Wörns: "Die Jungs haben ihre Qualität und Mentalität gezeigt"

Vier Punkte aus zwei Länderspielen, den ersten seit Oktober 2020. Christian Wörns analysiert im DFB.de-Interview mit Redakteur Jan Fedra die Partien gegen Tschechien und Norwegen. Zudem erklärt der U 20-Cheftrainer, worauf es im sogenannten Übergangsbereich ankommt.

DFB.de: Herr Wörns, die erste Länderspielphase liegt hinter der neuformierten U 20-Nationalmannschaft. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Christian Wörns: Beide Spiele waren sehr gut, insgesamt hat mir das Auftreten der Mannschaft gefallen. Schade, dass wir das zweite Spiel gegen Norwegen nicht gewinnen konnten. Da wäre mehr drin gewesen - mit der gezeigten Leistung hätten wir uns den Sieg verdient. Inhaltlich war die komplette Maßnahme top.

DFB.de: Die Mannschaft hat also auf dem Platz geliefert und daneben zusammengefunden?

Wörns: Genau. Die Jungs hatten Spaß. Sie haben sich gefreut, dass endlich wieder Länderspiele stattgefunden haben. Das hat man den ganzen Lehrgang über gemerkt. Die Vorfreude war von Tag eins an spürbar. Als es auf die Spiele zuging, kam eine gewisse Anspannung dazu. Es war schließlich das erste Mal, dass die Jahrgänge 2001 und 2002 zusammengespielt haben. Die Jungs kannten sich davor noch nicht näher. Nach den gemeinsamen Tagen kann ich sagen, dass das alles harmonisch ablief.

DFB.de: Die Spieler kommen aus zwei Jahrgängen und 18 unterschiedlichen Vereinen. Sie waren zehn Tage gemeinsam beim Lehrgang. Kann sich so schnell ein Teamspirit entwickeln?

Wörns: Ja, auf jeden Fall. Das habe ich gespürt. Die Jungs haben sich unterhalten, sie haben zusammen gelacht. Momente der Stille, die manchmal vorkommen, wenn Gruppen neu zusammenkommen, gab es überhaupt nicht. (lacht) Auch wenn der eine oder andere, wie Jamie Lawrence oder Merlin Röhl, noch nicht so viele Länderspiele gemacht hat, kennt der Großteil die Abläufe von den anderen U-Nationalmannschaften bereits.

DFB.de: Sie begleiten die 2002 geborenen Spieler schon seit zwei Jahren, waren seit der U 18 ihr Coach. Hielten die gemeinsamen Tage jetzt dennoch Überraschungen für Sie parat - auf oder neben dem Platz? 

Wörns: Dadurch, dass wir den 2001er-Jahrgang vor allem aus Spielbeobachtungen, aber noch nicht aus dem Training kannten, war der erste gemeinsame Lehrgang schon eine kleine Wundertüte. (lacht) Jetzt kennen wir alle noch genauer, zumal man im Training oft noch mehr sieht als im Spiel. Was ihre Positionen angeht, wussten wir natürlich schon im Vorfeld über die Jungs Bescheid. So haben wir dann auch auf- und den Kader zusammengestellt.

DFB.de: Haben einzelne Spieler, vielleicht auch körperlich, in den vergangenen, länderspiellosen Monaten einen Entwicklungssprung machen können?

Wörns: Ja, das schon. Es tut sich viel in den zwei Jahren von der U 18 bis zur U 20, und wir hatten die Jungs jetzt fast ein Jahr lang nicht bei uns. Manche haben eine positive Entwicklung in der Persönlichkeit genommen, sind noch professioneller geworden. Andere werden athletischer. Das ist kein Jugendfußball mehr, das ist Herrenfußball. Die Jungs haben das verstanden, sie haben ihre Qualität und Mentalität gezeigt.

DFB.de: Worauf kommt es in der Altersstufe der U 20 besonders an?

Wörns: Spielpraxis ist ein ganz wichtiges Thema. Das schnelle Heranführen an die Profimannschaft: im Optimalfall über Spiele oder über das Mittrainieren oben. Auch wenn das nicht der Anspruch der Jungs ist, auch mal über Spiele in der zweiten Mannschaft. Da geht es um die Wettkampfhärte. Die 3. Liga oder die Regionalliga bei Freiburg, Dortmund oder im vergangenen Jahr bei Bayern München sind super Ligen für junge Spieler, um sich zu entwickeln. Das ist Profifußball.

