Wölfe-Trainer Wimmer: "Ich lebe vor, immer gewinnen zu wollen"

Seit Saisonbeginn trainiert Christian Wimmer (35) die U 19 des VfL Wolfsburg, traditionell ein Titelkandidat in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga. Diesmal überwintern die "Wölfe" jedoch nicht an der Spitze, sondern am Tabellenende. Im DFB.de-Interview spricht Christian Wimmer mit Mitarbeiter Ralf Debat auch über seine eigenen Ausbildungen beim FC Bayern München und zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie pausiert die A-Junioren-Bundesliga mindestens bis zum Beginn des neuen Jahres. Wie nutzen Sie diese Zeit, Herr Wimmer?

Christian Wimmer: Zunächst einmal halten wir uns selbstverständlich an sämtliche behördlichen Vorgaben zur Eindämmung des Coronavirus. In den Trainingseinheiten, die wir mit einer Sondergenehmigung absolvieren dürfen, steht die Ausbildung der einzelnen Spieler noch mehr im Vordergrund als sonst ohnehin schon.

DFB.de: Welche Trainingsinhalte sind aktuell möglich?

Wimmer: Wir versuchen, während der Einheiten sämtliche Ausbildungsinhalte von den Jungs einzufordern und abzurufen. Dabei geht es um die körperliche Fitness, aber auch um Technik, Taktik und Koordination. Was wegfällt, ist die spezielle Wettkampfvorbereitung. Dafür bauen wir Challenges in den Trainingsbetrieb ein. Außerdem finden einzelne Trainingsspiele statt, entweder innerhalb des Teams, gegen unsere U 17 oder die U 23.

DFB.de: Helfen Ihnen die Erfahrungen vom ersten Lockdown im Frühjahr?

Wimmer: Wir alle haben gelernt, dass in dieser schwierigen Zeit sehr viel Flexibilität und Verständnis notwendig sind. Von daher gehen alle verantwortungsvoll mit der Situation um. Es ist aber auch klar, dass von einem normalen Rhythmus keine Rede sein kann.

DFB.de: Durch die Aussetzung des Spielbetriebs muss die U 19 des VfL Wolfsburg, die in der Staffel Nord/Nordost eigentlich traditionell zu den Titelkandidaten gehört, auf dem letzten Tabellenplatz überwintern. Mal ehrlich: Wie sehr schmerzt der Blick auf die Tabelle?

Wimmer: Sie können sich kaum vorstellen, wie viele Nachrichten ich mit dem Tenor bekomme: Was ist denn bei Euch los? Und es ist auch klar, dass es nicht unser und auch nicht mein Anspruch ist, am Ende der Tabelle zu stehen. Zum einen hat unser bisheriges Abschneiden jedoch einige handfeste Gründe. Zum anderen steht bei uns - wie es in sämtlichen Nachwuchsleistungszentren der Fall sein sollte - nicht das sportliche Abschneiden des Teams im Mittelpunkt, sondern die Entwicklung der einzelnen Talente. Und da sehe ich definitiv eine positive Tendenz.

DFB.de: Nach vier absolvierten Begegnungen steht erst ein Punkt zu Buche. Was sind denn die wesentlichen Gründe für den missglückten Saisonstart?

Wimmer: Es war uns von Beginn an klar, dass es einige Anlaufprobleme und Schwierigkeiten geben könnte. Wir schicken regelmäßig Spieler aus unserer Mannschaft zur U 23, um sie dort noch früher und besser fördern zu können. Gleichzeitig hat das jedoch zur Folge, dass bei uns viele jüngere Spieler schon Rollen übernehmen, in die sie erst hineinwachsen müssen. Hinzu kam ein äußerst schwieriges Auftaktprogramm mit Topspielen gegen den SV Werder Bremen, RB Leipzig und den Hamburger SV. Zumindest gegen Bremen und Leipzig haben die Jungs sehr gute Spiele abgeliefert und jeweils sehr unglücklich verloren. Gegen den HSV und auch beim Unentschieden gegen den FC Viktoria Berlin haben uns unter anderem individuelle Fehler bessere Ergebnisse gekostet. Wir wissen also, woran es liegt, und arbeiten intensiv daran, uns weiter zu verbessern und dann im neuen Jahr auch bessere Ergebnisse zu erzielen.

DFB.de: An welchen Stellschrauben wollen Sie während der Punktspielpause drehen?

Wimmer: Da gibt es nicht den einzelnen Punkt, dazu gehören zahlreiche Bausteine. Fakt ist, dass wir uns in den bisherigen Ligaspielen nicht für unseren großen Aufwand belohnt haben. An unserer Effektivität müssen wir also definitiv arbeiten. Auch unser Positionsspiel können wir beispielsweise verbessern.

