Werte durch die Kraft des Fußballs: Kemme und Henning in Ghana

Tabea Kemme (29) und Josephine Henning (31) haben einige Tage gebraucht, um ihre Eindrücke einer ganz besonderen Reise zu verarbeiten. Die beiden ehemaligen Spielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft waren für knapp zwei Wochen auf eigene Kosten in Ghana unterwegs, um sich dort davon zu überzeugen, dass das Geld der Initiative "Common Goal" sinnvoll genutzt wird.

Die Aktion wurde 2017 vom spanischen Profi Juan Mata ins Leben gerufen, um die soziale Dimension des Fußballs zu fördern: Fußballerinnen und Fußballer spenden mindestens ein Prozent ihres Gehalts, um damit gemeinnützige Organisationen in den Projektländern zu unterstützen.

Kemme: "Möchte gerne wissen, was mit Geld passiert, das wir spenden"

"Mich hat dieses Thema schon länger beschäftigt. Ich möchte gerne wissen, was mit dem Geld passiert, das wir spenden", sagt Kemme. "Deshalb habe ich mich recht kurzfristig dazu entschlossen, nach Ghana zu fliegen, um mich persönlich davon zu überzeugen." Josephine Henning hat sie auf ihrer Tour begleitet und ist auch im Rückblick noch beeindruckt: "Wir haben riesige Lebensfreunde, aber auch unglaubliches Leid gesehen. Wenn man nach solchen Impressionen wieder in Deutschland aus dem Flugzeug steigt, erscheinen einem die meisten eigenen Probleme plötzlich belanglos."

Kemme und Henning haben im Vorfeld ihrer Reise genau abgeklärt, ob die Corona-Bedingungen dies zulassen. Letztlich haben sie sich nach zahlreichen Gesprächen und Tests dafür entschieden, das Abenteuer zu starten. "Wir haben alle Corona-Regeln ganz genau befolgt", betont Kemme. "Die Inzidenzwerte dort sind viel niedriger als bei uns in Deutschland. Corona war in Ghana nicht das alles beherrschende Thema. Das hat mal richtig gutgetan und war ein angenehmer Kontrast zu den ständigen Negativmeldungen, die wir hier in Deutschland tagtäglich lesen müssen."

"Kampf gegen Armut und Malaria die ganz großen Themen"

Die Menschen in Ghana haben nach Hennings und Kemmes Erfahrungen ganz andere Sorgen. "Der Kampf gegen Armut und Malaria sind dort die ganz großen Themen. An einem der letzten Tage sind wir an einer riesigen Müllhalde vorbeigekommen. Wir haben erfahren, dass auch illegal Elektroschrott entsorgt wird. Vielleicht liegt dort irgendwo mein altes Handy vergraben", erzählt Henning. "Es hat dort unfassbar gestunken. Wir haben beide direkt Kopfschmerzen bekommen. Aber dann haben wir gesehen, dass auf dieser Müllhalde Menschen leben. Das war unglaublich."

Als die Einheimischen sie bemerkten, war die Neugierde groß, wie Kemme schildert: "Wir hatten den Eindruck, dass viele noch nie eine weiße Frau persönlich getroffen haben. Als wir dann erzählt haben, dass wir Fußballerinnen aus Deutschland sind, war das Eis sofort gebrochen. Überhaupt haben wir während unserer gesamten Reise immer wieder die große Kraft des Fußballs bemerkt. Fußball ist den Menschen dort heilig und man schlägt über Grenzen hinweg sofort eine Brücke und kommt ins Gespräch."

Fußball als Lebensanker

Die Kinder und Jugendlichen, die auf der Müllhalde leben, nahmen Henning und Kemme direkt mit zu ihrem Lieblingsort. Im Zentrum der riesigen Abfallanlage tauchte plötzlich und unerwartet ein Fußballplatz auf. "Es ist nicht in Worte fassen, wie wichtig den Ghanaern der Fußball ist", sagt Kemme. "An nahezu jeder Straßenecke haben wir Jungs und – das hat uns besonders gefreut – Mädchen kicken gesehen. Auf Schotter, ohne Schuhe – das war ihnen alles egal. Hauptsache Fußball."

