WM 1995: Erst im Finale ist Schluss

Am 20. Juli beginnt in Australien und Neuseeland die neunte Frauen-WM. Deutschland war bisher immer dabei. Ein Rückblick auf die bisherigen WM-Turniere mit besonderem Fokus auf das DFB-Team. Heute: die WM 1995 in Schweden.

Vor dem Turnier: Das Turnier fand vom 5. bis 18. Juni in fünf schwedischen Städten statt. Es ging auch um Startplätze für das erstmals ausgespielte Frauenturnier bei Olympia 1996 in Atlanta. Die Spielzeit entsprach nun der der Männer – 90 Minuten. Bei K.o.-Spielen galt die Golden Goal-Regel und pro Halbzeit und Team wurde probehalber eine zweiminütige Auszeit erlaubt. Die Kader wuchsen von 18 auf 20 Spielerinnen an.

Teilnehmer: 55 Länder bewarben sich um die zwölf Startplätze. Die Teilnehmer verteilten sich wieder auf drei Vierergruppen. Europa hatte fünf Starter, Amerika und Asien zwei, Südamerika, Afrika und Australien je einen. England, Kanada und Australien gaben ihr WM-Debüt, die anderen neun waren schon 1991 dabei. Der Modus blieb unverändert: Die ersten beiden einer Gruppe und die beiden besten im Quervergleich der Dritten kamen ins Viertelfinale. 

Turnierverlauf: Das Programm in der Vorrunde war ein straffes, das man den Männern nie zugemutet hätte: Alle zwei Tage ein Spiel. Deutschland hatte die Ehre, das Turnier zu eröffnen (1:0 gegen Japan) und gewann seine Gruppe A knapp vor den punktgleichen Schwedinnen, die ihnen eine 2:3-Niederlage zufügten. Dank der besseren Tordifferenz setzte sich Japan gegenüber Brasilien durch, das auch im zweiten Anlauf Gruppenletzter wurde. Den Ausschlag gab das 1:6 gegen die Deutschen im letzten Spiel. Kurios: Mit Ausnahme der Deutschen waren alle Teams schon 1991 in einer Vorrundengruppe gewesen.

In Gruppe B stellte sich die Frage nach dem Sieger nicht lange. Norwegen stellte gleich zum Auftakt das WM-Rekordergebnis ein und schlug Nigeria mit 8:0, machte es mit England etwas gnädiger (2:0) und hatte mit Kanada trotz schon feststehender Viertelfinalqualifikation wenig Mitleid (7:0). England sicherte sich den zweiten Platz, Kanada und Nigeria holten nur im direkten Duell einen Punkt (3:3), der für beide zu wenig war.

In Gruppe C hatte Titelverteidiger USA überraschend viel Mühe, spielte zum Auftakt gegen China 3:3 und kam nur über das Torverhältnis zum Gruppensieg. Die Chinesinnen wurden nach Siegen über Dänemark und Australien, das punktlos blieb, Zweite. Dänemark reichte ein 5:0 über Australien zum Viertelfinaleinzug.

Wie 1991 hatte Europa alle fünf Starter durchgebracht, doch nur noch zwei kamen ins Halbfinale. Die Deutschen (3:0 gegen England) und Norwegen (3:1 gegen Dänemark). Schweden scheiterte im Elfmeterschießen an China. Die USA kam allmählich auf Touren und gegen Japan zu ihrem höchsten Sieg (4:0).

Schwedens Aus war dem Interesse an dem Turnier, das als das am schlechtesten besuchte (Schnitt: 4316) in die Annalen einging, nicht zuträglich. So sahen nur 6600 Zuschauer die Halbfinals, in denen es auch an Toren mangelte. Norwegen warf Weltmeister USA ebenso mit einem 1:0 aus dem Rennen wie Deutschland die Chinesinnen. So kam es am 18. Juni in Solna zu einem rein europäischen WM-Finale. Für die Norwegerinnen war es schon das zweite, für Deutschland die Premiere. Die Skandinavierinnen setzten sich mit 2:0 durch.

Das Abschneiden der Deutschen: Wieder trat Deutschland als amtierender Europameister an (durch ein 3:2 über Schweden im März 1995) und immer noch hieß der Trainer Gero Bisanz. Der stellte zwar fest, man könne "gar nicht verkrampft in die Spiele gehen, denn wir sind sehr selbstbewusst", unkte aber auch: "Ich fürchte, von uns wird mehr erwartet als wir zu leisten im Stande sind." Denn nicht nur für Bisanz blieb die USA Topfavorit und auf die hätte man schon im Viertelfinale treffen können. Doch es kam anders.

