WM 1978: Die Schmach von Cordoba

"Leichter war die WM nie zu gewinnen - es ist zum Kotzen"

Stimmen zum Spiel:

Helmut Schön (Bundestrainer): "Ich bin über den Ausgang dieses Spiels maßlos enttäuscht. Es hat gezeigt, dass unsere Mannschaft während des Turniers ihren Leistungsstand dauernd gewechselt hat. Ich kann sagen, dass ich von unserer Verteidigung sehr enttäuscht bin, weil sich von der unsicheren Abwehrarbeit die Unruhe auf das ganze Team übertrug. Das dritte Tor hätte niemals fallen dürfen. Dies alles hindert mich nicht daran zu sagen, dass die Österreicher nach ihrem Spiel den Sieg auch verdient hatten."

Jupp Derwall (Co-Trainer DFB): "Ich kann es überhaupt nicht verstehen, dass in unserer Mannschaft kein Funken von Disziplin war. Der Rummenigge war doch der einzige, der überhaupt zu sehen war auf dem Platz. Unsere Leute versuchten es kopflos mit der Brechstange. Ich bin der Ansicht, dass sie die Österreicher auf die leichte Schulter genommen haben."

Hermann Neuberger (DFB-Präsident): "Die Mannschaft wusste, dass Holland 2:1 führte, dass also das Spiel um den dritten Platz ganz nahe war. Diese Niederlage durfte nicht mehr passieren."

Berti Vogts: "Was soll ich groß sagen? Ich hätte mir einen besseren Abgang gewünscht. Der Sepp greift am Ball vorbei, der prallt an mein Knie und das war schon das Eigentor. Ich kann mir doch jetzt nicht das Knie abhacken. Ich bin tief enttäuscht und sauer auf mich selbst."

Rolf Rüssmann: "Das dritte Tor geht einzig und allein auf meine Kappe."

Bernd Hölzenbein: "Mit Beckenbauer, Grabowski und Gerd Müller wären wir wieder Weltmeister geworden. Leichter war die WM nie zu gewinnen als hier in Argentinien. Es ist zum Kotzen." 

Klaus Fischer (in seinem WM-Buch): "Wir haben zu viele Fehler gemacht, und zwar durch die Bank. Auch auf der Bank. Bei dieser Weltmeisterschaft haben Leute gespielt, die nicht auf den Rasen gehörten, sondern auf die Ersatzbank. Auf der Tribüne saßen dafür Spieler, die auf ihren Einsatz regelrecht brannten. Ich fragte mich ernsthaft, wer die Mannschaft zuweilen aufgestellt hatte: der Berti Vogts oder der Rainer Bonhof?"

Helmut Senekowitsch (Trainer Österreichs): "Ich bin natürlich hocherfreut über diesen Sieg, da er gegen ein Team erzielt wurde, das am Wochenende in Buenos Aires in einem der Finals stehen wollte. Sicherlich waren wir durch den Umstand begünstigt, dass wir völlig frei aufspielen konnten."

"Ein Freundschaftsspiel mit unfreundlichen Ausgangspositionen - so schoben die Mannschaften den Ball über den Rasen. Längst hatten die Zuschauer aufgehört, 'aufhören' zu rufen (...) Jetzt vertrauten sie nur noch auf den Schiedsrichter. Doch da gelang Krankl eine Minute vor Schluss das Siegtor gegen Deutschland - gegen eine Mannschaft, die in Gedanken schon auf dem Heimflug war. Gute Reise." (FAZ)

"Schuld muss unser Team zuerst bei sich selbst suchen (...) Die 2:3-Niederlage im letzten Spiel von Cordoba ist schmerzlich, denn sie war unnötig (...) Die deutsche Nationalmannschaft hätte ihrem scheidenden Bundestrainer einen anderen Abschied bereiten können. Bei früheren Weltturnieren hat keine deutsche Mannschaft so leichtfertig ihre Chancen verspielt. Auch von einem Aufbäumen war nichts zu spüren." (kicker)

"Es war ein epochaler Sieg und zugleich ein Triumph, der die Anfangserfolge in Argentinien eindrucksvoll bestätigte. Der 'kleine Nachbar' wuchs dem großen Bruder über den Kopf (...) Für die österreichischen Fußballer war es wie ein Spiel um den Titel (...) Hier ging es darum, sich selbst zu bestätigen, die Ebenbürtigkeit unter Beweis zu stellen. Jetzt wuchs man mit dem Riesen. Und siehe da, der Riese schrumpfte." (Die Presse/Wien)

