Wolfsburgs Camilla Küver: "Als wäre ich schon viel länger hier"

Sechs Jahre kickte Camilla Küver (20) im Nachwuchs und im Frauenbereich für Eintracht Frankfurt. Seit Saisonbeginn steht die Verteidigerin beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Am Sonntag (ab 14 Uhr, live bei DAZN und MagentaSport) empfangen die zweitplatzierten "Wölfinnen" den Tabellendritten zum Highlightspiel der Google Pixel Frauen-Bundesliga in der Volkswagen Arena. Im DFB.de-Interview spricht Camilla Küver über das Wiedersehen.

DFB.de: Mal direkt gefragt: Treffen im Spitzenspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Ihrem Ex-Verein Eintracht Frankfurt zwei Meisterschaftsaspiranten in der Volkswagen Arena aufeinander, Frau Küver?

Camilla Küver: Das kann man so sagen, die aktuelle Tabellensituation gibt es bei nur vier Punkten Abstand zwischen Platz eins und drei auf jeden Fall her. Frankfurt hat sich sehr gut entwickelt, daher nehmen wir die Aufgabe selbstverständlich extrem ernst. Wir wollen die Meisterschaft gewinnen, ein Sieg gegen die Eintracht wäre ein wichtiger Schritt.

DFB.de: Nach dem Rückrundenauftakt trennen die beiden Teams nur noch drei Zähler. Wie sehr überrascht Sie das?

Küver: Ganz ehrlich: Ich schaue jetzt nicht ständig auf die Tabelle. Wir fokussieren uns vor allem auf unsere eigene Leistung. Klar, beim 1:1 in Leverkusen wollten wir definitiv mehr als ein Unentschieden erreichen. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir total dominant und hätten deutlich mehr als ein Tor erzielen können, nein müssen. Unter dem Strich standen wir am Ende jedoch mit nur einem Punkt da, dadurch konnte die Eintracht näher herankommen. Am Sonntag wollen wir den Abstand wieder vergrößern.

DFB.de: Die Eintracht war mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet, unter anderem mit dem 2:4 im Hinspiel gegen den VfL Wolfsburg. Seitdem sind die Frankfurterinnen in der Liga jedoch unbesiegt. Wie bewerten Sie die Entwicklung?

Küver: Die Serie ist vor allem deshalb beachtlich, weil das Team in dieser Saison erstmals in der Gruppenphase der Champions League dabei war und die Doppelbelastung offenbar sehr gut verkraftet hat. Wir werden 100 Prozent unseres Leistungsvermögens auf den Platz bringen müssen, um die Punkte in Wolfsburg zu behalten.

DFB.de: Sie stammen aus Hessen, waren schon im Nachwuchs für Frankfurt am Ball. Wie würden Sie Ihren Bezug zum Verein beschreiben? Gibt es noch viele Kontakte?

Küver: Ich bin in der Region aufgewachsen, habe sehr gerne für die Eintracht gespielt und viele Freundschaften geknüpft, die nach wie vor bestehen. Besonders gut verstehe ich mich beispielsweise mit den Torhüterinnen Cara Bösl und Hannah Johann. Kapitänin Tanja Pawollek, die leider wegen eines Kreuzbandrisses lange Zeit ausfallen wird, habe ich nach ihrer Operation erst kürzlich zu Hause besucht.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, den Klub im zurückliegenden Sommer zu verlassen?

Küver: Es war definitiv nicht einfach für mich. Ich hatte in Frankfurt einen guten Bezug zu den Leuten und habe mich sehr wohl gefühlt. Dennoch hat sich der Schritt für mich total richtig angefühlt.

DFB.de: Mit welchen persönlichen Erwartungen waren Sie zum VfL Wolfsburg gewechselt?

Küver: Grundsätzlich will ich mich auf möglichst hohem Niveau weiterentwickeln, kontinuierlich verbessern und mich dann - wie jede andere Spielerin auch - für Einsätze empfehlen. Durch meine Meniskusverletzung, die ich noch während der zurückliegenden Saison erlitten hatte, änderten sich jedoch zunächst die Prioritäten. Es ging in den ersten Monaten darum, die Reha so gut wie möglich zu absolvieren und mich langsam wieder heranzukämpfen. Ich habe mir deshalb auch keinen großen Druck gemacht.

DFB.de: Erst ab November konnten Sie aktiv in das Geschehen eingreifen. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus?

Küver: Es war eine super Sache für mich, dass ich noch vor der Winterpause zu ersten Einsätzen gekommen bin. Das war alles andere als selbstverständlich. Ich fühle mich total wohl in Wolfsburg und arbeite intensiv daran, dem Team bald noch besser helfen zu können.

DFB.de: Sind Sie grundsätzlich ein Typ, der sich in einer neuen Umgebung schnell zurechtfindet und integriert?

Küver: Es ist bislang auf jeden Fall alles sehr positiv verlaufen. Mannschaft und Verein haben es mir sehr leichtgemacht, in Wolfsburg anzukommen. Trotz meiner Verletzung habe ich mich sofort als Teil des Teams gefühlt. Es kommt mir vor, als wäre ich schon viel länger hier.

