Wochenschau: Thon und das legendäre 6:6

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. April

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag beendet, an dem 39 Tore fallen. Nach dem 6:0 des VfB Stuttgart in Nürnberg am Vortag kommen auch die drei anderen Titelaspiranten zu Siegen. Die Bayern schlagen Frankfurt mit 3:0, Karl-Heinz Rummenigge trifft zweifach, Charly Körbel setzt einen Elfmeter übers Tor. Meister HSV brilliert beim 4:1 in Köln, Nationalspieler "Wolfgang Rolff riss alle mit" (kicker). Borussia Mönchengladbach profitiert im Heimspiel gegen Kaiserslautern von einem Blackout des FCK-Keepers Ronnie Hellström, dem in der 92. Minute ein harmloser Frontzeck-Kopfball durch Hände und Beine gleitet. "Ich habe so lange gespielt, aber einen so blöden Treffer habe ich nur ganz selten bekommen", stöhnt der Schwede.

Vor zehn Jahren erlebt die Nationalmannschaft eine Blamage. Das EM-Testspiel in Bukarest endet mit einem 1:5 gegen Rumänien. Zur Halbzeit steht es bereits 0:4, was es in der DFB-Historie nur ein einziges Mal gegeben hatte (1913 in Belgien). Einziger Lichtblick ist Linksverteidiger Philipp Lahm, dem in seinem dritten Länderspiel sein erstes Tor (88.) zum 5:1-Endstand gelingt. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sagt: "Das war eine Katastrophe, Rudi Völler tut mir Leid." Der Teamchef: "Jeder Fehler wurde bestraft. Auch meine Fehler, zwei Spieler in der Innenverteidigung zu bringen, die da normalerweise nicht spielen."

29. April

Vor 80 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In drei von vier Gruppen herrscht noch große Spannung, nur Viktoria Berlin (5:2 vs. Beuthen 09) strebt bei 8:0 Punkten unaufhaltsam dem Halbfinale entgegen. In der Nordwest-Gruppe kommt es zur Sensation des Tages; Schalke 04 verspielt in Hamburg gegen Eimsbüttel eine 2:0-Führung und unterliegt mit 2:3. Dadurch zieht der VfL Benrath (4:1 vs. Werder Bremen) an Schalke vorbei. "In der Schalke-Gruppe wird jede Logik über den Haufen geworden", stellt das Fachblatt Fußball fest. Theoretisch können noch alle vier Teams weiterkommen. In Südwest läuft es auf einen Zweikampf zwischen Waldhof Mannheim und Kickers Offenbach hinaus, das Duell an diesem letzten April-Sonntag 1934 gibt noch keine Aufschlüsse (0:0). Das beeindruckende 6:2 von Württemberg-Meister Union Böckingen gegen SV Mülheim kommt zu spät und hilft nur dem Spitzenduo. Auch in Gruppe D gibt es einen Zweikampf um den Sieg; der 1. FC Nürnberg (3:0 vs. Wacker Halle) verteidigt seinen knappen Vorsprung vor dem Dresdner SC (3:1 vs. Borussia Fulda). Nürnbergs Richard Oehm gelingt binnen neun Minuten noch vor der Pause ein klassischer Hattrick. Vor den Augen von Reichstrainer Otto Nerz erzielt Helmut Schön in Leipzig zwei Tore für den DSC.

Vor 70 Jahren gewinnt die Spielvereinigung Fürth das Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg mit 1:0. Es ist offiziell nur ein Freundschaftsspiel, aber das ist bei dieser Partie ein Etikettenschwindel. In schwerer Kriegs-Zeit kommen aber nur 1000 Zuschauer an den "Zabo" und sehen ein Tor von Hieronymus (80.).