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Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

21. Juni 1978 in Cordoba - drittes Zweitrundenspiel: Deutschland - Österreich 2:3

Vor dem Spiel:

In Deutschland wurden die Taschenrechner aktiviert. Vom Finale bis zum letzten Gruppenplatz war noch alles drin, zumindest das Spiel um Platz drei wollte man erreichen. Dazu bedurfte es mindestens eines Unentschiedens, während das Parallelspiel zwischen der Niederlande und Italien einen Sieger haben musste. Im Falle eines Schützenfestes gegen Österreich war auch das Finale drin, doch musste man auf die Holländer vier Tore wettmachen. DFB-Präsident Hermann Neuberger machte in Optimismus: "Wer sagt denn, dass wir gegen Österreich keine fünf Tore schießen können?" Konter von Hans Krankl: "Was, fünf Tore wolln's machen gegen uns? Nur über meine Leiche." Im deutschen Lager gab es jedoch auch Stimmen, die nichts gegen eine frühere Abreise hatten, das Spiel um Platz drei hatte nur wenig Reiz. Dagegen sprach, dass es das letzte Spiel von Bundestrainer Helmut Schön war, der einen guten Abschied verdient hatte. Und das Prestige - gegen den kleinen Nachbarn durfte man nun wirklich nicht verlieren.

Schön ließ die Elf unverändert. Die Österreicher hatten seit 47 Jahren nicht gegen Deutschland gewonnen, aber eine der besten Mannschaften nach dem Krieg. In der Vorrunde hatten sie überrascht und in einer Gruppe mit Brasilien den ersten Platz belegt. In der Zwischenrunde stießen sie an ihre Grenzen, gegen Holland waren sie unter die Räder geraten (1:5), und nach dem 0:1 gegen Italien gab es auch keine Chance für Austria mehr, unter die letzten Vier zu kommen. Für sie war der Tag von Cordoba definitiv ihr letztes Spiel in Argentinien. Und sie freuten sich darauf. Herbert Prohaska: "Wir haben keine Angst vor den Deutschen. Die haben ja bis jetzt noch nie voll überzeugt und werden auch mit uns Schwierigkeiten haben."

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"Toor, Toor, Toor, Toor, Toor! I weard narrisch! Krankl schießt ein"

Spielbericht:

Gegen elf Uhr bricht die Mannschaft ein letztes Mal nach Cordoba auf, wieder begleitet von GSG-9–Männern, einem Militärjeep mit aufgepflanzten Maschinengewehren und - über ihren Köpfen - einem Helikopter der argentinischen Luftwaffe. Dass die WM in Argentinien den Spielern in so unangenehmer Erinnerung bleiben wird, liegt nicht nur am Sport. Auch die Atmosphäre in den weitläufigen Stadien ist ein Faktor. An diesem ominösen Mittwochmittag (13.45 Uhr Ortszeit) verlieren sich nur 20.000 Zuschauer im Stadion von Cordoba. Diesmal darf das ZDF übertragen, Rolf Kramer wird zum Mittler der Kunde einer der schwärzesten deutschen WM-Stunden. Schön lässt die Elf unverändert und schärft ihr ein: "Denkt nicht an ein 5:0. Zunächst einmal ist es wichtig, überhaupt zu gewinnen. Seid bloß nicht überheblich."

Obwohl die Sonne wieder lacht, wärmt sie niemanden. Die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt, auch das ist nicht gerade WM-typisch. Beide Mannschaften laufen unverändert auf. Unverändert sind auch die spielerischen Defizite. Rolf Kramer bilanziert die nahezu ereignislose Anfangsviertelstunde: "Das Spiel ist nicht sehr schnell, im Mittelfeld ein regelrechtes Fehlpassfestival. Ein Klassenunterschied ist nicht zu bemerken." Als erster tut Karl-Heinz Rummenigge etwas dagegen, nach einem schulmäßigen Doppelpass mit Dieter Müller dringt er in den Strafraum ein und schlenzt an Keeper Friedl Koncilia vorbei ins kurze Eck. Mit seinem dritten WM-Tor setzt er sich an Platz eins der internen Schützenliste und wird dort bleiben. Das Tor tut dem deutschen Spiel nicht gut, es schleicht sich "doch wohl allzuviel Selbstsicherheit ein" (Schön). Die Österreicher reagieren wütend, mit vier Niederlagen am Stück wollen sie diese WM nicht verlassen. Willy Kreuz schießt aus der zweiten Reihe, sein Aufsetzer verfehlt das Tor um Zentimeter und erregt Sepp Maier, der seinen Vorderleuten den Marsch bläst.

