Wörns: "Mir gefällt es, dominant zu spielen"

Vier Spiele im Jahr 2021, viermal blieb die deutsche U 20-Nationalmannschaft ungeschlagen. Den Oktober-Lehrgang schloss das Team von Christian Wörns mit einem überzeugenden Sieg gegen Rumänien ab. Im DFB.de-Interview spricht der Cheftrainer über die Hintergründe der kleinen Erfolgsserie.

DFB.de: Herr Wörns, hätten Sie es für möglich gehalten, dass das Spiel gegen Rumänien, nachdem es torlos in die Kabinen ging, noch mit 4:0 endet?

Christian Wörns: Die erste Halbzeit war wirklich zäh. Die Rumänen standen hinten drin und haben gekontert. Wir sind nicht so einfach durchgekommen. Gleichzeitig haben auch wir nichts zugelassen. In solchen Spielen musst du das 1:0 machen – das haben wir geschafft. Und dann das 2:0 nachgelegt. Mit dem dritten Tor war der Deckel drauf. Mit dem Endergebnis sind wir absolut happy.

DFB.de: Paul Nebel erzielte das 1:0 vom Elfmeterpunkt. Der Brustlöser?

Wörns: Ja, schon. Wir sind das ganze Spiel über angerannt. Die Lücke im letzten Drittel haben wir aber nicht so recht gefunden. Deswegen war es wichtig, dass Paul den Elfmeter verwandelt hat. Danach haben wir uns noch einige weitere Chancen herausgespielt und uns mit den Toren belohnt.

DFB.de: Dem zweiten deutschen Tor gingen eine schöne Kombination, aber auch eine Abseitsstellung voraus. Wie haben Sie die Situationen wahrgenommen?

Wörns: Wir kamen über rechts. Auf außen ist es ganz wichtig, nicht mit zwei Kontakten, sondern nur mit einem schnell in den Rücken der Abwehr zu kommen. Das war gut in der Szene. Die Abseitsstellung – geschenkt, wir nehmen das Tor so mit (lacht). Emilio Kehrer ist ein Arbeiter, das hat er sich verdient.

DFB.de: Die Vorentscheidung fiel nach einem Standard. Kenneth Schmidt köpfte eine Ecke ein.

Wörns: Für ihn freut es mich besonders. Kenneth performt bei uns immer. Er hat schon gegen Polen und in den beiden Partien im September super gespielt. Natürlich definiert er sich über die Defensivleistung. Mich freut, dass er die mit einem Tor gekrönt hat.

DFB.de: Nicht nur im Spiel gegen Rumänien, auch zuvor schon fiel die stabile Defensive auf. Legen Sie als ehemaliger Verteidiger darauf ein Hauptaugenmerk?

Wörns: Wir haben eine gute Struktur gegen den Ball. Dazu ist es wichtig, dass alle Spieler eine gute Mentalität haben. Auch die Offensiven machen das super mit. Dann ist es hinten einfacher. In allen vier Spielen der Saison haben wir kaum etwas zugelassen.

DFB.de: Dazu passt, dass Sie als Projektleiter das Defensivspielerprogramm für alle Juniorenteams entwickelt haben. Worauf achten Sie, wenn es ums Verteidigen geht?

Wörns: Auf die Details (lacht). Grundsätzlich gibt es verschiedene defensive Herausforderungen: Das Zweikampfverhalten im Eins-gegen-eins oder das Verhalten im Strafraum zum Beispiel. Daraus ergeben sich Anforderungen für die Spieler: an ihre Persönlichkeit, an die Athletik oder das individualtaktische und -technische Verhalten. Mir ist trotzdem wichtig zu betonen, dass es nichts nützt, nur in der Defensive gut zu sein. Wir wollen offensiv spielen.

DFB.de: Konnten Sie abseits der sicheren Defensive weitere Entwicklungen feststellen, die Ihre Spieler der Jahrgänge 2001 und 2002 schon genommen haben?

Wörns: Durchaus. Ein Beispiel aus dem Spiel gegen die Norweger, die wirklich gut waren. Obwohl sie den Ball gut laufen lassen, hatten wir 56 Prozent Ballbesitz. Wir waren dominant, das gefällt mir. Dann muss man sich weniger um die Defensive Gedanken machen (lacht). Insgesamt treten wir von Spiel zu Spiel variabler auf, spielen mit viel Ballbesitz und Mut nach vorne. Gegen Rumänien haben wir uns mit den Toren, die uns davor trotz einiger Chancen gegen die Tschechen und die Polen nicht glückten, belohnt.

DFB.de: Sie sprechen die Polen an. Wie war es, vor 12.000 Zuschauern zu spielen?