DFB.de: Blicken wir etwas detaillierter auf die beiden Länderspiele. In Tschechien belohnte sich Ihre Mannschaft in Hälfte zwei mit zwei Toren. Was hat Ihnen an dem Auftritt gefallen?

Wörns: Die Tschechen haben ganz anders als die Norweger gespielt. Bei den vielen langen Bällen haben wir hinten gut gestanden, haben die Kopfballduelle und zweiten Bälle gewonnen. Nach vorne haben wir immer wieder versucht, Fußball zu spielen, uns Chancen herauszuarbeiten. Das hat wirklich gut geklappt.

DFB.de: Sie sprechen Norwegen schon an. Das erste Heimspiel des Jahres wurde live im TV übertragen und endete mit einem Remis. Wie bewerten Sie diese Partie?

Wörns: Wir wussten schon vorher, dass die Norweger Fußball spielen wollen. Sie haben gute Einzelspieler in ihren Reihen. Damit hatten wir in der ersten Viertelstunde unsere Probleme. Gerade im Zentrum hatten wir nicht den Zugriff, wie wir uns das vorstellen. Danach haben wir uns die Norweger aber zurechtgelegt. Wir waren über 70 Minuten die dominante Mannschaft.

DFB.de: Ansgar Knauff traf den Pfosten, auf der anderen Seite gab es einen Strafstoß…

Wörns: Wir hätten das 2:0 nachlegen müssen, fangen uns stattdessen durch den Elfmeter das 1:1. Das hat nicht zu der tollen Leistung der Jungs gepasst. Wir hatten vorher schon zwei-, dreimal die Chance, den Sack zuzumachen. Der Siegeswille war da.

DFB.de: Bleibt der Blick voraus. Zwei Lehrgänge mit jeweils zwei Länderspielen stehen für dieses Jahr noch im Kalender. Wie nutzen Sie die Zeit bis dahin?

Wörns: Ich selbst halte zum Beispiel Fortbildungen. Im Trainerteam bereiten wir uns auf die nächsten Gegner Polen und Rumänien vor. Wir sprechen über die personelle Ausrichtung und scouten natürlich viel. In der Hoffnung, dass unsere Jungs möglichst viel Spielpraxis sammeln. Das ist - Gott sei Dank - wieder unser Alltag.

[jf]

Vier Punkte aus zwei Länderspielen, den ersten seit Oktober 2020. Christian Wörns analysiert im DFB.de-Interview mit Redakteur Jan Fedra die Partien gegen Tschechien und Norwegen. Zudem erklärt der U 20-Cheftrainer, worauf es im sogenannten Übergangsbereich ankommt.

DFB.de: Herr Wörns, die erste Länderspielphase liegt hinter der neuformierten U 20-Nationalmannschaft. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Christian Wörns: Beide Spiele waren sehr gut, insgesamt hat mir das Auftreten der Mannschaft gefallen. Schade, dass wir das zweite Spiel gegen Norwegen nicht gewinnen konnten. Da wäre mehr drin gewesen - mit der gezeigten Leistung hätten wir uns den Sieg verdient. Inhaltlich war die komplette Maßnahme top.

DFB.de: Die Mannschaft hat also auf dem Platz geliefert und daneben zusammengefunden?

Wörns: Genau. Die Jungs hatten Spaß. Sie haben sich gefreut, dass endlich wieder Länderspiele stattgefunden haben. Das hat man den ganzen Lehrgang über gemerkt. Die Vorfreude war von Tag eins an spürbar. Als es auf die Spiele zuging, kam eine gewisse Anspannung dazu. Es war schließlich das erste Mal, dass die Jahrgänge 2001 und 2002 zusammengespielt haben. Die Jungs kannten sich davor noch nicht näher. Nach den gemeinsamen Tagen kann ich sagen, dass das alles harmonisch ablief.

DFB.de: Die Spieler kommen aus zwei Jahrgängen und 18 unterschiedlichen Vereinen. Sie waren zehn Tage gemeinsam beim Lehrgang. Kann sich so schnell ein Teamspirit entwickeln?

Wörns: Ja, auf jeden Fall. Das habe ich gespürt. Die Jungs haben sich unterhalten, sie haben zusammen gelacht. Momente der Stille, die manchmal vorkommen, wenn Gruppen neu zusammenkommen, gab es überhaupt nicht. (lacht) Auch wenn der eine oder andere, wie Jamie Lawrence oder Merlin Röhl, noch nicht so viele Länderspiele gemacht hat, kennt der Großteil die Abläufe von den anderen U-Nationalmannschaften bereits.

