WM 2010: Poldi vergibt, DFB-Team verliert

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

18. Juni 2010 in Port Elizabeth - 2. Gruppenspiel: Deutschland - Serbien 0:1

Vor dem Spiel:

Auch bei einer WM läuft in der Vorbereitung nicht alles perfekt. Der DFB konnte nichts dafür, aber das geplante Training am Spielort Port Elizabeth am Vortag entfiel, weshalb sich auch der Abflug verzögerte. Grund: zu schlechte Rasenverhältnisse im Free-State-Stadion. Das ließ nichts Gutes erhoffen für den nächsten Tag, auch wenn das Problem beide Teams betraf. Und die Serben mussten gewinnen, hatten sie doch zum Auftakt gegen Ghana 0:1 verloren. Bundestrainer Joachim Löw warnte: "Wir treffen auf einen angeschlagenen Gegner, der deshalb gefährlich sein wird. Sie sind erfahren, stärker und individuell besser besetzt als Australien."

Im Kader der Serben standen gleich sechs Spieler mit Bundesligaerfahrung, allen voran der Dortmunder Verteidiger Neven Subotic und der Ex-Torjäger der Berliner Hertha, Marko Pantelic. Im deutschen Team gab es nach dem glanzvollen Auftakt keinerlei Umstellungen, der erkältete Bastian Schweinsteiger war auch wieder hergestellt. Es war erst das dritte Duell gegen Serbien, bisher hatte es nur deutsche Siege gegeben. Natürlich erinnerten Chronisten an die lange Liste der Spiele mit Jugoslawien, aus dem Serbien nach dem Balkankrieg im Jahr 2003 als souveräner Staat (zunächst als Serbien und Montenegro, ab 2006 Serbien) entstanden war. Gefühlt spielte man schon wieder gegen Jugoslawien, zum 7. Mal – gegen keinen Gegner hatte es mehr WM-Spiele gegeben. Auch diese Bilanz machte Mut (4-1-1). Mit einem Sieg wollte die DFB-Elf das Achtelfinale vorzeitig klar machen.



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

18. Juni 2010 in Port Elizabeth - 2. Gruppenspiel: Deutschland - Serbien 0:1

Vor dem Spiel:

Auch bei einer WM läuft in der Vorbereitung nicht alles perfekt. Der DFB konnte nichts dafür, aber das geplante Training am Spielort Port Elizabeth am Vortag entfiel, weshalb sich auch der Abflug verzögerte. Grund: zu schlechte Rasenverhältnisse im Free-State-Stadion. Das ließ nichts Gutes erhoffen für den nächsten Tag, auch wenn das Problem beide Teams betraf. Und die Serben mussten gewinnen, hatten sie doch zum Auftakt gegen Ghana 0:1 verloren. Bundestrainer Joachim Löw warnte: "Wir treffen auf einen angeschlagenen Gegner, der deshalb gefährlich sein wird. Sie sind erfahren, stärker und individuell besser besetzt als Australien."

Im Kader der Serben standen gleich sechs Spieler mit Bundesligaerfahrung, allen voran der Dortmunder Verteidiger Neven Subotic und der Ex-Torjäger der Berliner Hertha, Marko Pantelic. Im deutschen Team gab es nach dem glanzvollen Auftakt keinerlei Umstellungen, der erkältete Bastian Schweinsteiger war auch wieder hergestellt. Es war erst das dritte Duell gegen Serbien, bisher hatte es nur deutsche Siege gegeben. Natürlich erinnerten Chronisten an die lange Liste der Spiele mit Jugoslawien, aus dem Serbien nach dem Balkankrieg im Jahr 2003 als souveräner Staat (zunächst als Serbien und Montenegro, ab 2006 Serbien) entstanden war. Gefühlt spielte man schon wieder gegen Jugoslawien, zum 7. Mal – gegen keinen Gegner hatte es mehr WM-Spiele gegeben. Auch diese Bilanz machte Mut (4-1-1). Mit einem Sieg wollte die DFB-Elf das Achtelfinale vorzeitig klar machen.

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Pechtag für Klose und Co.