Vor 50 Jahren trifft die Nationalmannschaft in einem Testspiel in Ludwigshafen vor 60.000 Zuschauern auf die Tschechoslowakei. Mit Wolfgang Weber und Karl-Heinz Thielen debütieren zwei Spieler des neuen Meisters 1. FC Köln. Das vorletzte Heimspiel der Ära Sepp Herberger endet mit einer Enttäuschung und dem ersten tschechischen Sieg auf deutschem Boden (4:3). Obwohl der Start nach Maß ist und Uwe Seeler schon nach zwei Metern mit Hilfe des Innenpfostens das 1:0 erzielt, läuft das deutsche Spiel nicht. Zur Pause führt der von Josef Masopust angetriebene Vizeweltmeister schon mit 3:1. Stuttgarts Rolf Geiger verkürzt noch mal (55.), dann entscheidet Scherer (86.) das Spiel. Eine Minute vor Schluss gelingt Seeler noch eine Ergebniskorrektur. "Mit nur drei Stürmern kann man keinen Länderkampf gewinnen", schreibt das Sport Magazin. Sepp Herberger richtet streng: "Das Spiel hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass wir nicht nur weiter nach guten Stürmern suchen müssen, sondern dass wir auch in der Abwehr Mangel an wirklich guten zweiten Kräften haben."



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. April

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag beendet, an dem 39 Tore fallen. Nach dem 6:0 des VfB Stuttgart in Nürnberg am Vortag kommen auch die drei anderen Titelaspiranten zu Siegen. Die Bayern schlagen Frankfurt mit 3:0, Karl-Heinz Rummenigge trifft zweifach, Charly Körbel setzt einen Elfmeter übers Tor. Meister HSV brilliert beim 4:1 in Köln, Nationalspieler "Wolfgang Rolff riss alle mit" (kicker). Borussia Mönchengladbach profitiert im Heimspiel gegen Kaiserslautern von einem Blackout des FCK-Keepers Ronnie Hellström, dem in der 92. Minute ein harmloser Frontzeck-Kopfball durch Hände und Beine gleitet. "Ich habe so lange gespielt, aber einen so blöden Treffer habe ich nur ganz selten bekommen", stöhnt der Schwede.

Vor zehn Jahren erlebt die Nationalmannschaft eine Blamage. Das EM-Testspiel in Bukarest endet mit einem 1:5 gegen Rumänien. Zur Halbzeit steht es bereits 0:4, was es in der DFB-Historie nur ein einziges Mal gegeben hatte (1913 in Belgien). Einziger Lichtblick ist Linksverteidiger Philipp Lahm, dem in seinem dritten Länderspiel sein erstes Tor (88.) zum 5:1-Endstand gelingt. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sagt: "Das war eine Katastrophe, Rudi Völler tut mir Leid." Der Teamchef: "Jeder Fehler wurde bestraft. Auch meine Fehler, zwei Spieler in der Innenverteidigung zu bringen, die da normalerweise nicht spielen."

29. April

Vor 80 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In drei von vier Gruppen herrscht noch große Spannung, nur Viktoria Berlin (5:2 vs. Beuthen 09) strebt bei 8:0 Punkten unaufhaltsam dem Halbfinale entgegen. In der Nordwest-Gruppe kommt es zur Sensation des Tages; Schalke 04 verspielt in Hamburg gegen Eimsbüttel eine 2:0-Führung und unterliegt mit 2:3. Dadurch zieht der VfL Benrath (4:1 vs. Werder Bremen) an Schalke vorbei. "In der Schalke-Gruppe wird jede Logik über den Haufen geworden", stellt das Fachblatt Fußball fest. Theoretisch können noch alle vier Teams weiterkommen. In Südwest läuft es auf einen Zweikampf zwischen Waldhof Mannheim und Kickers Offenbach hinaus, das Duell an diesem letzten April-Sonntag 1934 gibt noch keine Aufschlüsse (0:0). Das beeindruckende 6:2 von Württemberg-Meister Union Böckingen gegen SV Mülheim kommt zu spät und hilft nur dem Spitzenduo. Auch in Gruppe D gibt es einen Zweikampf um den Sieg; der 1. FC Nürnberg (3:0 vs. Wacker Halle) verteidigt seinen knappen Vorsprung vor dem Dresdner SC (3:1 vs. Borussia Fulda). Nürnbergs Richard Oehm gelingt binnen neun Minuten noch vor der Pause ein klassischer Hattrick. Vor den Augen von Reichstrainer Otto Nerz erzielt Helmut Schön in Leipzig zwei Tore für den DSC.