Dann sagt der Stadionsprecher Italiens Führung gegen die Holländer durch, womit Deutschland in der virtuellen Tabelle Platz zwei einnimmt. Rainer Bonhof gelingt bei dieser WM wenig, ausgenommen seine Standards. Jeder Freistoß überwindet die Mauer, Koncilia hat Mühe, den Ball festzuhalten. Dann dringt Kapitän Robert Sara von rechts in den Strafraum ein, Maier wehrt seinen Schrägschuss zur Ecke und Edi Kriegers Aufsetzer zischt knapp vorbei. Plötzlich ist Leben im Spiel, angesichts der Chancenverteilung spricht Kramer von einer "schmeichelhaften Führung". Daran ändert auch der Außenristschuss Rüdiger Abramcziks aus 18 Metern nichts (30.). Dass die Abwehr nicht harmoniert, wird wenig später deutlich, als Kreuz aus sieben Metern frei zum Volleyschuss kommt, aber drüber zielt. "Wenn es 1:1 steht, keiner unserer Spieler könnte sich beklagen", findet der ZDF-Kommentator. Und doch fällt beinahe das 2:0, als sich Koncilia und sein Libero Bruno Pezzey nicht einig sind. Dieter Müller spritzt in die zu kurze Rückgabe, schießt aber auch übers Tor. Trotz der Führung sind einige der 3000 deutschen Fans, die wohl noch auf ein Schützenfest hoffen, unzufrieden. Sie nehmen Bonhof ins Visier ("Bonhof raus"), rufen sogar schon "Aufhören!" Ein Fehlpass des agilen Bernd Hölzenbein löst ein Pfeifkonzert aus.

In der Halbzeit sagt Co-Kommentator Udo Lattek, Trainer von Borussia Mönchengladbach, Bonhof habe ihm gestanden, man sehne im Team das Ende der WM herbei. Lattek: "Es ist nicht zu hart zu sagen, dass es nach einem Freundschaftsspiel aussieht." Harte Worte schon nach der besseren Hälfte des Spiels, das noch nach Jahrzehnten als Tiefpunkt deutscher WM-Geschichte zählt. Schön tut, was er selten tut, und wechselt schon in der Halbzeit - Hansi Müller kommt für Erich Beer. Die Österreicher bleiben, wie sie sind, werden aber noch besser. Hans Krankl, mit 41 Saisontoren für Rapid Wien Europas Torjäger des Jahres, kann Rolf Rüssmann erstmals entweichen und verzieht nur um einen halben Meter. Nach einem Bilderbuchkonter über die beiden Müllers und Rummenigge hat der Münchner sein zweites Tor auf dem Fuß, Koncilia hat etwas dagegen. In der 55. Minute hämmert Bonhof einen Freistoß an den Außenpfosten. Zentimeter nur fehlen, und kein Mensch würde heute wohl von Cordoba als Synonym für deutsches Fußballelend sprechen. So aber nimmt das Unheil seinen Lauf.

Krieger flankt von rechts vors Tor auf Kreuz, der verfehlt ebenso wie Maier und der Ball fällt Berti Vogts ans Knie - ein Eigentor bringt das 1:1 (57.). Und das im womöglich letzten Länderspiels des Kapitäns, der mit Schön nach der WM zurücktreten will. Der Bundestrainer reagiert und tauscht die Mittelstürmer: Klaus Fischer für Dieter Müller. Fischers letzte Chance auf sein erstes WM-Tor, 30 Minuten hat er Zeit. Doch das Tor fällt auf der falschen Seite. Es ist zum Zeichnen schön, auch wenn es deutschen Augen weh tut. Linksverteidiger Heinrich Strasser kann ungestört auf Krankl flanken, der den Ball in der Luft noch annehmen und dann volley in den Winkel schießen kann (66.). Erstmals in Argentinien liegt der Weltmeister zurück, das Finale ist nur noch ein Hirngespinst. Aber das Spiel um Platz drei ist noch drin, und einer scheint es unbedingt zu wollen. Schon im Gegenzug köpft Hölzenbein einen Bonhof-Freistoß ein zum 2:2 und rennt zur Bank, um zu erfahren: "Reicht das?" Ja, es reicht. Im Parallelspiel steht es 2:1 für Holland, Deutschland wäre nun vor Italien.

