Witeczek: "Bayern kann ähnlich dominant wie Barca werden"

FC Barcelona gegen FC Bayern München. Halbfinale im Europapokal, am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky). Das gab es schon einmal, 1996 im UEFA-Cup. Nach dem 2:2 im Hinspiel daheim setzten sich die Bayern im Camp Nou mit 2:1 durch. Einer der Helden hieß Marcel Witeczek, er traf in beiden Partien.

Es war Witeczeks erfolgreichste Zeit als Fußballer. Neben dem UEFA-Cup gewann er mit den Münchnern zweimal die Deutsche Meisterschaft (1994 und 1997). Insgesamt bestritt er 410 Bundesligaspiele (50 Tore) für Bayer Uerdingen, den 1. FC Kaiserslautern, den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach. Vor dem Champions-League-Rückspiel in Barcelona spricht der mittlerweile 44 Jahre alte Witeczek im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über seine Erinnerungen an Barca, die aktuelle Bayern-Mannschaft und seine Karriere als Triathlet.

DFB.de: Herr Witeczek, sie haben 34 Spiele im Europapokal gemacht, zwei davon mit den Bayern gegen Barcelona. Wie präsent ist Ihnen das Halbfinale von 1996 noch?

Marcel Witeczek: Ich habe diese Duelle natürlich sehr positiv in Erinnerung. Im Hinspiel zu Hause wurde ich eingewechselt, habe gleich ein Tor erzielt und noch den Pfosten getroffen. Dann das Rückspiel im Camp Nou vor 100.000 Zuschauern, eine ganz besondere Atmosphäre. Barca hatte damals auch ein großes Team, angeführt von Luis Figo.

DFB.de: Diesmal ist die Konstellation vor dem Rückspiel in Barcelona eine andere.

Witeczek: Ja, alleine schon deshalb, weil es sich um die Champions League handelt. Es ist überraschend, wie deutlich die deutschen Mannschaften die Hinspiele vergangene Woche gewonnen haben. Ich war sehr beeindruckt. Das sind die Früchte der Jugendarbeit, die in den vergangenen Jahren in Deutschland geleistet wurde.

DFB.de: Welchen Stellenwert nehmen die damaligen Halbfinalduelle gegen Barcelona in Ihrer Karriere ein?

Witeczek: Ich siedle diese beiden Spiele ganz weit oben an. Ich war vorher schon zweimal auf Barcelona getroffen und jeweils ausgeschieden, einmal mit dem 1. FC Kaiserslautern, einmal mit Bayer Uerdingen. In Uerdingen war ich gerade 18 Jahre alt, wir verloren beide Spiele mit 0:2. Damals spielten bei Barca zwei Engländer im Sturm, Gary Lineker und Mark Hughes. Mit Kaiserslautern bogen wir in der Champions League ein 0:2 aus dem Hinspiel um, führten zu Hause mit 3:0 und waren fast schon weiter. Wir spielten Barcelona an die Wand. Dann traf Bakero in der 89. Minute per Kopf - und das mit einer Körpergröße von 1,70 Metern. Einer der bittersten Momente meiner Karriere.



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FC Barcelona gegen FC Bayern München. Halbfinale im Europapokal, am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky). Das gab es schon einmal, 1996 im UEFA-Cup. Nach dem 2:2 im Hinspiel daheim setzten sich die Bayern im Camp Nou mit 2:1 durch. Einer der Helden hieß Marcel Witeczek, er traf in beiden Partien.

Es war Witeczeks erfolgreichste Zeit als Fußballer. Neben dem UEFA-Cup gewann er mit den Münchnern zweimal die Deutsche Meisterschaft (1994 und 1997). Insgesamt bestritt er 410 Bundesligaspiele (50 Tore) für Bayer Uerdingen, den 1. FC Kaiserslautern, den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach. Vor dem Champions-League-Rückspiel in Barcelona spricht der mittlerweile 44 Jahre alte Witeczek im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über seine Erinnerungen an Barca, die aktuelle Bayern-Mannschaft und seine Karriere als Triathlet.

DFB.de: Herr Witeczek, sie haben 34 Spiele im Europapokal gemacht, zwei davon mit den Bayern gegen Barcelona. Wie präsent ist Ihnen das Halbfinale von 1996 noch?

Marcel Witeczek: Ich habe diese Duelle natürlich sehr positiv in Erinnerung. Im Hinspiel zu Hause wurde ich eingewechselt, habe gleich ein Tor erzielt und noch den Pfosten getroffen. Dann das Rückspiel im Camp Nou vor 100.000 Zuschauern, eine ganz besondere Atmosphäre. Barca hatte damals auch ein großes Team, angeführt von Luis Figo.

DFB.de: Diesmal ist die Konstellation vor dem Rückspiel in Barcelona eine andere.

