf die wahrscheinliche Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.

Schulz: Schwer zu sagen. Für die Regeneration ist es nicht so gut. Denn wenn die Mädels mal im Verein ein freies Wochenende haben, sind viele von ihnen entweder für den DFB oder die Verbandsauswahl im Einsatz. Auf der anderen Seite geben mir mehr Spiele auch mehr Möglichkeiten, den Spielerinnen wertvolle Wettkampfpraxis zu verschaffen.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Schulz: In den nächsten zwei oder drei Jahren strebe ich die A-Lizenz an. Wenn sich eines Tages für mich die Möglichkeit bietet, im Frauenfußball höherklassig tätig zu sein, wäre ich dann vorbereitet. Aktuell fühle ich mich in meiner Rolle aber pudelwohl. Mittelfristig kann ich mir diese Aufgabe aber durchaus vorstellen.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich an der Arbeit mit jungen Fußballerinnen?

Schulz: Die Spielerinnen hinterfragen viel, sind immer mit vollem Einsatz bei der Sache und saugen die Trainingsinhalte auf wie ein Schwamm. Die Mädels können Schule und Fußball sehr gut kombinieren, kommen von der Schulbank direkt zum Training und haben dennoch auf dem Gymnasium einen Notendurchschnitt von 2,5 oder noch besser. Ich bin ehrlich. Das hätte ich damals nicht hinbekommen. (lacht)

DFB.de: Am Samstag steht das Topspiel gegen den Hamburger SV an. Was für eine Partie erwarten Sie und was wollen Sie von Ihrem Team sehen?

Schulz: Es wird eine Partie auf Augenhöhe. Wir wollen mutig unser Spiel durchziehen und den HSV möglichst mit einem Dreier weiter auf Distanz halten.

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