"Doch noch aufregende Minuten in diesem Spiel", vermerkt Kramer. In der Tat, beide Seiten wollen den Sieg, es geht zur Sache. Rüdiger Abramczik und Josef Hickersberger geraten aneinander, der Schalker erhält für seinen Brustschubser Gelb, wenig später ist auch Herbert Prohaska fällig. Hansi Müller, der sich von Abramczik auch für die TV-Zuschauer hörbar hat anschnauzen lassen müssen, kommt nach einer Kombination nicht mehr richtig hinter den Ball. Und der vor Eifer brennende Hölzenbein, eine Ausnahme an diesem Tag, scheitert noch an Koncilia. Zwei Minuten vor Schluss ist das 2:2 ein gerechtes Ergebnis, aber ein Fußballspiel dauert bekanntlich mindestens 90 Minuten. Ein Fehlpass von Hansi Müller leitet dann das Debakel ein. Sara schlägt von rechts einen weiten Ball fast ans linke Strafraumeck. Der lange Rüssmann ist zu kurz, ihn zu erreichen, Krankl fällt er in den Lauf. Rüssmann und der hinzueilende Manfred Kaltz sind mit einer Körpertäuschung aus dem Spiel, dann schiebt der Wiener den Ball Maier unter dem Bauch hindurch - 2:3 nach 88 Minuten und drei Sekunden.

Legendär wird in diesem Moment nicht nur der Torschütze, sondern auch der österreichischer Radioreporter Edi Finger. Hören wir mal rein: "Da kommt Krankl in den Strafraum - Schuss... Toor, Toor, Toor, Toor, Toor! I weard narrisch! Krankl schießt ein - 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals: Der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch, wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl!" Der Held rennt zur Bank und lässt sich von allen feiern, die ein österreichisches Trikot tragen. So lange der Jubel auch dauert, Schiedsrichter Abraham Klein aus Israel lässt nur 20 Sekunden nachspielen. Trotzdem gelingt Abramczik frei vor Koncilia fast noch der Ausgleich, doch mit seinem schwachen Linken bringt er nur einen Roller zustande. Dann ist es vorbei, und der deutsche Fußball hat sein Cordoba. Vier Spiele hat die Nationalmannschaft dort bestritten, nur eines hat es ins kollektive Gedächtnis geschafft. Weil es eine Zäsur markiert.

Mit dem Abstand von fünf Tagen kommentiert Karl-Heinz Heimann, Chefredakteur des kicker: "Die enttäuschenden Leistungen der Nationalmannschaft in Argentinien sind nicht deren eigenes Problem, sondern machten auch dem Letzten deutlich, daß sich der deutsche Fußball insgesamt in einer Talsohle bewegt." Und er muss Abschied von seinem erfolgreichsten Bundestrainer nehmen. Helmut Schön, da sind sich alle Kommentatoren einig, hat einen weit besseren verdient. In seinen im Herbst 1978 erschienen Memoiren schreibt er: "Es war kein nationales Unglück, nur eine sportliche Niederlage. Für mich brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Das Spiel um den dritten Platz gegen Brasilien, das war mein Traum, das hätten wir dann meinetwegen verlieren können, ich wäre darüber nicht traurig gewesen."

Der kicker findet aber auch noch etwas "Positives" heraus. Das WM-Aus erspart dem DFB 440.000 Mark an Prämien, die es für das Überstehen der Zwischenrunde gegeben hätte. So fliegen die Deutschen am Samstag, 24. Juni, noch bevor das kleine Finale stattfindet, zurück nach Frankfurt. In angemessen getrübter Stimmung. Dann jedoch hören sie ein Lachen und Feixen, drehen sich nach hinten und erkennen ihre Mitreisenden: die Österreicher, deren Team am 21. Juni Geschichte geschrieben hat. Es ist nicht nur der erste Sieg seit 47 Jahren, sondern auch der süßeste im Duell mit dem plötzlich gar nicht mehr so großen Nachbarn.

Aufstellung: Maier – Vogts, Kaltz, Rüssmann, Dietz – Bonhof, Beer (46. Hansi Müller), Hölzenbein – Abramczik, Dieter Müller (60. Fischer), Rummenigge.

Tore: 1:0 Rummenigge (19.), 1:1 Vogts (59., Eigentor), 1:2 Krankl (66.), 2:2 Hölzenbein (72.), 2:3 Krankl (88.).

Zuschauer: 38.318 in Cordoba.

