WM 1958: Und wieder ein Viertelfinalsieg gegen Jugoslawien

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

19. Juni in Malmö - Viertelfinale in Schweden: Deutschland - Jugoslawien 1:0

Vor dem Spiel:

Wie 1954 kam es im Viertelfinale zum Duell mit den Jugoslawen. Bundestrainer Sepp Herberger stellte einmal um: Berni Klodt verlor seinen Platz wieder, Alfred "Aki" Schmidt kam zu seinem zweiten WM-Einsatz und spielte auf halblinks. Hans Schäfer rückte auf Klodts Linksaußenposten, es war die Argentinien-Besetzung. Am Tag vor dem Spiel machten die Weltmeister auf Einladung der Presse von Malmö eine Angelpartie. Auf der Busfahrt zum Spiel versprach Helmut Rahn seinem Kapitän Fritz Walter wieder sein obligatorisches Tor gegen die Jugoslawen.

Die Jugoslawen waren in ihrer Gruppe punktgleich mit Frankreich Zweiter geworden und hatten ebenfalls kein Spiel verloren. Wie bei Deutschland waren auch bei ihnen nur noch vier Spieler dabei, die sich 1954 in Genf duelliert hatten. Aber sie wollten trotzdem Revanche und boten jedem Spieler 200 Dollar für einen Sieg. Verletzungsbedingt mussten sie den Torwart wechseln, Wundermann Vladimir Beara konnte nicht spielen. Für ihn stand Srboljub Krivokuća im Kasten. Verbandspräsident Aleksandar Tirnancic schob die Favoritenrolle von sich: "Die Deutschen sind in einer weit besseren Form als wir und haben größere Chancen."



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

19. Juni in Malmö - Viertelfinale in Schweden: Deutschland - Jugoslawien 1:0

Vor dem Spiel:

Wie 1954 kam es im Viertelfinale zum Duell mit den Jugoslawen. Bundestrainer Sepp Herberger stellte einmal um: Berni Klodt verlor seinen Platz wieder, Alfred "Aki" Schmidt kam zu seinem zweiten WM-Einsatz und spielte auf halblinks. Hans Schäfer rückte auf Klodts Linksaußenposten, es war die Argentinien-Besetzung. Am Tag vor dem Spiel machten die Weltmeister auf Einladung der Presse von Malmö eine Angelpartie. Auf der Busfahrt zum Spiel versprach Helmut Rahn seinem Kapitän Fritz Walter wieder sein obligatorisches Tor gegen die Jugoslawen.

Die Jugoslawen waren in ihrer Gruppe punktgleich mit Frankreich Zweiter geworden und hatten ebenfalls kein Spiel verloren. Wie bei Deutschland waren auch bei ihnen nur noch vier Spieler dabei, die sich 1954 in Genf duelliert hatten. Aber sie wollten trotzdem Revanche und boten jedem Spieler 200 Dollar für einen Sieg. Verletzungsbedingt mussten sie den Torwart wechseln, Wundermann Vladimir Beara konnte nicht spielen. Für ihn stand Srboljub Krivokuća im Kasten. Verbandspräsident Aleksandar Tirnancic schob die Favoritenrolle von sich: "Die Deutschen sind in einer weit besseren Form als wir und haben größere Chancen."

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Immer wieder Rahn

Spielbericht:

Die Heimat zittert vor dem Radio, denn das Fernsehen zeigt über "Eurovision" Schweden gegen Russland. Die Sonne steht tief und blendet denjenigen, der auf sie zuspielen muss. So hat die Seitenwahl wieder eine große Bedeutung. Jugoslawien gewinnt, den Deutschen bleibt der Anstoß. Es beginnt mit einem Schrecken: Horst Eckel bringt Keeper Fritz Herkenrath mit einem unsauberen Rückpass in Bedrängnis. Der Essener kann klären, verletzt seinen Gegenspieler Aleksandar Petakovic, der behandelt werden muss.

Nach Traumpass von Walter die erste deutsche Chance, Schäfer verfehlt das verwaiste Tor knapp. Den Jugoslawen glückt nicht viel. "Unerbittlich fuhren die deutschen Verteidiger und Läufer dazwischen. Szymaniak leistete Großes im Aufbau, Eckel dagegen stand als 'Ausputzer' vor Herkenrath, um Fehler des Torhüters, die durch die Sonne unvermeidlich waren, auszubügeln", analysiert die BZ (Berlin). Bester Verteidiger ist der Düsseldorfer Erich Juskowiak, der mehrmals resolut klärt und sich Szenenbeifall verdient. Und Herkenrath erwischt seinen besten Tag bei dieser WM.