Wörns: Das war wieder ein ganz neues und doch altbekanntes Gefühl. Da war Stimmung drin. Wichtig ist, dass die Jungs diese Erfahrungen jetzt wieder machen. Sie kennen das aus dem Verein, sie spielen schließlich in den ersten drei Ligen – auch wenn sich ihre Einsatzzeiten manchmal in Grenzen halten. Deshalb ist es wichtig, dass sie bei uns Erfahrungen sammeln und sich entwickeln.

DFB.de: Im Vergleich zum Spiel in Polen haben Sie gegen die Rumänen gleich sieben Änderungen in der Startelf vorgenommen. Mit welchen Hintergedanken?

Wörns: Wir versuchen natürlich, alle spielen zu lassen. Dass das nicht immer geht, ist auch klar. Zwei, drei Spieler bleiben ein wenig auf der Strecke. Es tut mir immer ein bisschen leid – manchmal klappt es wegen der Position nicht, wirklich alle einzusetzen. Spielminuten auf dem Feld, auf internationalem Niveau: Das tut allen Spielern gut. Gerade in dieser Altersstufe im Übergangsbereich.

DFB.de: Im November geht es mit zwei Spielen gegen Frankreich und Portugal weiter. Wie verbringen Sie die Zeit bis dahin?

Wörns: Zuerst einmal machen wir uns an die Nachbereitung der beiden Spiele gegen Polen und Rumänien. Unsere Erkenntnisse legen wir den Jungs dann zu Beginn der Maßnahme im November dar. Außerdem haben wir wieder eine viertägige Trainertagung. Zusammen mit meinem Trainerteam scoute ich an den Wochenenden. Wir bereiten uns auf den nächsten Lehrgang vor, schauen Spiele von Frankreich und Portugal an.

DFB.de: Zwei Top-Nationen, die im November auf die U 20 warten.

Wörns: Absolut. Da wirst du nochmal anders gefordert. Die Franzosen haben wirklich gute Einzelspieler. Mal schauen, ob sie in Clairefontaine nur mit dem 2002er-Jahrgang antreten. In dem auch wir gute Jungs haben (schmunzelt).

DFB.de: Worauf kommt es in solchen Spielen an?

Wörns: Die Defensive ist die Basis. Es nützt nichts, zwei Tore zu schießen und hinten drei zu bekommen. Noch wichtiger ist mir, dass die Jungs eine gewisse Mentalität an den Tag legen, mit Herz und Leidenschaft spielen. Das ist elementar, wenn sie ihre Karriere erfolgreich bestreiten wollen. Das flößen wir ihnen bei jeder Maßnahme ein.

[jf]

Vier Spiele im Jahr 2021, viermal blieb die deutsche U 20-Nationalmannschaft ungeschlagen. Den Oktober-Lehrgang schloss das Team von Christian Wörns mit einem überzeugenden Sieg gegen Rumänien ab. Im DFB.de-Interview spricht der Cheftrainer über die Hintergründe der kleinen Erfolgsserie.

DFB.de: Herr Wörns, hätten Sie es für möglich gehalten, dass das Spiel gegen Rumänien, nachdem es torlos in die Kabinen ging, noch mit 4:0 endet?

Christian Wörns: Die erste Halbzeit war wirklich zäh. Die Rumänen standen hinten drin und haben gekontert. Wir sind nicht so einfach durchgekommen. Gleichzeitig haben auch wir nichts zugelassen. In solchen Spielen musst du das 1:0 machen – das haben wir geschafft. Und dann das 2:0 nachgelegt. Mit dem dritten Tor war der Deckel drauf. Mit dem Endergebnis sind wir absolut happy.

DFB.de: Paul Nebel erzielte das 1:0 vom Elfmeterpunkt. Der Brustlöser?

Wörns: Ja, schon. Wir sind das ganze Spiel über angerannt. Die Lücke im letzten Drittel haben wir aber nicht so recht gefunden. Deswegen war es wichtig, dass Paul den Elfmeter verwandelt hat. Danach haben wir uns noch einige weitere Chancen herausgespielt und uns mit den Toren belohnt.

DFB.de: Dem zweiten deutschen Tor gingen eine schöne Kombination, aber auch eine Abseitsstellung voraus. Wie haben Sie die Situationen wahrgenommen?

Wörns: Wir kamen über rechts. Auf außen ist es ganz wichtig, nicht mit zwei Kontakten, sondern nur mit einem schnell in den Rücken der Abwehr zu kommen. Das war gut in der Szene. Die Abseitsstellung – geschenkt, wir nehmen das Tor so mit (lacht). Emilio Kehrer ist ein Arbeiter, das hat er sich verdient.

DFB.de: Die Vorentscheidung fiel nach einem Standard. Kenneth Schmidt köpfte eine Ecke ein.

Wörns: Für ihn freut es mich besonders. Kenneth performt bei uns immer. Er hat schon gegen Polen und in den beiden Partien im September super gespielt. Natürlich definiert er sich über die Defensivleistung. Mich freut, dass er die mit einem Tor gekrönt hat.