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"Leichter war die WM nie zu gewinnen - es ist zum Kotzen"

Stimmen zum Spiel:

Helmut Schön (Bundestrainer): "Ich bin über den Ausgang dieses Spiels maßlos enttäuscht. Es hat gezeigt, dass unsere Mannschaft während des Turniers ihren Leistungsstand dauernd gewechselt hat. Ich kann sagen, dass ich von unserer Verteidigung sehr enttäuscht bin, weil sich von der unsicheren Abwehrarbeit die Unruhe auf das ganze Team übertrug. Das dritte Tor hätte niemals fallen dürfen. Dies alles hindert mich nicht daran zu sagen, dass die Österreicher nach ihrem Spiel den Sieg auch verdient hatten."

Jupp Derwall (Co-Trainer DFB): "Ich kann es überhaupt nicht verstehen, dass in unserer Mannschaft kein Funken von Disziplin war. Der Rummenigge war doch der einzige, der überhaupt zu sehen war auf dem Platz. Unsere Leute versuchten es kopflos mit der Brechstange. Ich bin der Ansicht, dass sie die Österreicher auf die leichte Schulter genommen haben."

Hermann Neuberger (DFB-Präsident): "Die Mannschaft wusste, dass Holland 2:1 führte, dass also das Spiel um den dritten Platz ganz nahe war. Diese Niederlage durfte nicht mehr passieren."

Berti Vogts: "Was soll ich groß sagen? Ich hätte mir einen besseren Abgang gewünscht. Der Sepp greift am Ball vorbei, der prallt an mein Knie und das war schon das Eigentor. Ich kann mir doch jetzt nicht das Knie abhacken. Ich bin tief enttäuscht und sauer auf mich selbst."

Rolf Rüssmann: "Das dritte Tor geht einzig und allein auf meine Kappe."

Bernd Hölzenbein: "Mit Beckenbauer, Grabowski und Gerd Müller wären wir wieder Weltmeister geworden. Leichter war die WM nie zu gewinnen als hier in Argentinien. Es ist zum Kotzen." 

Klaus Fischer (in seinem WM-Buch): "Wir haben zu viele Fehler gemacht, und zwar durch die Bank. Auch auf der Bank. Bei dieser Weltmeisterschaft haben Leute gespielt, die nicht auf den Rasen gehörten, sondern auf die Ersatzbank. Auf der Tribüne saßen dafür Spieler, die auf ihren Einsatz regelrecht brannten. Ich fragte mich ernsthaft, wer die Mannschaft zuweilen aufgestellt hatte: der Berti Vogts oder der Rainer Bonhof?"

Helmut Senekowitsch (Trainer Österreichs): "Ich bin natürlich hocherfreut über diesen Sieg, da er gegen ein Team erzielt wurde, das am Wochenende in Buenos Aires in einem der Finals stehen wollte. Sicherlich waren wir durch den Umstand begünstigt, dass wir völlig frei aufspielen konnten."

"Ein Freundschaftsspiel mit unfreundlichen Ausgangspositionen - so schoben die Mannschaften den Ball über den Rasen. Längst hatten die Zuschauer aufgehört, 'aufhören' zu rufen (...) Jetzt vertrauten sie nur noch auf den Schiedsrichter. Doch da gelang Krankl eine Minute vor Schluss das Siegtor gegen Deutschland - gegen eine Mannschaft, die in Gedanken schon auf dem Heimflug war. Gute Reise." (FAZ)

"Schuld muss unser Team zuerst bei sich selbst suchen (...) Die 2:3-Niederlage im letzten Spiel von Cordoba ist schmerzlich, denn sie war unnötig (...) Die deutsche Nationalmannschaft hätte ihrem scheidenden Bundestrainer einen anderen Abschied bereiten können. Bei früheren Weltturnieren hat keine deutsche Mannschaft so leichtfertig ihre Chancen verspielt. Auch von einem Aufbäumen war nichts zu spüren." (kicker)

"Es war ein epochaler Sieg und zugleich ein Triumph, der die Anfangserfolge in Argentinien eindrucksvoll bestätigte. Der 'kleine Nachbar' wuchs dem großen Bruder über den Kopf (...) Für die österreichischen Fußballer war es wie ein Spiel um den Titel (...) Hier ging es darum, sich selbst zu bestätigen, die Ebenbürtigkeit unter Beweis zu stellen. Jetzt wuchs man mit dem Riesen. Und siehe da, der Riese schrumpfte." (Die Presse/Wien)

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