Wiggert freut sich aufs Weserstadion

Vor dem Anpfiff des Bundesligaspiels Werder Bremen gegen FC Augsburg heute (ab 20.30 Uhr, live bei DAZN) findet im wohnivest Weserstadion die Verleihung der Fair Play-Medaillen statt. Diese Woche stellen wir die drei ausgezeichneten Aktionen aus dem Amateurfußball vor. Zum Abschluss: Mario Wiggert vom VfL Bad Schwartau 1863.

Der 39 Jahre alte E-Juniorentrainer Mario "Willi" Wiggert ist Deutschlands fairster Amateur der Saison 2021/2022. "Als ich später auf die Situation angesprochen wurde, wusste ich erst gar nicht, worum es geht", sagt der Nachwuchstrainer des VfL Bad Schwartau. Wie so viele, die für ihr vorbildlich faires Verhalten auf dem Fußballplatz ausgezeichnet werden, fühlt sich auch Wiggert unwohl, dass er nun für etwas aus seiner Sicht absolut Selbstverständliches geehrt wird. Doch die Wirklichkeit zeigt immer wieder: So selbstverständlich ist das alles nicht.

Die ehemalige Bundesligaschiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, hatte als Jurymitglied für ihn gestimmt: "Eine falsche Entscheidung aus den richtigen Gründen zu akzeptieren, das hat mich berührt." Was war passiert?

"Dann machen wir jetzt einfach mit Tor weiter"

In seinem ersten Einsatz als Schiedsrichter überhaupt leitete der damals 13-jährige Elias Gutzmann die Partie der E-Junioren der SG Trave IV und des VfL Bad Schwartau II in Lübecks Kreisklasse A. Wiggerts Team führte 2:0, da sprang einem seiner Jungs der Ball im eigenen Strafraum an den ausgestreckten Arm. Elias pfiff - Elfmeter. In diesem Moment schoss ein Spieler der SG Trave den Ball ins Tor. Sichtlich erschrocken darüber, den möglichen Vorteil nicht abgewartet zu haben, entschied der junge Schiedsrichter nun auf Tor.

"Klar, er hatte einen Bock geschossen, aber meine Güte, der Junge war 13 Jahre jung und leitete sein erstes Spiel", erklärt Mario Wiggert, was in ihm als Trainer der benachteiligten Mannschaft vorgegangen war. Im Bericht des Schiedsrichter-Paten heißt es weiter: "In dem klaren Wissen, dass der Junge einen Fehler begangen hatte, munterte Gästetrainer Mario "Willi" Wiggert den jungen Schiedsrichter auf. "Alles gut, Fehler passieren, dann machen wir jetzt einfach mit Tor weiter." Später im Spiel stoppte er noch einmal den Protest seiner Spieler. "Foul ist dann, wenn der Schiedsrichter pfeift".

Wiggerts vorbildliches Verhalten zeichnete eine Jury unter Vorsitz des 1. DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann mit dem 1. Preis in der Kategorie "Amateurfußball" aus. DFB-Botschafter Jimmy Hartwig besuchte ihn Ende August in Schleswig-Holstein und brachte Bälle sowie Minitore für die Mannschaft mit. Auch VfL-Ehrenpräsident Klaus Alves und SHFV-Konfliktmanager Harald Berndt schauten vorbei, um ihm zu gratulieren. Die Medaille wird nun am Freitag beim Bundesliga-Spiel Werder Bremen gegen FC Augsburg verliehen. Dann wird auch Werders Stadionsprecher Arnd Zeigler für die fairste Aktion im Profifußball ausgezeichnet. Der DFB hat Mario Wiggert und seine Frau außerdem zum Länderspiel gegen Ungarn am 23. September in Leipzig eingeladen.

"Erziehung können nicht Verein oder Trainer übernehmen"

Delegation und Zufall - beides erklärt, warum er heute mehrere Stunden pro Wochen als Trainer auf dem Platz steht. Eigentlich steckt ihm der Trainerjob im Blut, er brauchte nur eine Weile, um das selbst zu verstehen. Der Spitzname "Willi" stammt von seinem Vater, der selbst über Jahrzehnte dem Bad Schwartauer Fußballnachwuchs Passspiel und Torschuss beigebracht hatte. "Überall wo wir hinkamen, grüßten ihn Leute, die er früher trainiert hatte", erinnert er sich. Als sein Vater viel zu früh verstarb, saßen in der Kirche viele der ehemaligen Junioren, die bei Wiggert-Senior im Team gestanden hatten. Und als Mario Wiggerts Sohn irgendwann selbst mit dem Fußballspielen anfing, dauerte es nicht lange, dann wurde er gefragt, ob er nicht selbst als Trainer einspringen mag.

In den vergangenen Monaten sei der Job als Juniorentrainer nicht leichter geworden. "Die Eltern müssen ihre Kinder erziehen, das können nicht der Verein oder die Trainer übernehmen. Mir kommt es so vor, als ob Erziehung während der Lockdowns eine Pause gemacht hat", sagt er.

Der VfL Bad Schwartau ist mit etwa 2700 Mitgliedern der zweitgrößte Sportverein im Kreis Ostholstein. Mit Mario Wiggert hat der Traditionsklub nun auch einen Fair-Play-Preisgewinner in den eigenen Reihen.