Witeczek: Ja, alleine schon deshalb, weil es sich um die Champions League handelt. Es ist überraschend, wie deutlich die deutschen Mannschaften die Hinspiele vergangene Woche gewonnen haben. Ich war sehr beeindruckt. Das sind die Früchte der Jugendarbeit, die in den vergangenen Jahren in Deutschland geleistet wurde.

DFB.de: Welchen Stellenwert nehmen die damaligen Halbfinalduelle gegen Barcelona in Ihrer Karriere ein?

Witeczek: Ich siedle diese beiden Spiele ganz weit oben an. Ich war vorher schon zweimal auf Barcelona getroffen und jeweils ausgeschieden, einmal mit dem 1. FC Kaiserslautern, einmal mit Bayer Uerdingen. In Uerdingen war ich gerade 18 Jahre alt, wir verloren beide Spiele mit 0:2. Damals spielten bei Barca zwei Engländer im Sturm, Gary Lineker und Mark Hughes. Mit Kaiserslautern bogen wir in der Champions League ein 0:2 aus dem Hinspiel um, führten zu Hause mit 3:0 und waren fast schon weiter. Wir spielten Barcelona an die Wand. Dann traf Bakero in der 89. Minute per Kopf - und das mit einer Körpergröße von 1,70 Metern. Einer der bittersten Momente meiner Karriere.

DFB.de: Wie fällt Ihr Vergleich zwischen der Bayern-Mannschaft von 1996 und 2013 aus?

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Witeczek: Das ist schwierig, die Zeit und der Fußball waren anders. Der Fußball wird immer schneller, immer taktischer. Auch wir hatten große Namen in der Mannschaft, von Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann bis zu Christian Ziege oder Mehmet Scholl. Wir hatten damals ein verkorkstes Jahr und konnten die Saison durch den UEFA-Cup noch halbwegs retten. Die aktuelle Bayern-Mannschaft ist sehr hungrig, will unbedingt die Champions League gewinnen und alle drei Titel holen. Ich sehe den FC Bayern auf einem guten Weg, vielleicht eine ähnliche Dominanz aufzubauen wie der FC Barcelona in den vergangenen Jahren. Barca hat fünf Jahre lang den Fußball beherrscht, stand jedes Mal mindestens im Halbfinale der Champions League. Jetzt wirkt das Team relativ satt.

DFB.de: Trauen Sie Barca im Rückspiel trotzdem einen Kraftakt zu?

Witeczek: Im Fußball hat man schon alles gesehen. Wenn eine Mannschaft zu Besonderem in der Lage ist, dann der FC Barcelona. Aber die Bayern werden sich nicht hinten reinstellen, sie werden ihre Qualitäten zum Tragen bringen. Sie sind ein anderes Kaliber als der AC Mailand, der im Achtelfinale in Barcelona 0:4 verloren hat. Ich gehe von einem Unentschieden aus. Ich werde das Spiel mit meinem Sohn live im Stadion sehen.

DFB.de: Sie haben als Spieler alle U-Nationalmannschaften des DFB durchlaufen, waren mit der U 16 und U 20 Vizeweltmeister, haben 410 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Sind Sie eigentlich traurig, dass es nie mit der A-Nationalmannschaft geklappt hat?

Witeczek: Nein. Da gab es ganz andere Kaliber im Sturm, zum Beispiel einen Rudi Völler. Es ist in Ordnung, wie alles gelaufen ist. Ich habe nichts falsch gemacht und aus meiner Karriere alles herausgeholt.

DFB.de: Was machen Sie heute?

Witeczek: Ich bin seit 2005 Sportreferent bei der AOK. Wir machen Projekte mit Schulen, Verbänden und Vereinen, organisieren Turniere und Lehrerfortbildungen. Wir versuchen, die Kinder zum Sport zu bringen. Die Arbeit macht Spaß. Es ist schön, dass ich den Kontakt zum Sport nicht verloren habe.

DFB.de: Müssen Sie dem Nachwuchs regelmäßig Geschichten von früher erzählen?

Witeczek: Na klar. Wobei es eher die Eltern sind, die mich kennen. Die Kinder googeln mich dann und stellen die typischen Fragen: "Waren Sie mal richtig berühmt? Haben Sie sehr viel Geld verdient?" Ich sage ihnen, dass man unabhängig vom Erfolg immer einen Weg finden sollte, bescheiden zu bleiben.

DFB.de: Sie haben die Liebe zum Triathlon entdeckt. Wie kam es dazu?

Witeczek: Ich habe nach dem Ende meiner Fußballkarriere zunächst mit Marathon angefangen. Nur Laufen war aber nicht das Wahre für mich. Ich dachte mir: Du kannst Radfahren, Schwimmen kannst du lernen - warum also nicht Triathlon? Allerdings ist das Schwimmen wirklich hart. Ich mag am Triathlon, dass man mehrere Sportarten ausübt und dass es schöne Wettkämpfe sind. Meine Ironman-Karriere ist allerdings abgeschlossen. Ich habe zwei Ironman-Wettbewerbe hinter mir, das reicht, weil das Training sehr, sehr aufwändig ist.