Vor 70 Jahren gewinnt die Spielvereinigung Fürth das Frankenderby gegen den 1. FC Nürnberg mit 1:0. Es ist offiziell nur ein Freundschaftsspiel, aber das ist bei dieser Partie ein Etikettenschwindel. In schwerer Kriegs-Zeit kommen aber nur 1000 Zuschauer an den "Zabo" und sehen ein Tor von Hieronymus (80.).

Vor 50 Jahren trifft die Nationalmannschaft in einem Testspiel in Ludwigshafen vor 60.000 Zuschauern auf die Tschechoslowakei. Mit Wolfgang Weber und Karl-Heinz Thielen debütieren zwei Spieler des neuen Meisters 1. FC Köln. Das vorletzte Heimspiel der Ära Sepp Herberger endet mit einer Enttäuschung und dem ersten tschechischen Sieg auf deutschem Boden (4:3). Obwohl der Start nach Maß ist und Uwe Seeler schon nach zwei Metern mit Hilfe des Innenpfostens das 1:0 erzielt, läuft das deutsche Spiel nicht. Zur Pause führt der von Josef Masopust angetriebene Vizeweltmeister schon mit 3:1. Stuttgarts Rolf Geiger verkürzt noch mal (55.), dann entscheidet Scherer (86.) das Spiel. Eine Minute vor Schluss gelingt Seeler noch eine Ergebniskorrektur. "Mit nur drei Stürmern kann man keinen Länderkampf gewinnen", schreibt das Sport Magazin. Sepp Herberger richtet streng: "Das Spiel hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass wir nicht nur weiter nach guten Stürmern suchen müssen, sondern dass wir auch in der Abwehr Mangel an wirklich guten zweiten Kräften haben."

Nicht dabei sein können die Spieler von Borussia Dortmund, die am selben Tag bei Inter Mailand um den Einzug ins Europapokalfinale der Landesmeister spielen. Doch auch dieses Spiel endet mit einer Enttäuschung, Inter gewinnt 2:0 und erreicht nach dem 2:2 in Dortmund das Finale. Vor 100.000 Zuschauern in San Siro erzielen Mazzola (46.) und Jair (76.) die Tore. Vielleicht wäre es anders gekommen, hätte der Schiedsrichter einen Unterleibs-Tritt von Suarez gegen Dieter "Hoppy" Kurrat geahndet. Doch der Unparteiische aus Jugoslawien "fürchtete die Rache der 90.000 Fanatiker und ließ Suarez auf dem Feld" (Sport Magazin).

