WM-Erinnerungen: Hotz war den Helden von Bern ganz nah

Mit der Weltmeisterschaft in Russland steht den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft wieder ein spannender Sommer bevor. Für den Fan Club Grund genug, deutsche Fans in der Serie "WM-Erinnerungen" zurückblicken zu lassen. Auf Triumphe, bittere Niederlagen oder ganz persönliche Geschichten.

Gemeinsam mit Papa sitzt Joachim Hotz im Wohnzimmer und lauscht gebannt der Stimme des Radiokommentators. Interessiert studiert er die Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft, die ihm sein Vater zuvor aufgeschrieben hat. Ein Ritual der beiden. Keine Ausnahme. Kein Länderspiel wird verpasst. Selbst bei Familienfeiern sitzen Vater und Sohn zusammen. Auch, wenn der Rest der Verwandtschaft nur wenig Verständnis dafür aufbringen kann. So lief es im Hause Hotz immer ab. Nur nicht am 4. Juli 1954.

Kein Radio. Kein heimisches Wohnzimmer. Und auch keine Diskussionen mit der Verwandtschaft. Ganz im Gegenteil: Heute war klar, auch bei Tante, Onkel und Co. dreht sich alles um Fußball. Denn Deutschland steht zum ersten Mal in der Geschichte in einem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. Die ganze Familie fährt mit der Eisenbahn von Konstanz nach Radolfzell in die Gastwirtschaft von Bekannten. Im prallgefüllten Nebenzimmer steht ein Fernseher. Für den elfjährigen Joachim etwas Besonders. Noch nie zuvor hatte er ein Fußballspiel im TV gesehen.

"Ich dachte, wir bekommen eine Klatsche"

Joachim ist die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Er erinnert sich an die Niederlage in der Gruppenphase nur zwei Wochen zuvor. Damals gewann der spätere Finalgegner Ungarn mit 8:3. Entsprechend wenig Hoffnung hatte er: "Ich dachte, wir bekommen wieder eine Klatsche." Doch es kam anders. "Nach dem Abpfiff wurde gejubelt wie verrückt", erinnert sich der heute 74-Jährige. "Alle waren aus dem Häuschen."

Tags darauf stand in der Zeitung, dass die Helden von Bern auf der Zugrückreise einen Zwischenstopp in Konstanz machen. Natürlich ein Pflichttermin für Joachim und seinen Vater. Die ganze Stadt sei auf den Beinen gewesen. "So viele jubelnde Menschen auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen", berichtet Joachim, der seinen Helden bei der Ankunft so ganz nah kam. Beim Gedanken daran lächelt er und sagt: "Immer wieder schön, sich zurückzuerinnern."

[jh]

Mit der Weltmeisterschaft in Russland steht den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft wieder ein spannender Sommer bevor. Für den Fan Club Grund genug, deutsche Fans in der Serie "WM-Erinnerungen" zurückblicken zu lassen. Auf Triumphe, bittere Niederlagen oder ganz persönliche Geschichten.

Gemeinsam mit Papa sitzt Joachim Hotz im Wohnzimmer und lauscht gebannt der Stimme des Radiokommentators. Interessiert studiert er die Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft, die ihm sein Vater zuvor aufgeschrieben hat. Ein Ritual der beiden. Keine Ausnahme. Kein Länderspiel wird verpasst. Selbst bei Familienfeiern sitzen Vater und Sohn zusammen. Auch, wenn der Rest der Verwandtschaft nur wenig Verständnis dafür aufbringen kann. So lief es im Hause Hotz immer ab. Nur nicht am 4. Juli 1954.

Kein Radio. Kein heimisches Wohnzimmer. Und auch keine Diskussionen mit der Verwandtschaft. Ganz im Gegenteil: Heute war klar, auch bei Tante, Onkel und Co. dreht sich alles um Fußball. Denn Deutschland steht zum ersten Mal in der Geschichte in einem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. Die ganze Familie fährt mit der Eisenbahn von Konstanz nach Radolfzell in die Gastwirtschaft von Bekannten. Im prallgefüllten Nebenzimmer steht ein Fernseher. Für den elfjährigen Joachim etwas Besonders. Noch nie zuvor hatte er ein Fußballspiel im TV gesehen.

"Ich dachte, wir bekommen eine Klatsche"

Joachim ist die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Er erinnert sich an die Niederlage in der Gruppenphase nur zwei Wochen zuvor. Damals gewann der spätere Finalgegner Ungarn mit 8:3. Entsprechend wenig Hoffnung hatte er: "Ich dachte, wir bekommen wieder eine Klatsche." Doch es kam anders. "Nach dem Abpfiff wurde gejubelt wie verrückt", erinnert sich der heute 74-Jährige. "Alle waren aus dem Häuschen."

Tags darauf stand in der Zeitung, dass die Helden von Bern auf der Zugrückreise einen Zwischenstopp in Konstanz machen. Natürlich ein Pflichttermin für Joachim und seinen Vater. Die ganze Stadt sei auf den Beinen gewesen. "So viele jubelnde Menschen auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen", berichtet Joachim, der seinen Helden bei der Ankunft so ganz nah kam. Beim Gedanken daran lächelt er und sagt: "Immer wieder schön, sich zurückzuerinnern."