DFB.de: Sie begleiten die 2002 geborenen Spieler schon seit zwei Jahren, waren seit der U 18 ihr Coach. Hielten die gemeinsamen Tage jetzt dennoch Überraschungen für Sie parat - auf oder neben dem Platz? 

Wörns: Dadurch, dass wir den 2001er-Jahrgang vor allem aus Spielbeobachtungen, aber noch nicht aus dem Training kannten, war der erste gemeinsame Lehrgang schon eine kleine Wundertüte. (lacht) Jetzt kennen wir alle noch genauer, zumal man im Training oft noch mehr sieht als im Spiel. Was ihre Positionen angeht, wussten wir natürlich schon im Vorfeld über die Jungs Bescheid. So haben wir dann auch auf- und den Kader zusammengestellt.

DFB.de: Haben einzelne Spieler, vielleicht auch körperlich, in den vergangenen, länderspiellosen Monaten einen Entwicklungssprung machen können?

Wörns: Ja, das schon. Es tut sich viel in den zwei Jahren von der U 18 bis zur U 20, und wir hatten die Jungs jetzt fast ein Jahr lang nicht bei uns. Manche haben eine positive Entwicklung in der Persönlichkeit genommen, sind noch professioneller geworden. Andere werden athletischer. Das ist kein Jugendfußball mehr, das ist Herrenfußball. Die Jungs haben das verstanden, sie haben ihre Qualität und Mentalität gezeigt.

DFB.de: Worauf kommt es in der Altersstufe der U 20 besonders an?

Wörns: Spielpraxis ist ein ganz wichtiges Thema. Das schnelle Heranführen an die Profimannschaft: im Optimalfall über Spiele oder über das Mittrainieren oben. Auch wenn das nicht der Anspruch der Jungs ist, auch mal über Spiele in der zweiten Mannschaft. Da geht es um die Wettkampfhärte. Die 3. Liga oder die Regionalliga bei Freiburg, Dortmund oder im vergangenen Jahr bei Bayern München sind super Ligen für junge Spieler, um sich zu entwickeln. Das ist Profifußball.

DFB.de: Blicken wir etwas detaillierter auf die beiden Länderspiele. In Tschechien belohnte sich Ihre Mannschaft in Hälfte zwei mit zwei Toren. Was hat Ihnen an dem Auftritt gefallen?

Wörns: Die Tschechen haben ganz anders als die Norweger gespielt. Bei den vielen langen Bällen haben wir hinten gut gestanden, haben die Kopfballduelle und zweiten Bälle gewonnen. Nach vorne haben wir immer wieder versucht, Fußball zu spielen, uns Chancen herauszuarbeiten. Das hat wirklich gut geklappt.

DFB.de: Sie sprechen Norwegen schon an. Das erste Heimspiel des Jahres wurde live im TV übertragen und endete mit einem Remis. Wie bewerten Sie diese Partie?

Wörns: Wir wussten schon vorher, dass die Norweger Fußball spielen wollen. Sie haben gute Einzelspieler in ihren Reihen. Damit hatten wir in der ersten Viertelstunde unsere Probleme. Gerade im Zentrum hatten wir nicht den Zugriff, wie wir uns das vorstellen. Danach haben wir uns die Norweger aber zurechtgelegt. Wir waren über 70 Minuten die dominante Mannschaft.

DFB.de: Ansgar Knauff traf den Pfosten, auf der anderen Seite gab es einen Strafstoß…

Wörns: Wir hätten das 2:0 nachlegen müssen, fangen uns stattdessen durch den Elfmeter das 1:1. Das hat nicht zu der tollen Leistung der Jungs gepasst. Wir hatten vorher schon zwei-, dreimal die Chance, den Sack zuzumachen. Der Siegeswille war da.

DFB.de: Bleibt der Blick voraus. Zwei Lehrgänge mit jeweils zwei Länderspielen stehen für dieses Jahr noch im Kalender. Wie nutzen Sie die Zeit bis dahin?

Wörns: Ich selbst halte zum Beispiel Fortbildungen. Im Trainerteam bereiten wir uns auf die nächsten Gegner Polen und Rumänien vor. Wir sprechen über die personelle Ausrichtung und scouten natürlich viel. In der Hoffnung, dass unsere Jungs möglichst viel Spielpraxis sammeln. Das ist - Gott sei Dank - wieder unser Alltag.

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