Vor 25 Jahren wird der 27. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. In jedem Stadion fallen mindestens zwei Tore, unter dem Strich sind es 30. Die meisten gibt es erwartungsgemäß bei Bayern – Hannover 96, der Erste schlägt den Letzten mit 4:0, Mittelfeldspieler Hansi Dorfner gelingt der einzige Hattrick seiner Bundesliga-Karriere. Da Verfolger 1. FC Köln das Rhein-Derby gegen Mönchengladbach 3:1 gewinnt und auch Meister Werder Bremen (3:1 bei St. Pauli) punktet, bleibt die Lage unverändert. Bayern ist um drei bzw. vier Punkte enteilt, aber Kölns Trainer Christoph Daum hat seine eigene Sicht. "Wenn wir in Bremen gewinnen, werden wir Meister." Im Abstiegskampf ist die Lage ebenfalls stabil, das Schluss-Trio verliert. Den Stuttgarter Kickers schauen beim 1:2 gegen Dortmund nur noch 7200 Getreue zu, Eintracht Frankfurt hielt gegen den VfB (1:3) auch eine weit bessere Kulisse (26.600) nicht. Eintracht-Präsident Jürgen Friedrich klagt: "In einem solchen Spiel müssten doch auch mal im sportlichen Sinn die Messer gewetzt werden. Doch da war nicht viel." Dagegen zeigt der künftige Frankfurter Uwe Bein im HSV-Trikot mehr Aggressivität als erlaubt – in Bochum verletzt er VfL-Spieler Torsten Legat am Knöchel. Beide müssen vom Platz, im Falle Legat bestimmt es der Arzt, im Falle Bein der Schiedsrichter. Bein ist konsterniert: "Es tut mir unendlich leid. Ich gehe nie auf die Knochen, habe erst einmal Gelb gesehen." Es bleibt sein einziger Platzverweis in 300 Bundesligaspielen. In Unterzahl verliert der HSV durch ein Leifeld-Tor in letzter Minute mit 2:1. Auch Kaiserslauterns Torwart Gerry Ehrmann sieht in Nürnberg Rot, weshalb der FCK für vier Minuten einen Feldspieler ins Tor stellen muss. Was passiert? Statt weiterer Gegentreffer fällt der 1:1-Ausgleich durch Harald Kohr.

Vor 20 Jahren findet der vorletzte Bundesliga-Spieltag statt. Die Meisterfrage bleibt offen und undurchsichtig. Kaiserslautern ist nach dem 2:0 über Dortmund neuer Tabellenführer vor den Bayern (1:1 beim KSC), die aber noch das Nachholspiel gegen Nürnberg (Thema Phantom-Tor) haben. In Karlsruhe fließen Tränen bei Oliver Kahn, der sein letztes KSC-Spiel im Wildpark macht und zu den Bayern wechseln wird. Kahn: "Ein Teil meines Lebens geht zu Ende, das tut schon weh." Mit Eike Immel rückt noch ein Torwart in den Blickpunkt, der Stuttgarter bestreitet in Leverkusen (1:1) sein 500. Bundesligaspiel und verspricht: "Ich spiele noch fünf Jahre". Dynamo Dresden feiert gegen Werder Bremen (1:0) die Rettung, ein Tor von Olaf Marschall macht das Wunder wahr, gingen die Sachsen doch mit der Hypothek eines Vier-Punkte-Abzugs in die Saison. Trainer Siggi Held trägt den passenden Namen bei diesem Fußball-Kunststück. Den dritten Absteiger ermitteln der 1. FC Nürnberg (4:1 vs. Wattenscheid) und der SC Freiburg (1:0 vs. Leipzig). Freiburg zittern die Nerven, erst in der 84. Minute trifft Rodolfo Cardoso gegen das Schlusslicht. Er spricht vom "wichtigsten Tor meiner Karriere". Auch Nürnbergs Manfred Schwabl erzielt ein Tor, aber das zählt nicht wegen vorherigem Abseitspfiff – Schwabl sieht eine äußerst dumme Gelb-Rote Karte, weil er den Ball in den Gästekasten drischt. Er will den Pfiff nicht gehört haben.

30. April

Vor 75 Jahren wird der vierten Spieltag der Meisterendrunde ausgetragen. Der HSV ist dem Halbfinale schon am nächsten, Rudi Noack trifft beim 5:2 über Hindenburg Allenstein viermal. Blau-Weiß Berlin reduziert seine theoretischen Chancen durch das 1:1 gegen Osnabrück noch weiter. Fortuna Düsseldorf hat nach dem 3:2 über SpVgg. Sülz den Sieg in der Untergruppe II a sicher, muss aber noch den Sieger von II b ausschalten. Der könnte Schweinfurt 05 (4:2 vs. Warnsdorfer SK) heißen. In Gruppe III überrascht Kickers Stuttgart durch ein 4:1 beim VfR Mannheim als neuer Tabellenführer; Edmund Conen trifft dreimal und verdient sich die kicker-Schlagzeile: "Solche Tore erzielt in Deutschland nur Conen!" Admira Wien (5:1 vs. Dessau) wahrt ihre Chancen mit dem höchsten Sieg des Endrunden-Tages. In Gruppe IV fällt die Vorentscheidung: Schalke gewinnt das Spitzenspiel bei VfR Gleiwitz vor 40.000 in Breslau mit 2:1 und profitiert auch von Petrus. Ein riesiger Schauer geht in der zweiten Hälfte nieder und mit dem Wetter dreht sich das Spiel. "Wenn der Boden trocken geblieben wäre, hätten wir's wahrscheinlich auch noch geschafft", sagt Gleiwitz-Trainer Dudek. Doch den spielerisch besseren Gästen behagt der weiche Grund besser, der Schalker Kreisel kommt in Schwung und Fritz Szepan schießt das entscheidende Tor.