DFB.de: Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie zwischen den beiden Klubs festgestellt?

Küver: Auch wenn die Eintracht ebenfalls zu den Topvereinen in Deutschland gehört, merkt man doch, dass beim VfL Wolfsburg schon seit längerer Zeit auf diesem hohen Niveau gearbeitet wird. Die Strukturen und Rahmenbedingungen sind noch mal einen Tick professioneller, es wird noch intensiver auf die individuelle Entwicklung der Spielerinnen geachtet. Auf der anderen Seite ist der Verein nicht ganz so groß, deshalb geht es sehr familiär zu. Auch das gefällt mir.

DFB.de: Zurück zum Topspiel: Was bedeutet es dem Team, erstmals in dieser Saison in der Volkswagen Arena antreten zu dürfen?

Küver: Dass wir uns auf dieser großen Bühne vor so vielen Fans präsentieren dürfen, ist für jede Spielerin etwas Besonderes. Selbst ein solches Spitzenspiel fühlt sich dadurch noch ein wenig größer an als ohnehin schon.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die Partie für sich zu entscheiden?

Küver: Es wird vor allem darum gehen, an die gegen Leverkusen gezeigte Leistung anzuknüpfen, aber die Chancen besser zu nutzen. Wichtig wird auch sein, in der Defensive stabil zu stehen und dem Gegner so wenig Räume wie möglich zu gestatten. Wir haben allen Grund, selbstbewusst in das Spiel zu gehen. Wir sind nicht der Underdog. (lacht)

DFB.de: Die Eintracht war noch am Donnerstag im DFB-Pokal im Einsatz. Könnte das ein entscheidender Vorteil für den VfL sein?

Küver: Das glaube ich nicht. Frankfurt hat in den zurückliegenden Monaten Englische Wochen jeweils gut gemeistert.

DFB.de: Hat der unnötige Punktverlust in Leverkusen die Motivation noch gesteigert?

Küver: Definitiv. Wir wissen, woran es gelegen hat, und wollen es unbedingt besser machen. Drei Punkte sind das klare Ziel. Damit behalten wir den Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der eigenen Hand.

DFB.de: Würde es dann wieder auf einen Titelzweikampf mit dem FC Bayern München hinauslaufen?

Küver: Davon gehe ich aus. Wobei ich nicht glaube, dass es allein auf das direkte Duell im März ankommen wird. Vielmehr hat die Saison schon gezeigt, dass es in der Liga praktisch keine Selbstläufer mehr gibt. Es wird bis zum Ende spannend bleiben.

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Sechs Jahre kickte Camilla Küver (20) im Nachwuchs und im Frauenbereich für Eintracht Frankfurt. Seit Saisonbeginn steht die Verteidigerin beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Am Sonntag (ab 14 Uhr, live bei DAZN und MagentaSport) empfangen die zweitplatzierten "Wölfinnen" den Tabellendritten zum Highlightspiel der Google Pixel Frauen-Bundesliga in der Volkswagen Arena. Im DFB.de-Interview spricht Camilla Küver über das Wiedersehen.

DFB.de: Mal direkt gefragt: Treffen im Spitzenspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Ihrem Ex-Verein Eintracht Frankfurt zwei Meisterschaftsaspiranten in der Volkswagen Arena aufeinander, Frau Küver?

Camilla Küver: Das kann man so sagen, die aktuelle Tabellensituation gibt es bei nur vier Punkten Abstand zwischen Platz eins und drei auf jeden Fall her. Frankfurt hat sich sehr gut entwickelt, daher nehmen wir die Aufgabe selbstverständlich extrem ernst. Wir wollen die Meisterschaft gewinnen, ein Sieg gegen die Eintracht wäre ein wichtiger Schritt.

DFB.de: Nach dem Rückrundenauftakt trennen die beiden Teams nur noch drei Zähler. Wie sehr überrascht Sie das?

Küver: Ganz ehrlich: Ich schaue jetzt nicht ständig auf die Tabelle. Wir fokussieren uns vor allem auf unsere eigene Leistung. Klar, beim 1:1 in Leverkusen wollten wir definitiv mehr als ein Unentschieden erreichen. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir total dominant und hätten deutlich mehr als ein Tor erzielen können, nein müssen. Unter dem Strich standen wir am Ende jedoch mit nur einem Punkt da, dadurch konnte die Eintracht näher herankommen. Am Sonntag wollen wir den Abstand wieder vergrößern.

DFB.de: Die Eintracht war mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet, unter anderem mit dem 2:4 im Hinspiel gegen den VfL Wolfsburg. Seitdem sind die Frankfurterinnen in der Liga jedoch unbesiegt. Wie bewerten Sie die Entwicklung?

Küver: Die Serie ist vor allem deshalb beachtlich, weil das Team in dieser Saison erstmals in der Gruppenphase der Champions League dabei war und die Doppelbelastung offenbar sehr gut verkraftet hat. Wir werden 100 Prozent unseres Leistungsvermögens auf den Platz bringen müssen, um die Punkte in Wolfsburg zu behalten.

