Wohlgemuth: "Wolfsburgs Anspruch, Spiel zu dominieren"

Die Nachwuchsabteilung des VfL Wolfsburg erlebte in den vergangenen Jahren einen Erfolg nach dem anderen. Zum vierten Male in Folge landeten die A-Junioren auf dem ersten Platz der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost. 2011 und 2013 klappte es sogar mit der Deutschen Meisterschaft. Ein Erfolg, den die Mannschaft von Trainer Dirk Kunert gerne wiederholen würde. Im Halbfinale trifft der VfL heute (ab 18 Uhr) auf Hannover 96.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs Nachwuchsleiter Fabian Wohlgemuth mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das brisante Niedersachsenderby, die Nachwuchsförderung des Vereins, das Scouting und die Beratung von Jugendspielern.

DFB.de: Herr Wohlgemuth, das Halbfinale gegen Hannover 96 steht an. Ist es ein psychologischer Vorteil, dass Ihre Mannschaft im Conti-Cup-Finale gerade erst gegen Hannover gewonnen hat?

Fabian Wohlgemuth: Wenn überhaupt, dann liegen die psychologischen Vorteile wohl auf Seiten unseres Kontrahenten. Hannover hatte zuletzt einen richtigen Lauf, der weder durch Hertha BSC noch durch Werder Bremen aufzuhalten war. Zweifelsohne haben wir unsere besonderen Qualitäten und gehen auch in diese Partie mit großer Zuversicht. Dies schließt jedoch ein, dass wir die Stärken des Gegners kennen und die beeindruckende Saisonleistung der Hannoveraner zu bewerten wissen.

DFB.de: Und was macht Ihre A-Junioren so erfolgreich?

Wohlgemuth: Wir haben über die Jahre ein gutes Konzept entwickelt, an dem sich unsere Spieler und unsere Ausbildungstrainer orientieren können. Wichtig ist, dass wir in Wolfsburg ein professionelles Leistungsumfeld anbieten und zugleich auch eine familiäre Stimmung gestalten, die unsere Spieler in ihrer Entwicklung unterstützt. Nur wer sich wohlfühlt, wer uns vertraut, kann den Spagat zwischen Schule und Fußball bewältigen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Unsere vier Pädagogen tragen ihren Teil dazu bei.

DFB.de: In der Endrunde der vorigen Saison lief Maximilian Arnold für Ihre A-Junioren auf, der auch damals schon in der Bundesliga erfolgreich war. Wer kann diesmal eine Führungsrolle übernehmen?

Wohlgemuth: Wir haben auch in unserem aktuellen Team einige Spieler, die in unserer Mannschaft Verantwortung übernehmen und viel Potenzial haben - wie Paul Seguin im zentralen Mittelfeld und unser Kapitän Moritz Sprenger in der Innenverteidigung. Beide trainieren bereits regelmäßig im Bundesligakader mit und sind langfristig an unseren Verein gebunden.



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Die Nachwuchsabteilung des VfL Wolfsburg erlebte in den vergangenen Jahren einen Erfolg nach dem anderen. Zum vierten Male in Folge landeten die A-Junioren auf dem ersten Platz der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost. 2011 und 2013 klappte es sogar mit der Deutschen Meisterschaft. Ein Erfolg, den die Mannschaft von Trainer Dirk Kunert gerne wiederholen würde. Im Halbfinale trifft der VfL heute (ab 18 Uhr) auf Hannover 96.

Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs Nachwuchsleiter Fabian Wohlgemuth mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das brisante Niedersachsenderby, die Nachwuchsförderung des Vereins, das Scouting und die Beratung von Jugendspielern.

DFB.de: Herr Wohlgemuth, das Halbfinale gegen Hannover 96 steht an. Ist es ein psychologischer Vorteil, dass Ihre Mannschaft im Conti-Cup-Finale gerade erst gegen Hannover gewonnen hat?

Fabian Wohlgemuth: Wenn überhaupt, dann liegen die psychologischen Vorteile wohl auf Seiten unseres Kontrahenten. Hannover hatte zuletzt einen richtigen Lauf, der weder durch Hertha BSC noch durch Werder Bremen aufzuhalten war. Zweifelsohne haben wir unsere besonderen Qualitäten und gehen auch in diese Partie mit großer Zuversicht. Dies schließt jedoch ein, dass wir die Stärken des Gegners kennen und die beeindruckende Saisonleistung der Hannoveraner zu bewerten wissen.

DFB.de: Und was macht Ihre A-Junioren so erfolgreich?