Am selben Tag verliert Bayern München im Tschammer-Pokal gegen Rapid Wien mit 2:5, obwohl die Bayern bis zur 71. Minute 2:1 führen. In Westfalen muss das Los übers Weiterkommen entscheiden, Union Gelsenkirchen und Westende Hamborn haben auch nach 360 Minuten (3 mal 120) noch keinen Sieger ermittelt. Die Überlänge hat auch ein regelunkundiger Schiedsrichter zu verantworten, der schon nach dem zweiten Spiel das Los hätte entscheiden lassen müssen. Nun entscheidet es erst nach dem 3. Spiel – für Hamborn.

Vor 70 Jahren muss der 1. FC Kaiserslautern aus der Gau-Liga Westmark absteigen. Nach einem 1:3 bei Tura Ludwigshafen belegen die Pfälzer den letzten Platz – mit 31:50 Toren und 9:27 Punkten. "Trotz aller Versuche kam der Verein unseres Nationalspielers Fritz Walter nicht zu den notwendigen Punkten!", schreibt der kicker bedauernd. Walter kann aber auch nicht mithelfen, als Soldat ist er bei der Luftwaffe in Jever stationiert und spielt für die "Roten Jäger".

1. Mai

Vor 60 Jahren benennt der DFB sein vorläufiges Aufgebot für die WM in der Schweiz. Unter den 40 Namen muss Bundestrainer bis 6. Juni 1954 nun 22 Spieler auswählen. Der Stuttgarter Erich Retter, in der Qualifikation ein Leistungsträger, hat allerdings keine Chance mehr. Unmittelbar nach der Nominierung wird bekannt, dass er am Meniskus operiert werden muss.

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Vor 40 Jahren spielt die Nationalmannschaft in einem WM-Test gegen die Schweden. In Hamburg kommt sie zu einem verdienten, aber glanzlosen 2:0-Heimsieg. Das Spiel steht im Zeichen kurioser Auswechslungen. Gladbachs Jupp Heynckes kommt schon nach 26 Minuten für den verletzten Erwin Kremers, erzielt zwei Tore (51./58.) und wird wieder ausgewechselt. Ein einmaliger "Quickie" der DFB-Historie, der noch im Schatten der schwedischen Variante steht. Nicht gerade regelgerecht wird der zur Pause ausgewechselte Stammtorwart Ronny Hellström zwei Minuten vor Schluss für den angeschlagenen Vertreter Larsson wieder eingewechselt – wie im Handball. Bundestrainer Helmut Schön sieht das große Ganze nach dem durchwachsenen Spiel und sagt: "Ich bin mit dem Verlauf unserer WM-Vorbereitungen zufrieden."

Vor 30 Jahren wird am Gladbacher Bökelberg das erste DFB-DFB-Pokalhalbfinale ausgetragen. 34.500 Zuschauer und Millionen an den Bildschirmen sehen ein Spektakel. Borussia geht in der 76. Minute durch Uwe Rahn mit 3:1 in Führung, kassiert dann binnen sechs Minuten drei Tore und droht auszuscheiden. Da köpft der erst in der 82. Minute eingewechselte Hans-Jörg Criens das 4:4 – Verlängerung. In der 107. Minute ist Criens erneut zur Stelle und schießt Borussia ins Finale. Werder legt Protest ein, weil das Spiel durch eine Tränengasbombe für Minuten unterbrochen werden muss; die Sehkraft der Spieler sei beeinträchtigt worden. Der Protest wird abgelehnt.