Spielbericht:

Der Fluch des zweiten Spiels, das Deutschland öfter als jedes andere nicht gewonnen hat, wirkt auch an diesem Nachmittag. Das ZDF überträgt, Bela Rethy kommentiert. Anpfiff ist um 13.30 Uhr, an dem man den Bundestrainer so wütend wie lange nicht sehen wird. Es wird ein schwarzer Freitag. Dabei haben die Deutschen die ersten Chancen, Sami Khedira und Lukas Podolski verziehen knapp. Dann handelt sich Miroslav Klose eine Gelbe Karte ein, die Folgen haben wird. Fatale Folgen. Fünf Minuten, nachdem er ein Abseitstor erzielt hat und Sekunden nach einer vergebenen Kopfballchance findet sein Pechtag einen traurigen Höhepunkt.

In der 37. Minute begeht der einzige nominelle deutsche Stürmer auf dem Feld (man spielt im 4-5-1) ungeachtet seiner Verwarnung im Mittelfeld ein dummes Foul, das zumindest dieser Schiedsrichter als gelbwürdig erachten musste. Das darf eigentlich keinen mehr überraschen: Senor Alberto Undiano aus Pamplona hat bereits zu diesem Zeitpunkt vier von am Ende acht Karten gezückt und seine kleinliche Linie mehr als deutlich gemacht. Dennoch geht der routinierte Klose das Risiko ein und wird deshalb vollkommen zu Recht als siebter Deutscher bei einer WM vom Platz gestellt. Franz Beckenbauer grollt im Fernsehstudio: "Der Schiri ist für sein kleinliches Pfeifen bekannt. Das muss man wissen und dann darf man da nicht so hingehen."

Das bis dahin ausgeglichene Spiel kippt binnen 60 Sekunden zugunsten der Serben, die die deutsche Schockstarre gnadenlos ausnutzten. Sie haben den größten Schwachpunkt an diesem Tag längst ausgemacht und so ist es kein Zufall, dass sie auch vor dem einzigen Tor über ihren rechten Flügel angriffen. Wieder kann der 21-jährige Holger Badstuber, der im Verein innen, bei Deutschland aber links verteidigen muss, den schnellen Milos Krasic nicht halten. Dessen Flanke köpft Riese Nikola Zigic (2,02 Meter) auf den freistehenden Milan Jovanovic und der überwindet Manuel Neuer aus drei Metern. Diesem Tor laufen zehn Deutsche aufopferungsvoll nach, noch Sekunden vor der Pause trifft Sami Khedira aus 14 Metern die Latte. Den Abpraller setzt Thomas Müller per Fallrückzieher wieder aufs Tor, ein Verteidiger klärt auf der Linie. Sie resignieren nicht, das ist das Gute an diesem schwarzen Tag, an dem man Löw bei Abpfiff eine Wasserflasche werfen sieht. Nach der Pause versuchen alle, den Mythos von der Mannschaft, die nie aufgibt, zu untermauern. Bastian Schweinsteiger scheitert an Torwart Vladimir Stojkovic, Lukas Podolski verzieht erneut. Dann bekommt der Kölner die größte Chance des Spiels. Nach genau einer Stunde begeht Nemanja Vidic ein strafbares Handspiel, der Schiedsrichter gibt Elfmeter. Entschlossen geht Podolski zum Punkt, schießt flach, aber nicht besonders hart – Stojkovic hat ihn. Erstmals seit 1974 (Uli Hoeneß gegen Polen) verschießt Deutschland wieder einen Elfmeter bei der WM. "War nicht ganz so schlecht geschossen, Torwart hat die Ecke halt geahnt", sagt Podolski später in der Mixed Zone, wo man noch einige optimistische Worte hören wird.

Aus der Tatsache, dass sie immerhin in Unterzahl mehr Chancen gehabt haben als die Serben im ganzen Spiel, dass sie nach Ecken 7:1 gewonnen und auch mehr Ballbesitz (56 Prozent) haben, ziehen sie hinterher ihre Zuversicht. Auch wenn sie erstmals seit 24 Jahren wieder ein Vorrundenspiel verlieren. Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann will sogar "ein Riesenspiel" der Deutschen gesehen haben und weder DFB-Präsident Theo Zwanziger noch Joachim Löw hegen offiziell den leisesten Zweifel am Weiterkommen der Deutschen.

Im Land ist es ähnlich, aber die Front bröckelt. In einer kicker-Umfrage rechnen nun 25,7 Prozent der Teilnehmer mit einem Aus in der Vorrunde.

Aufstellung: Neuer – Lahm, Mertesacker, Friedrich, Badstuber (77. Gomez) – Schweinsteiger, Khedira – Müller (70. Marin), Özil (70. Cacau), Podolski – Klose.

Tore: 0:1 Jovanovic (38.).

