Wolfgang Niersbach: "Es sind alle Voraussetzungen geschaffen"

Für Wolfgang Niersbach sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schlussspurt im WM-Marathon geschaffen. Doch auf dem 42. und letzten Kilometer müsse man noch einmal alle Kräfte bündeln, um nicht doch noch auf die Nase zu fallen. "Insgesamt läuft es hervorragend. Aber man darf nie vergessen, dass die Organisation mit einem Marathonlauf zu vergleichen ist, der auch erst auf dem letzten Kilometer entschieden wird. Es wäre der größte Fehler, sich nach 41 Kilometern zurückzulehnen, denn auf dem letzten Kilometer müssen noch die entscheidenden Dinge passieren. Es sind aber alle Voraussetzungen geschaffen, über die Ziellinie zu gehen", sagte der Vize-Präsident des deutschen Organisations-Komitees im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst 183 Tage vor dem WM-Start in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli).

In Leipzig, wo am Freitagabend die WM-Gruppen ausgelost werden, wies Niersbach auf die Widrigkeiten hin, die den deutschen Organisatoren in den letzten Tagen noch einmal das Leben schwer machen könnten: "Nehmen wir den Bereich der Akkreditierung - beim FIFA Confederations Cup waren insgesamt 18.000 Personen akkreditiert, bei der WM werden es 250.000 sein. Dies muss organisatorisch gemeistert werden, es darf zu keinen langen Wartezeiten kommen."

Entscheidende Phase nach Bundesligaschluss

Entscheidend ist für Niersbach aber die Phase zwischen dem Bundesligaschluss am 13. Mai und dem WM-Start. "Es wird sich in dieser kurzen Zeit so viel in den zwölf WM-Stadien verändern, dass manche ihre eigene Arena nicht wiedererkennen werden. Denn unter anderem werden ein Großteil der Tribünen in Medienplätze verwandelt. Zudem werden in den Arenen insgesamt 30.000 temporäre Telefonanschlüsse verlegt. In den Stadien entstehen Bürolandschaften, Volunteer- und Ticketingcenter. Die entscheidenden Dinge passieren in den letzten vier Wochen. Dazu gehört auch die Dekoration, denn jede WM-Stadt erhält zum Beispiel ein eigenes Farbklima, jedes Stadion ein eigenes Bild", erläuterte der frühere DFB-Pressechef.

Dass es in diversen Bereichen noch zu Problemen kommen kann, sei durchaus möglich. "Man darf sich nie zu sicher sein. Das Thema Ticketing wird sicherlich bis fünf Minuten vor dem Anpfiff ein Thema sein", sagte der 55-Jährige und räumte zudem ein, dass auch die Sicherheit trotz aller Präventivmaßnahmen ein ganz heißes Eisen sei: "Wir werden alles tun, um einen größtmöglichen Sicherheitsstandard zu erreichen. Bei jedem Spiel werden je nach Arena zwischen 1200 und 1500 Ordner im Einsatz sein, das sind doppelt so viel wie bei einem normalen Länderspiel."

Zudem werde es zwei Eingangskontrollen, einen äußeren und einen inneren Sicherheitsring, geben. "Trotz dieses ausgeklügelten Systems gibt es aber keine Gewähr, dass so etwas wie jüngst in Hamburg nicht wieder passiert. Wenn wir zum Beispiel wollen, dass die berühmten holländischen Kapellen in den Stadien für Stimmung sorgen, dann befinden sich zwangsläufig auch Trommelstöcke im Stadion. Das ist halt der Preis dafür, dass wir eine offene WM in engen Stadien wollen. Es gibt keine totale Sicherheit", erklärte Niersbach.

Keine schlaflosen Nächte wegen Mängel

Dagegen bereiten die aufgetretenen Mängel an den WM-Arenen in Frankfurt, Nürnberg und Kaiserslautern Niersbach und seinen OK-Kollegen keine schlaflosen Nächte: "Wir dürfen das nicht dramatisieren. Das ist wie bei einem Hausbau, wo man am Ende feststellt, dass ein Fenster klemmt und man eben nochmal die ein oder andere kleine Veränderung vornehmen muss."

Keine Veränderung muss das WM-OK an seiner Etatplanung vornehmen, was Niersbach besonders herausstellt: "Es ist ein gewaltiges Rad, an dem wir drehen. Deshalb ist positiv herauszustellen, dass wir in unserem Kostenrahmen von 430 Millionen Euro bleiben werden, dass also von Anfang bis Ende mit dem gleichen Etat gearbeit wird, der ohne Steuergelder auskommt. So etwas hat es bei gleichartigen Veranstaltungen bislang wohl kaum gegeben."