Vor zehn Jahren findet der 31. Spieltag der Bundesliga statt. Tabellenführer Werder Bremen gewinnt das Nord-Derby gegen einen desolaten HSV mit 6:0 und provoziert eine Entschuldigung von HSV-Coach Klaus Toppmöller bei "allen Fußball-Fans dafür, was in Bremen abgelaufen ist. Das ist der tiefste Punkt meiner Trainerlaufbahn." Ailton erzielt sein 26. Saison-Tor und bricht den Bremer Vereinsrekord von Rudi Völler von 1985. Die Bayern schimpfen auf die Hamburger (Hoeneß: "Eine wahnsinnige Sauerei") und quälen sich zu einem 2:1 beim 1. FC Köln, der dadurch definitiv abgestiegen ist. Kölns Führung durch den 18-jährigen Lukas Podolski egalisiert Claudio Pizarro, das 1:2 erzielt der 19-jährige Bastian Schweinsteiger zwei Minuten nach seiner Einwechslung. Trotz des schwachen Auftritts fordert Uli Hoeneß vor dem Spitzenspiel gegen Werder: "Wir müssen sie niedermachen, richtig wegfegen." Der 1. FC Kaiserslautern verspielt gegen Mönchengladbach einen 2:0-Vorsprung und damit zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf, Borussia gleicht in der Nachspielzeit durch Igor Demo aus – und das in Unterzahl.

2. Mai

Vor 60 Jahren beginnt die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, die in zwei Dreiergruppen ausgetragen wird. In Gruppe eins schlägt Südwest-Meister 1. FC Kaiserslautern in einem ereignisarmen Spiel den Südzweiten Eintracht Frankfurt mit 1:0, vor 45.000 Zuschauern in Köln erzielt Nationalspieler Fritz Walter das Tor des Tages. "Eine Chance genügte Fritz", titelt das Sport Magazin. Sein Trainer Richard Schneider lobt: "Sein Schuss aus 20 Metern war eine Meister-Leistung, wie sie eben nur Fritz fertigbringt." In Gruppe zwei gewinnt Hannover 96 vor 60.000 im Olympia-Stadion beim Berliner SV mit 2:1. Als der BSV in der 82. Minute noch den Ausgleich durch Dieter Karlsch bejubelt, fällt im Gegenzug das 1:2 durch Helmut Kruhl. "Hannover hat in Berlin gewonnen. Mit viel Glück, wenn man den Sieg angesichts der Berliner Sturmleistung auch nicht als unverdient nennen darf", bilanziert das Sport Magazin. Am selben Tag debütiert der 17-jährige Uwe Seeler in der ersten Mannschaft des HSV. 14.000 Zuschauer wollen den neuen Wunderstürmer, der beim FIFA-Jugendturnier 13 Tore für Deutschland erzielt hat, im Freundschaftsspiel gegen Kickers Stuttgart sehen. Sie werden nicht enttäuscht: Der HSV gewinnt 6:3, Uwe trifft zweimal, sein Altersgenosse Klaus Stürmer einmal.