DFB.de: Sie stammen aus Hessen, waren schon im Nachwuchs für Frankfurt am Ball. Wie würden Sie Ihren Bezug zum Verein beschreiben? Gibt es noch viele Kontakte?

Küver: Ich bin in der Region aufgewachsen, habe sehr gerne für die Eintracht gespielt und viele Freundschaften geknüpft, die nach wie vor bestehen. Besonders gut verstehe ich mich beispielsweise mit den Torhüterinnen Cara Bösl und Hannah Johann. Kapitänin Tanja Pawollek, die leider wegen eines Kreuzbandrisses lange Zeit ausfallen wird, habe ich nach ihrer Operation erst kürzlich zu Hause besucht.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, den Klub im zurückliegenden Sommer zu verlassen?

Küver: Es war definitiv nicht einfach für mich. Ich hatte in Frankfurt einen guten Bezug zu den Leuten und habe mich sehr wohl gefühlt. Dennoch hat sich der Schritt für mich total richtig angefühlt.

DFB.de: Mit welchen persönlichen Erwartungen waren Sie zum VfL Wolfsburg gewechselt?

Küver: Grundsätzlich will ich mich auf möglichst hohem Niveau weiterentwickeln, kontinuierlich verbessern und mich dann - wie jede andere Spielerin auch - für Einsätze empfehlen. Durch meine Meniskusverletzung, die ich noch während der zurückliegenden Saison erlitten hatte, änderten sich jedoch zunächst die Prioritäten. Es ging in den ersten Monaten darum, die Reha so gut wie möglich zu absolvieren und mich langsam wieder heranzukämpfen. Ich habe mir deshalb auch keinen großen Druck gemacht.

DFB.de: Erst ab November konnten Sie aktiv in das Geschehen eingreifen. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus?

Küver: Es war eine super Sache für mich, dass ich noch vor der Winterpause zu ersten Einsätzen gekommen bin. Das war alles andere als selbstverständlich. Ich fühle mich total wohl in Wolfsburg und arbeite intensiv daran, dem Team bald noch besser helfen zu können.

DFB.de: Sind Sie grundsätzlich ein Typ, der sich in einer neuen Umgebung schnell zurechtfindet und integriert?

Küver: Es ist bislang auf jeden Fall alles sehr positiv verlaufen. Mannschaft und Verein haben es mir sehr leichtgemacht, in Wolfsburg anzukommen. Trotz meiner Verletzung habe ich mich sofort als Teil des Teams gefühlt. Es kommt mir vor, als wäre ich schon viel länger hier.

DFB.de: Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie zwischen den beiden Klubs festgestellt?

Küver: Auch wenn die Eintracht ebenfalls zu den Topvereinen in Deutschland gehört, merkt man doch, dass beim VfL Wolfsburg schon seit längerer Zeit auf diesem hohen Niveau gearbeitet wird. Die Strukturen und Rahmenbedingungen sind noch mal einen Tick professioneller, es wird noch intensiver auf die individuelle Entwicklung der Spielerinnen geachtet. Auf der anderen Seite ist der Verein nicht ganz so groß, deshalb geht es sehr familiär zu. Auch das gefällt mir.

DFB.de: Zurück zum Topspiel: Was bedeutet es dem Team, erstmals in dieser Saison in der Volkswagen Arena antreten zu dürfen?

Küver: Dass wir uns auf dieser großen Bühne vor so vielen Fans präsentieren dürfen, ist für jede Spielerin etwas Besonderes. Selbst ein solches Spitzenspiel fühlt sich dadurch noch ein wenig größer an als ohnehin schon.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die Partie für sich zu entscheiden?

Küver: Es wird vor allem darum gehen, an die gegen Leverkusen gezeigte Leistung anzuknüpfen, aber die Chancen besser zu nutzen. Wichtig wird auch sein, in der Defensive stabil zu stehen und dem Gegner so wenig Räume wie möglich zu gestatten. Wir haben allen Grund, selbstbewusst in das Spiel zu gehen. Wir sind nicht der Underdog. (lacht)

DFB.de: Die Eintracht war noch am Donnerstag im DFB-Pokal im Einsatz. Könnte das ein entscheidender Vorteil für den VfL sein?

Küver: Das glaube ich nicht. Frankfurt hat in den zurückliegenden Monaten Englische Wochen jeweils gut gemeistert.

DFB.de: Hat der unnötige Punktverlust in Leverkusen die Motivation noch gesteigert?

Küver: Definitiv. Wir wissen, woran es gelegen hat, und wollen es unbedingt besser machen. Drei Punkte sind das klare Ziel. Damit behalten wir den Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der eigenen Hand.

DFB.de: Würde es dann wieder auf einen Titelzweikampf mit dem FC Bayern München hinauslaufen?

Küver: Davon gehe ich aus. Wobei ich nicht glaube, dass es allein auf das direkte Duell im März ankommen wird. Vielmehr hat die Saison schon gezeigt, dass es in der Liga praktisch keine Selbstläufer mehr gibt. Es wird bis zum Ende spannend bleiben.

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