In der Vorrunde hatte man mehr Mühe als in China 1991. Gegen Japan gab es vor einer Minikulisse von 3824 Zuschauern in Karlstad ein zähes 1:0, den einzigen Treffer erzielte Kapitänin Silvia Neid. Dabei bewies sie "Köpfchen". Der kicker stellte den Deutschen kein allzu gutes Zeugnis aus, "Hektik und Nervosität prägten das Geschehen." Auch Co-Trainerin Tina Theune-Meyer bemängelte "zu viele Fehlpässe", die Mannschaft habe "zu nervös gespielt". Immerhin, es gab drei Punkte.

Zwei Tage später stimmte auch das Ergebnis nicht. An jenem 7. Juni 1995, an dem die Herren ihr EM-Qualifikationsspiel in Sofia nach 2:0-Führung mit 2:3 verloren, passierte das Gleiche den Frauen in Helsingborg – gegen Gastgeber Schweden. Zur Pause war die DFB-Welt noch in Ordnung: Bettina Wiegmann hatte wieder mal einen Elfmeter verwandelt und Heidi Mohr ihr obligatorisches Tor gemacht. Doch die Schwedinnen kamen vor nur 5500 Zuschauern zurück und nahmen Revanche für das verlorene EM-Finale zehn Wochen zuvor. Die drei Tore fielen in den letzten 20 Minuten, das entscheidende quasi mit dem Abpfiff. Bis heute ist es die einzige deutsche Vorrundenniederlage bei einer WM. Was dazu führte, dass zum Abschluss der Vorrunde Brasilien geschlagen werden musste. Der Auftrag wurde erfüllt – mehr als das. Es wurde ein 6:1-Schützenfest, das mit dem ersten WM-Tor der 17-jährigen Frankfurterin Birgit Prinz eingeläutet wurde. Den Ausgleich konterten Maren Meinert und Wiegmann – mit WM-Elfmetertor Nummer vier – und mit 3:1 ging es in die Kabinen. Ein Doppelschlag von Mohr und ein Treffer von Anouschka Bernhard machten das halbe Dutzend voll – und die Olympiateilnahme 1996 bereits perfekt. Bisanz atmete auf: "Der Erfolg gegen Brasilien war sicher einer der wichtigsten in meiner Laufbahn als Bundestrainer."

Dabei war ja noch viel mehr zu gewinnen: Vier Tage später ging es weiter gegen England. Vor eines WM-Viertelfinals unwürdiger Kulisse (2317 Zuschauer) in Västeras gab es "90 Minuten Einbahnstraßenfußball" (kicker) und einen verdienten deutschen 3:0-Sieg, der noch zu niedrig ausgefallen war. Martina Voss (41.), Meinert (55.) und natürlich Mohr (82.) schossen Deutschland erneut ins Halbfinale und Bisanz merkte an: "Ich hoffe, das Team hat sich ein paar Tore fürs Halbfinale aufgehoben." Besonders im Fokus stand dabei Silvia Neid, die als erste deutsche Frau die 100-Länderspiele-Marke nahm. Sie stellte ihr Jubiläum aber nicht in den Vordergrund: "Das Halbfinale ist für mich etwas Besonderes, weil wir um Gold, Silber und Bronze spielen."

Den Weg ins Finale wollten ihnen die Chinesinnen verbauen. Die spielten auch sehr diszipliniert, blieben allerdings meist in der eigenen Hälfte. Der deutschen Überlegenheit entsprang erst nach 79 Minuten ein Tor – aber das öffnete den Weg ins Finale. Heldin des Tages war Wiegmann, die nach einer zu kurz abgewehrten Ecke den Ball volley einschoss. Auch die Heimat jubelte mit, im Gegensatz zu 1991 wurden alle WM-Spiele live übertragen.

Zum Finale am 18. Juni in Stockholm reiste der DFB-Präsident Egidius Braun und die Ränge waren erstmals anständig gefüllt für ein WM-Spiel (17.358 Zuschauer). Petrus meinte es nicht so gut mit den Finalistinnen. Es schüttete in Kübeln, "das kam Norwegen entgegen. Die Mannschaft lebt von ihrer Kraft und der Wucht. Sie hat uns in der ersten Halbzeit erdrückt." (Bisanz) In der auch die beiden Tore des Tages fielen, binnen drei Minuten platzte der deutsche WM-Traum. Heege Riise (38.) und Marianne Pettersen (41.) sorgten für ein 2:0 zur Pause – und dabei blieb es.