Vor 30 Jahren wird Fußballgeschichte geschrieben. Einen Tag nach dem ersten DFB-Pokalhalbfinale zwischen Gladbach und Bremen (5:4 n.V.) gibt es eine kaum glaubliche Steigerung. Zweitligist Schalke 04 trifft auf die Bayern und ertrotzt ein Wiederholungsspiel. Nach 90 Minuten steht es 4:4, nach 120 Minuten 6:6. Es ist der große Tag des am 1. Mai 18 Jahre alt gewordenen Olaf Thon, der Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff drei Tore einschenkt. Sein drittes zum 6:6 fällt in der 124. Minute. "Meine Spieler haben den kleinen Kerl doch gar nicht ernst genommen", sagte Bayern-Trainer Udo Lattek später. Im ZDF-Interview gibt Thon zu, dass er noch in Bayern-Bettwäsche schlafe, "aber jetzt schieße ich meine Tore für Schalke." Bayern-Manager Uli Hoeneß storniert aus Verärgerung die Rückreise, die Spieler sollen sich nun ohne Pause auf das kommende Spiel in Hamburg vorbereiten. Für drei der 70.600 Zuschauer im Parkstadion ist die Aufregung zu groß, sie erleiden einen Herzinfarkt - doch für einen 60-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät.

Am selben Tag unterliegt die Frauen-Nationalmannschaft in Helmstedt Norwegen mit 1:4, das Ehrentor gelingt Anne Kreuzberg vom SC Bad Neuenahr.

Vor zehn Jahren qualifiziert sich die Frauen-Nationalmannschaft für die EM. In Schottlang gewinnt das Team von Tina Theune-Meyer auch das siebte Qualifikationsspiel (3:1), Kerstin Garefrekes, Birgit Prinz und Martina Müller erzielen die Tore, die nach England führen. Am selben Tag fliegt der Berliner Marko Rehmer im Sonntags-Spiel drei Minuten nach seiner Einwechslung bei Schalke 04 vom Platz. Eine Minute später erwischt es auch Mitspieler Malik Fathi mit Gelb-Rot, so dass die 0:3-Niederlage nicht weiter überrascht.

3. Mai

Vor 100 Jahren beginnt das Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Titelverteidiger SpVgg. Fürth gewinnt bei Wacker Leipzig, die Elf um Julius Hirsch dreht vor 6000 Zuschauern den Pausenrückstand. Karl Franz trifft in der 83. Minute zum 1:2-Endstand. Am besten besucht ist das Spiel von West-Meister Duisburger SV gegen Altona 93 (4:1 n.V.), 12.000 sehen in Essen unter anderem SV-Tore von Fischer (2) und Bongartz – Namen, die im Westen 60 Jahre später wieder einen guten Klang haben werden. Der Berliner BC kommt gegen Askania Forst zum höchsten Sieg des Tages (4:0), schon nach 25 Minuten ist beim Stand von 3:0 alles entschieden. Die wenigsten Zuschauer (1200 in Königsberg) sehen die meisten Tore, Gastgeber Prussia Samland unterliegt nach Führung Favorit VfB Leipzig mit 1:4.

Vor 20 Jahren wird das Bundesligaspiel Bayern München gegen 1. FC Nürnberg wiederholt. Weit deutlicher als die annullierte Erstauflage (2:1) gewinnen die Bayern das von Sat.1 live übertragene Spiel. Zur Pause steht es zwar noch 0:0, aber nach 90 Minuten leuchtet en 5:0 von der Anzeigetafel. Ein Doppelschlag von Mehmet Scholl öffnet die Schleusen, Joker Bruno Labbadia braucht nur 18 Minuten für zwei weitere Tore, Dietmar Hamann markiert das 4:0. Ein Platzverweis gegen Nürnbergs Lubos Kubik (57.) macht es den Bayern leichter. Die Münchner gehen als Tabellenführer ins letzte Saisonspiel, Nürnberg bleibt 15., hat aber nun die deutlich schlechtere Tordifferenz als Freiburg. Wegen mangelhafter Einstellung suspendiert Club-Trainer Rainer Zobel den Stürmer Sergio Zarate, denn "er stört nur". Ein Mitspieler wird anonym im kicker so zitiert: "Er denkt nur an sich, unser Abschneiden ist ihm total egal."