DFB.de: Nicht nur im Spiel gegen Rumänien, auch zuvor schon fiel die stabile Defensive auf. Legen Sie als ehemaliger Verteidiger darauf ein Hauptaugenmerk?

Wörns: Wir haben eine gute Struktur gegen den Ball. Dazu ist es wichtig, dass alle Spieler eine gute Mentalität haben. Auch die Offensiven machen das super mit. Dann ist es hinten einfacher. In allen vier Spielen der Saison haben wir kaum etwas zugelassen.

DFB.de: Dazu passt, dass Sie als Projektleiter das Defensivspielerprogramm für alle Juniorenteams entwickelt haben. Worauf achten Sie, wenn es ums Verteidigen geht?

Wörns: Auf die Details (lacht). Grundsätzlich gibt es verschiedene defensive Herausforderungen: Das Zweikampfverhalten im Eins-gegen-eins oder das Verhalten im Strafraum zum Beispiel. Daraus ergeben sich Anforderungen für die Spieler: an ihre Persönlichkeit, an die Athletik oder das individualtaktische und -technische Verhalten. Mir ist trotzdem wichtig zu betonen, dass es nichts nützt, nur in der Defensive gut zu sein. Wir wollen offensiv spielen.

DFB.de: Konnten Sie abseits der sicheren Defensive weitere Entwicklungen feststellen, die Ihre Spieler der Jahrgänge 2001 und 2002 schon genommen haben?

Wörns: Durchaus. Ein Beispiel aus dem Spiel gegen die Norweger, die wirklich gut waren. Obwohl sie den Ball gut laufen lassen, hatten wir 56 Prozent Ballbesitz. Wir waren dominant, das gefällt mir. Dann muss man sich weniger um die Defensive Gedanken machen (lacht). Insgesamt treten wir von Spiel zu Spiel variabler auf, spielen mit viel Ballbesitz und Mut nach vorne. Gegen Rumänien haben wir uns mit den Toren, die uns davor trotz einiger Chancen gegen die Tschechen und die Polen nicht glückten, belohnt.

DFB.de: Sie sprechen die Polen an. Wie war es, vor 12.000 Zuschauern zu spielen?

Wörns: Das war wieder ein ganz neues und doch altbekanntes Gefühl. Da war Stimmung drin. Wichtig ist, dass die Jungs diese Erfahrungen jetzt wieder machen. Sie kennen das aus dem Verein, sie spielen schließlich in den ersten drei Ligen – auch wenn sich ihre Einsatzzeiten manchmal in Grenzen halten. Deshalb ist es wichtig, dass sie bei uns Erfahrungen sammeln und sich entwickeln.

DFB.de: Im Vergleich zum Spiel in Polen haben Sie gegen die Rumänen gleich sieben Änderungen in der Startelf vorgenommen. Mit welchen Hintergedanken?

Wörns: Wir versuchen natürlich, alle spielen zu lassen. Dass das nicht immer geht, ist auch klar. Zwei, drei Spieler bleiben ein wenig auf der Strecke. Es tut mir immer ein bisschen leid – manchmal klappt es wegen der Position nicht, wirklich alle einzusetzen. Spielminuten auf dem Feld, auf internationalem Niveau: Das tut allen Spielern gut. Gerade in dieser Altersstufe im Übergangsbereich.

DFB.de: Im November geht es mit zwei Spielen gegen Frankreich und Portugal weiter. Wie verbringen Sie die Zeit bis dahin?

Wörns: Zuerst einmal machen wir uns an die Nachbereitung der beiden Spiele gegen Polen und Rumänien. Unsere Erkenntnisse legen wir den Jungs dann zu Beginn der Maßnahme im November dar. Außerdem haben wir wieder eine viertägige Trainertagung. Zusammen mit meinem Trainerteam scoute ich an den Wochenenden. Wir bereiten uns auf den nächsten Lehrgang vor, schauen Spiele von Frankreich und Portugal an.

DFB.de: Zwei Top-Nationen, die im November auf die U 20 warten.

Wörns: Absolut. Da wirst du nochmal anders gefordert. Die Franzosen haben wirklich gute Einzelspieler. Mal schauen, ob sie in Clairefontaine nur mit dem 2002er-Jahrgang antreten. In dem auch wir gute Jungs haben (schmunzelt).

DFB.de: Worauf kommt es in solchen Spielen an?

Wörns: Die Defensive ist die Basis. Es nützt nichts, zwei Tore zu schießen und hinten drei zu bekommen. Noch wichtiger ist mir, dass die Jungs eine gewisse Mentalität an den Tag legen, mit Herz und Leidenschaft spielen. Das ist elementar, wenn sie ihre Karriere erfolgreich bestreiten wollen. Das flößen wir ihnen bei jeder Maßnahme ein.

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