Bis auf den noch nicht wieder völlig hergestellten Dortmunder Schmidt auf halblinks hat die deutsche Elf keinen wirklich schwachen Punkt. Allerdings hat auch Fritz Walter keinen guten Tag für seine Verhältnisse. Im schon 60. Länderspiel "geht er jedem Zweikampf aus dem Weg" und schlägt "leider auch haarsträubende Fehlpässe", wie die BZ beklagt. Nach zwölf Minuten fällt schon das Tor des Tages. Es ist ein Tor, das nur der "Boss" schießen kann. Auf dem rechten Flügel spielt er zwei Verteidiger aus, erreicht die Torauslinie und schießt aus einem Winkel, aus dem man besser flankt, scharf ins kurze Eck. Keeper Krivekuca ist ebenso überrascht wie alle im Stadion. "Rahns Tor hob alle Gesetze auf", schreibt der Kicker vier Tage später noch.

Nach einer halben Stunde beginnt die schwedische Sommersonne unterzugehen, nun hat keiner mehr einen Nachteil. Uwe Seeler arbeitet am fleißigsten am 2:0, hat aber kein Glück mit seinen Schüssen. Die technisch beschlagenen Jugoslawen zeigen Nerven, Branko Zebec schubst Helmut Rahn über die Auslinie, er wird behandelt. Halbzeit.

Schmidt, Rahn und wieder Seeler versuchen es, auf der Gegenseite holt sich Herkenrath einen gefährlichen Freistoß. Dann doch noch Torjubel auf den Rängen, aber der gilt der schwedischen Führung im Parallelspiel gegen die Russen. Das deutsche Spiel wird zerfahrener, es gilt, den Vorsprung über die Zeit zu retten. Rahn trifft auch nicht immer aus unmöglichem Winkel, nun geht der Ball ans Außennetz. Und drei Minuten vor Schuss landet ein Rahn-Geschoss aus 25 Metern am Pfosten. Der Schlusspfiff für ein an Höhepunkten armes und doch gutes Spiel erlöst den amtierenden Weltmeister. Die Ersatzspieler wollen Herberger auf die Schultern nehmen, doch er lehnt ab und zeigt auf den Rasen - auf seine Spieler.

Aufstellung: Herkenrath - Stollenwerk, Erhardt, Juskowiak - Eckel, Szymaniak - Rahn, Fritz Walter, Seeler, Schmidt, Schäfer.

Tore: 1:0 Rahn (12.).

Zuschauer: 20.053 in Malmö.

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"Die Jugoslawen: Wunderschön gespielt, aber nicht erfolgreich"

Stimmen zum Spiel:

Sepp Herberger: "Die Jugoslawen haben im Mittelfeld wunderschön gespielt, aber nicht erfolgreich. Unser Sieg war verdient, zumal wir auch mehr Torchancen hatten. Unsere Mannschaft spielte diesmal nicht so gut wie zuvor und machte auch keinen sehr frischen Eindruck."

Fritz Walter: "Dieses Tor verdient es, in die Annalen der Fußballgeschichte einzugehen."

Peco Bauwens (DFB-Präsident): "Der Sieg war verdient. Allerdings waren die Jugoslawen ein leichterer Gegner als die letzten drei."

"Mehr konnte die Mannschaft nicht erreichen. Mehr wollten sie und ihr Trainer Herberger nicht erreichen. Sie steht im Ziel: Was jetzt kommt, vermag sie mit größerer Unbeschwertheit hinter sich zu bringen als das, was war... Der Erfolg war nicht himmelsstürmend errungen, sondern gemäß den taktischen Anweisungen, die für die oberflächlich Eingeweihten schwer erkenntlich blieben." (Die Welt)

"Wieder war es der Essener Helmut Rahn, der diesen Sieg mit einem Bombenschuß sicherte. Aber lange mußten die deutschen Schlachtenbummler um den Erfolg bangen. Die Jugoslawen schenkten uns nichts. Beide Mannschaften hatten große Szenen. Es war ein Kampf, der die 22.000 Zuschauer oft von den Bänken riß." (BZ)

"Rahn schoß wieder das Tor, aber doch kein zweites Genf. Unsere Elf beherrschte vor der Pause Ball und Gegner - Erhardt und Juskowiak Türme in der Schlacht" (Sport Magazin)

"Die Jugoslawen kamen mir vor wie ein Zauberer, der viel Hokuspokus und Simsalabim macht und dabei weiß, daß die Taube, die aus dem Zylinder herauskommen soll, kurz vor dem Auftritt aus dem Garderobenfenster geflogen ist." (Süddeutsche Zeitung)

"Zwar konnten wir die meiste Zeit das Spiel bestimmen, zwar führten wir den Zuschauern schöne Szenen auf dem Rasen vor, aber vor dem Strafraum der Deutschen waren unsere Spieler mit ihren Ideen am Ende." (Borba/Belgrad)

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