Kemme und Henning haben auch zwei Projekte besucht, die durch die "Common Goal"-Initiative unterstützt werden. Das war zum einen die Aktion "Play Soccer Ghana". Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren sollen durch die Kraft des Fußballs Werte vermittelt werden, die ihnen im normalen Leben helfen. In eine ähnliche Richtung geht es in der "Right to Dream"-Academy. Das ist eine Fußballschule etwa vier Stunden von der Hauptstadt Accra entfernt, in der neben Trainingseinheiten auch Schulunterricht angeboten wird.

"Uns ist mal wieder sehr deutlich vor Augen geführt worden, dass eine gute schulische Bildung der Schlüssel für ein Leben mit Perspektive ist", sagt Henning. "Leider ist es in Ghana noch immer so, dass viel zu viele Menschen nicht die Möglichkeit auf Bildung haben. Das ist meiner Meinung nach einer der entscheidenden Punkte, an denen wir ansetzen müssen, wenn wir langfristig dort etwas bewegen und verbessern wollen. Die 'Common Goal'-Initiative leistet hier schon sehr viel. Aber es geht noch mehr."

Der DFB engagiert sich

Auch der DFB ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in der internationalen Zusammenarbeit aktiv. Mitunter als Unterstützer der Bundesregierung bei ihrem sportbezogenen Engagement in Schwellen- und Entwicklungsländern nimmt der DFB seine Verantwortung wahr und zeigt auch im internationalen Kontext gesellschaftspolitisches und soziales Engagement. Auf der ganzen Welt sind Expert*innen für den DFB im Einsatz, in unterschiedlichen Funktionen bauen sie mit Hilfe des Sports Brücken, tragen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele bei und überwinden sprachliche, politische und kulturelle Grenzen. Denn eines ist klar: Sport kann als Bildungs- und Erziehungsinstrument eingesetzt werden.

In Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) engagiert sich der DFB seit 2013 beispielsweise für "Sport für Entwicklung" und initiiert weltweit gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH als Durchführungsorganisation Projekte zur Förderung junger Menschen durch Fußball. Hier geht es nicht um Leistungssport, sondern darum, welchen Beitrag Fußball zur Entwicklung, Bildung, Gesundheit und sozialen Förderung von Kindern und Jugendlichen in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten kann.

Kemme: "Gemeinsam können wir viel bewegen"

Der DFB bringt seine Fußballexpertise ein, stellt Fachkräfte für die Arbeit im Ausland bereit und nutzt seine Kontakte zu Fußballverbänden auf der ganzen Welt. Gemeinsame Projekte gibt es zurzeit in Indonesien, Kolumbien, Westbalkan, Marokko und Jordanien. Von den "Sport für Entwicklung"-Maßnahmen des BMZ profitieren bisher insgesamt mehr als eine Millionen Kinder und Jugendliche in 37 Ländern und rund 50 Projekten weltweit. Unter dem Leitsatz "Sport für Entwicklung – zusammen einfach mehr bewirken" leistet Sport so einen wesentlichen Beitrag, um die globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen.

Henning und Kemme haben sich vorgenommen, ihr Engagement fortzusetzen und wahrscheinlich sogar auszubauen. "Wir wollen mit unseren Erkenntnissen noch mehr Fußballerinnen und Fußballer davon überzeugen, Projekte wie 'Common Goal' finanziell zu unterstützen", sagt Henning. Und Kemme ergänzt: "Gemeinsam können wir viel bewegen. Wenn man das Glänzen in den Augen der Jungs und Mädchen sieht, wenn sie Fußball spielen, ist das jede Anstrengung wert."

