WM-Referee Brych: Mister 100 Prozent

Im Hause Brych fällt der Sommer­urlaub aus. Der "Weltschiedsrichter des ­Jahres" vertritt die DFB-Unparteiischen bei der Welt­meisterschaft in Russland. Sein Erfolgsgeheimnis? Professionalität und Akribie. DFB.de porträtiert den 42-Jährigen.

"Was ist denn los, was geht denn ab? Simon, wenn du ihn berührst, dann ist Foul. Aber ohne Scheiß: Was geht denn ab jetzt hier, Jungs?“ Simon Zoller zuckt nur mit den Schultern. Der Stürmer des 1. FC Köln hat Torhüter René Adler im Strafraum bedrängt, anschließend hat sich eine kleine Spielertraube gebildet. Der Moment für den Schiedsrichter, einzugreifen, ist gekommen – und Dr. Felix Brych hat ihn nicht verpasst. Der Münchner ist sofort nah am Geschehen, beruhigt die Lage, spricht mit den Spielern, setzt Grenzen.

Diese Szene ist eine der ersten aus der Reportage „The Referee“, die vor zwei Jahren im thailändischen Fernsehen gelaufen und die heute – freundlicherweise mit englischer Synchronisation – im Internet zu finden ist. Eine Reportage, in der es um einen ganz bestimmten deutschen Schiedsrichter geht. Sie bietet eine der wenigen Möglichkeiten, nicht nur dem Schiedsrichter, sondern – jedenfalls in einigen Momenten – auch dem Menschen Felix Brych näherzukommen und zu verstehen, wie er es geschafft hat, so erfolgreich zu werden. Zu verstehen, welch große Rolle Akribie dabei gespielt haben muss. Brych beim Training. Brych bei der Spielvorbereitung, bei der Physio, beim Videostudium.

Team Brych und Team Löw

Brych ist als Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband zwar kein Profi-Schiedsrichter, trotzdem wird in der Dokumentation klar: Der Mann ist Profi durch und durch. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es zu 100 Prozent“, hat Brych vor vier Jahren gesagt, als er zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft nominiert war. Das gilt auch im Jahr 2018 noch, heute vielleicht sogar umso mehr.

Rückblick. Die WM 2014 in Brasilien war die erste für Felix Brych und sein Team, nachdem er 2012 bereits bei den Olympischen Spielen in London und 2013 beim Confederations Cup in Brasilien zum Einsatz gekommen war. Während sich die deutsche Nationalmannschaft aber während des Turniers in einen Rausch spielte, hieß es für das zweite deutsche Team im Wettbewerb, das „Team Brych“, schon nach der Vorrunde: Koffer packen.

Eine Entscheidung, die damals nicht jeder nachvollziehen konnte, da Brych insbesondere bei seiner allerersten WM-Partie überhaupt, der Begegnung zwischen Costa Rica und Uruguay, eine glänzende Leistung gezeigt hatte. Sein damaliger Chef Herbert Fandel kritisierte daher seinerzeit auch die FIFA für die allzu rasche Abberufung, während Brych gewohnt diplomatisch zu Protokoll gab: „Natürlich ist es schade, dass das Turnier für uns jetzt vorbei ist. Aber für mein Team und mich war die WM in Brasilien dennoch eine besondere Erfahrung und der bisherige Höhepunkt unserer Schiedsrichter-Karriere. Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause.“



Im Hause Brych fällt der Sommer­urlaub aus. Der "Weltschiedsrichter des ­Jahres" vertritt die DFB-Unparteiischen bei der Welt­meisterschaft in Russland. Sein Erfolgsgeheimnis? Professionalität und Akribie. DFB.de porträtiert den 42-Jährigen.

"Was ist denn los, was geht denn ab? Simon, wenn du ihn berührst, dann ist Foul. Aber ohne Scheiß: Was geht denn ab jetzt hier, Jungs?“ Simon Zoller zuckt nur mit den Schultern. Der Stürmer des 1. FC Köln hat Torhüter René Adler im Strafraum bedrängt, anschließend hat sich eine kleine Spielertraube gebildet. Der Moment für den Schiedsrichter, einzugreifen, ist gekommen – und Dr. Felix Brych hat ihn nicht verpasst. Der Münchner ist sofort nah am Geschehen, beruhigt die Lage, spricht mit den Spielern, setzt Grenzen.

Diese Szene ist eine der ersten aus der Reportage „The Referee“, die vor zwei Jahren im thailändischen Fernsehen gelaufen und die heute – freundlicherweise mit englischer Synchronisation – im Internet zu finden ist. Eine Reportage, in der es um einen ganz bestimmten deutschen Schiedsrichter geht. Sie bietet eine der wenigen Möglichkeiten, nicht nur dem Schiedsrichter, sondern – jedenfalls in einigen Momenten – auch dem Menschen Felix Brych näherzukommen und zu verstehen, wie er es geschafft hat, so erfolgreich zu werden. Zu verstehen, welch große Rolle Akribie dabei gespielt haben muss. Brych beim Training. Brych bei der Spielvorbereitung, bei der Physio, beim Videostudium.