DFB.de: Gespielt wird in dieser Saison wegen der coronabedingten Aufstockung der A-Junioren-Bundesliga ohnehin nur eine einfache Runde. Müssen Sie auch deshalb damit rechnen, dass es im neuen Jahr zunächst einmal darum gehen wird, die Gefahrenzone zu verlassen?

Wimmer: Es sind insgesamt weniger Spiele, klar. Die Situation kommt für uns aber auch nicht komplett überraschend. Mit so vielen Jungjahrgängen konnten wir nicht davon ausgehen, die Liga zu dominieren. Da uns die bisherigen Führungsspieler des Jahrgangs fehlen, musste sich das Team erst neu sortieren und benötigte auch eine besondere Ansprache. Als Trainer lebe ich vor, immer gewinnen zu wollen: im Training und im im Wettkampf. Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, dass sich im neuen Jahr die positive Entwicklung auch in den Ergebnissen widerspiegeln wird.

DFB.de: Wäre das Ausbildungskonzept bei einem möglichen Abstieg gefährdet?

Wimmer: Ich bin mir sicher, dass wir nicht absteigen werden. Und für die weitere Entwicklung im nächsten Jahr kann sich unser jetziger Prozess noch als großer Vorteil herausstellen. Denn fast alle Spieler können noch eine Saison für die U 19 spielen und werden davon profitieren, schon einige schwierige Situationen gemeistert zu haben.

DFB.de: Trotz Ihrer erst 35 Jahre verfügen Sie bereits über mehr als zehn Jahre Trainererfahrung. Warum endete Ihre aktive Laufbahn bereits mit 24?

Wimmer: Nach einem Riss der Patellasehne und einem Knorpelschaden im Knie, die ich während meiner Zeit beim Hamburger SV erlitten hatte, musste ich einsehen, dass ich Sportinvalide war.

DFB.de: Wie nah waren Sie denn dran an der Bundesliga?

Wimmer: Als zentraler Mittelfeldspieler hatte ich zu meiner Zeit beim HSV herausragende Könner wie Zé Roberto, Piotr Trochowski oder Rafael van der Vaart vor mir. Da war es schon schwer für mich. Ich trauere dem aber nicht hinterher, sondern habe mich damals schnell entschieden, die Trainerlaufbahn einzuschlagen.

DFB.de: Sie wurden selbst im Nachwuchsbereich beim FC Bayern München ausgebildet, unter anderem zusammen mit dem späteren Weltmeister Bastian Schweinsteiger. Wie groß sind die Unterschiede zu Ihrer jetzigen Arbeit?

Wimmer: Das ist kaum zu vergleichen. Es ist schon Wahnsinn, was die Spieler heute alles angeboten bekommen, um an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Ganz ehrlich: Da wäre ich selbst gerne noch mal Spieler. Dennoch war es auch für uns damals eine wahnsinnig schöne Zeit, aus der ich viel mitgenommen habe. Noch immer freue ich mich, wenn ich beispielsweise Basti oder auch Thomas Müller im Fernsehen sehe.

DFB.de: Während Ihrer aktiven Laufbahn, vor allem aber während Ihrer Trainerausbildung haben Sie bereits mit zahlreichen bekannten Fußball-Lehrern zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeindruckt oder sogar beeinflusst?

Wimmer: Vor allem die Ausbildung zum Fußball-Lehrer hat mir sehr viel gegeben. Der damalige Ausbildungsleiter Frank Wormuth hat dafür gesorgt, dass man den Fußball noch einmal mit ganz anderen Augen sieht. Auch unser Kurs war mit Teilnehmern wie Marco Rose, Florian Kohfeldt, Torsten Frings, Thomas Reis oder Steffen Baumgart, die inzwischen alle Cheftrainer im Profifußball sind, hochkarätig besetzt. Mit solchen Leuten gemeinsam in Gruppen zu arbeiten, war bereichernd. Ich habe versucht, alles aufzusaugen und von jedem etwas mitzunehmen. Grundsätzlich möchte ich aber keine Kopie von jemandem sein, sondern meinen eigenen Weg gehen.

DFB.de: Unter anderem waren Sie auch schon für den ungarischen Fußballverband tätig. Welche Erfahrungen haben Sie dort mitgenommen?

Wimmer: Dieses Engagement kam nach meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer zustande. Es war sehr spannend, für eine andere Fußballnation zu arbeiten, und auch eine große Herausforderung, den Spielern meine Vorstellungen auf Englisch zu vermitteln.