Nun gelte es, in den nächsten Wochen und Monaten noch daran zu arbeiten, dass das Motto "Zu Gast bei Freunden" sich noch mehr in den Herzen der Deutschen festsetzt: "Von unserer Freundlichkeitsinitiative, mit der wir viele Dienstleister wie zum Bespiel Taxifahrer und Tankstellenpersonal auf die WM einstimmen wollen, erhoffe ich mir noch einen positiven Schub. Denn die atmosphärischen Dinge werden bei der WM eine große Rolle spielen." [sid]


[bild1]Für Wolfgang Niersbach sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schlussspurt im WM-Marathon geschaffen. Doch auf dem 42. und letzten Kilometer müsse man noch einmal alle Kräfte bündeln, um nicht doch noch auf die Nase zu fallen. "Insgesamt läuft es hervorragend. Aber man darf nie vergessen, dass die Organisation mit einem Marathonlauf zu vergleichen ist, der
auch erst auf dem letzten Kilometer entschieden wird. Es wäre der größte Fehler, sich nach 41 Kilometern zurückzulehnen, denn auf dem letzten Kilometer müssen noch die entscheidenden Dinge passieren. Es sind aber alle Voraussetzungen geschaffen, über die Ziellinie zu gehen", sagte der Vize-Präsident des deutschen
Organisations-Komitees im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst 183 Tage vor dem WM-Start in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli).



In Leipzig, wo am Freitagabend die WM-Gruppen ausgelost
werden, wies Niersbach auf die Widrigkeiten hin, die den deutschen Organisatoren in den letzten Tagen noch einmal das Leben schwer machen könnten: "Nehmen wir den Bereich der Akkreditierung - beim FIFA Confederations Cup waren insgesamt 18.000 Personen akkreditiert, bei der WM werden es 250.000 sein. Dies muss organisatorisch gemeistert werden, es darf zu keinen langen Wartezeiten kommen."



Entscheidende Phase nach Bundesligaschluss



Entscheidend ist für Niersbach aber die Phase zwischen dem
Bundesligaschluss am 13. Mai und dem WM-Start. "Es wird sich in
dieser kurzen Zeit so viel in den zwölf WM-Stadien verändern, dass manche ihre eigene Arena nicht wiedererkennen werden. Denn unter anderem werden ein Großteil der Tribünen in Medienplätze
verwandelt. Zudem werden in den Arenen insgesamt 30.000 temporäre Telefonanschlüsse verlegt. In den Stadien entstehen
Bürolandschaften, Volunteer- und Ticketingcenter. Die
entscheidenden Dinge passieren in den letzten vier Wochen. Dazu
gehört auch die Dekoration, denn jede WM-Stadt erhält zum Beispiel ein eigenes Farbklima, jedes Stadion ein eigenes Bild", erläuterte der frühere DFB-Pressechef.



Dass es in diversen Bereichen noch zu Problemen kommen kann,
sei durchaus möglich. "Man darf sich nie zu sicher sein. Das Thema Ticketing wird sicherlich bis fünf Minuten vor dem Anpfiff ein Thema sein", sagte der 55-Jährige und räumte zudem ein, dass auch die Sicherheit trotz aller Präventivmaßnahmen ein ganz heißes Eisen sei: "Wir werden alles tun, um einen größtmöglichen
Sicherheitsstandard zu erreichen. Bei jedem Spiel werden je nach
Arena zwischen 1200 und 1500 Ordner im Einsatz sein, das sind
doppelt so viel wie bei einem normalen Länderspiel."



Zudem werde es zwei Eingangskontrollen, einen äußeren und einen
inneren Sicherheitsring, geben. "Trotz dieses ausgeklügelten
Systems gibt es aber keine Gewähr, dass so etwas wie jüngst in
Hamburg nicht wieder passiert. Wenn wir zum Beispiel wollen, dass die berühmten holländischen Kapellen in den Stadien für Stimmung sorgen, dann befinden sich zwangsläufig auch Trommelstöcke im Stadion. Das ist halt der Preis dafür, dass wir eine offene WM in engen Stadien wollen. Es gibt keine totale Sicherheit", erklärte Niersbach.



Keine schlaflosen Nächte wegen Mängel



Dagegen bereiten die aufgetretenen Mängel an den WM-Arenen in
Frankfurt, Nürnberg und Kaiserslautern Niersbach und seinen
OK-Kollegen keine schlaflosen Nächte: "Wir dürfen das nicht
dramatisieren. Das ist wie bei einem Hausbau, wo man am Ende
feststellt, dass ein Fenster klemmt und man eben nochmal die ein
oder andere kleine Veränderung vornehmen muss."



Keine Veränderung muss das WM-OK an seiner Etatplanung
vornehmen, was Niersbach besonders herausstellt: "Es ist ein
gewaltiges Rad, an dem wir drehen. Deshalb ist positiv
herauszustellen, dass wir in unserem Kostenrahmen von 430 Millionen Euro bleiben werden, dass also von Anfang bis Ende mit dem gleichen Etat gearbeit wird, der ohne Steuergelder auskommt. So etwas hat es bei gleichartigen Veranstaltungen bislang wohl kaum gegeben."



Nun gelte es, in den nächsten Wochen und Monaten noch daran zu
arbeiten, dass das Motto "Zu Gast bei Freunden" sich noch mehr in den Herzen der Deutschen festsetzt: "Von unserer Freundlichkeitsinitiative, mit der wir viele Dienstleister wie zum Bespiel Taxifahrer und Tankstellenpersonal auf die WM einstimmen wollen, erhoffe ich mir noch einen positiven Schub. Denn die atmosphärischen Dinge werden bei der WM eine große Rolle spielen."