Bei beiden Toren spielte der nasse Rasen eine Rolle, tückische Aufsetzer stellten Torhüterin Manuela Goller vor kaum lösbare Probleme. Neid sagte noch Jahrzehnte später: "Kurz vor der Pause waren wir zweimal unaufmerksam – und das war’s dann."

Nach Platz vier nun Platz zwei – unter dem Strich stand eine deutliche Verbesserung auf hohem Niveau. Nicht zu vergessen: das Olympia-Ticket für Atlanta 1996. Eine Prämie gab es damals indes nicht für Platz zwei in der Welt.

1995 kamen 17 der 20 Spielerinnen zum Einsatz. Immer dabei: Manuela Goller, Anouschka Bernhard, Dagmar Pohlmann, Ursula Lohn, Maren Meinert, Martina Voss, Bettina Wiegmann, Heidi Mohr, Silvia Neid und Birgit Prinz (je sechs Einsätze). Mohr und Wiegmann kamen auf die meisten Tore (je drei), Meinert traf zweimal, je ein Tor erzielten Bernhard, Lohn, Voss und Prinz.

Fakten

Tore: 99

Torschützenkönigin: Ann Kristin Aarones (Norwegen/6)

Beste Spielerin: Hege Riise (Norwegen)

Zuschauer: 112.213 (Schnitt 4316)

Stimmen

FIFA-Generalsekretär Josef Blatter: "Im Gegensatz zu China 1991 konnte diesmal mit Ausnahme von Australien jede Mannschaft Tore erzielen und punkten. Das spricht dafür, dass die schwächeren Teilnehmernationen den Abstand zu den Spitzenteams verringern konnten."

Gero Bisanz: "Wir haben mehr erreicht, als wir erhofft hatten. Die Mannschaft hat bereits am 26. März die Europameisterschaft gewonnen und ist jetzt die Nummer zwei der Welt. Deswegen bin ich sehr zufrieden."

Pia Sundhage (schwedische Nationalspielerin und später unter anderem Trainerin der USA): "Dieses Turnier war sehr gut für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs im Allgemeinen."

[um]

Am 20. Juli beginnt in Australien und Neuseeland die neunte Frauen-WM. Deutschland war bisher immer dabei. Ein Rückblick auf die bisherigen WM-Turniere mit besonderem Fokus auf das DFB-Team. Heute: die WM 1995 in Schweden.

Vor dem Turnier: Das Turnier fand vom 5. bis 18. Juni in fünf schwedischen Städten statt. Es ging auch um Startplätze für das erstmals ausgespielte Frauenturnier bei Olympia 1996 in Atlanta. Die Spielzeit entsprach nun der der Männer – 90 Minuten. Bei K.o.-Spielen galt die Golden Goal-Regel und pro Halbzeit und Team wurde probehalber eine zweiminütige Auszeit erlaubt. Die Kader wuchsen von 18 auf 20 Spielerinnen an.

Teilnehmer: 55 Länder bewarben sich um die zwölf Startplätze. Die Teilnehmer verteilten sich wieder auf drei Vierergruppen. Europa hatte fünf Starter, Amerika und Asien zwei, Südamerika, Afrika und Australien je einen. England, Kanada und Australien gaben ihr WM-Debüt, die anderen neun waren schon 1991 dabei. Der Modus blieb unverändert: Die ersten beiden einer Gruppe und die beiden besten im Quervergleich der Dritten kamen ins Viertelfinale. 

Turnierverlauf: Das Programm in der Vorrunde war ein straffes, das man den Männern nie zugemutet hätte: Alle zwei Tage ein Spiel. Deutschland hatte die Ehre, das Turnier zu eröffnen (1:0 gegen Japan) und gewann seine Gruppe A knapp vor den punktgleichen Schwedinnen, die ihnen eine 2:3-Niederlage zufügten. Dank der besseren Tordifferenz setzte sich Japan gegenüber Brasilien durch, das auch im zweiten Anlauf Gruppenletzter wurde. Den Ausschlag gab das 1:6 gegen die Deutschen im letzten Spiel. Kurios: Mit Ausnahme der Deutschen waren alle Teams schon 1991 in einer Vorrundengruppe gewesen.