4. Mai

Vor 40 Jahren wird der 32. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzenduo gibt sich keine Blöße. Tabellenführer Bayern verbucht seinen höchsten Sieg überhaupt beim HSV (5:0, Verfolger Borussia Mönchengladbach hält Anschluss durch ein 5:1 gegen Kickers Offenbach. Während Gerd Müller wieder leer ausgeht und sich gut gemeinte Ratschläge ("Rasier deinen Schnauzbart ab") gefallen lassen muss, holt Jupp Heynckes (zwei Tore) in der Schützenliste auf. Noch führt Müller (29) mit einem Tor. In Hamburg verzichtet er sogar auf einen Elfmeter, er überlässt Uli Hoeneß erstmals den Vortritt. Auch das gelingt dem Jungstar der Bayern an diesem Tag und der kicker titelt: "Jetzt macht Hoeneß alles." Im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz macht der 1. FC Köln einen großen Schritt, zwei Tore von Heinz Flohe helfen beim 3:1 über Konkurrent Schalke 04. Kaiserslautern wahrt gegen Hertha BSC (3:1) seine theoretische Chance auf Europa, an die aber nur noch 6000 Fans glauben.

Im Abstiegskampf fällt eine Vorentscheidung: Schlusslicht Hannover 96 hilft nach dem 1:2 gegen Düsseldorf nur noch ein Wunder. Auch Fortuna Kölns (0:2 in Bochum) Karten sind schlecht, während der MSV Duisburg und Wuppertal sich gegenseitig helfen (0:0). Rot-Weiß Essen feiert nach einem unerwarteten 3:0 in Stuttgart die Rettung, die ein frühes Tor von Willi Lippens einleitet. Von den spärlich besetzten Rängen des Neckar-Stadions (6700 Zuschauer) kommen "Aufhören"-Rufe. Am selben Tag enden die Regionalligen, aus deren Reihen letztmals die Aufstiegsrunde zur Bundesliga gebildet wird. Es ist das letzte Jahr vor Einführung der 2. Bundesliga. Im Süden rettet sich der 1. FC Nürnberg hinter Meister FC Augsburg durch ein spätes Tor von Kurt Geinzer gegen Bayreuth (1:1) ins Ziel, 1860 Münchens 7:2 über Heilbronn kommt zu spät. Im Norden lässt der längst feststehende Meister Eintracht Braunschweig nicht nach und beendet die Saison 1973/1974 mit einem 11:2 über Itzehoe – und insgesamt 125 Toren. Bernd Gersdorff, in der Hinrunde noch bei den Bayern, schafft in einem halben Jahr sagenhafte 35 Treffer, fünf an diesem Spieltag.

Vor 30 Jahren beginnt der 31. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer VfB Stuttgart fegt Kickers Offenbach mit 5:1 vom Platz, Kaiserslautern und Köln trennen sich 2:2 und Bayer Uerdingen unterliegt Abstiegskandidat VfL Bochum mit 1:2. Kurios: in Kaiserslautern schießt Klaus Allofs den Gast in der 83. Minute in Führung, Bruder Thomas gleicht im Gegenzug aus.

Vor 25 Jahren bestreitet der VfB Stuttgart sein erstes Europapokalfinale. Das Hinspiel im UEFA-Cup beim SSC Neapel wird 1:2 verloren und zum Aufreger. Der griechische Schiedsrichter erhitzt die Stuttgarter Gemüter: Der von Diego Maradona verwandelte Handelfmeter zum 1:1 ist ebenso umstritten wie die Verwarnung an Guido Buchwald, die den Nationalspieler das Rückspiel kostet. "Wenn der mir heute Nacht über den Weg gelaufen wäre, läge er jetzt im Krankenhaus", zürnt Buchwald. VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder kündigt einen Protest bei der UEFA an – gegen Neapel. Grund: Er wollte einen verspäteten Wiederanpfiff wegen der Rauchschwaden, die über das Feld waberten. "Doch kein Mensch brachte mich zum UEFA-Beobachter." Hinter all dem kommt die gute Ausgangslage fast zu kurz. Dank Gaudinos Auswärtstor hat der VfB noch alle Optionen. Diego Maradona allerdings ist anderer Meinung: "Jetzt holen wir den Cup!"