DFB.de: Bei der EURO 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben wurde, wird die Deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde auf Ungarn treffen. Werden Sie dann einige ehemalige Schützlinge auf dem Platz sehen?

Wimmer: Das ist gut möglich. Die Jahrgänge 1999 und 2000 waren in Ungarn sehr vielversprechend. Der eine oder andere wie etwa Mittelfeldspieler András Schäfer hat es schon in den A-Kader geschafft.

DFB.de: Sie sind bereits im vierten Jahr im Nachwuchsbereich für den VfL Wolfsburg. Ziehen Sie jetzt die Arbeit in einem Verein mit dem täglichen Training der eher konzeptionellen Verbandstätigkeit vor?

Wimmer: Das würde ich schon so sagen. Das Ergebnis der täglichen Arbeit am Wochenende im Wettkampf zu sehen, ist aktuell in meiner eigenen Entwicklung als Trainerpersönlichkeit erfüllender, als nur alle paar Wochen zusammenzukommen.

DFB.de: Eine ganze Reihe Ihrer Vorgänger, darunter Peter Hyballa, Christian Benbennek, Stephan Schmidt und zuletzt Thomas Reis, schafften nach der Zeit bei der U 19 des VfL Wolfsburg den Sprung in den Profifußball. Ist das auch Ihr Plan?

Wimmer: Ich bin ganz sicher ein ambitionierter Trainer, arbeite jetzt aber sehr gerne als U 19-Trainer beim VfL Wolfsburg. Ich habe eine spannende und herausfordernde Aufgabe im Bereich der Nachwuchsausbildung. Über etwas anderes mache ich mir momentan keine Gedanken.

DFB.de: Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die U 19-Spieler an den Profifußball heranzuführen. Sehen Sie in Ihrem Kader Talente, die es ganz nach oben schaffen können?

Wimmer: Eine Glaskugel habe ich nicht. (lacht) Klar ist aber, dass ganz sicher einige das Zeug dazu besitzen. Ich habe allerdings schon sehr oft festgestellt, dass es am Ende vor allem die Spieler schaffen, die es auch wirklich schaffen wollen, also die nötige Leidenschaft dafür mitbringen. Wer sich auf seinem Talent ausruht, hat dagegen keine Chance. Es ist mir sehr wichtig, genau das meinen Spielern mit auf ihren Weg zu geben.

[mspw]

Seit Saisonbeginn trainiert Christian Wimmer (35) die U 19 des VfL Wolfsburg, traditionell ein Titelkandidat in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga. Diesmal überwintern die "Wölfe" jedoch nicht an der Spitze, sondern am Tabellenende. Im DFB.de-Interview spricht Christian Wimmer mit Mitarbeiter Ralf Debat auch über seine eigenen Ausbildungen beim FC Bayern München und zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie pausiert die A-Junioren-Bundesliga mindestens bis zum Beginn des neuen Jahres. Wie nutzen Sie diese Zeit, Herr Wimmer?

Christian Wimmer: Zunächst einmal halten wir uns selbstverständlich an sämtliche behördlichen Vorgaben zur Eindämmung des Coronavirus. In den Trainingseinheiten, die wir mit einer Sondergenehmigung absolvieren dürfen, steht die Ausbildung der einzelnen Spieler noch mehr im Vordergrund als sonst ohnehin schon.

DFB.de: Welche Trainingsinhalte sind aktuell möglich?

Wimmer: Wir versuchen, während der Einheiten sämtliche Ausbildungsinhalte von den Jungs einzufordern und abzurufen. Dabei geht es um die körperliche Fitness, aber auch um Technik, Taktik und Koordination. Was wegfällt, ist die spezielle Wettkampfvorbereitung. Dafür bauen wir Challenges in den Trainingsbetrieb ein. Außerdem finden einzelne Trainingsspiele statt, entweder innerhalb des Teams, gegen unsere U 17 oder die U 23.

DFB.de: Helfen Ihnen die Erfahrungen vom ersten Lockdown im Frühjahr?

Wimmer: Wir alle haben gelernt, dass in dieser schwierigen Zeit sehr viel Flexibilität und Verständnis notwendig sind. Von daher gehen alle verantwortungsvoll mit der Situation um. Es ist aber auch klar, dass von einem normalen Rhythmus keine Rede sein kann.

DFB.de: Durch die Aussetzung des Spielbetriebs muss die U 19 des VfL Wolfsburg, die in der Staffel Nord/Nordost eigentlich traditionell zu den Titelkandidaten gehört, auf dem letzten Tabellenplatz überwintern. Mal ehrlich: Wie sehr schmerzt der Blick auf die Tabelle?