In Gruppe B stellte sich die Frage nach dem Sieger nicht lange. Norwegen stellte gleich zum Auftakt das WM-Rekordergebnis ein und schlug Nigeria mit 8:0, machte es mit England etwas gnädiger (2:0) und hatte mit Kanada trotz schon feststehender Viertelfinalqualifikation wenig Mitleid (7:0). England sicherte sich den zweiten Platz, Kanada und Nigeria holten nur im direkten Duell einen Punkt (3:3), der für beide zu wenig war.

In Gruppe C hatte Titelverteidiger USA überraschend viel Mühe, spielte zum Auftakt gegen China 3:3 und kam nur über das Torverhältnis zum Gruppensieg. Die Chinesinnen wurden nach Siegen über Dänemark und Australien, das punktlos blieb, Zweite. Dänemark reichte ein 5:0 über Australien zum Viertelfinaleinzug.

Wie 1991 hatte Europa alle fünf Starter durchgebracht, doch nur noch zwei kamen ins Halbfinale. Die Deutschen (3:0 gegen England) und Norwegen (3:1 gegen Dänemark). Schweden scheiterte im Elfmeterschießen an China. Die USA kam allmählich auf Touren und gegen Japan zu ihrem höchsten Sieg (4:0).

Schwedens Aus war dem Interesse an dem Turnier, das als das am schlechtesten besuchte (Schnitt: 4316) in die Annalen einging, nicht zuträglich. So sahen nur 6600 Zuschauer die Halbfinals, in denen es auch an Toren mangelte. Norwegen warf Weltmeister USA ebenso mit einem 1:0 aus dem Rennen wie Deutschland die Chinesinnen. So kam es am 18. Juni in Solna zu einem rein europäischen WM-Finale. Für die Norwegerinnen war es schon das zweite, für Deutschland die Premiere. Die Skandinavierinnen setzten sich mit 2:0 durch.

Das Abschneiden der Deutschen: Wieder trat Deutschland als amtierender Europameister an (durch ein 3:2 über Schweden im März 1995) und immer noch hieß der Trainer Gero Bisanz. Der stellte zwar fest, man könne "gar nicht verkrampft in die Spiele gehen, denn wir sind sehr selbstbewusst", unkte aber auch: "Ich fürchte, von uns wird mehr erwartet als wir zu leisten im Stande sind." Denn nicht nur für Bisanz blieb die USA Topfavorit und auf die hätte man schon im Viertelfinale treffen können. Doch es kam anders.

In der Vorrunde hatte man mehr Mühe als in China 1991. Gegen Japan gab es vor einer Minikulisse von 3824 Zuschauern in Karlstad ein zähes 1:0, den einzigen Treffer erzielte Kapitänin Silvia Neid. Dabei bewies sie "Köpfchen". Der kicker stellte den Deutschen kein allzu gutes Zeugnis aus, "Hektik und Nervosität prägten das Geschehen." Auch Co-Trainerin Tina Theune-Meyer bemängelte "zu viele Fehlpässe", die Mannschaft habe "zu nervös gespielt". Immerhin, es gab drei Punkte.

Zwei Tage später stimmte auch das Ergebnis nicht. An jenem 7. Juni 1995, an dem die Herren ihr EM-Qualifikationsspiel in Sofia nach 2:0-Führung mit 2:3 verloren, passierte das Gleiche den Frauen in Helsingborg – gegen Gastgeber Schweden. Zur Pause war die DFB-Welt noch in Ordnung: Bettina Wiegmann hatte wieder mal einen Elfmeter verwandelt und Heidi Mohr ihr obligatorisches Tor gemacht. Doch die Schwedinnen kamen vor nur 5500 Zuschauern zurück und nahmen Revanche für das verlorene EM-Finale zehn Wochen zuvor. Die drei Tore fielen in den letzten 20 Minuten, das entscheidende quasi mit dem Abpfiff. Bis heute ist es die einzige deutsche Vorrundenniederlage bei einer WM. Was dazu führte, dass zum Abschluss der Vorrunde Brasilien geschlagen werden musste. Der Auftrag wurde erfüllt – mehr als das. Es wurde ein 6:1-Schützenfest, das mit dem ersten WM-Tor der 17-jährigen Frankfurterin Birgit Prinz eingeläutet wurde. Den Ausgleich konterten Maren Meinert und Wiegmann – mit WM-Elfmetertor Nummer vier – und mit 3:1 ging es in die Kabinen. Ein Doppelschlag von Mohr und ein Treffer von Anouschka Bernhard machten das halbe Dutzend voll – und die Olympiateilnahme 1996 bereits perfekt. Bisanz atmete auf: "Der Erfolg gegen Brasilien war sicher einer der wichtigsten in meiner Laufbahn als Bundestrainer."