[sw]

Tabea Kemme (29) und Josephine Henning (31) haben einige Tage gebraucht, um ihre Eindrücke einer ganz besonderen Reise zu verarbeiten. Die beiden ehemaligen Spielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft waren für knapp zwei Wochen auf eigene Kosten in Ghana unterwegs, um sich dort davon zu überzeugen, dass das Geld der Initiative "Common Goal" sinnvoll genutzt wird.

Die Aktion wurde 2017 vom spanischen Profi Juan Mata ins Leben gerufen, um die soziale Dimension des Fußballs zu fördern: Fußballerinnen und Fußballer spenden mindestens ein Prozent ihres Gehalts, um damit gemeinnützige Organisationen in den Projektländern zu unterstützen.

Kemme: "Möchte gerne wissen, was mit Geld passiert, das wir spenden"

"Mich hat dieses Thema schon länger beschäftigt. Ich möchte gerne wissen, was mit dem Geld passiert, das wir spenden", sagt Kemme. "Deshalb habe ich mich recht kurzfristig dazu entschlossen, nach Ghana zu fliegen, um mich persönlich davon zu überzeugen." Josephine Henning hat sie auf ihrer Tour begleitet und ist auch im Rückblick noch beeindruckt: "Wir haben riesige Lebensfreunde, aber auch unglaubliches Leid gesehen. Wenn man nach solchen Impressionen wieder in Deutschland aus dem Flugzeug steigt, erscheinen einem die meisten eigenen Probleme plötzlich belanglos."

Kemme und Henning haben im Vorfeld ihrer Reise genau abgeklärt, ob die Corona-Bedingungen dies zulassen. Letztlich haben sie sich nach zahlreichen Gesprächen und Tests dafür entschieden, das Abenteuer zu starten. "Wir haben alle Corona-Regeln ganz genau befolgt", betont Kemme. "Die Inzidenzwerte dort sind viel niedriger als bei uns in Deutschland. Corona war in Ghana nicht das alles beherrschende Thema. Das hat mal richtig gutgetan und war ein angenehmer Kontrast zu den ständigen Negativmeldungen, die wir hier in Deutschland tagtäglich lesen müssen."

"Kampf gegen Armut und Malaria die ganz großen Themen"

Die Menschen in Ghana haben nach Hennings und Kemmes Erfahrungen ganz andere Sorgen. "Der Kampf gegen Armut und Malaria sind dort die ganz großen Themen. An einem der letzten Tage sind wir an einer riesigen Müllhalde vorbeigekommen. Wir haben erfahren, dass auch illegal Elektroschrott entsorgt wird. Vielleicht liegt dort irgendwo mein altes Handy vergraben", erzählt Henning. "Es hat dort unfassbar gestunken. Wir haben beide direkt Kopfschmerzen bekommen. Aber dann haben wir gesehen, dass auf dieser Müllhalde Menschen leben. Das war unglaublich."

Als die Einheimischen sie bemerkten, war die Neugierde groß, wie Kemme schildert: "Wir hatten den Eindruck, dass viele noch nie eine weiße Frau persönlich getroffen haben. Als wir dann erzählt haben, dass wir Fußballerinnen aus Deutschland sind, war das Eis sofort gebrochen. Überhaupt haben wir während unserer gesamten Reise immer wieder die große Kraft des Fußballs bemerkt. Fußball ist den Menschen dort heilig und man schlägt über Grenzen hinweg sofort eine Brücke und kommt ins Gespräch."

Fußball als Lebensanker

Die Kinder und Jugendlichen, die auf der Müllhalde leben, nahmen Henning und Kemme direkt mit zu ihrem Lieblingsort. Im Zentrum der riesigen Abfallanlage tauchte plötzlich und unerwartet ein Fußballplatz auf. "Es ist nicht in Worte fassen, wie wichtig den Ghanaern der Fußball ist", sagt Kemme. "An nahezu jeder Straßenecke haben wir Jungs und – das hat uns besonders gefreut – Mädchen kicken gesehen. Auf Schotter, ohne Schuhe – das war ihnen alles egal. Hauptsache Fußball."