Wimmer: Sie können sich kaum vorstellen, wie viele Nachrichten ich mit dem Tenor bekomme: Was ist denn bei Euch los? Und es ist auch klar, dass es nicht unser und auch nicht mein Anspruch ist, am Ende der Tabelle zu stehen. Zum einen hat unser bisheriges Abschneiden jedoch einige handfeste Gründe. Zum anderen steht bei uns - wie es in sämtlichen Nachwuchsleistungszentren der Fall sein sollte - nicht das sportliche Abschneiden des Teams im Mittelpunkt, sondern die Entwicklung der einzelnen Talente. Und da sehe ich definitiv eine positive Tendenz.

DFB.de: Nach vier absolvierten Begegnungen steht erst ein Punkt zu Buche. Was sind denn die wesentlichen Gründe für den missglückten Saisonstart?

Wimmer: Es war uns von Beginn an klar, dass es einige Anlaufprobleme und Schwierigkeiten geben könnte. Wir schicken regelmäßig Spieler aus unserer Mannschaft zur U 23, um sie dort noch früher und besser fördern zu können. Gleichzeitig hat das jedoch zur Folge, dass bei uns viele jüngere Spieler schon Rollen übernehmen, in die sie erst hineinwachsen müssen. Hinzu kam ein äußerst schwieriges Auftaktprogramm mit Topspielen gegen den SV Werder Bremen, RB Leipzig und den Hamburger SV. Zumindest gegen Bremen und Leipzig haben die Jungs sehr gute Spiele abgeliefert und jeweils sehr unglücklich verloren. Gegen den HSV und auch beim Unentschieden gegen den FC Viktoria Berlin haben uns unter anderem individuelle Fehler bessere Ergebnisse gekostet. Wir wissen also, woran es liegt, und arbeiten intensiv daran, uns weiter zu verbessern und dann im neuen Jahr auch bessere Ergebnisse zu erzielen.

DFB.de: An welchen Stellschrauben wollen Sie während der Punktspielpause drehen?

Wimmer: Da gibt es nicht den einzelnen Punkt, dazu gehören zahlreiche Bausteine. Fakt ist, dass wir uns in den bisherigen Ligaspielen nicht für unseren großen Aufwand belohnt haben. An unserer Effektivität müssen wir also definitiv arbeiten. Auch unser Positionsspiel können wir beispielsweise verbessern.

DFB.de: Gespielt wird in dieser Saison wegen der coronabedingten Aufstockung der A-Junioren-Bundesliga ohnehin nur eine einfache Runde. Müssen Sie auch deshalb damit rechnen, dass es im neuen Jahr zunächst einmal darum gehen wird, die Gefahrenzone zu verlassen?

Wimmer: Es sind insgesamt weniger Spiele, klar. Die Situation kommt für uns aber auch nicht komplett überraschend. Mit so vielen Jungjahrgängen konnten wir nicht davon ausgehen, die Liga zu dominieren. Da uns die bisherigen Führungsspieler des Jahrgangs fehlen, musste sich das Team erst neu sortieren und benötigte auch eine besondere Ansprache. Als Trainer lebe ich vor, immer gewinnen zu wollen: im Training und im im Wettkampf. Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, dass sich im neuen Jahr die positive Entwicklung auch in den Ergebnissen widerspiegeln wird.

DFB.de: Wäre das Ausbildungskonzept bei einem möglichen Abstieg gefährdet?

Wimmer: Ich bin mir sicher, dass wir nicht absteigen werden. Und für die weitere Entwicklung im nächsten Jahr kann sich unser jetziger Prozess noch als großer Vorteil herausstellen. Denn fast alle Spieler können noch eine Saison für die U 19 spielen und werden davon profitieren, schon einige schwierige Situationen gemeistert zu haben.

DFB.de: Trotz Ihrer erst 35 Jahre verfügen Sie bereits über mehr als zehn Jahre Trainererfahrung. Warum endete Ihre aktive Laufbahn bereits mit 24?

Wimmer: Nach einem Riss der Patellasehne und einem Knorpelschaden im Knie, die ich während meiner Zeit beim Hamburger SV erlitten hatte, musste ich einsehen, dass ich Sportinvalide war.

DFB.de: Wie nah waren Sie denn dran an der Bundesliga?

Wimmer: Als zentraler Mittelfeldspieler hatte ich zu meiner Zeit beim HSV herausragende Könner wie Zé Roberto, Piotr Trochowski oder Rafael van der Vaart vor mir. Da war es schon schwer für mich. Ich trauere dem aber nicht hinterher, sondern habe mich damals schnell entschieden, die Trainerlaufbahn einzuschlagen.