Dabei war ja noch viel mehr zu gewinnen: Vier Tage später ging es weiter gegen England. Vor eines WM-Viertelfinals unwürdiger Kulisse (2317 Zuschauer) in Västeras gab es "90 Minuten Einbahnstraßenfußball" (kicker) und einen verdienten deutschen 3:0-Sieg, der noch zu niedrig ausgefallen war. Martina Voss (41.), Meinert (55.) und natürlich Mohr (82.) schossen Deutschland erneut ins Halbfinale und Bisanz merkte an: "Ich hoffe, das Team hat sich ein paar Tore fürs Halbfinale aufgehoben." Besonders im Fokus stand dabei Silvia Neid, die als erste deutsche Frau die 100-Länderspiele-Marke nahm. Sie stellte ihr Jubiläum aber nicht in den Vordergrund: "Das Halbfinale ist für mich etwas Besonderes, weil wir um Gold, Silber und Bronze spielen."

Den Weg ins Finale wollten ihnen die Chinesinnen verbauen. Die spielten auch sehr diszipliniert, blieben allerdings meist in der eigenen Hälfte. Der deutschen Überlegenheit entsprang erst nach 79 Minuten ein Tor – aber das öffnete den Weg ins Finale. Heldin des Tages war Wiegmann, die nach einer zu kurz abgewehrten Ecke den Ball volley einschoss. Auch die Heimat jubelte mit, im Gegensatz zu 1991 wurden alle WM-Spiele live übertragen.

Zum Finale am 18. Juni in Stockholm reiste der DFB-Präsident Egidius Braun und die Ränge waren erstmals anständig gefüllt für ein WM-Spiel (17.358 Zuschauer). Petrus meinte es nicht so gut mit den Finalistinnen. Es schüttete in Kübeln, "das kam Norwegen entgegen. Die Mannschaft lebt von ihrer Kraft und der Wucht. Sie hat uns in der ersten Halbzeit erdrückt." (Bisanz) In der auch die beiden Tore des Tages fielen, binnen drei Minuten platzte der deutsche WM-Traum. Heege Riise (38.) und Marianne Pettersen (41.) sorgten für ein 2:0 zur Pause – und dabei blieb es.

Bei beiden Toren spielte der nasse Rasen eine Rolle, tückische Aufsetzer stellten Torhüterin Manuela Goller vor kaum lösbare Probleme. Neid sagte noch Jahrzehnte später: "Kurz vor der Pause waren wir zweimal unaufmerksam – und das war’s dann."

Nach Platz vier nun Platz zwei – unter dem Strich stand eine deutliche Verbesserung auf hohem Niveau. Nicht zu vergessen: das Olympia-Ticket für Atlanta 1996. Eine Prämie gab es damals indes nicht für Platz zwei in der Welt.

1995 kamen 17 der 20 Spielerinnen zum Einsatz. Immer dabei: Manuela Goller, Anouschka Bernhard, Dagmar Pohlmann, Ursula Lohn, Maren Meinert, Martina Voss, Bettina Wiegmann, Heidi Mohr, Silvia Neid und Birgit Prinz (je sechs Einsätze). Mohr und Wiegmann kamen auf die meisten Tore (je drei), Meinert traf zweimal, je ein Tor erzielten Bernhard, Lohn, Voss und Prinz.

Fakten

Tore: 99

Torschützenkönigin: Ann Kristin Aarones (Norwegen/6)

Beste Spielerin: Hege Riise (Norwegen)

Zuschauer: 112.213 (Schnitt 4316)

Stimmen

FIFA-Generalsekretär Josef Blatter: "Im Gegensatz zu China 1991 konnte diesmal mit Ausnahme von Australien jede Mannschaft Tore erzielen und punkten. Das spricht dafür, dass die schwächeren Teilnehmernationen den Abstand zu den Spitzenteams verringern konnten."

Gero Bisanz: "Wir haben mehr erreicht, als wir erhofft hatten. Die Mannschaft hat bereits am 26. März die Europameisterschaft gewonnen und ist jetzt die Nummer zwei der Welt. Deswegen bin ich sehr zufrieden."

Pia Sundhage (schwedische Nationalspielerin und später unter anderem Trainerin der USA): "Dieses Turnier war sehr gut für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs im Allgemeinen."

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