Zuschauer: 38.294

Platzverweis: Klose (37.).

Besonderes Vorkommnis: Podolski vergibt Elfmeter (60.).

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"Es ist einiges gegen uns gelaufen"

Stimmen zum Spiel:

Joachim Löw: "Es ist einiges gegen uns gelaufen. Gelb-Rot, dann sofort das 0:1, vergebene Chancen und ein verschossener Elfmeter. Das war nicht so einfach wegzustecken. Es verdient Respekt, wie sich die Mannschaft gewehrt hat. Diese Niederlage wird uns nicht nervös werden lassen. Wir haben es in der eigenen Hand, das Achtelfinale zu erreichen und das werden wir auch machen."

Theo Zwanziger (DFB-Präsident): "Nun beginnt die K.o.-Runde früher. Wir können fünf Minuten traurig sein, dann geht es wieder nach vorne."

Oliver Bierhoff (Teammanager): "Ich habe in der Kabine eine wütende und enttäuschte Mannschaft in der Kabine gesehen, aber keine resignierende."

Franz Beckenbauer (Bild-Kolumnist): "Der verschossene Elfmeter von Lukas Podolski ist ärgerlich. Es spricht zwar für seinen Mut, selbst anzutreten, nachdem er eine 100-prozentige und eine 70-prozentige Chance vergeben hat. Doch er wäre besser nicht so egoistisch gewesen und hätte Bastian Schweinsteiger schießen lassen. Dennoch: Ich bin sicher, wir kommen weiter."

Philipp Lahm: "Zu elft hätten wir sicher gegen Serbien gewonnen. Das gibt uns Zuversicht für Mittwoch."

Miroslav Klose: "Ich bin todtraurig. Ich meine, das ist immer noch Fußball. Das ist ein Kampfsport. Ich bin zu jedem Spieler gegangen und habe mich entschuldigt."

Bastian Schweinsteiger: "Das Spiel dürfen wir nicht verlieren, auch nicht mit nur zehn Mann. Ich spüre Wut und Enttäuschung."

(zum Platzverweis) "Soetwas zerstört den Fußball. Da würde es in jedem Spiel Rote Karten geben."

Radomir Antic (Trainer Serbiens): "In der ersten Halbzeit waren wir sehr gut. In der zweiten Halbzeit haben wir das Ergebnis verwaltet. Da waren wir sehr defensiv ausgerichtet. Wir wollten eigentlich mehr nach vorne machen, aber der Druck war sehr stark. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben."

Neven Subotic: "Jetzt sind wieder alle Türen offen. Wir sind jetzt die Generation, die einen Sieg gegen Deutschland geschafft hat."

"Schlimme Aussetzer von Klose und Podolski. Platzverweis und vergebener Elfmeter gegen biedere Serben – Badstuber überfordert. Die Mannschaft hat sich diese unnötige Niederlage selbst zuzuschreiben." (kicker)

"So hat der Bundestrainer lange nicht mehr getobt. Oje Jogi – jetzt haben wir am Mittwoch ein Zitter-Finale gegen Ghana." (Bild)

"Der entscheidende Moment des Spiels war eine Parade von Serbiens Torwart Stojkovic, der in der 60. Minute den Strafstoß gegen Podolski hält." (Kurir/Srebien)

"Deutschland kehrt auf die Erde zurück. Ab heute lebt das Super-Deutschland der vier Tore gegen die eingeschüchterten Australier wieder auf dem Planeten der Normalen." (La Repubblica/Italien)

"Das kann doch kein Deutscher sein! Podolski verpatzt einen Elfmeter – aber er wurde auch in Polen geboren." (Daily Mail/England)

"Haltet die Zeitungsdruckereien an, macht die erste Seite frei, ernennt einen offiziellen Feiertag: Diese erbarmungslose Fußballnation hat gerade ihren ersten Elfmeter seit 1974 verschossen." (Times/England)

"Kann es sein, dass bei Deutschland nach dem tollen Auftakt schon Schluss mit dem schönen Spiel ist? Özil und Müller waren nur ein Schatten der ersten Partie. Podolski ließ die besten Chancen aus." (Lance/Brasilien)

"Deutschland nur ein Schatten. Unverzeihliche Fehler von einem Team, das den Titel anstrebt." (La Nacion/Argentinien)

"Der Ausblick für Deutschland ist düsterer geworden. Die deutsche Dampfwalze muss jetzt gegen Ghana um alles oder nichts spielen." (Sport/Spanien)

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