Wohlgemuth: Wir haben über die Jahre ein gutes Konzept entwickelt, an dem sich unsere Spieler und unsere Ausbildungstrainer orientieren können. Wichtig ist, dass wir in Wolfsburg ein professionelles Leistungsumfeld anbieten und zugleich auch eine familiäre Stimmung gestalten, die unsere Spieler in ihrer Entwicklung unterstützt. Nur wer sich wohlfühlt, wer uns vertraut, kann den Spagat zwischen Schule und Fußball bewältigen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Unsere vier Pädagogen tragen ihren Teil dazu bei.

DFB.de: In der Endrunde der vorigen Saison lief Maximilian Arnold für Ihre A-Junioren auf, der auch damals schon in der Bundesliga erfolgreich war. Wer kann diesmal eine Führungsrolle übernehmen?

Wohlgemuth: Wir haben auch in unserem aktuellen Team einige Spieler, die in unserer Mannschaft Verantwortung übernehmen und viel Potenzial haben - wie Paul Seguin im zentralen Mittelfeld und unser Kapitän Moritz Sprenger in der Innenverteidigung. Beide trainieren bereits regelmäßig im Bundesligakader mit und sind langfristig an unseren Verein gebunden.

DFB.de: In den meisten Leistungszentren gilt das Motto: Die Entwicklung der Talente ist wichtiger als der sportliche Erfolg der Jugendmannschaften. Inwiefern aber kann sportlicher Erfolg die Entwicklung unterstützen?

Wohlgemuth: Natürlich ist es unsere zentrale Aufgabe, die Spieler aus den Nachwuchsteams in unsere Bundesliga-Mannschaft zu steuern. Doch wenn man Siegertypen und starke Persönlichkeiten entwickeln möchte, muss man Gruppen zusammenstellen, die Erfolg haben. Nur wer ein starkes Team hat, kann auf dem Spielfeld agieren, statt nur zu reagieren. Deshalb stellen wir unsere Mannschaften auch in der Breite gut auf. Selbst wenn wir von Verletzungen betroffen sind, haben wir den Anspruch, das Spiel zu dominieren.

DFB.de: Der Erfolg Ihrer Nachwuchsarbeit ist unbestritten. HSV-Jugendtrainer Otto Addo bemerkte, sie hätten ein höheres Budget und würden von überall Spieler verpflichten. Inwiefern sind Ihre Erfolge auf Ihre finanziellen Möglichkeiten zurückzuführen?

Wohlgemuth: Es liegt in der Natur der Sache, dass in Hamburg ein weitaus größeres Potenzial an jungen Fußballern heranwächst als in einer eher kleinen Fußballwiege wie Wolfsburg. Der VfL muss das Talente-Scouting großräumiger gestalten. Doch wenn Eltern ihre 14- oder 15-jährigen Kinder in unsere Hände übergeben, werden - da können Sie sicher sein - niemals finanzielle Interessen den Ausschlag geben. Das Vertrauen in unser ganzheitliches Konzept, das nachweislich jahrelang funktioniert, wird immer das Entscheidende sein. Die Eltern, die uns selbstverständlich zuvor besuchen, die unsere Ausbilder zuvor kennenlernen, erleben, dass bei uns nichts dem Zufall überlassen wird, und dass ihre Kinder bei uns rundum gut aufgehoben sind.

DFB.de: Mit Maximilian Arnold und Robin Knoche sind zwei Ihrer Eigengewächse mittlerweile Stammspieler in Ihrer Profimannschaft. Inwiefern dient dies als Motivation für andere ?

Wohlgemuth: Klaus Allofs und Dieter Hecking sind in einer ganzheitlichen Art und Weise an unseren Ausbildungsfußball herangerückt. Und der Sprung gleich zweier Spieler aus dem Nachwuchs in die eigene Bundesliga-Mannschaft ist selbstverständlich ein wertvoller Antriebsmotor für alle anderen Junioren unseres Vereins. Auch unsere Ausbildungstrainer sind nunmehr noch motivierter, weil sie nun erleben, wie sehr es sich lohnt, die Jungs tagtäglich auszubilden.

DFB.de: Statistisch gesehen, werden nur die wenigsten Nachwuchsspieler aus den Leistungszentren später vom Fußball leben können. Was unterscheidet die, die es schaffen, von denen, die es nicht schaffen?