DFB.de: Sie wurden selbst im Nachwuchsbereich beim FC Bayern München ausgebildet, unter anderem zusammen mit dem späteren Weltmeister Bastian Schweinsteiger. Wie groß sind die Unterschiede zu Ihrer jetzigen Arbeit?

Wimmer: Das ist kaum zu vergleichen. Es ist schon Wahnsinn, was die Spieler heute alles angeboten bekommen, um an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Ganz ehrlich: Da wäre ich selbst gerne noch mal Spieler. Dennoch war es auch für uns damals eine wahnsinnig schöne Zeit, aus der ich viel mitgenommen habe. Noch immer freue ich mich, wenn ich beispielsweise Basti oder auch Thomas Müller im Fernsehen sehe.

DFB.de: Während Ihrer aktiven Laufbahn, vor allem aber während Ihrer Trainerausbildung haben Sie bereits mit zahlreichen bekannten Fußball-Lehrern zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeindruckt oder sogar beeinflusst?

Wimmer: Vor allem die Ausbildung zum Fußball-Lehrer hat mir sehr viel gegeben. Der damalige Ausbildungsleiter Frank Wormuth hat dafür gesorgt, dass man den Fußball noch einmal mit ganz anderen Augen sieht. Auch unser Kurs war mit Teilnehmern wie Marco Rose, Florian Kohfeldt, Torsten Frings, Thomas Reis oder Steffen Baumgart, die inzwischen alle Cheftrainer im Profifußball sind, hochkarätig besetzt. Mit solchen Leuten gemeinsam in Gruppen zu arbeiten, war bereichernd. Ich habe versucht, alles aufzusaugen und von jedem etwas mitzunehmen. Grundsätzlich möchte ich aber keine Kopie von jemandem sein, sondern meinen eigenen Weg gehen.

DFB.de: Unter anderem waren Sie auch schon für den ungarischen Fußballverband tätig. Welche Erfahrungen haben Sie dort mitgenommen?

Wimmer: Dieses Engagement kam nach meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer zustande. Es war sehr spannend, für eine andere Fußballnation zu arbeiten, und auch eine große Herausforderung, den Spielern meine Vorstellungen auf Englisch zu vermitteln.

DFB.de: Bei der EURO 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben wurde, wird die Deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde auf Ungarn treffen. Werden Sie dann einige ehemalige Schützlinge auf dem Platz sehen?

Wimmer: Das ist gut möglich. Die Jahrgänge 1999 und 2000 waren in Ungarn sehr vielversprechend. Der eine oder andere wie etwa Mittelfeldspieler András Schäfer hat es schon in den A-Kader geschafft.

DFB.de: Sie sind bereits im vierten Jahr im Nachwuchsbereich für den VfL Wolfsburg. Ziehen Sie jetzt die Arbeit in einem Verein mit dem täglichen Training der eher konzeptionellen Verbandstätigkeit vor?

Wimmer: Das würde ich schon so sagen. Das Ergebnis der täglichen Arbeit am Wochenende im Wettkampf zu sehen, ist aktuell in meiner eigenen Entwicklung als Trainerpersönlichkeit erfüllender, als nur alle paar Wochen zusammenzukommen.

DFB.de: Eine ganze Reihe Ihrer Vorgänger, darunter Peter Hyballa, Christian Benbennek, Stephan Schmidt und zuletzt Thomas Reis, schafften nach der Zeit bei der U 19 des VfL Wolfsburg den Sprung in den Profifußball. Ist das auch Ihr Plan?

Wimmer: Ich bin ganz sicher ein ambitionierter Trainer, arbeite jetzt aber sehr gerne als U 19-Trainer beim VfL Wolfsburg. Ich habe eine spannende und herausfordernde Aufgabe im Bereich der Nachwuchsausbildung. Über etwas anderes mache ich mir momentan keine Gedanken.

DFB.de: Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die U 19-Spieler an den Profifußball heranzuführen. Sehen Sie in Ihrem Kader Talente, die es ganz nach oben schaffen können?

Wimmer: Eine Glaskugel habe ich nicht. (lacht) Klar ist aber, dass ganz sicher einige das Zeug dazu besitzen. Ich habe allerdings schon sehr oft festgestellt, dass es am Ende vor allem die Spieler schaffen, die es auch wirklich schaffen wollen, also die nötige Leidenschaft dafür mitbringen. Wer sich auf seinem Talent ausruht, hat dagegen keine Chance. Es ist mir sehr wichtig, genau das meinen Spielern mit auf ihren Weg zu geben.

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