Team Brych und Team Löw

Brych ist als Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband zwar kein Profi-Schiedsrichter, trotzdem wird in der Dokumentation klar: Der Mann ist Profi durch und durch. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es zu 100 Prozent“, hat Brych vor vier Jahren gesagt, als er zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft nominiert war. Das gilt auch im Jahr 2018 noch, heute vielleicht sogar umso mehr.

Rückblick. Die WM 2014 in Brasilien war die erste für Felix Brych und sein Team, nachdem er 2012 bereits bei den Olympischen Spielen in London und 2013 beim Confederations Cup in Brasilien zum Einsatz gekommen war. Während sich die deutsche Nationalmannschaft aber während des Turniers in einen Rausch spielte, hieß es für das zweite deutsche Team im Wettbewerb, das „Team Brych“, schon nach der Vorrunde: Koffer packen.

Eine Entscheidung, die damals nicht jeder nachvollziehen konnte, da Brych insbesondere bei seiner allerersten WM-Partie überhaupt, der Begegnung zwischen Costa Rica und Uruguay, eine glänzende Leistung gezeigt hatte. Sein damaliger Chef Herbert Fandel kritisierte daher seinerzeit auch die FIFA für die allzu rasche Abberufung, während Brych gewohnt diplomatisch zu Protokoll gab: „Natürlich ist es schade, dass das Turnier für uns jetzt vorbei ist. Aber für mein Team und mich war die WM in Brasilien dennoch eine besondere Erfahrung und der bisherige Höhepunkt unserer Schiedsrichter-Karriere. Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause.“

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"Weltschiedsrichter des Jahres 2017"

Nun, vier Jahre später, bietet sich die Gelegenheit, bei seiner zweiten WM länger am Geschehen mitzuwirken und womöglich mit einem noch besseren Gefühl und etwas später nach Hause zu fahren – natürlich immer unter der Voraussetzung, dass das „Team Löw“ dies durch zu gute Leistungen nicht verhindert. Seit dem Sommer in Brasilien sind für Felix Brych vier erfolgreiche Jahre vergangen: Das DFB-Pokalendspiel 2015 zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg war das erste große Highlight zwischen den beiden Weltmeisterschaften, es folgten drei Einsätze bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich und schließlich, im Jahr 2017, das Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin, in dem Brych unaufgeregt und geräuschlos agierte und nie in den Fokus der Kritik geriet – insbesondere in einem Wettbewerb wie der Champions League das wohl größte Kompliment für einen Schiedsrichter.

Diese durch und durch erfolgreiche Zeit wurde auch bei den Verbänden registriert: Vom DFB wurde Felix Brych 2015 und 2016 zum DFB-Schiedsrichter des Jahres gekürt, 2017 schließlich machte ihn die IFFHS (International Federation of Football History & Statistics) zum Weltschiedsrichter des Jahres – eine Ehrung, die zuvor erst zwei andere deutsche Schiedsrichter (nämlich Dr. Markus Merk und Aron Schmidhuber) entgegennehmen durften.

Heute sagt Brych über diese Auszeichnung: „Ich habe mein Glück damals kaum fassen können, habe mich aber natürlich riesig über diese Anerkennung gefreut. Eigentlich war es aber eine Auszeichnung für mein ganzes Team. Ich habe mich daher bei meinen langjährigen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp sowie meinen Torrichtern Bastian Dankert und Marco Fritz für ihre tolle Unterstützung bedankt.“

Brych und sein Team: "Wir wissen, wie der andere tickt"

Eben diese langjährigen Assistenten, Mark Borsch und Stefan Lupp, werden Felix Brych auch bei der WM 2018 in Russland wieder an den Seitenlinien unterstützen. Für den Weltschiedsrichter ein nicht zu unterschätzender Wohlfühlfaktor: „Natürlich ist es extrem wichtig, wenn man seit Jahren so vertraut zusammenarbeitet wie ich mit Mark und Stefan. Wir kennen uns inzwischen natürlich ziemlich gut und wissen genau, wie der jeweils andere tickt und was er braucht, um die bestmögliche Performance abzuliefern.“

Durch die Entscheidung der FIFA, bei der WM 2018 auf den Videobeweis zu setzen, könnte das „Team Brych“ gegebenenfalls sogar noch etwas größer werden: Felix Zwayer und Bastian Dankert haben die benötigten Lehrgänge bei der FIFA absolviert und können sich Hoffnungen machen, in Russland als Video-Assistenten zum Einsatz zu kommen.

Damit könnten bei der Weltmeisterschaft 2018, ob in Moskau oder in Kasan, in Sankt Petersburg oder in Sotschi, in Jekaterinburg oder in Saransk, insgesamt fünf deutsche Schiedsrichter an Spielleitungen beteiligt sein – die meisten seit der Heim-WM 1974. Alle mit dem Ziel, die bestmögliche Leistung zu bringen. Allen voran Brych. Er ist 42, die WM in Russland wird aus Altersgründen vermutlich seine letzte. Wer erlebt hat, wie akribisch er arbeitet, der weiß: Auch in Russland wird er wieder 100 Prozent geben. Vermutlich kann er gar nicht anders.

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