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Wohlgemuth: Eine interessante Erkenntnis für uns ist dieser Aufstieg von Knoche und Arnold. Warum ausgerechnet diese Beiden und nicht noch fünf oder sechs andere? Die Antwort ist: Knoche und Arnold sind intelligent, haben stets erkannt, welche Voraussetzungen sie beim VfL Wolfsburg erhalten haben, um den Spagat zwischen den schulischen Belastungen als Abiturienten und die Ausbildung zum Profi erfolgreich zu bewältigen. Knoche und Arnold waren im ersten Teil des Tages sehr gute Schüler, haben dann im Internat alle erdenklichen Hilfestellungen dankend angenommen und dabei erfahren, dass alles viel einfacher ist, wenn man bereit ist, sich helfen zu lassen. Und auf dem Fußballfeld war dann obendrein zu beobachten: Knoche und Arnold pflegten niemals selbstverliebt ihre Stärken, sondern sie haben niemals vergessen, wo sie sich Tag für Tag aufs neue verbessern müssen. Wer es sich bequem macht, wer unsere achtsame Begleitung als Komfortprogramm ansieht, der wird es nie im Leben schaffen, irgendwann mal auf 50 Bundesligaspiele zu kommen. 

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass junge Spieler dazu bereit sind, auf die üblichen Freizeitaktivitäten junger Menschen zu verzichten?

Wohlgemuth: Die Jungs haben einen so intensiven Alltag bei uns, der kaum Zeit lässt, um ins Kino oder ins Schwimmbad zu gehen. Die Entwicklung ist komplett auf Schule und Fußball ausgerichtet. Wir sind uns natürlich bewusst, dass es zu Überbelastungen kommen kann. Und deshalb bieten wir immer im Verbund unserer jeweiligen Gruppen gemeinsame Freizeitaktivitäten an. Und dabei ist unser Standort für eine positive Entwicklung durchaus ein Vorteil: In Wolfsburg lebt man sich schnell ein, die Stadt ist überschaubar, bietet dennoch genügend Möglichkeiten, aber strahlt zugleich auch die nötige Ruhe aus, die so in einer Großstadt nicht immer gegeben ist. 

DFB.de: Die meisten ambitionierten Jugendspieler haben heutzutage einen Berater. Ist das bei einem A-, B- oder sogar C-Jugendspieler Ihrer Meinung nach überhaupt sinnvoll?

Wohlgemuth: Für den VfL Wolfsburg kommen die ersten und einzigen relevanten Ansprechpartner nach wie vor aus dem Elternhaus. Ob und wann eine professionelle und kompetente Beratung benötigt wird, müssen dann in der Tat die Eltern und der Spieler entscheiden. Wir stehen für Aufklärung zur Verfügung, doch wir können niemandem verbieten, sich eine dritte Person an die Seite zu holen. Doch ich würde mich freuen, wenn es eine neutrale Anlaufstelle für Fußball-Eltern geben würde, beispielsweise beim DFB, bei der man sich über die Nachwuchsarbeit der Klubs und Leistungszentren informieren lassen kann.

DFB.de: Im Idealfall laufen die talentiertesten Nachwuchsspieler irgendwann im eigenen Bundesligateam auf. Das hat bei Ihnen nicht immer funktioniert. Julian Brandt trägt mittlerweile das Bundesligatrikot von Bayer Leverkusen, Torjäger Federico Palacios-Martinez wechselte zu RB Leipzig. Warum konnten Sie diese Talente nicht halten?

Wohlgemuth: Diese Jungs sind bei uns in der Tat mit ihren Leistungen in das Profifußballgeschäft hineingeprescht. Dabei hat der VfL Wolfsburg für sich entschieden, die Grenzen des wirtschaftlich Sinnvollen nicht zu durchbrechen. Wir wollen uns auch in unserem Vergütungsverhalten eine Moral bewahren.  

DFB.de: Letzte Frage: Seitdem die Meldung eines U 23-Teams nur noch freiwillig ist, wird vielfach über den Sinn einer zweiten Mannschaft diskutiert. Wie steht der VfL Wolfsburg dazu?

Wohlgemuth: Beim VfL ist man der gegenteiligen Meinung. Wir glauben, dass Talente nicht immer gleich mit 18, 19 Jahren auf höchstem Niveau agieren können und diese Zeit einfach noch brauchen. Deshalb werden wir weiterhin auch im U 23-Bereich als Ausbilder fungieren. Mit Pablo Thiam haben wir einen kompetenten Sportlichen Leiter dieser Mannschaft. Wir sind überzeugt, dass diese Bewährungs- und Entwicklungsplattform unseren Spielern gut tut.