Kemme und Henning haben auch zwei Projekte besucht, die durch die "Common Goal"-Initiative unterstützt werden. Das war zum einen die Aktion "Play Soccer Ghana". Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren sollen durch die Kraft des Fußballs Werte vermittelt werden, die ihnen im normalen Leben helfen. In eine ähnliche Richtung geht es in der "Right to Dream"-Academy. Das ist eine Fußballschule etwa vier Stunden von der Hauptstadt Accra entfernt, in der neben Trainingseinheiten auch Schulunterricht angeboten wird.

"Uns ist mal wieder sehr deutlich vor Augen geführt worden, dass eine gute schulische Bildung der Schlüssel für ein Leben mit Perspektive ist", sagt Henning. "Leider ist es in Ghana noch immer so, dass viel zu viele Menschen nicht die Möglichkeit auf Bildung haben. Das ist meiner Meinung nach einer der entscheidenden Punkte, an denen wir ansetzen müssen, wenn wir langfristig dort etwas bewegen und verbessern wollen. Die 'Common Goal'-Initiative leistet hier schon sehr viel. Aber es geht noch mehr."

Der DFB engagiert sich

Auch der DFB ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in der internationalen Zusammenarbeit aktiv. Mitunter als Unterstützer der Bundesregierung bei ihrem sportbezogenen Engagement in Schwellen- und Entwicklungsländern nimmt der DFB seine Verantwortung wahr und zeigt auch im internationalen Kontext gesellschaftspolitisches und soziales Engagement. Auf der ganzen Welt sind Expert*innen für den DFB im Einsatz, in unterschiedlichen Funktionen bauen sie mit Hilfe des Sports Brücken, tragen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele bei und überwinden sprachliche, politische und kulturelle Grenzen. Denn eines ist klar: Sport kann als Bildungs- und Erziehungsinstrument eingesetzt werden.

In Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) engagiert sich der DFB seit 2013 beispielsweise für "Sport für Entwicklung" und initiiert weltweit gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH als Durchführungsorganisation Projekte zur Förderung junger Menschen durch Fußball. Hier geht es nicht um Leistungssport, sondern darum, welchen Beitrag Fußball zur Entwicklung, Bildung, Gesundheit und sozialen Förderung von Kindern und Jugendlichen in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten kann.

Kemme: "Gemeinsam können wir viel bewegen"

Der DFB bringt seine Fußballexpertise ein, stellt Fachkräfte für die Arbeit im Ausland bereit und nutzt seine Kontakte zu Fußballverbänden auf der ganzen Welt. Gemeinsame Projekte gibt es zurzeit in Indonesien, Kolumbien, Westbalkan, Marokko und Jordanien. Von den "Sport für Entwicklung"-Maßnahmen des BMZ profitieren bisher insgesamt mehr als eine Millionen Kinder und Jugendliche in 37 Ländern und rund 50 Projekten weltweit. Unter dem Leitsatz "Sport für Entwicklung – zusammen einfach mehr bewirken" leistet Sport so einen wesentlichen Beitrag, um die globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen.

Henning und Kemme haben sich vorgenommen, ihr Engagement fortzusetzen und wahrscheinlich sogar auszubauen. "Wir wollen mit unseren Erkenntnissen noch mehr Fußballerinnen und Fußballer davon überzeugen, Projekte wie 'Common Goal' finanziell zu unterstützen", sagt Henning. Und Kemme ergänzt: "Gemeinsam können wir viel bewegen. Wenn man das Glänzen in den Augen der Jungs und Mädchen sieht, wenn sie Fußball spielen, ist das jede Anstrengung wert."

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