[th]

Vor dem Anpfiff des Bundesligaspiels Werder Bremen gegen FC Augsburg heute (ab 20.30 Uhr, live bei DAZN) findet im wohnivest Weserstadion die Verleihung der Fair Play-Medaillen statt. Diese Woche stellen wir die drei ausgezeichneten Aktionen aus dem Amateurfußball vor. Zum Abschluss: Mario Wiggert vom VfL Bad Schwartau 1863.

Der 39 Jahre alte E-Juniorentrainer Mario "Willi" Wiggert ist Deutschlands fairster Amateur der Saison 2021/2022. "Als ich später auf die Situation angesprochen wurde, wusste ich erst gar nicht, worum es geht", sagt der Nachwuchstrainer des VfL Bad Schwartau. Wie so viele, die für ihr vorbildlich faires Verhalten auf dem Fußballplatz ausgezeichnet werden, fühlt sich auch Wiggert unwohl, dass er nun für etwas aus seiner Sicht absolut Selbstverständliches geehrt wird. Doch die Wirklichkeit zeigt immer wieder: So selbstverständlich ist das alles nicht.

Die ehemalige Bundesligaschiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, hatte als Jurymitglied für ihn gestimmt: "Eine falsche Entscheidung aus den richtigen Gründen zu akzeptieren, das hat mich berührt." Was war passiert?

"Dann machen wir jetzt einfach mit Tor weiter"

In seinem ersten Einsatz als Schiedsrichter überhaupt leitete der damals 13-jährige Elias Gutzmann die Partie der E-Junioren der SG Trave IV und des VfL Bad Schwartau II in Lübecks Kreisklasse A. Wiggerts Team führte 2:0, da sprang einem seiner Jungs der Ball im eigenen Strafraum an den ausgestreckten Arm. Elias pfiff - Elfmeter. In diesem Moment schoss ein Spieler der SG Trave den Ball ins Tor. Sichtlich erschrocken darüber, den möglichen Vorteil nicht abgewartet zu haben, entschied der junge Schiedsrichter nun auf Tor.

"Klar, er hatte einen Bock geschossen, aber meine Güte, der Junge war 13 Jahre jung und leitete sein erstes Spiel", erklärt Mario Wiggert, was in ihm als Trainer der benachteiligten Mannschaft vorgegangen war. Im Bericht des Schiedsrichter-Paten heißt es weiter: "In dem klaren Wissen, dass der Junge einen Fehler begangen hatte, munterte Gästetrainer Mario "Willi" Wiggert den jungen Schiedsrichter auf. "Alles gut, Fehler passieren, dann machen wir jetzt einfach mit Tor weiter." Später im Spiel stoppte er noch einmal den Protest seiner Spieler. "Foul ist dann, wenn der Schiedsrichter pfeift".

Wiggerts vorbildliches Verhalten zeichnete eine Jury unter Vorsitz des 1. DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann mit dem 1. Preis in der Kategorie "Amateurfußball" aus. DFB-Botschafter Jimmy Hartwig besuchte ihn Ende August in Schleswig-Holstein und brachte Bälle sowie Minitore für die Mannschaft mit. Auch VfL-Ehrenpräsident Klaus Alves und SHFV-Konfliktmanager Harald Berndt schauten vorbei, um ihm zu gratulieren. Die Medaille wird nun am Freitag beim Bundesliga-Spiel Werder Bremen gegen FC Augsburg verliehen. Dann wird auch Werders Stadionsprecher Arnd Zeigler für die fairste Aktion im Profifußball ausgezeichnet. Der DFB hat Mario Wiggert und seine Frau außerdem zum Länderspiel gegen Ungarn am 23. September in Leipzig eingeladen.

"Erziehung können nicht Verein oder Trainer übernehmen"

Delegation und Zufall - beides erklärt, warum er heute mehrere Stunden pro Wochen als Trainer auf dem Platz steht. Eigentlich steckt ihm der Trainerjob im Blut, er brauchte nur eine Weile, um das selbst zu verstehen. Der Spitzname "Willi" stammt von seinem Vater, der selbst über Jahrzehnte dem Bad Schwartauer Fußballnachwuchs Passspiel und Torschuss beigebracht hatte. "Überall wo wir hinkamen, grüßten ihn Leute, die er früher trainiert hatte", erinnert er sich. Als sein Vater viel zu früh verstarb, saßen in der Kirche viele der ehemaligen Junioren, die bei Wiggert-Senior im Team gestanden hatten. Und als Mario Wiggerts Sohn irgendwann selbst mit dem Fußballspielen anfing, dauerte es nicht lange, dann wurde er gefragt, ob er nicht selbst als Trainer einspringen mag.

In den vergangenen Monaten sei der Job als Juniorentrainer nicht leichter geworden. "Die Eltern müssen ihre Kinder erziehen, das können nicht der Verein oder die Trainer übernehmen. Mir kommt es so vor, als ob Erziehung während der Lockdowns eine Pause gemacht hat", sagt er.

Der VfL Bad Schwartau ist mit etwa 2700 Mitgliedern der zweitgrößte Sportverein im Kreis Ostholstein. Mit Mario Wiggert hat der Traditionsklub nun auch einen Fair-Play-Preisgewinner in den eigenen Reihen.

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